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  #1  
Alt 18.03.2005, 11:34
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Standard Meine Mutter hat krebs

Hallo Thomas,

es ist ja nicht unbedingt gesagt dass Deine Mutter die Chemo nicht verträgt! Mein Vater bekam die Chemo über 1/2 Jahr wegen der Lebermetastasen (bzw. die waren ja soweit sichtbar entfernt worden aber um sicher zu gehen dass nichts mehr im Körper ist). Und die hat er recht gut vertragen, fing einige Zeit nach der Reha schon wieder an zu arbeiten und musste nur 1 mal pro Woche zum niedergelassenen Onkologen und bekam das dann in so einer Art Pumpe die er dann um den Hals trug, fiel aber garnicht auf, konnte er unter dem Hemd tragen. Ich weiss es kann ganz anders und sehr schlimm sein aber erstmal abwarten, guten Onkologen suchen und was die Leber angeht evtl. nochmal die MH hannover kontaktieren, wie gesagt bei meinem Vater hiess es damals im UKE auch einmal (nach ca. 8 Monaten) da sei wieder was auf der Leber und es sei nicht operabel weil direkt an der Pfortader gelegen, damit fand er sich nicht ab und ging zur MHH und dort operierten sie doch und dann stellte sich zum Glück heraus dass es keine Metastase war. Dass konnten beide Kliniken vorher nicht sehen da braucht man wohl diese histologische Untersuchung.

Also, da kannst Du Dich jetzt während deine Mutter sich erholt noch mal schlau machen und andere Meinungen einholen!
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  #2  
Alt 18.03.2005, 12:08
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Standard Meine Mutter hat krebs

Hallo Kerstin,

die Leber ist zum jetzigen Zeitpunkt inoperabel, das wussten wir auch vorher. Durch Chemo soll jetzt versucht werden sie in einen operablen Zustand zu bringen. Mit MHH habe ich auch mal kurz vorgefühlt bei meinen Vater, aber da stoße ich gleich auf Ablehnung. Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt alle ganz zufrieden im UKE einschließlich meiner Mutter. Das mit der Chemo- war ja vorher auch so mit meiner Mutter abgesprochen, der Intensivbesuch gestern hatte mich aufgewühlt, da ich meinen Mutter das erstemal in einen solchen Zustand gesehen habe und ich Angst habe das es meiner Mutter ähnlich schlecht geht bei der Chemo. Ich bin so stolz auf sie, weil sie so tapfer ist und keine Angst zeigt und uns damit das Gefühl gibt alles richtig zu machen.
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  #3  
Alt 18.03.2005, 13:28
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Standard Meine Mutter hat krebs

Hallo Thomas,
so erging es mir auch, aber man lernt damit zu leben. Mit der Chemo und allem was dazu gehört. Die Nebenwirkungen werden sich grausig anhören, aber dagegen gibt es wirksame Medikamente. Mein Vater lebt nun schon seit 1 1/2 Jahren mit der Chemo. Er hat so ziemlich jede Chemeo durch. Es gab Rückschläge, in denen ich Angst hatte, jetzt verlierst du ihn. Es kam aber auch immer wieder Hoffnung. Zur Zeit schrumpfen die Metastasen an der Leber.
Deine Mutter hatte eine schwere OP und dementsprechend ist jetzt auch ihr Zustand, aber es wird sich alles wieder normalisieren. Mit der MHH hatte ich den gleichen Erfolg wie du, meine Eltern wollten davon nichts hören. Sie vertrauen auf das AK Altona und auch auf die Ambulanz. Ich habe gelernt es zu respektieren. Mit neuen Behandlungsmethoden brauch ich auch gar nicht anfangen. Ich glaube, dass wichtigste überhaupt ist das Vertrauen zu den behandelnden Ärzten. Wenn deine Mutter vertrauen zum UKE hat, dann ist es gut und wichtig. Auch wenn du manchmal anderer Meinung sein solltest, so musst du deine Mutter trotzdem Stärken und auf keinen Fall das Vertrauen nehmen.
Ich wünsche dir viel Kraft
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  #4  
Alt 19.03.2005, 17:36
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Standard Meine Mutter hat krebs

