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Alt 31.12.2005, 10:37
Simönchen Simönchen ist offline
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Registriert seit: 14.09.2005
Beiträge: 32
Standard Mama, ich kann es nicht begreiffen

Liebe Mama,
ich weiß nicht ob du bei mir bist, weiß nicht ob es wirklich etwas nach dem Tod gibt. Aber meine Gedanken müßen raus ... ich möchte sie im Alten Jahr lassen. Wir wußten seit einem Jahr das du uns verlassen wirst. Wir besprachen wie du beerdigt werden willst. Ich hab dich in diesem Jahr nicht weinen sehen du warst so unglaublich STARK. So wie du es immer warst. Und ich? ich war einfach auch stark.. so wie du mich kennst. natürlich bekomme ich meinen Alltag gut hin, doch dann kommen die Gedanken -wie jetzt-
Dieses Auf und Ab... Dein Allgemeinzustand war sehr schlecht, du warst Gelb hattest Durchfall konntest nicht mal die Morphiumtropfen bei dir behalten.. und dieser Scheiss Doc in Buchen sagt zu dir er hätte auf dem Ultraschall gesehen dass der Tumor um die Hälfte geschrumpft sei. Wir waren so voller Hoffnung und fuhren dich nach Heidelberg. Zwischen den Brechanfällen sagtest du noch ... wenn ich das hier überstehe wünsche ich mir nichts mehr als ein Enkelkind. Diesen Tag werde ich niemals in meinem Leben vergessen. Die ersten Worte von Prof. Büchler waren "Sie sind ja schon gelb" und anschliessend warteten wir stundenlang vor dem CT, machten Witze. Das Ergebniss war mehr als niederschmetternd. Wir saßen dieser Oberärztin gegenüber die sagte das der tumor bereits größer als deine Bauchspeicheldrüse sei.... fast jedes Organ wäre von Metastasen befallen. Dein Bauchraum sei voller Wasser. Du sagtest nichts .... schautest einfach nur. Mir blieb die Luft weg ... ich konnte kein Wort mehr formulieren. Ich spürte das wir beide nicht mehr aus dem Raum herauswollten da wir beide noch auf die positive Nachricht warteten ... aber da kam keine. Wir verliessen das Zimmer und ich begann zu schreien .. trat gegen die Wand. Zum Glück war mein Schatz da und nahm mich ganz fest in die Arme und ich heulte ... heulte und heulte... Du warst einfach nur still und ich sah keine Träne.
Ich fühlte mich so hilflos. Es gibt kein tröstendes Wort in diesem Moment.
Wir fuhren dich wieder zu Papa und du machtest dir nur Gedanken um ihn... wie du es ihm sagst und wann. Es ist einfach nur der Hammer wie du mit deinem Leid umgegangen bist.
2 Monate ging es dir noch einigermassen. Du hattest dein Morphium und konntest so enigstens die schmerzen in den Griff bekommen. Dann ging es täglich bergab. Anfang November hast du mich angerufen und warst das Gespräch über davon überzeugt dass du meine Schwester am Telefon hast. Aufstehen ging nur noch mit Hilfe und du hast eigentlich nur noch geschlafen.
Papa rief mich an und sagte das du nicht mehr "ansprechbar" seist. Wir waren tagelang bei dir... ich sah eine Mama die ich nicht kannte. Ich saß weinend bei dir und hielt dich im Arm... du nahmst das garnicht wahr startest nur mit verschleiertem blick an die Wand. Es war so unbegreiflich für mich. Ich bin dir soooooooo dankbar dass du mich noch einmal kurz erkannt hast. Ich drückte dich und mir liefen die Tränen.. du schautest mich kurz an und sagtest: ach mein Mönchen... Es klang wie... sei nicht traurig und reiß dich endlich zusammen.
am 23.11.05 bist du dann für immer eingeschlafen und ich konnte nicht bei dir sein. Aber ich bin überzeugt Sonja und Papa haben das gut hinbekommen.

Ich habe dir versprochen das wir aufeinander aufpassen. Ich glaube du würdest Papa nicht wiedererkennen ...er ist unglaublich tapfer und aktiv. Er wird es schaffen so wie wir es schffen werden.. aber du wirst uns immer fehlen.. da wird immer etwas nicht vollständig sein. Erst jetzt wird mir bewußt das ich dich niemals mehr anrufen kann. Das du nicht da sein wirst wenn ich heirate oder ein Kind bekomme.
Mama unser Verhältnis war nicht immer spannungsfrei aber du sollst wissen das ich dich lieb habe und das allein der Alkohol schuld war an deiner Krankheit und an unseren Streits.

Das Versprechen steht. Wir schaffen das ... wir haben bisher alles geschafft.

Ich hab dich lieb deine Mone
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