Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 28.09.2014, 17:43
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.01.2014
Ort: Dortmund
Beiträge: 370
Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Zusammen, hallo Helmut,


Danke für die Antwort.

Es ist eigentlich schade, das in dem geschilderten Traum von deiner Frau im Jenseits - sie dir eher freundlich/reserviert oder kühl und abweisend erscheint.-

Meine Vorstellung aus der anderen Welt klingt vielleicht etwas naiv aber es wäre schön dort angenehme Bilder und Eindrücke zu erfahren.
Wenn wir uns auf einer anderen Seinsebene wiedersehen sollten, möchte ich meinem Mann für immer nahe sein und meine Liebe zu ihm stark spüren.
Ich weiß das es Fantasien sind aber ich fühle mich gerade sehr wohl bei dieser Vorstellung.

Ein anderes Thema ist die Einsamkeit.
Ich spüre dieses Alleinsein wie eine dunkle Wolke die mich einhüllt.
Manchmal bilde ich mir ein, andere Frauen in Begleitung ihrer Männer fahren zusammen ins Grüne, gehen zusammen durch die Straßen, schauen mich an und spüren das ich alleine bin..... Sie hat ihren Mann verloren, wir haben unsere Männer noch....
Trauer isoliert eben, das bilde ich mir nicht ein.
Trotzdem möchte ich durch die Trennung nicht zerbrechen und irgendwann wird sich Dankbarkeit in die Traurigkeit mischen.....


Liebe Grüße

Jutta
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 30.09.2014, 08:36
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.01.2014
Ort: Dortmund
Beiträge: 370
Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo zusammen,

Durch die Trauer bin ich am wenigsten im Hier und Jetzt, denn ich lebe nun alleine und muss mir meine Zukunft ohne meinen Mann vorstellen.

Es ist wahr, Witwen kann man kaum eine Freude machen.
Manchmal bin ich beleidigt wenn ich keine Einladung bekomme, weil sie mir halbherzig vorkommt - wenn ich eingeladen werde sage ich am liebsten ab. -

Jede andere Witwe/Witwer versteht diesen Zwiespalt warum verstehen ihn nur die anderen nicht?
Die Unterhaltung mit andern gelingt eben nicht immer.
Berufstätige sind zumindest tagsüber abgelenkt. Abends und an den Wochenenden empfinden jedoch viele die gleiche gähnende Leere wie ich sie fühle.

Jetzt mach ich mich gleich auf den Weg ins Sportstudio.
Hier strenge ich mich so an, dass in dieser Zeit meist die grübelnden Gedanken an meinen Mann und die Zukunft - ohne ihn, mit ihren verlorenen Chancen - ein wenig zur Ruhe kommen.

Liebe Grüße

Jutta
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 30.09.2014, 11:19
Nicerl Nicerl ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.12.2011
Beiträge: 85
Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Jutta!

Nachwievor lese ich hier in deinem Thread mit!
Die Zeit des Trauerns die du nun mit allen Fassetten erlebst ist sehr schwer.
Es gibt kein Richtig und kein Falsch!

Jeder muss für sich seinen individuellen Weg finden.
Ich glaube von fachlicher Seite aus gibt es sogenannte Stationen die von allen Trauernden, Hinterbliebenen durchlaufen werden müssen, nur jeder macht das in seinen eigenem Tempo.

Es ist schön, daß du zumindest ein Ventil im Sport gefunden hast. Das ist unheimlich viel wert. Sei froh, auch wenn dir das vielleicht komisch vorkommen mag, daß du das machen kannst.
Unsere Gesundheit ist von unschätzbarem Wert, ich bin mir im Klaren, daß dir das bewusst ist.
Meine ist derzeit dermaßen desolat, daß ich froh bin, wenn ich meinen Alltag geregelt kriege.
Alles scheint ein "Zeitlimit" zu haben, Trauer, Krankheitsprozesse, Diagnosenfindung.... wir dürfen uns davon nicht beirren lassen!

Dies schreibe ich dir nur deshalb, weil du in deinem heutigen Beitrag schreibst, daß die meisten Menschen nicht mit deiner Trauer umzugehen wissen.
Das ist mit Krankheit häufig auch so. Viele soziale Kontakte gehen verloren.
Der Mensch neigt glaub ich dazu selten über seinen eigenen Tellerrand zu sehen, von viel zu vielen Dingen des Alltags sind wir gefangen genommen.

