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  #46  
Alt 12.04.2003, 08:21
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Liebe Conny,

Gefühle lassen einem immer wieder abschweifen, gut so, denn dann kommen sie raus. Und ich finde das ist auch so in Ordnung, dafür sind wir ja hier.

Du hast einen großen Berg zu tragen, nimm Dir die Zeit und den Egoismus, Steinchen für Steinchen nur für DICH abzutragen. Du hast für niemandem ausser DIR SELBST die Verantwortung zu übernehmen.
Ich kann es versuchen nachzuvollziehen, was für ein Spießrutenlauf die ach so liebe Dorfgemeinde für Dich veranstaltet. So trage Deinen Kopf erhoben, schwelle Deine Brust und denke nur, ach ihr armen Geschöpfe (manch anderer Ausdruck tut auch gut .-) ). Für diese gedankenlosen Menschen bist Du eine Verräterin und sie können sich nicht vorstellen, welche Schmerzen Du tragen musst. Versuche für solche Anfeindungen Dir einen Schutzwall zu bauen, je geringer deren Angriffsfläche wird, je schneller wird das "Thema" uninteressant.

Man sagt ja, dass bei Sterbenden am Ende ein Schnelldurchlauf des Lebens vonstatten geht, vielleicht hat Dein Vater dabei gesehen, wie er sich verhalten hat. Sein Leben nach dem Tod wird auch für ihn sehr schmerzhaft werden, denn nun muß er sich schonungslos der Wahrheit stellen.

Dir wünsche ich von ganzem Herzen, dass Dir jedes Steinchen, das Du abtragen kannst, Dir Deine Ruhe bringen wird, Dir die Möglichkeit gibt, in kleinen Schritten auf Deine seelische Heilung hinzuarbeiten.

Wir, zähl Dich gleich mit meine liebe Brigitte, sind immer da.

ganz liebe Grüße,
Jutta
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  #47  
Alt 12.04.2003, 15:24
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Standard schlimme gedanken

Hallöchen Ihr,
liebe Claudia-Mäh-Schäfchen:-)
Ich komm nochmal schnell auf das Thema "Freundschaften" zurück und mach jetzt mal eine "Freundschafts-Analyse" hier, sag mir einfach, was Du davon hältst, ja?

Ich glaube, es ist schwierig, bestehende Freundschaften in "guten Zeiten" irgendwie anzuzweifeln. Freund/in ist eben Freund/in.
Man kann Freundschaften haben mit Menschen, die ziemlich heftige "Macken" haben, und trotzdem akzeptiert man das. Man kann Freundschaften haben, mit denen geht man durch Dick und Dünn, macht vieles zusammen und erlebt vieles zusammen. Und man kann Freundschaften haben, mit denen man alles miteinander besprechen kann, über jedes Thema, über jede Sorge.

Aber Freundschaften kann man wieder von vielen Seiten betrachten. Wie sieht's dann in Krisenzeiten aus?
Derjenige Freund mit der "Macke" wird vielleicht, wenn man plötzlich Krebs hat, seine "andere Seite" noch zeigen, die man möglicherweise noch nie bei ihm bemerkt hat. Nämlich z.B.: Er kann gar nicht zuhören!
Oder der andere Freund, mit welchem man bisher durch Dick und Dünn gehen konnte, ... zeigt in so einer Krisensituation vielleicht erst sein wahres Gesicht, welches so aussehen könnte:
Er ist ein Abenteurer, macht und tut gerne alles, ... aber bei Krankheiten macht er schlapp, das kann er nicht mitansehen!
Und die Freundin, mit welcher man immer über alles hat reden können? Hier stehen die Chancen ein bisschen besser (nach meiner Erfahrung), aber auch das garantiert nichts. Die Freundin kann sich trotzdem von einem abwenden, weil's Thema ihr jetzt plötzlich zu viel wird!

Sind einfach Beispiele jetzt, um zu zeigen, WIE sich der Mensch täuschen oder ändern kann. So habe ich es zumindest auch erlebt.
Und wenn ich mir jene Freunde, die nun vor mir "geflüchtet" sind, genau angucke, so stelle ich fest, dass ich bei jenem Freund vielleicht nie erkannt habe, dass er schlecht im Zuhören ist, oder beim anderen Freund nie erkannt habe, dass ich ihn einfach nur als Freund mochte, weil er einen "Abenteuertrieb" mit mir geteilt hat, aber alles andere eben nicht.
Und die Freundin, mit der ich immer so gut reden konnte, da hab ich nie gemerkt, dass SIE noch nie in ihrem Leben eine wirkliche KRISE durchgemacht hat, dass sie diese Stärke zum "Begleiten" also gar nicht hat!