Meine Mutter ist immer noch auf der Intensivstation, sie sieht heute aber ganz gut aus. Durch die Schmerzmittel ist sie ein wenig durcheinander. Man merkt auch das ihr zu viel Besuch nicht gut tut. Gestern schickte sie mich nach 5 Minuten Besuch wieder nach Hause, weil es sie so sehr anstrengt, sie sagt ich brauche nicht jeden Tag kommen, das hat mir natürlich weh getan da ich mich über jeden Besuch freue. Auch so unkontrollierte Aussagen wie zu meinem Vater:"Du hast mir keine Kraft gegeben" , bezogen auf das viele weinen meines Vaters,machen den einzelnen natürlich sehr traurig. Aber ich habe mein Vater auch gesagt er soll nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, da sie unter Schmerzmittel steht
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  #5  
Alt 20.03.2005, 15:39
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Standard Meine Mutter hat krebs

Hallo Thomas,
ich weiß nicht, warum deine Mutter so reagiert. Es erinnert mich stark an meinen Vater. Ich habe ähnliches zu hören bekommen. Es kamen immer wieder sehr verletztende Sprüche von meinem Vater. Meistens schoß er aber in Richtung meiner Mutter. Es tut sehr weh. Einmal kam meine Mutter mir im Krankenhausflur entgegen und sagte, er wäre eben eingeschlafen. Keine 2 Minuten später ging ich in das Zimmer und mein Vater las ein Roman. Soll einer da mal den Kranken verstehen.
Als ich ihn einmal zu Hause besuchte, kam der Spruch: "was willst du denn hier, ich bin doch nicht im Krankenhaus !"
Nein, man darf wirklich nicht jedes Wort auf die Geolgwaage legen.
Weiterhin alles Gute !
Gruß Nessie
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  #6  
Alt 20.03.2005, 17:10
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Standard Meine Mutter hat krebs

Meine Mutter liegt immer noch auf der Intensivstation und wir machen uns langsam etwas Sorgen. Gestern ging es ihr ganz gut und man sprach von einer Rückverlegung auf die normale Station am Montag. Heute beim Besuch hatten wir das Gefühl das es ihr schlechter geht. Sie war kurzatmig und auch der Blutdruck war niedriger als gestern. Als wir mit dem Arzt sprachen erklärte er uns irgendwas von einer Störung in der Wasserzirkulation und das meine Mutter Wassereinlagerungen in den Beinen hat. Dieses müssten sie jetzt durch Medikamente ausgleichen. Sie würde wohl noch einige Tage dort liegen bleiben müssen. Es würde nicht beunruhigend sein aber trotzdem liegt das nicht im normalen Krankheitsverlauf. Es sprach man von 2 Tagen Intensiv und jetzt sind es schon 3 und noch kein Ende in Sicht. Mache mir Sorgen und habe den Fehler gemacht das meinen Vater zu zeigen, der natürlich durch mein Verhalten ausgelöst, auch sehr in Sorge ist. Ich muss mich einfach mehr zusammenreißen, damit ich mein Vater nicht noch mehr runterziehe.
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  #7  
Alt 20.03.2005, 17:10
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Standard Meine Mutter hat krebs

Hallo Thomas Hallo Nessie!
Ihr müsst es auch aus der Sicht des Kranken sehen die OP schafft einen zusätzlich die Medikamente machen müde und schwach, da schläft man schon lieber, dann hör oft die sicherlich gut gemeinten Sprüche wie:"Du schaffst das schon, Du bist Stark" ich konnte das nicht mehr hören, bekam sogar eines Nachts einen Erstickungsanfall, weil ich garnicht so stark war und auch nicht mehr sein wollte.Eigentlich wollte ich nur noch meine Ruhe... ich hab auch öfter mal meinen Mann oder meine Tochter heimgeschickt,hab auch lieber gelesen oder banale TV-Sendungen angeschaut, als immer nur über diese blöde Krankheit mit allen möglichen Folgen zu reden... weil 3 Wochen vorher als ich noch "gesund" war haben wir ja auch nicht so "zusammengegluckt", jetzt nach 4 1/2 Jahren haben wir aber wieder ein völlig unverkrampftes Miteinander.....der Kranke muß doch erst selber mit der Krankheit klarkommen und je normaler man damit umgeht um so leichter schafft er das.Ich bin z.B. extra 400km weit weg in Reha gegangen, da hatte ich 5 Wochen meine Ruhe und konnte zu mir selber kommen. Ich hab zwar täglich telefoniert, aber mir hat der Abstand gut getan und auch mein Mann und meine Tochter fanden zur Normalität zurück...
Also seid Euren Elternteilen nicht böse wenn Sie anders als erwartet, manchmal auch abweisend reagieren, sie mögen Euch trotzdem...
LG Waltraud
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  #8  
Alt 21.03.2005, 11:11
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Standard Meine Mutter hat krebs