Wir sind es gewohnt zu "funktionieren", so wird es uns von allen Seiten vorgelebt.
Wenn wir das nicht tun oder können/wollen, degradieren wir uns zu Aussenseitern.
Das einzig Gute daran scheint zu sein, daß man sich mit sich selbst mehr auseinandersetzen muss, ob mn nun will oder nicht.
Dies bringt einem manchmal Erkenntnisse die ganz hilfreich sein können.

Kaum einer von uns hat es gelernt mit dem Tod umzugehen, er ist und bleibt ein Tabuthema!
Leider war ich in meinen Beruf auch nicht immer gefeit davor;
Das Einzig positive daran ist, daß man besser über ihn sprechen kann, daß man weiss er gehört zu unser aller Leben dazu.
Unheilbar krank zu sein kommt mir eher wie eine Bestie vor, sie lauert und keiner weiß wann sie zuschlägt;
Aber es gibt sie ja die Hoffnung, auf Lebensverlängerung, gemeinsame Zeit....

Liebe Jutta, auch wenn ich deinen Schmerz nicht nachempfinden kann fühl ich mir trotzdem verbunden.
Du wirst deinen Weg finden und gehen, da bin ich mir ganz sicher.
Sei gnädig mit dir, verlang dir nicht zuviel ab, du stellst die Regeln auf!

Alles Liebe Nicerl

P.S. Meiner Mama gehts nachwievor den Umständen entsprechend gut, auch wenn die Entzündungen nicht rückläufig sind und sie einen Teil ihrer prachtvollen Haare einbüßen muss.
Ich bewundere sie für ihre positive Einstellung in einem aussichtslosen Kampf den sie als Geschenk sehen kann! Hut ab!
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 30.09.2014, 13:15
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,
Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Es ist eigentlich schade, das in dem geschilderten Traum von deiner Frau im Jenseits - sie dir eher freundlich/reserviert oder kühl und abweisend erscheint.-
Nein, mach dir da keine Gedanken. Natürlich war ich am Anfang schockiert, doch ich habe verstanden, was diese Träume für mich bedeuten. Es ist gut so. Absolut.
Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Ich weiß das es Fantasien sind aber ich fühle mich gerade sehr wohl bei dieser Vorstellung.
Das ist gut so. Vielleicht denkst du später mal anders. Doch warum schon jetzt? Du brauchst deinen Mann noch, um dich (zumindest in Gedanken) an ihn anlehnen zu können.
Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Trauer isoliert eben, das bilde ich mir nicht ein.
Stimmt. Das ist keine Einbildung. Wie schon oft geschrieben, ist es möglich, diese Isolierung von innen heraus zu durchbrechen. Nicht nur die Anderen sollten auf uns zugehen, sondern auch wir auf sie.
Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Trotzdem möchte ich durch die Trennung nicht zerbrechen und irgendwann wird sich Dankbarkeit in die Traurigkeit mischen.....
Gib diese Hoffnung nicht auf. Du bist auf dem besten Weg dahin.

In einem muss ich dir widersprechen. Auch Witwen kann man eine Freude machen. Indem man sie nämlich nicht ausgrenzt. Ich weiß, wie schwierig es ist, als fünftes Rad am Wagen in einer Runde zu sitzen. Schwer, doch es geht. Mit der Zeit immer besser.


Liebe Grüße,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 30.09.2014, 16:22
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.01.2014
Ort: Dortmund
Beiträge: 370
Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Nicerl und Helmut!

Vielen Dank für eure Beiträge, war sehr erfreut darüber.

Nicerl: Es ist natürlich so, dass viele Menschen mit den schwierigen, leidvollen Aufgaben die das Leben uns stellt nicht viel anfangen können oder wollen. Sie denken es ist früh genug wenn es so weit ist und haben noch unendlich viel Zeit bis dahin. Ich möchte aber so fair sein und zugeben das auch ich mich - vor der eigenen Erfahrung mit dem Verlust - nicht allzu oft damit befasst habe.
Ich habe mehrere Biographien über Krankheit und Tod gelesen, aber was ich nicht selbst erlebt habe kann ich - auch wenn es mich sehr berührt - nicht wirklich nach empfinden, es betrifft ja die anderen, ich höre oder lese davon und kann es bald wieder verdrängen.....

Ja, ich glaube auch das Einsamkeit wenn sie nicht übertrieben lang ist eine heilsame Quelle sein kann und der Selbstfindung dient.