Also suchen wir uns ja Menschen als Freunde aus, die irgend etwas mit uns "teilen" können, nicht wahr? Und das kann dann alles möglich sein, eben jeweils individuell je nach Freund verschieden. Aber dieses "teilen" hat Grenzen.
Das heisst also nicht, dass diese Freunde auch wirklich "Beistehen" können, wenn es jemandem sehr schlecht geht. Egal welche Vorzüge sie haben können, das "Beistehen" benötigt einen ganz besonderen Kraftakt, und einen ... ja, Willen!
Tja, und wenn ich so rum gucke in meiner Umgebung, muss ich zugestehen, diesen "Kraftakt", diesen "Willen" besitzen nicht sehr viele Menschen.
Man findet sie hauptsächlich bei Menschen, die LIEBEN. Die jemanden wirklich GERN haben können. Die "opfern" können (egal was, kann auch nur die eigene "Zeit" sein).
Da könnte man sich also schon fragen, wie sehr hat man jemanden GERN in einer Freundschaft, wenn es diesem nun mit Krebs sehr schlecht geht? Hat man ihn dann plötzlich nicht mehr gern? Warum rennt man dann davon und lässt den kranken Freund sitzen?
Hm, wahrscheinlich wird er ihn schon vorher nicht sooooo gern gehabt haben. Die Freundschaft muss ein reines "Nutz"-Verhältnis gewesen sein. Irgendwie, auf irgend eine Art eben.
Denn wenn man jemanden wirklich GERN hat, dann kann man ihn doch wegen dem Krebs unmöglich einfach sitzen lassen, nicht wahr?

Ich glaube einfach, da steckt noch viel mehr dahinter, menschliches eben, was wir manchmal selber nicht so richtig merken.
Vielleicht verwechseln wir "Leidenschaft" für etwas, das uns mit einem Freund verbindet, mit "Gern-Haben"? Und glauben dann, wenn es uns mal GANZ schlecht geht, dass es nicht nur bei dieser "Leidenschaft für etwas" bleibt, sondern dass dieser Freund jetzt auch die eigene Krise mit uns durchhalten muss?

Uff! Geht in die Tiefe, gell? Ich versuche halt öfter mal alles zu "durchdenken", damit ich es in meinem Verstand "verstehen" kann. Dass sich Freunde von mir abgewendet haben, ist eine Verletzung, die ich "verstehen" will. Ich kann nicht nur so locker sagen: "Tja, manche Menschen kommen damit halt nicht klar!", und schon ist alles entschuldigt. Es ist zwar eine gute Erklärung, aber da muss noch mehr sein.
Oder um es anders auszudrücken: Bevor wir ganz "schlimme Gedanken" haben; gucken wir uns mal an, WARUM wir uns diese Leute mal zum Freund genommen haben!

Uff, wirklich, wenn's zu kompliziert ist, dann sag's einfach, gell? ;-)


Liebe Conny, ich möchte mich Juttas Worten einfach nur mal anschliessen, denn sie hat die Worte sehr gut getroffen.
Es stimmt schon: Kopf hoch, stolze Brust raus, und Schutzwall bauen, ... das gibt wieder Selbstwertgefühl.
Ich drück Dich nochmal feste!

Ganz liebe Grüssli an Euch alle hier
von der "krassen" Brigitte
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  #48  
Alt 14.04.2003, 07:41
C laudia
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Liebe Brigitte!

Vielen Dank dafür, dass Du immer so nette Worte findest! Eigentlich sprichst Du genau das aus, was ich mir schon so oft gedacht habe.

Du magst sicher Recht haben, dass wir mit unseren "Freunden" etwas "teilen", sei es Abenteuerlust oder gute Gespräche. Vielleicht verwechseln wir Leidenschaft wirklich mit Gern-Haben. Andererseits: ohne Leidenschaft kann ich (persönlich) niemanden gern haben. Und wenn ich (auch persönlich) wiederum jemanden gern habe, dann bin ich für den oder die Freund/in immer da, zu jeder Zeit und egal, mit welchem Problem. Denn nur weil das Problem des anderen, der Krebs des anderen, für mich noch nie ein Thema gewesen ist, kann ich doch unmöglich den anderen FREUND deswegen sitzen lassen!

Ich ersehne mir eben gerade durch meine Krankheit mehr von einer Freundschaft, dieses Zusammenhalten, ein bedingungsloses Zueinanderhalten, so wie ich es in umgekehrter Situation auch tun würde. Durch diese "Erwartungshaltung" tue ich mir relativ schwer, neue "Freunde" (was sind eigentlich Freunde? Findet man heutzutage noch wahre Freunde?) zu finden und mich auf andere Personen einzulassen. Ich denke mir, wenn sie meine schlechten Zeiten mitbekommen, wenden sie sich sowieso von mir ab.