Stimmt, das gut gemeinte "Du schaffst das schon..." nervt.
Dadurch wird es nämlich nicht viel einfacher, und wenn man
"es nicht schafft", was bei einer derart gefährlichen
Krankheit wie Krebs nicht unwahrscheinlich ist, dann
wäre man dann noch teilweise selbst schuld, denn das "Du schaffst das schon" hört sich an, als ob man Krebs besiegen könnte,
wenn man nur "stark genug" ist oder den festen Willen dazu
besitzt, aber so einfach ist die Sache dann in Wirklichkeit doch nicht. Womit nicht gesagt sein soll, daß der Wille nicht eine wichtige Rolle spielt.
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  #9  
Alt 22.03.2005, 11:20
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Hallo Waltraut und SN-2,
ihr habt bestimmt recht, aber es ist nicht einfach. " Du schaffst es schon ", ist ein Ausdruck unserer eigenen Hilflosigkeit. Wie gerne möchte ich helfen und von dem etwas zurückgeben, was mein Vater mir all die Jahre gegeben hat. Ich kann aber nicht helfen und mir fällt leider auch kein viel schlauerer Satz ein. Ein unverkrampftes Verhältnis ist auch mein Ziel, aber man wird immer wieder zurückgeworfen. In den letzten Tagen geht es meinem Vater wieder schlechter und man fragt sich oft, wozu diese quälerei ? Immer wieder Durchfall, Schmerzen im Bauchraum und nun Nasenbluten ! Und wir stehen machtlos daneben. Wir wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, den Krebs zu besiegen, aber auch wir wollen die Wahrheit nicht sehen. Dann kommt mal wieder die nächste Untersuchung und das bange warten fängt an : ' ist die Krankheit weiter fortgeschritten ', sind die Metastasen kleiner geworden ' ' wie lange hält er diese Quälerei noch aus ' und und und. Ja, ich mache mir riesige Sorgen und wünsche mir nichts mehr, als dass er noch lange bei uns bleiben kann. Sollte ich vielleicht lieber sagen: ' ich habe Angst um dich ' und ihm meine Sorgen zeigen ? Ich habe große Angst und bin sooooo hilflos !!! Und doch merke auch ich, dass mein Vater immer wieder einfach nur seine Ruhe haben will ! Ich möchte hingegen seine Nähe, weil ich Angst habe, ich könnte ihn verlieren !!! Am Donnerstag hat meine Mutter Geburtstag. Ich dachte mir, dass ich bei dieser Gelegenheit mein Vater mal wieder sehen könnte, ohne zu stören, aber falsch gedacht. Wir treffen uns woanders, weil mein Vater seine Ruhe haben möchte . Wie schon gesagt, es geht ihm zur Zeit nicht gut. Und die Angst wird wieder größer. Ich möchte nicht ausgeschlossen werden und doch respektiere ich den Wunsch meines Vaters. Ich besuche ihn, so oft ich kann. Damit ich aber nicht nerve, rufe ich vorher an, ob es auch recht ist. Meist liegt er dann im Bett und kommt gelegentlich ins Wohnzimmer. Mein Gott, könnte ich doch nur helfen !!! Ich liebe ihn doch so doll !!!
Vielleicht versteht ihr uns Angehörige auch ein wenig. wir weinen im stillen Kämmerlein und lächeln wenn wir zu besuch kommen. Wir zeigen nicht, wie sehr wir uns erschrecken, wenn ich z.B. meinen Vater sehe, wenn es ihm nicht gut geht. Wir müssen ja stark sein und aufbauen. Auch wenn es vielleicht nur mit diesem blöden Satz : 'Du schaffst es schon ist !'
Lieben Gruß
Nessie
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  #10  
Alt 22.03.2005, 13:04
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Hallo Nessie,

