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  #1  
Alt 11.08.2004, 15:32
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Standard Vater rastet völlig aus! Was sollen wir nur tun?

Hallo

Meine Mutter hat Krebs im Endstadium. Sie wird von meinem Vater zu Hause gepflegt, bisher unter Mithilfe von uns beiden Töchtern. In letzter Zeit wurde es mit Vater iummer schwieriger. Er rastet grundlos völlig aus, wirft uns aus der Wohnung, beschimpft uns und ist auch schon handgreiflich geworden. Heute hat er uns gar verboten, die Wohnung jemals wieder zu betreten. Selbst den Arzt hat er schon vor die Türe gesetzt und ihm den Zutritt untersagt. Offensichtlich ist Vater von der Situation (verständlicherweise) überfordert und am Ende seiner Kräfte. Aber er lehnt inzwischen jegliche Hilfe ab und verweigert meiner Mutter teils vom Arzt verschriebene Medikamente, da er der Meinung ist, diese würden ihr nur schaden. Er lässt überhaupt nicht mehr mit sich reden. Was soll man in einer solchen Situation tun?

Monica (verzweifelt)
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  #2  
Alt 11.08.2004, 15:41
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Standard Vater rastet völlig aus! Was sollen wir nur tun?

Hallo Monica,

soeben hatte ich das Gefühl als ob ich diesen Text geschrieben hätte, denn bei uns ist es leider genauso! Wir haben nun mit meiner Mutter gesprochen und haben sie versucht davon zu überzeugen, dass sie in ein Hospiz geht, aber sie möchte partout zu hause bleiben, sie möchte, dass mein Vater geht! Meiner Meinung ist es unverantwortlich wenn mein Vater, sowie auch deiner weiterhin für die Pflege verantwortlich ist, schließlich sollen unsere Mütter die Zeit die ihnen noch bleibt in Ruhe und Frieder erleben dürfen, oder???

Habt ihr schon mal über die Möglichkeit Hospiz gesprochen???

LG und viel Erfolg
Manuela
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  #3  
Alt 12.08.2004, 16:24
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Standard Vater rastet völlig aus! Was sollen wir nur tun?

als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre...

ich kenne das auch. mein dad ist ganz einfach überfordert mit der situation. ausserdem will er das alles nicht wahrhaben.
er tut mir wahnsinnig leid, aber manchmal könnte ich ihn...
weil er dann so ungehalten ist! und so ungerecht!
meine schwester und ich helfen, wo wir nur können!
was sollen wir denn noch tun???
es ist alles so schwer.
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  #4  
Alt 12.08.2004, 22:02
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Standard Vater rastet völlig aus! Was sollen wir nur tun?

Hallo,

meine Mutter ist im Frühjahr 2002 bei uns zu Hause gestorben.

Mein Vater war ebenfalls völlig überfordert. Er hat erst im letzten Moment verstanden, das meine Mom wirklich sterben wird und ist dann an ihrem Bett weinend zusammen gebrochen. Da war sie aber bereits im Koma und konnte nicht mehr sprechen.

Meine Schwester und ich musten nebenbei immer noch darauf achten, das er nichts dummes tut, wie den Notarzt rufen, der das Leben meiner Mutter dann unnötig qualvoll hätte verlängern müssen. Er hat Dinge getan auf die ich hätte verzichten können. Hinterher hat er jedem erzählt wie aufopfernd er sich um seine Frau gekümmert hat, dabei hat er in wirklichkeit jede Chance ergriffen, um nicht zu Hause sein zu müssen. Er hat sogar bis zu letzt gearbeitet, als meine Schwester und ich schon längst Urlaub genommen hatten. Ganz so schlimm wie bei Monica war es zum Glück dann doch nicht. Er stand eher hilflos daneben.

