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Alt 05.11.2002, 19:43
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Standard Cape diem für alle

Hallo. Mein Name ist Vindra. Ich bin 23 Jahre alt und im Endstadium meiner Krebserkrankung. Ich schreibe diese Zeilen für diejenigen unter Euch die mutlos sind und sich fragen wie es weiter gehen soll und wie sie mit all dem was sie umgiebt und auf sie noch zukommen mag umgehen sollen.
Ich möchte euch sagen, das ihr da nicht alleine steht und es viel Kraft und Zeit kostet mit der Situation in der ihr euch befindet zurecht zu kommen oder gar sich damit zu arangieren.
Mich selbst hat es mit 13 Jahren getroffen (so würden es wohl die meisten nennen)Und das zu einer Zeit in der keiner an so etwas denkt. Ich bekam die ersten weiblichen Züge und hat nur meine Freizeit und die leidliche Schule im Kopf. Doch irgendwie sollte es anders kommen und heute weiß ich das es trotz allen Qualen eine Bereicherung für mein Leben werden sollte.
Seit dieser Zeit an habe ich mich mit den verschiedensten Arten der Krebserkrankung herum geschlagen. Vom anfänglichen Brustkrebs über Leukämie, Metastasen in der Leber, Nieren, Lunge und Knochen. Es verstrich immer wieder kurze Zeit in der ich "Symptomfrei" war aber diese weilte nie lange und ich gewöhnte mich an den Gedanken das wieder etwas gefunden werden würde und hörte auf Angst davor zu haben. Ich genoß die guten Tage und haßte die schlechten (mitlerweile genieße ich auch diese). Je älter ich wurde um so mehr verstand ich was um mich herum gaschah und begann nach zu fragen und meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich kämpfte. Und das nicht allein. Zwar konnten mir meine Familie nicht zur Seite stehen weil sie viel zu sehr selbst betroffen war aber ich hatte richtige Freunde die mir zuhörten wenn ich jemanden zum reden brauchte. Denn mehr können sie auch nicht tun. Kämpfen müssen wir alleine.
Ich weiß nicht mehr wieviele Chemotherapien und Bestahlungen ich habe über mich ergehen lassen und wieviele alternativ Heilmethoden ich ausprobiert habe. Es hat alles nicht viel genutzt und wenn dann war es nicht von Dauer. Ich begann zu resignieren. Ich gabe auf. zum Glück hatte ich jemanden an meiner Seite der mich weiter trieb und mich immer wieder aufbaute.
An dieser Stelle vielen Dank an Dich Rainer.
Ich begann über das Leben nachzudenken und jeden Tag zu genießen.
Ich zog mich aus dem Sumpf der Verzweiflung raus und wurde wieder aktiv auch wenn es mir schwer viel. Mit jeder Woche ging es mir besser und war nach einem Jahr beschwerdefrei.
Als vor einem Jahr der Krebs von neuem die Oberhand bekam war es für mich kein Schlag, denn ich hatte die Zeit viel zu sehr genossen und wußte um das Geschenk das ich bekommen hatte.

Desshalb war ich auch in der Lage jede weitere Behandlung (die nur wenige Wochen retten würde) abzulehnen und das zu genießen was mir noch bleibt. Ich habe gelernt, das mir die Qualität meines Lebens wichtiger ist als seine Quantität. Trotz aller Vorhersagungen und düsteren Androhungen lebe ich schon um einiges länger als erwartet.
Ich kann nach wie vor die Tage genießen auch wenn jede Verschlechterung nicht mehr zu verleugnen ist. Ich habe das wichtigste erledigt und trotzdem habe ich noch Pläne auf die ich mich freuen kann auch wenn ich weiß das nicht alle in Erfüllung gehen werden.

Ich weiß auch das nicht jeder, der diese Zeilen ließt so denken kann wie ich. Das habe ich am eigenen Leibe gespührt als ich meinen Mann verließ, weil er meine Entscheidung nicht ertragen konnte. Aber trotzdem halte ich es für wichtig das jeder lernt immer etwas positives an seiner Lage zu erkennen.
Ohne die Erkrankung hätte ich niemals gelernt so intensiv zu leben. Ich habe vielen Freunden mit meinem Rat zur Seite stehen können einfach nur weil ich über manche Dinge mehr nachgedacht habe als andere.
Auch wenn ich heute nur noch an wenigen Tagen aufstehen kann, nutze ich diese immer noch um für meine Freunde da zu sein.

Ich wünsche Euch das ihr das auch könnt.
 

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