deine Wort machen mich sehr traurig. Ich fühle mich genauso wie du und habe Angst vor der weiteren Zeit. Es ist so schwer als Außenstehender, einerseits möchte man stark sein und durch sein Verhalten alles tun, um den Kranken zu helfen. Ich verspüre jetzt schon den Drang meine Mutter jeden Tag zu sehen, obwohl ich auch merke das meine Besuche sie sehr anstrengen und sie es nicht so oft möchte. Bei jeder positiven Nachricht fährt die Psyche Achterbahn nach oben und dann kommt wieder der Hintergedanke, aber sie wird vielleicht sterben. Es gibt keine Minute an die man nicht über alles nachdenkt, merke jetzt schon das ich kaum in der Lage bin meinen Beruf auszuüben. Ich zucke bei jedem Telefonat von außerhalb zusammen und denke, meine Mutter ... Meine Frau hilft mir sehr, aber Beziehung leidet natürlich auch darunter, den für Zärtlichkeiten oder mehr ihrerseits, bin ich im Moment nicht in der Lage. Ich habe das Gefühl ich werde nie mehr so sein wie früher. Aber meine Mutter hat es viel schwerer, sie muss zusätzlich zu den Gedanken die auch wir uns machen, die Krankheit und ihrer Folgen erleiden. Ich wünsche dir alles Gute für deinen Vater.
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  #11  
Alt 22.03.2005, 14:05
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Hallo Thomas,

natürlich ist das eine sehr schwere Zeit und es ist anders und schwerer als man es sich je hätte ausmalen können, so war es für mich.

Jeder empfindet die Dinge anders aber ich will dir trotzdem sagen was ich im Nachhinein am meisten bereut habe: vor allem meinen Impulsen nicht oft genug gefolgt zu sein, z.B. meinem Vater ein Stofftier mitzubringen das er anfassen kann (er lag ja mehr als 9 Wochen auf der Intensiv) aber ich traute mich nicht weil ich dachte es ist albern oder lächerlich einem erwachsenen (Geschäfts)Mann ein "Schmuse + Tröstetier" mitzubringen, jetzt wünschte ich ich hätte es getan weil die Massstäbe sich doch ändern und alles was vorher zählte dann sooooo egal ist... er war ja reduziert auf nur noch so wenig Mensch und Raum und lag da Stunde um Stunde und Tag für Tag (oft auch nicht bei Bewusstsein bzw. wie ich jetzt denke nachdem ich viel gelesen habe, mit veränderter Wahrnehmung). Oder ich wollte ihm (letztes Jahr im Frühling) eine duftende Blüte mitbringen oder was anderes zum fühlen und anfassen (später las ich im Internet über basale Stimulation, d.h. das was ich da intuitiv für ihn tun wollte wäre nach deiser Methose genau richtig gewesen) aber ich traute mich nicht und dachte immer "was ist wenn es ihm den Verlust dessen was er da nicht mehr hat noch schmerzhafter bewusst macht anstatt ihn zu erfreuen und zu stimulieren und ihm damit "voran" zu helfen...). Jetzt denke ich es wäre gut gewesen das zu tun, und auch OK. Ich habe meinen Vater sehr lieb aber wir waren uns nicht sehr nah...lange verwickelte Familien-Geschichte.... ganze Familie eher steif und distanziert, aber ich weiss ich war immer "sein Liebling".... ich dachte auch mal daran den KH-Seelsorger anzusprechen, in der Schleuse vor der Intensiv hing die Nummer... wir sind keine gläubige Familie aber ich brauchte Trost und Beistand und dachte vielleicht würde mein Vater das jetzt auch wünschen? Ich tat es nicht. Und manchmal dachte ich an seinem Bett während ich meine "Ermunterungsparolen" aussprach dass ich ihn fragen sollte "oder willst Du garnicht mehr".... ich traute mich nicht, obwohl es bei ihm etliche Anzeichen gab das er nicht mehr wollte oder konnte, er verweigerte sich z.B. bei der Pflege oder schloss vor allem wenn Ärzte da waren die Augen. Sicher wollte er leben aber vielleicht nicht mehr so.... aber ich traute mich nicht. Immerhin habe ich ihm im KH zum ersten mal in meinem Leben gesagt "ich habe Dich lieb". Es war schwierig für mich ins KH zu fahren wegen kleiner Kinder so war ich nur alle paar Tage dort. Anfangs hielt ich es nur kurz aus aber dann war ich gern auch mehrere Stunden dort. An seinem letzten WE hatte ich mich (endlich !!) getraut ein Buch mitzubringen und ihm vorzulesen. Werde nie vergessen wie er mich dabei angesehen hat, ich weiss bloss nicht ob er noch alles verstanden hat, aber ich hielt dabei seine Hand und las ihm vor...

