brauche Infos

[Mirijam]

Hallo liebe Forenmitglieder,

ich möchte mich kurz vorstellen: Mein Name ist Mirijam und ich schreibe hier für meinen Vater, der von Nierenkrebs betroffen ist.

Hier die Vorgeschichte: 1995 (also vor 14 Jahren) wurde durch Zufall bei meinem Vater im Ultraschall ein Tumor an der Niere festgestellt. (ca. 9cm) Daraufhin wurde die Niere entfernt, weiter wurde nicht behandelt. Mein Vater hatte 14 Jahre lang Ruhe, als einziges Medikament hat er 3 mal wöchentlich Mistel gespritzt. Vor 2 Jahren wurde damit aufgehört, weil man annahm, er ist gesund.
Im Dezember letzten Jahres merkte mein Vater, dass er zunehmend Schluckprobleme bekam, außerdem wurde seine Stimme immer komischer, bis er zum Schluss nur noch krächzen konnte.
Es wurde eine vergrößerte Schilddrüse festgestellt, die sich bei der OP als definitiv entwas anderes entpuppte. Es war die Metastase eines primären hellzelligen Nierenzellkarzinoms (ca.7cm)
Daraufhin sind zig Untersuchungen angelaufen, da es wohl sehr ungewöhnlich ist, dass Nierenkrebs in die Schilddrüse metastasiert. es wurden keine weiteren Metastasen gefunden, Lunge, Knochen... alles ist ok. Aber: Bei der OP wurde nicht die ganze Metastae entfernt und es sind wohl nun Metastasenteile im gesamten Halsbereich versprengt und Lymphknoten am Hals sind stark vergrößert, also vermutlich auch schon befallen.

Daraufhin wurde mein Vater 5 Wochen lang bestrahlt am Hals. Nun soll mit Chemo weitergemacht werden.
Nun meine Frage: Hat Chemo bei Nierenkrebs überhaupt Sinn? Ich habe mal gelesen, dass darauf nur wenig Betroffene ansprechen.
Was ist mit dem Antikörper Avastin? Hat damit jemand Erfahrungen? Oder doch lieber Sutent oder Nexavar?

Ich weiß, ihr seid keine Ärzte, aber viele hier haben langjährige Erfahrungen mit dieser Krebsart. Wie würdet ihr an der Stelle meines VAters vorgehen?

Wie gesagt, wir sind z.Zt einfach auf Infosuche, es geht uns also um möglichst vieleErfahrungen.

Es würde uns freuen, wenn der eine oder die andere antworten könnten.

Liebe Grüße! Mirijam

[Big Sister]

Hallochen Mirijam,
sei erst einmal ganz lieb hier in der "Nierengilde" begrüßt.
Unsere Profis sitzen gerade beim Nierenkrebstreffen in Frankfurt, aber ich bin mir sicher, auch sie werden sich hier noch melden.
Beim Nierenkrebs gibt es die Immun-Chemotherapie mit dem Zellgift 5FU in Kombination mit Interferon und Interleukin.
Diese ist aber durch die neuen Therapien in den Hintergrund geraten.
Derzeit wird meist auf die Erstbehandlung mit Sutent und Co als "Targeted Therapy" zurückgegriffen. Beides sind Angiogenesehemmer dh. sie unterbinden die Gefäßneubildung des Tumors und unterbrechen so die Blutversorgung.
Auch eine Behandlung mit Avastin (auch ein Angiogenesehemmer) in Kombination mit Interferon Alpha ist möglich.
Die Meinungen bzgl. der Erstlinientherapie gehen auch hier im Forum weit auseinander. Lies hierzu mal den Thread gleich unter Deinem . (Grundsätzliche Fragen zur Chemo)
Vielleicht hilft es bei der Entscheidung.

Liebe Mirijam, sei lieb gegrüßt von Rika

[Mirijam]

Hallo Rika,

vielen Dank für die nette Begrüßung in diesem Forum. Ja, es ist nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Ich habe halt persönlich sehr gute Erfahrungen mit einer Antikörpertheraphie bei Lymphdrüsenkrebs gemacht und habe deshalb auch hier zunächst danach gesucht. Avastin ist ja auch bei der Behandlung von Nierenkrebs zugelassen. Weißt du oder jemand anderes, ob man es nur in Kombination mit Interferon Alpha bekommt oder kann man es auch so als Monotheraphie bekommen?
Ich finde grundsätzlich eine Theraphie beser, bei der dem Körper geholfen wird, selbst aktiv zu werden und den Krebs zu bekämpfen.

Liebe Grüße erstmal! Mirijam

[Big Sister]

Hallochen Mirijam,
soweit mir bekannt, hat Avastin die Zulassung für die Erstlinien-Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms nur in Kombination mit Interferon-alpha erhalten.
Google einfach mal nach der Avoren Studie.
Spritzt Dein Vati sich wieder die Mistel ?

Ich wünsche Dir ein ruhiges Wochenende.
Sei lieb gegrüßt von Rika

[esneault]

Hallo Mirijam,
Du schreibst: "Ich frage mich, ob es nicht wirklich sinnvoll ist, erstmal Avastin mit Interferon zu probieren. Wenn das nicht funktioniert, kann man ja immer noch auf Sutent umsteigen."
Deine Einschätzung ist richtig. Begründung: Avastin/IFN ist für die First-Line-Therapie zugelassen, Sutent auch in der Secondline. Durch die First-Line-Therapie mit Avastin/IFN bleiben in der Sequenztherapie alle Behandlungsoptionen in den weiteren Therapielinien offen.
Ein Verzicht in der First-Line würde aufgrund der aktuellen Zulassungssituation den Komplettverzicht auf eine wertvolle Behandlungsoption bedeuten.
Mit den besten Grüßen
Esneault