Liebe Brigitte, ich bin Dir sehr dankbar, dass Du Dich mit mir unterhältst. Mir geht es zur Zeit nicht so gut. Ich muss am Donnerstag früh zu einer Kernspintomographie wegen Verdacht auf Knochenkrebs (Knie) und habe jetzt Angst, dass alles wieder von vorne beginnt. Bitte drück mir die Daumen!
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  #49  
Alt 14.04.2003, 12:28
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Hallo Claudia,
Du hast vollkommen recht. Was sind eigentlich Freunde? Meiner Meinung nach wird mit dem Wort "Freund" oftmals viel zu leichtfertig umgegangen. Meine Erfahrung mit meinem früheren "Freundeskreis" war, funktionierte ich nicht so, wie sie wollten, ließen sie mich fallen und stürmten alle auf mich ein mit lauter Vorwürfen. Solange ich Parties mitgefeiert habe und mit ihnen fast jeden Blödsinn gemacht habe, war ich die totale Superfrau. Als jedoch ein Partner in mein Leben kam, mit dem sie nicht klar kamen, wurde erst alles versucht, um ihn mir madig zu machen. Als dies nicht klappte, ließen sie mich fallen. Das alles war vor ca. 12 Jahren. Aus dieser Zeit ist nur eine einzige Freundin übrig geblieben, die auch schon damals zu mir gehalten hat. Wir sehen uns nicht oft, aber wir telefonieren viel und ich bin mir sicher, ist eine von uns beiden in Not, ist die andere sofort da.
Das vorherige war ein bittere Erfahrung für mich, damals. Heute sind die Erwartungen nicht mehr so groß.
Ich denke, daß es vielen so ergeht, besonders, wenn jemand eine schlimme Krankheit hat. Auch dies habe ich in den letzten 2 Jahren erfahren müssen, wobei ich hier denke, daß sich viele aus Angst vor der Thematik einfach zurückziehen und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Das soll keine Entschuldigung sein, denn auch da hast Du recht, zwischen wirklichen Freunden sollte dies auch kein Hinderungsgrund zumindest für Gespräche sein.

Ein kleiner persönlicher Erfahrungsbericht!

Liebe Grüße
Mucki
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  #50  
Alt 14.04.2003, 18:22
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Hi Ihr Lieben,
Claudia-Mäh-Schäfchen:-) , klar drück' ich Dir die Daumen für den Donnerstag, und ich kann auch sehr nachfühlen, wie's Dir jetzt gerade gehen muss.
Hm, obwohl bei mir im Moment alles gut aussieht, hatte ich da vorletzte Nacht einen Traum! Da träumte ich, ich hätte einen Krebsrückfall, diesmal im Bauch, und die OP sei gleich HEUTE! Der Traum war sooooo realistisch, dass da alles gleich wieder hochkam! Diese ganze fürchterliche Angst, diese schreckliche Fassungslosigkeit, dieses Gefühl, am liebsten "abhauen" zu wollen, aber es geht einfach nicht ...! Waaah!

Tja, vor diesem "ewigen Angst haben, dass alles wieder von vorne los gehen könnte", steh'n wir beide gleich da. Ja, das ist ungeheuer belastend, brutal, das ist ... ach, ich finde keine Worte dafür!
Seufz, lass Dich einfach ganz fest von mir Umarmen, und sei Dir gewiss, dass ich am Donnerstag fest an Dich denken und alle Daumen halten werde, damit es für Dich guuuuut ausgeht, gell?

Darf ich nochmals zu den "Freundschaften" zurück kommen?
Mir ist da nämlich noch was eingefallen.
Weil Mucki (Hi, liebe Mucki!) erwähnt hat, dass wir mit dem Wort "Freund" alleine schon leichtfertig umgehen.
Das stimmt! Also wenn ich jetzt bei mir zurück schaue, und mir jene Leute betrachte, die ich als "Freund" gesehen habe, so weiss ich noch, ... gab's beim einen oder anderen Momente, wo ich mir selber überlegte: "Ist er/sie jetzt eigentlich ein/e Kollege/in (Kumpel/Kameradschaft) von mir? - Oder doch ein/e Freund/in?"
Hm, und der Einfachheit halber sagte ich dann gerne mal: "Okay, man könnte es Freundschaft nennen!"
Manchmal wurde gar nie darüber gesprochen, ... manchmal wurde aber auch mal erwähnt "jaja, wir haben doch schon so was wie eine Freundschaft, gell?"
Aber wirklich SICHER ... war ich mir da trotzdem nie. Wenn ich GANZ ehrlich bin.
Das kommt vielleicht auch darauf an, wie lange man sich schon kennt. Vielleicht schon seit der Kindheit?
Arbeitskollegen oder Kolleginnen KÖNNEN natürlich auch zu Freunden werden, was zwar während der gemeinsamen Arbeitszeit ein bisschen schwierig wird (weil man Geschäft und Privat halt gerne mal teilen tut), aber es ist nicht ganz ausgeschlossen. Hier habe ich "Freundschafts-Erfahrungen" mit solchen gemacht, die aus dem Betrieb ausgeschieden sind und der Kontakt hinterher noch anhielt. - Aber da gibt's auch das totale Gegenteil, wo man dachte, das WÄRE eine Freundschaft, aber dann verpuffte sie einfach plötzlich.

Ja, wo genau ist der Punkt, wo man sich sicher ist, dass es eine wirkliche Freundschaft ist? Wenn eine Krisenzeit da ist?
Vielleicht, ja.
Da können vielleicht "Freunde" plötzlich einen Rückzieher machen, ... aber z.B. die Nachbarn, die man eigentlich gar nie als "Freunde" betrachtet hat, stehen einem plötzlich freundschaftlich bei und helfen!