Auch wünschte ich, ich hätte über Tod und Sterben und Sterbebegleitung vorher so viel gelesen wie hinterher. Ganz grandios ist "mein Leben als Sohn" von Philip Roth. Es gibt tolle Buchtipps hier im KK, oder bei Amazon.

Man kann sich mit Lesen natürlich nicht auf den persönlichen Schrecken vorbereiten der einem da passiert aber ich denke es hilft ("Bücher sind Erfahrungen die man kaufen kann" habe ich mal wo gelesen).

Da nun mal alles so war wie es war habe ich mich intensiv mit allem auseinander gesetzt - leider erst nach seinem Tod. Aber auch das war nun mal so. Man kann sich nicht wirklich vorbereiten, aber die "aha ja genauso ist es" bzw. "ach so, so ist das vielleicht für ihn gewesen" Erfahrungen mit den Büchern waren sehr wichtig für mich.
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  #12  
Alt 22.03.2005, 14:20
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Hallo Nessie,

hast Du schon mal überlegt Deinem Vater einen Brief zu schreiben in dem Du ihm ganz ehrlich sagst wie deine Sorgen um ihn aussehen und Deine Gefühle? Das kann er dann in Ruhe lesen und kann darauf reagieren, muss aber nicht. Vielleicht tut es Dir sonst später leid es nicht getan zu haben. Ist doch alles egal in so einer Situation, nur die Gefühle zählen... wenn er sich zurückzieht um mit seiner Krankheit so zurecht zu kommen muss man es respektieren. Aber vielleicht hat er auch Ängste, z.B. angenommen er wollte über den Tod sprechen aber er will Dich/Euch nicht belasten also macht er es lieber mit sich selbst ab? Vielleicht kannst Du ihm in einem Brief anbieten (aber nur falls Du es wirklich kannst + möchtest) dass Du über alles mit ihm reden würdest, wenn er möchte? Wenn Du es lieber nicht willst (was denke ich auch OK wäre denn da gibt natürliche Grenzen zwischen Eltern und Kindern, bzw. es hängt von der ganzen Erziehung und dem Verhältnis ab denke ich)kannst Du ihm evtl. anbieten ihm zu helfen eine Gesprächsgelegenheit dazu zu finden?

Was ich heute sehr bereue ist dass ich vieles nicht ausgesprochen habe aus lauter Angst und Vorsicht, und ich denke ich war definitiv ZU vorsichtig. Hätte mehr anbieten können - ob er es dann angenommen hätte wäre ja noch mal eine andere Sache gewesen. Aber ich denke oft unterbleiben zu viele Dinge weil jeder denkt der andere will vielleicht nicht und dann macht keiner was aus lauter Scheu... und wenn man weiss dass die Zeit begrenzt ist, dann sollte man versuchen die Dinge zu verändern (wie Du ja auch schon getan hast - ich viel zu wenig....). Ein Brief ist finde ich immer ein guter Weg für den Sender und den Empfänger, bei so einem schwierigen Thema.