Am besten ihr wendet euch an einen Hospitz-Verein, Adressen stehen im Telefonbuch. In Hamburg gibt es zB Charon oder Omega eV , den gibt es in vielen Städten. Das ist kostenlos, die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Die Mitarbeiter können euch unterstützen, ihr habt dann Ansprechpartner für alle Fragen, die auftreten können. Meist sind es Ärzte oder Psychologen, auf jedenfall sind sie speziell für Sterbebegleitung ausgebildet und haben oft schon jahrelange Erfahrung. Im Gegensatz zum behandelnden Arzt kann man einen solchen Ansprechpartner rund um die Uhr erreichen. Der Arzt allein reicht wirklich nicht aus, denn er hat meist keinerlei Erfahrung mit Sterbebegleitung und erst recht keine spezielle Ausbildung dafür.

Niemand muß seine Eltern allein zu Hause betreuen. Es gibt wirklich viel Unterstützung. Das wuste ich damals auch noch nicht. Es hätte uns vieles erspart.

Ich wünsche euch alles Gute.

Tanja
elternlos.de
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  #5  
Alt 13.08.2004, 07:55
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Standard Vater rastet völlig aus! Was sollen wir nur tun?

hallo tanja,

eine dame vom ambulanten hospiz-dienst war im april schon bei meiner mutter, aber was tun, wenn sie nicht mit ihr sprechen will bzw. wenn mein vater nun keinen mehr in die wohnung lassen möchte, den er nicht vorher ausgesucht hat???

meine mutter hat sich mittlerweile zumindest dazu durchgerungen sich das hospiz am montag mal von ihnen anzuschauen, natürlich nur schauen... aber das ist schon mal ein schritt nach vorne! mein vater hat darauf vollkommen ungehalten reagiert, hat sich tierisch aufgeregt und hat ihr vor den kopf geworfen, dass sie dort sowieso sofort sterben würde und und und! bin also jetzt mal gespannt ob ich meine mutter am montag überhaupt aus der wohnung bekomme oder ob er sich irgendwas albernes einfallen lässt, wie z.b. uns einzuschließen o.ä.!!!

lg manuela
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  #6  
Alt 13.08.2004, 13:04
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Standard Vater rastet völlig aus! Was sollen wir nur tun?

Hallo Manuela,

ich dachte eher das du mit dieser Dame sprechen solltest. Sie kann dir Fragen beantworten und dir zur Seite stehen. Sie wird viel Erfahrung im Umgang mit Angehörigen haben, also auch mit "bockigen" Vätern. Nutze jede Hilfe die du bekommen kannst. Es gibt keine zweite Chance!

Meine Mutter war damals fünf Wochen bei uns zu Hause, vom Tag ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus bis zu ihrem Tod. Sie wollte ebenfals nicht mit einem Hospitz-Dienst sprechen, hat sich aber sehr gewünscht, das mein Vater, meine Schwester und ich das machen, weil sie wollte das wir hilfe bekommen. Mein Vater hat sich strickt geweigert, wollte davon nichts hören. So konnten meine Schwester und ich erst einen Termin mit einer Dame von Omega machen, als es fast zu spät war. Wir musten einen Abend wählen an dem mein Dad nicht da war. Meine Mutter ist am selben Abend ins Koma gefallen und zwei Tage später gestorben. Trotzdem hat mir dieses eine Gespräch sehr geholfen. Ich habe nachher auch noch einmal mit ihr telefoniert. Im nachhinein hätte ich mir gewünscht diese Unterstützung schon in den Wochen davor gehabt zu haben, als wir mit Ärzten, Krankenkasse, meinem Vater und unserer Hilflosigkeit gekämpft haben.

Ich halte ein Hospitz für eine wunderbare Einrichtung. Meine Mutter wollte gern zu Hause sterben und wir haben ihr diesen letzten Wunsch erfüllt. Das war nur möglich weil meine Schwester fast nebenan gearbeitet hat und ihre Mittagspausen ausdehnen durfte und ich noch zu Hause gelebt habe, am Schluß haben wir beide Urlaub genommen. Mein Vater hat die "Nachtschichten" und Wochenenden übernommen. Allein wäre es ihm nicht möglich gewesen, sich um meine Mutter zu kümmern. Meine Mutter hat immer gesagt, wenn es nicht mehr geht, dann bringt mich in ein Hospitz, sie wuste das es für uns nicht leicht war. Richtig "pflegen" musten wir sie nur wenige Tage, das hätten wir auch nicht länger gekonnt. Wir haben gar nicht gewust was da auf uns zukommen kann, und sind noch gut dabei weggekommen. Das war reines Glück. Kein Arzt hat uns gesagt wie es sein wird.