Ich tu mich auch schwer damit, neue "Freunde" zu finden, Claudia, denn erstens fragt man sich wirklich, OB diese Leute einem auch in Krisenzeiten beistehen können/wollen, ... und zweitens geht ja so eine "neue" Freundschaft nicht von heute auf morgen, sondern nur durch Kennenlernen und gemeinsamen Erfahrungen.
Ich glaube, wir sollten uns da ein bisschen Zeit lassen, denn manchmal treten DOCH noch Leute in unser Leben, die wahre Freunde sein können, aber wir wissen's bloss nicht oder erwarten das gar nicht, gerade ausgerechnet von ihnen. - Hm, spannendes Leben, ja!

Es ist natürlich schwierig, Menschen richtig einzuschätzen, vor allem, wenn man IHREN Erwartungshaltungen immer so richtig schön entspricht. Wenn man also immer fröhlich war, und den Leuten das gefiel, dann kann man gar nicht abschätzen, wie die Leute reagieren werden, wenn man mal überhaupt nicht mehr fröhlich ist.
Zudem hat man heutzutage ja immer fröhlich zu sein, gell, Mucki? Fröhlich und sorglos, hm-hm!

Vielleicht kommt's auch noch darauf an, wie sehr man Menschen gern hat? (Wie sich selbst?)

Ich grüssele Euch alle ganz lieb.
Die "krasse" Brigitte
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  #51  
Alt 14.04.2003, 20:20
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard schlimme gedanken

Hallo Conny,

ich bin eine Angehörige die kein schlechtes, aber auch kein gutes - d.h. wie ich mir Vater-Tochter Beziehung im idealen oder guten Falle vorstelle - Verhältnis zu ihrem Vater hat. Er hat mir keine schlimmen Dinge angetan aber mindestens seit der Pubertät haben wir eher ein Nicht-Beziehung... wir reden zwar miteinander aber nicht oft und sehr oberflächlich. Es liegt wohl daran dass er Schwierigkeiten mit den "persönlichen Dingen" hat, es liegt also eindeutig nicht an UNS sondern an den Defiziten die er in dieser Hinsicht anscheinend sein Leben lang hatte.... nach allem was ich über ihn weiss. Früher habe ich immer abfällig gedacht "wenn er ein Gefühlsleben hat dann hat es zumindest noch keiner gesehen"... als ich Anfang letzten Jahres von seiner Diagnose Darmkrebs erfuhr habe ich sehr mit mir gehadert, dachte ich müsste - da man ja nicht wusste wie viel Zeit er noch hat - alles schnell mit ihm klären, ich fühlte dabei viel Wut und Enttäuschung in mir hochkommen... in meiner Therapie war ich dann vor einigen Monaten an dem Punkt ihn so zu akzeptieren wie er ist... damit ging es mir insgesamt besser, ich konnte auch lockerer mit ihm umgehen und habe ihn "wohlwollender" gesehen, auch viel für ihn recherchiert und ihn bei seinen Entscheidungen zur Behandlung usw. begeleitet und es auch gern getan.... aber dann vor ein paar Wochen der Rückschlag, für mich: zufällig habe ich von jemand anders erfahren dass er ohne etwas zu sagen anscheinend im Dezember letzten Jahres seine Lebensgefährtin geheiratet hat...(meine Eltern sind schon lange getrennt) das hat mich sehr verletzt, jetzt haben wir seit ca. 3 Wochen nicht miteinander gesprochen, er hat sich nicht gemeldet aber das ist nicht ungewöhnlich, nur ICH hatte mich in den letzten Monaten immer regelmässig bei ihm gemeldet, um nach ihm zu fragen.... jetzt habe ich das Gefühl dass es meine Kehle zusammenschnürt und ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll...einerseits habe ich das Gefühl ich verschenke jetzt die Zeit die ihm noch bleibt, andererseits kann ich im Moment nicht anders... Soviel zum Thema "verzeihen", im Moment weiss ich noch nicht wie ich damit umgehen soll....
Kerstin
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  #52  
Alt 14.04.2003, 22:28
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Liebe Kerstin,
hm, dass Dich Dein Vater nicht über seine Heirat informiert hat, ist für Dich natürlich schon verletzend.
Was meinst Du, warum er Dir nichts davon gesagt hat? Meint er vielleicht, Du könntest etwas dagegen haben?

Aber da kommt vielleicht noch hinzu, dass sich Dein Vater mit seiner Krankheit noch einen Wunsch erfüllen wollte. So "verrückt" ist dieses "heimliche" Heiraten, wenn man Krebs hat, nämlich gar nicht. Vielleicht willst Du versuchen, ihn einfach mal darauf anzusprechen, ihn zu fragen, wieso er Dir nichts gesagt hat, und es dann einfach mit "geteilter Freude" dabei zu belassen?
Wenn er sich nicht meldet, bitte mach Du es, ja? Er wird sich bestimmt freuen. Und Du selber weisst dann ein bisschen mehr.

Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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  #53  
Alt 14.04.2003, 22:37
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Liebe Jutta,
liebe Brigitte,
vielen Dank für eure lieben Worte. Es tut einfach nur gut, Verständnis zu bekommen. Ja Jutta, ich denke auch, dass mein Vater es in der "neuen Welt" nicht einfach haben wird. Ich bin überzeugt davon, dass er "so einfach" nicht davon kommen wird und dass er sich seinem Verhalten in irgendeiner Form wird stellen müssen. Und da kann er dann nicht mehr davon laufen.

Zum Thema Freundschaft: Brigitte, Deine Worte haben mich so zum Nachdenken gebracht, dass ich sogar heute im Büro eine Diskussion zu diesem Thema angefangen habe. Ich denke, dass jeder Mensch einmal ein die Situation kommt, wo er feststellt, welches die "wahren" Freunde sind.
Aus Deinen Worten höre ich große Enttäuschung heraus. Ich habe in meiner Situation auch festgestellt, dass Menschen, die ich für Freunde hielt, damit überhaupt nicht umgehen konnten. Ich hatte den Eindruck, dass Freunde, die noch keine Krisen oder schwierige Zeiten erlebt haben, sich kaum einfühlen konnten.

Eigentlich ist die Sache doch ganz einfach. Wenn ich jemanden mag oder lieb habe, dann stehe ich an seiner Seite, egal was los ist. Das würde ich auch erwarten. Wenn das nicht funktioniert gehe ich für meinen Teil davon aus, dass die Beziehung wohl doch nicht so tief ist, wie ich es mir gewünscht hätte. Und das tut weh. Man kann es nicht ändern und muß für sich entscheiden, ob man sich besser trennt und vielleicht viel Schmerz erspart. Und dafür mehr Energie und Offenheit für die wirklich Freunde haben kann.

Liebe Kerstin,
Deine Geschichte erinnert mich auch ein bißchen an mein Verhalten. Ich war bei der Krankheit meines Vaters auch diejenige, die meistens angerufen hat, Informationen gesammlt hat und ihm zur Seite stehen wollte. Ich hab meinem Vater sogar mal ein Buch über Spontanheilungen geschenkt, was mich sehr fasziniert hatte. Er hat sich darüber sehr aufgeregt, mit der Begründung, den Patienten würden falsche Hoffnungen gemacht werden...

Mir ging es auch so, dass ich anfangs dachte, ich müßte jetzt die "gute Tochter" sein und ihn unterstützen und meine Verletzungen vergessen im Angesicht der Krankheit. Aber ich hab schnell festgestellt, dass das alles nur sehr einseitig war. Ich hatte eher das Gefühl, dass ich ihm meine Hilfe nur aufdränge bzw. ich mich aufdränge. Er wollte das gar nicht, was er aber natürlich nie zugegeben hätte.
Ich hab ihm dann diesen Brief geschrieben mit der Bitte, ehrlich zueinander zu sein und Dinge zwischen uns zu klären - was da passierte, hab ich ja weiter oben schon beschrieben. Ich konnte machen was ich wollte, ER wollte eben nicht.

Was soll ich Dir raten? Man kann nicht verzeihen, wenn die Zeit noch nicht reif ist. Und die Krebserkrankung bedeutet nicht, dass Du verzeihen musst. Vielleicht solltest Du ihm sagen oder schreiben wie sehr er Dich verletzt hat. Dann hörst Du ja, was er dazu zu sagen hat. Es ist aber genauso ok, wenn Du Dich nicht bei ihm meldest. Er hat ja genauso die Möglichkeit, die Situation zu klären. Ich finde nicht, dass Du die Zeit verschenkst. Es ist auch seine Zeit, die er verschenkt. Lass Dich durch die Krankheit nicht unter Druck setzen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Liebe und Zuneigung der Eltern nicht erzwingen lässt, da kannst Du machen was Du willst.
Wichtig ist, dass Du an Dich denkst, dass Du Dir gutes tust und Dich mit den Menschen umgibst, die Dich so mögen wie Du bist. Du hast ein Recht darauf.
Ich wünsch Dir, dass Du ein wenig innere Ruhe findest und Dich nicht zu sehr quälst.
Fühl Dich umarmt.
Conny
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  #54  
Alt 15.04.2003, 00:29
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Hallöle, ich bin noch mal schnell da.

Conny, Du hast mal oben in Deinem Eintrag gefragt, ob man jemandem im Angesicht einer Krebskrankheit alles verzeihen muss, gell?