Und irgendwann ist es zu spät. Ich habe meinem Vater den Brief in dem ich ihm sagte dass alles OK war so wie es war (viele Schwierigkeiten in der Familie), dass ER als Vater OK war für mich, leider erst mit in den Sarg gegeben. Er hatte so viele jahre ein schlechtes Gewissen uns gegenüber (z.T. wusste ich es, z.T. habe ich es erst hinterher erfahren) aber ich wollte ihm sagen dass alles OK war so und dass ich ihm wikrlich nichts übel nehme und zu Lebzeiten habe ich es nicht geschafft. Wäre schöner gewesen, und so wichtig.
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  #13  
Alt 22.03.2005, 15:01
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Hallo ihr Lieben,
nun muss ich das erste Mal seit langem wieder weinen. Meist funktioniere ich ganz gut.
Ich war letztes Jahr mit meinen Kindern zur Kur und habe meinen Eltern tatsächlich einen Brief geschrieben. Ich habe meinem Vater und auch meiner Mutter gesagt wie stolz ich bin, dass ich ihre Tochter bin und wie sehr ich sie liebe und auch dass ich jeden Weg mitgehe, egal wohin er mich führen wird. Ich hatte Angst davor, dass diese Worte nie ausgesprochen werden.
Als ich zurück war, habe ich meinem Vater gesagt, dass ich ihn lieb habe und .... es war das erste Mal, solange ich denken kann, dass er zu mir sagte : " Ich L I E B E dich auch !" Gott, kein Mensch kann nachempfinden, wie es mir danach ging. Meine Eltern haben es nieee geschafft mich mal in den Arm zu nehmen, oder mir zu zeigen wie lieb sie mich haben. Jetzt habe ich es doch noch einmal von ihm gehört und es tut soooo gut.
Ich habe meine Mutter auf den Brief angesprochen, es wurde aber nicht weiter drüber geredet. Sie sagte nur, dass sie weinen musste. Aber auch das sagt doch schon viel. Es wurde kein weiteres Wort mehr verloren.

Über die Angst, dass er wird sterben müssen, kann ich nicht reden. Die Sprüche, wie du schaffst es schon, kommen bei mir schon lange nicht mehr. Zu grausam ist diese Krankheit. Ich sage aber gelegentlich, " wie gerne möchte ich dir helfen "
Lieber Thomas
ich kann dich soooo gut verstehen. Mein Mann hilft wo er kann und findet es auch in Ordnung, wenn ich zu meinen Eltern fahre. Es bleibt in dieser Zeit vieles auf der Strecke. Privatleben fand während der Zeit, wo mein Vater im Krankenhaus war nie statt. Mein Mann kam von der Arbeit nach Hause und ich fuhr ins Krankenhaus. Mit meinen Gefühlen fühlte ich mich trotz der Unterstützung ziemlich allein gelassen. Da ist ja immer noch die eigene Familie, die einen braucht und zwei kleine Kinder brauchen eine funktionierende Mama. Auf der anderen Seite ist auch dies gut so, denn mit dieser Familie habe ich auch halt.
Ich habe meist auf dem Weg nach Hause geweint. Ich musste auch feststellen, dass meine angeblich so gute Freundin von meinen Qualen nichts hören will. Eigentlich will keiner etwas davon hören. So stöbere ich im Internet.
Ich war auch der Meinung, ich kann Mittlerweile ganz gut mit der Erkrankung umgehen. Das stimmt aber nur zum Teil. Solange es meinem Vater relativ gut geht, geht es mir auch gut und die Sorgen treten in den Hintergrund. Aber diese Erkrankung ist so tükisch, dass es auch immer wieder ein Tief gibt und dann sitze ich wieder und weine und habe Angst. Ich kann leider nichts anderes sagen, als dass seit Diagnosestellung, ich eine Berg- und Talfahrt erlebe.
Und in jedem Tal hoffe ich, dass es wieder ein Hoch geben wird. Jedoch wird die Angst ihn zu verlieren mit jedem Tal größer.
Alles Liebe
Nessie
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  #14  
Alt 22.03.2005, 18:53
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Hallo Nessie,