Zu sagen, ja ich gehe ich ein Hospitz ist auch gleichbedeutend mit, ja, ich sterbe. Es ist verständlich, das deine Mutter sich davor scheut. Vielleicht stimmt sie deinem Vorschlag noch zu, braucht aber etwas Zeit.

Ich glaube meinem Vater ging es auch weniger darum, meiner Mutter ihren Wunsch zu erfüllen, als sich selbst einzureden, das solange sie zu Hause ist noch "alles in Ordnung" ist. Als er kam und sie war ins Koma gefallen, da hat er erst begriffen, das sie wirklich sterben wird. Leider hat er sich damit auch die Chance genommen sich zu verabschieden.

Im Notfall kannst du dich von Amtswegen als "Betreuer" einsetzen lassen, wenn dein Vater offensichtlich überfordert ist und deine Mutter einverstanden, aber das ist viel Verantwortung. Auch darüber kannst du mit der Dame vom Hospitz-Dienst sprechen.

LG Tanja
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  #7  
Alt 16.08.2004, 13:19
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Standard Vater rastet völlig aus! Was sollen wir nur tun?

hallo!

tja, was soll ich sagen? manchmal kommt es eben anders...

am wochenende ist mein vater völlig ausgerastet, er hat meine oma aus der wohnung geschmissen weil sie das bett von meiner mutter neu beziehen wollte, er war einfach nicht mehr herr der lage!

mit hilfe unseres pflegedienstes konnten wir dann ein bett für meine mutter auf einer palliativstation besorgen und haben sie dann mit hilfe meines mannes und meines bruders aus der wohnung rausgeholt! natürlich nur auf eigenen wunsch! sie wollte daraus, sie hatte angst, dass mein vater ihr nicht mehr helfen könnte...
das war samstag! sonntag sind wir, d.h. mein mann und ich zu meiner mutter ins krankenhaus gefahren und da lag sie nun, vollkommen apathisch und weinte gleich als wir reinkamen. sie hat bitterlich geweint und mich angefleht sie wieder nach hause zu bringen! ich dachte echt ich spinne, aber gesagt getan! ich hab meiner mutter gesagt, alles was sie möchte wird gemacht und das versprechen halte ich dann auch! auch wenn ich nicht verstehen kann, warum sie wieder nach hause wollte! doch auf eine art kann ich es schon verstehen...

sie hat mir gesagt, dass sie zwar dort ihre ruhe hätte, aber zuhause würde sie eben auch abgelenkt! tja, was soll man dazu sagen? also, haben wir meine mutter wieder zu meinem vater gebracht! zum glück konnte ich sie jedoch davon überzeugen sie nun in einem hospiz anzumelden, was ich heute morgen auch gemacht habe! leider ist kein platz frei im moment, aber das wird schon, denn sie steht an 3. stelle!

ich hab so langsam echt das gefühl mich zerreisst´s innerlich, jeden tag geschieht was anderes und ich hab jetzt schon "angst" vor heute abend, denn da muss ich meinem vater schonend beibringen, dass am donnerstag die johanniter kommen um meiner mutter einen notruf-apparat anzuschließen! ich hoffe mein vater lässt die guten auch in die wohnung, ich kann nämlich leider nicht dabei sein...

irgendwie habe ich immer gedacht, es könnte nicht mehr schlimmer werden, aber anscheinend geht das doch!!!

@ tanja: ich habe schon mal ein gespräch mit einer dame vom hospiz-dienst gehabt und so wirklich geholfen hat mir das nicht! ich bin aber auch eben nicht der typ, der offen über seine gefühle sprechen kann! ich bin immer die starke und es muss schon einiges passieren bevor ich mich bei jemand anderem ausheule...

lg manuela
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