Ich sage da nein, ... obwohl ich selber Krebspatientin bin ... und ich es schön fände, wenn man mir ALLES verzeihen würde, was ich jemals schlimmes getan habe ... nur weiss ich im Moment leider nicht WAS man mir da verzeihen soll ...? ;-)
Nein, im Ernst, es hat ja alles immer mehrere Seiten, da gibt's gute Menschen und da gibt's schlechtere Menschen, nicht wahr? (Wie auch immer man das formulieren kann.)
So eine Krebskrankheit macht natürlich allen Druck, also nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch den Angehörigen. Je nach Schwere der Krankheit kann der Druck halt um so stärker sein, dass man da noch alles regeln oder klären will. Der Druck kann dann aber so heftig sein, ... dass nicht mal mehr die Zeit dafür reicht, sich überhaupt erst richtig im klaren darüber zu werden, DASS man da noch was "regeln" will. Oder muss.
Der Mensch kann aber gar nicht so schnell "schalten" und Dinge klären, die vielleicht jahrelang "vergraben" oder unausgesprochen geblieben sind. Naja, das ist mal das Eine.

Das andere ist jenes (wo ich es natürlich aus der Sicht einer Krebsbetroffenen sehe), wo ich z.B. sagen kann:
Okay, ich kann Fehler haben und Fehler gemacht haben, die man mir vielleicht NICHT verzeihen kann, ich kann vielleicht störrisch und ein richtiges Ekel zu meinen Mitmenschen sein, aber ... ich bin trotz allem ein Mensch, nicht wahr? Und ich liege hier und werde vom Krebs zerfressen, der mein Leben bedroht. Ich habe vielleicht nicht mehr lange Zeit. Und ich habe vielleicht auch nicht mehr lange Zeit, um MICH noch gross zu ändern! Zudem bedroht mich der Krebs so, dass ich jetzt nicht einen einzigen Gedanken daran veschwenden will, wie "schlimm" ich sein soll oder nicht, diese Gedanken sind im Moment nebensächlich! Nebensächlich auch, was meine Angehörigen da alle noch "klären" wollen! Dazu hab ich keine Kraft! - Warum versteht das keiner? Warum hauen die alle ab und lassen mich hier liegen?

Ist jetzt nur ein Gedanken-Beispiel, das ich hier bringe, aber es kann ein reales Beispiel sein, wie ein Mensch mit Krebs denken kann.
Eigentlich will ein Krebsbetroffener ja nur Angenehmes um sich haben. Das DA-Sein seiner Leute. Wenn also jemand schon früher nie über seine Gefühle gesprochen hat, dann wird er es auch in dieser Situation nicht so schnell können, und alles andere, welches da plötzlich "Klären" heisst oder "alte Probleme besprechen", ... kann noch mehr belasten. Das will so jemand vielleicht gar nicht. Braucht er das dann trotzdem?
Sind es dann nicht die Angehörigen SELBST, die "klären" und "besprechen" wollen? Weil IHNEN was am Herzen liegt?
Schon, gell? Man wünscht sich halt auch, dass alles am Ende noch gut kommt, für alle Seiten. Ist ja auch ein schöner Wunsch, aber leider klappt das nicht immer so.

Also was ich eigentlich sagen wollte: Das Verzeihen ist gut, wenn man es kann. Wenn man es nicht kann, oder der andere einen nicht lässt, dann geht's eben nicht auf diese Art.
Die Krebskrankheit drängt zwar dazu, aber wie auch immer es kommt, der Betroffene liegt am Ende ... als Mensch da.
Und wenn man sich jetzt auch noch dazu entscheidet, aus Enttäuschung, Verletzung oder Schmerz, NICHT für diesen kranken Menschen da sein zu wollen, (was im eigenen Möglichen liegt natürlich immer), ... so tut man das aber auch immer ein bisschen sich SELBER so an.
Irgendwie.

Ein Dank wird vielleicht nicht kommen. Möglich. Aber man bekommt oft im Leben keinen Dank für irgend etwas. Am Ende ist es wichtig, ob es für einen selbst so stimmt, was man tut oder getan hat.
Finde ich jedenfalls.

Gut's Nächtle, liebe Conny, und sorry, für meine so späte Nacht-Philosophie hier, gell?
Liebe Grüssli
von der "krassen" Brigitte
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  #55  
Alt 15.04.2003, 07:00
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Hallo Ihr Lieben,

Ja Brigitte, so ist es mit dem "Klären".

Meine Brüder haben immer im Angesicht des Todes, zuerst bei meinem Paps, dann bei meiner Mum, geglaubt, JETZT müssen sie klären, abrechnen und reden.
Und ich habe beide Male so klar gespürt, meine Eltern wollten nicht mehr reden und Erklärungen abgeben! Meine Mum hat ihnen knallhart gesagt, dazu habe sie keine Zeit und kein Interesse mehr, und sie hätten die ganzen Jahre zuvor auch nicht dieses Bedürfnis gehabt, und aus der Zeit mit Paps nichts gelernt.

Was heißt verzeihen?
Verzeihen, dass der Mensch so ist oder so war?
Dass er mir weh getan hat, und ich nicht fähig war, dagegen was zu tun, oder dabei keine Hilfe erhalten habe?
Dass er nicht so war wie ich ihn mir immer gewünscht hätte?
Dass wir nicht unseren eigenen Schmerz akzeptiert haben, und diesem Schmerz nicht den Kampf angesagt haben?
Dass wir auf der Suche sind unser eigenes Empfinden zu bewältigen?
Dass wir dieses Loch in unserem Herzen und unserer Seele nicht zuschütten können?