ich habe auch nur immer wieder erfahren dass keiner (kaum einer) was hören will.... das was ich im KH sah musste ich immer loswerden und "Freundinnen" waren da Fehlanzeige. Zum Glück konnte ich es immer meinem Mann erzählen und natürlich meinem Thera, auch in der Zeit um + nach der Beerdigung waren so viele "gruselige" Details und Dinge mit denen ich mich beschäftigte, dass ich "gesellschaftlich" eigentlich untragbar wurde.... :-(...., am liebsten hätte ich sogar am nachmittäglichen Kaffeetisch über all das gesprochen (als ich soweit war sprechen zu können ohne in Tränen auszubrechen) aber dann kuckt alles nur betreten weg... ich hatte monatelang fast keine anderen Themen mehr als den Krebs und Koma und später den Tod und Steinmetz und Grab und all das.... vieles bin ich auch nur im Internet losgeworden, bzw. immer wieder, solange es einen halt nicht loslässt, ich konnte ja auch an nix anderes mehr denken.... ganz unerwartet kam dann Rückhalt von (fast) Fremden, z.B. zwei langjährigen Mitarbeiterinnen meines Vaters (die ca. in meinem Alter sind) bei denen ich immer auf offene Ohren stiess, die von sich aus auf mich zukamen, allerdings hatten auch beide kürzlich sehr nahe Verwandte verloren, also waren sie offen für die Themen, obwohl man auch hätte denken können dass sie garnicht die Kraft haben das "schon wieder" zu hören, aber sie haben nicht gekniffen, waren für mich da, das werde ich ihnen nie vergessen, während mich und vor allem meinen Vater enge Blutsverwandte im Stich liessen... auch mit der zweiten Frau meines Vaters die ich vorher kaum kannte und ihrer erwachsenen Tochter bin ich seither verbunden, mit ihnen konnte ich trauern wie man es sich nur wünschen kann: sich gemeinsam erinnern und weinen und lachen und wissen da sind noch andere Menschen die dieses Themas NICHT überdrüssig sind....

Man muss in diesen Zeiten den Blick offen haben für Unterstützung wo man sie finden kann - oft ist sie nicht da, wo man es sich erhofft oder erwartet hätte.... einige Freundschaften sehe ich jetzt unter anderen Gesichtspunkten. Aber wer weiss, wie ich mich verhalten hätte. Ich verurteile niemanden. Aber es sind Kluften entstanden, und andere neue Verbindungen.

Ich hoffe ich bin hier niemandem zu nahe getreten, weil Eure Lieben ja noch da sind und hoffentlich noch lange bleiben werden.
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  #15  
Alt 23.03.2005, 10:34
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Hallo Kerstin,
nein du bist mir nicht zu nahe getreten. Es ist eben so, dass seit dieser Diagnose für mich alles eine andere Wertigkeit hat. Ich kann viel eher mit Kollegen darüber sprechen, als mit Freunden bzw. sog. Freunden.
Ich wünsche mir auch, dass ich meinen Vater noch möglichst lange behalten kann. Ich habe gestern mit meinen Vater telefoniert und er sagte mir, dass wenn das nächste Untersuchungsergebnis keine deutliche Verbesserung seines Krankheitsbildes zeigt, er die Chemo abbrechen würde.
Jetzt fängt das Bangen und Hoffen schon vor der Untersuchung an. Ich habe ihm gesagt, dass dies seinen baldigen Tod zur Folge hätte und ich ihn doch noch lange bei mir haben möchte. Ich habe aber auch gesagt, dass keiner von uns ermessen kann, was er in den letzten 1 1/2 Jahren durchgemacht hat und dass ich ihn auch irgendwo verstehen könnte.
Er sagte nur, dann ist es eben so. Ich habe Angst, dass er jetzt aufgibt. Diese Angst hatte ich schon öffter.

Alos, drückt mir bitte die Daumen, dass er aus seinem jetzigen Tief bald rauskommt.

Lieber Thomas,
du solltest solche Sachen jetzt am Besten noch gar nicht lesen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dich diese Worte sehr erschrecken und du mit Grauen an die folgenden Wochen und Monate denkst. Ich möchte dich ein wenig beruhigen. Es gab und gibt vielleicht auch bald wieder schöne Tage mit meinem Vater, an denen es ihm sehr gut ging.
Ich glaube nur, dass die Ärzte euch nicht die Wahrheit gesagt haben. Ich glaube nicht, dass die Möglichkeit einer Leber OP besteht und dass man sich mit der Chemo und seinen Folgen einfach arrangieren muß. Man kann während man Chemo erhält noch ein schönes leben haben. Vielleicht nicht jeden Tag, aber jeder schöne Tag ist ein gewonnener Tag. Wir waren sogar noch gemeinsam im Urlaub.

Ich habe soviel im Internet über diese Krankheit gelesen, dass es wohl für mich nicht wirklich gut war. Ich weiß um die Statistiken und die sind immer in meinem Kopf. Ich habe Angst, dass seine Zeit bei uns langsam abläuft. Du hast aber noch Zeit, genieße sie und vielleicht fahrt ihr auch noch mal gemeinsam in den Urlaub. Alle zusammen.

Lieben Gruß
Nessie
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