Das wichtigste am Verzeihen ist,
dass wir mit uns selbst klar kommen,
dass wir unsere Hilflosigkeit erkennen,
dass wir unseren Weg finden,
dass wir erkennen, wo es uns weh tut,
dass wir uns SELBST VERZEIHEN ein Mensch mit all seinen Gefühlen und Gedanken zu sein, die uns geprägt haben

Vergeben ist,
dass der Andere ein Mensch mit all seinen Seiten ist,
dass er uns weh getan hat,
dass wir es zugelassen haben,
dass wir erkannt haben, damit leben zu müssen,
dass wir die Unzulänglichkeit akzeptieren,
dass uns irgendwann die Worte VERGEBEN und VERZEIHEN keinen Schmerz mehr bereiten werden.

Ich weiß nicht, ob Ihr versteht, was ich damit ausdrücken möchte.
Jahrelang lief ich der Liebe meiner Mutter hinterher, mein ältester Bruder war ihr auserkorenes Lieblingskind. Ich habe lange nicht verstanden, dass sie mich so liebt, nimmt wie ich bin, sondern habe immer nur "meinen" Schmerz gesehen. Und DAMIT musste ich mich auseinandersetzen, erkennen und mich beschäftigen, damit es mir wieder gut geht.
Nach ihrem Tode ließ ich es zu, dass mich meine Brüder angriffen, mir Vorwürfe machten, dass ich meine Eltern bis zum Schluß begleitet habe, sie sich von mir abwandten in einer Zeit, als ich sie gebraucht hätte. Nun weiß ich, dass sie erkannten, was sie versäumten, und dass sie nicht diese Kraft besitzen die Vergangenheit so zu akzeptieren, wie sie war. Sie nie den Versuch unternahmen damit umzugehen, sich direkt damit auseinander zu setzen. Sondern lieber ihren Schmerz auf mich übertrugen.

bis später,
Jutta
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  #56  
Alt 15.04.2003, 10:32
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Ihr Lieben,
puh, das sind ja tolle und tiefgehende Einträge hier. Super, dass ihr so offen mit diesen Themen umgeht.
Muss jetzt erstmal darüber nachdenken, melde mich später nochmal.
Viele liebe Grüße, genießt die Sonnenstrahlen,
Conny
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  #57  
Alt 15.04.2003, 12:24
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Hallo Euch allen,
muß schnell auch noch meinen Senf dazugeben. Bin in Mittagspause und habe daher nicht so viel Zeit.
Also: Wie sieht es denn aus mit unserer Erwarungshaltung anderen gegenüber? Sind wir nicht deswegen enttäuscht, verletzt und wütend, wenn sie sich nicht so verhalten, wie wir es uns vorstellen?
Es ist wahnsinnig schwer, ich weiß, aber würde es uns allen nicht ein wenig besser gehen, wenn wir diese Erwartungen ein bißchen zurückschrauben könnten?
Dies fiel mir ein, als ich das Posting von Brigitte las, eigentlich hat sie es auch schon so beschrieben. (Grüß Dich, liebe Brigitte)

Muß jetzt leider wieder arbeiten.

Liebe Grüße an alle
Mucki
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  #58  
Alt 15.04.2003, 13:05
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Hallo Brigitte,

tja ich bin mir ganz sicher dass er sich nicht getraut hat... denn es kam auch gegenüber meinem Bruder nur durch Zufall heraus (meine Schwägerin hat es mir dann neulich erzählt, sie war dann allerdings ziemlich baff dass ICH es nicht wusste... )...wobei mein Vater sich doch denken muss dass ich es irgendwann von meinem Bruder höre, aber es war schon immer seine Art nichts zu tun und darauf zu warten dass sich die Dinge von selbst erledigen... Meine Eltern haben sich seit bestimmt 20- 25 Jahren immer mal wieder getrennt, seit ca. 10 Jahren ist es ganz endgültig, aber früher wenn mein Vater gerade mal wieder auszog war es immer meine Mutter die es uns sagte, er hat nie darüber gesprochen (wir sind eine Familie der Schweiger und Vermeider...."gg")
Ich habe vor 2 Wochen sehr intensiv mit meinem Therapeuten über das Ganze gesprochen, er hat mir geraten zumindest erstmal aufzuschreiben was ich meinem Vater sagen will, egal ob ich es ihm dann gebe oder nicht, aber ich habe bis heute keine Zeile niedergeschrieben: mir ist klar ich möchte am liebsten Vorwürfe machen, bringe meine echten Gefühle (d.h. Schmerz) nicht über die Lippen....na gut HIER tue ich es gerade.... aber ich sehe nicht dass ich es ihm sage oder schreibe.... auch das ist gute alte Familientradition... lieber "schimpfen" als verletzliche Gefühle zeigen....
Ich will das ja durchbrechen aber anscheinend bin ich noch nicht so weit...wie gut dass ich Euch und meinen Therapeuten habe....
Also, DASS er geheiratet hat ist für mich OK, dass meine Eltern getrennt sind habe ich längst akzeptiert (d.h. kann ihn verstehen, ich habe selbst Schwierigkeiten mit meiner Mutter aber das ist eine andere LANGE Geschichte)... auch wenn wir nur nicht eingeladen waren, das wäre OK, mein Mann und ich haben selbst aus verschiedenen Gründen letztes Jahr "im kleinsten Kreis" d.h. nur mit den Kindern dabei geheiratet aber danach sofort alle Verwandten informiert. Meine Verletzung beruht glaube ich hauptsächlich darin dass ich dachte die letzten Monate hätten unser Verhältnis verbessert, uns einander näher gebracht.... allerdings hat mir mein Therapeut klar gemacht dass meine Enttäuschung nur die ENT-TÄUSCHUNG meiner Erwartungen ist, und dass auch die Tatsache dass er es mir nichts gesagt hat (aus welchen Gründen auch immer) nicht heisst dass sich unser Verhältnis NICHT gebessert hätte... im Kopf habe ich das realisiert aber ich kann im Moment den Schritt noch nicht tun...
Kerstin
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  #59  
Alt 15.04.2003, 13:08
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Hallo Conny,

tja mein Vater kann die Situation im Moment nicht klären weil er ja nicht wissen kann dass ich es weiss ...(mit der Familie meines Bruders - meine Schwägerin hatte es mir gesagt - hat er noch weniger Kontakt)... das war auch bei denen damals Zufall dass es heraus kam.
Wie ich auch an Brigitte geschrieben habe: anscheinend bin ich noch nicht so weit.....
Kerstin
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  #60  
Alt 15.04.2003, 19:37
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Hallo Ihr Lieben,

Brigitte, das war für mich höchst interessant, Deine Gedanken aus der Sicht des Erkrankten zu lesen. So hab ich das noch nicht betrachtet oder betrachten wollen...

Wenn man so sehr verletzt und mißbraucht wurde, dann hat man nicht allzu viel Bereitschaft, sich in denjenigen hineinzudenken und seine Situation zu berücksichtigen.
Ich spüre sehr deutlich, wenn ich eure Beiträge lese, dass ich immer noch sehr wütend bin und nur wenig Lust verspüre, Verständnis für meinen Vater aufzubringen. Obwohl Du natürlich damit recht hast, dass man mit einer derartigen Krankheit auch genug zu knacken hat und den Kopf für Erklärungen nicht frei hat.

Auf der anderen Seite ist es auch so, dass es ein langer Weg für mich war, überhaupt zu begreifen, dass etwas mit mir nicht "stimmt", dass ich Therapie brauche, dass nicht ich die Böse bin, dass diese Dinge, die passiert sind, NICHT normal waren und bis ich mir das eingestehen und darüber reden konnte.
Es scheint ja sehr häufig so zu sein, dass man erst in einem gewissen Alter (als Erwachsene) anfangen kann, das Erlebte zu bearbeiten. Bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich mich entschließen konnte, etwas für mich zu tun. Und da "erwischt" man dann evtl. einen "ungünstigen" Zeitpunkt, auch was die Konfrontation betrifft.
In meinem Fall war es so, dass ich gerade dann soweit war, als mein Vater erkrankt ist. Vorher waren mir viele Dinge gar nicht bewußt. Und ab diesem Zeitpunkt (wenn man begriffen hat) funktioniert es nicht mehr, die Dinge so zu lassen wie sie waren, auch wenn es viele Jahre vorher kein Thema war. Es ist ein Weg, den man nicht zurückgehen kann. Ich hoffe, ihr versteht, wie ich das meine.

Jutta, ich kann Deine Brüder schon verstehen. Meine Situation war ja ähnlich. Vorher ging das bei mir mit dem "Klären" nicht, ich war noch nicht soweit. Die Frage ist eben, wann sind Eltern bereit, zu klären? Warum haben sie es nicht vorher versucht? Sicher kann man auch da Erklärungen finden, aber ich finde es traurig, dass man als Kind erst ganz unten sein, und dann noch den ersten Schritt in Richtung Klärung machen muss und von den Eltern kommt jahrelang nichts.

Naja, ihr hört schon, ich bin immer noch sehr enttäuscht und wütend. Es fällt mir schon schwer, mich in die Situation der Eltern bzw. meines Vaters zu versetzen.
Brigitte, Du schreibst, man wünscht sich, dass am Ende doch noch alles gut wird. In meinem Fall wäre da sicher nichts mehr "gut" geworden, denn Entschuldigungen oder Erklärungen gibt es da nicht. Ich hätte einfach gerne meinen Vater gefragt, warum er mir das angetan hat. An Versöhnung oder Neuanfang oder wie auch immer war ich nicht interessiert. Aber ich hätte den Kontakt vielleicht nicht ganz abgebrochen. Was er ja dann getan hat.

Danke, dass ihr meinen verworrenen Gedanken gefolgt seid. Ich drück euch,
Conny
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