Dir geht es gesundheitlich momentan nicht gut, so dass du dich dadurch beeinträchtigt fühlst?
Ich hoffe das es vorübergehend ist und das es gelingt aus eigener Kraft wieder eine Balance zu finden.
Mit der Krebserkrankung deiner Mutter kommt sie selbst und auch du momentan ganz gut zurecht, wie ich in deinem Thema gelesen habe.
Die Nebenwirkungen (meist Entzündungen) sind zwar unangenehm, aber sie hat trotzdem noch eine gewisse Lebensqualität damit.
Ich kann nur bestätigen dass Nebenwirkungen vermutlich besser sind als wenn kaum etwas davon zu spüren ist.
Bei meinem Mann hat die letzte Chemo nicht mehr gewirkt. Der Krebs war zu aggressiv, Nebenwirkungen blieben aus....
Auch weiterhin wünsche ich euch von Herzen alles Gute.

Helmut: Danke für deinen Zuspruch.
Momentan bin ich ungenießbar, stehe mir selbst im Weg und habe nur ein geringes Selbstvertrauen.
Nichts ist recht oder kann mir recht gemacht werden.
Ich stelle manchmal alles in Frage, den Besuch meiner Schwester, (Pflichtbesuch) das Gespräch mit der Therapeutin (die ja geerdet ist, was sie auch sein muss) und die ein sinnerfülltes Leben führt in dem es wohl kaum Trauer und Verlust gab, auch das Schreiben hier im Forum kommt mir manchmal sinnlos vor weil sich vieles wiederholt und ich nicht zu nervig sein will.
Es gibt halt schlechte und bessere Tage und ich muss mich in Geduld üben.

Genug gejammert, ich wünsche allen noch einen schönen Abend

Liebe Grüße

Jutta
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 01.10.2014, 00:08
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,

Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Ja, ich glaube auch das Einsamkeit wenn sie nicht übertrieben lang ist eine heilsame Quelle sein kann und der Selbstfindung dient
Die Einsamkeit und die Stille sind wie Geschwister. Im Prinzip sind wir in uns selbst immer einsam. Es gibt allerdings Menschen denen es gelingt, die Saiten unserer Seele zum Schwingen zu bringen und daraus wunderschöne Melodien zu zaubern. Ohne sie ist es still in uns. Einsam und still.

Irgendjemand hatte mal vor langer Zeit geschrieben: "Die Stille ist nicht nur ein Fluch. Sie ist auch ein Segen."

Ich war unterwegs, hatte zu tun, war abgelenkt. Kaum dass sich die Wohnungstür hinter mir schloss: nur noch Stille. Laute, lärmende Stille, dass die Ohren schmerzten. Die Einsamkeit, die Verlorenheit, die Trauer brach über mir zusammen. Selbst dröhnende Lautsprecher konnten sie nicht übertönen.

Ich war unterwegs, hatte zu tun, war abgelenkt. Kaum dass sich die Wohnungstür hinter mir schloss: nur noch Stille. Sanfte, schmeichelnde, friedliche Stille, die mir die Zeit gab, mich an das zu erinnern was war. Endlich Gelegenheit, die Gedanken zu sortieren, nach innen zu schauen und die Trauer zu zu lassen ohne wenn und aber und .... niemand störte. Stille, um zu weinen und zu lachen. Stille als beschützende Zeitkapsel der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Nimm dir die einsame Stille, die du brauchst.


Liebe Grüße,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 02.10.2014, 16:12
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.01.2014
Ort: Dortmund
Beiträge: 370
Standard AW: Geht es euch auch so?

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
Die Einsamkeit und die Stille sind wie Geschwister. Im Prinzip sind wir in uns selbst immer einsam....
Ich war unterwegs, hatte zu tun, war abgelenkt. Kaum dass sich die Wohnungstür hinter mir schloss: nur noch Stille. Sanfte, schmeichelnde, friedliche Stille, die mir die Zeit gab, mich an das zu erinnern was war. Endlich Gelegenheit, die Gedanken zu sortieren, nach innen zu schauen und die Trauer zu zu lassen ohne wenn und aber und .... niemand störte. Stille, um zu weinen und zu lachen. Stille als beschützende Zeitkapsel der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Hallo zusammen, hallo Helmut,

deine Worte sind inspirierend, ich habe sie gerade noch mal auf mich wirken lassen.
Sicher gibt es Unsicherheit und Isolation, aber ich kann es auch von der heilsamen Seite aus betrachten und daraus kann eine tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem geliebten Menschen entstehen. Für Momente habe ich es auch schon so erlebt, es darf sich gerne häufiger einstellen.
Dadurch erhalte ich die Erinnerung an das Gute was mit meinem Mann in mein Leben gekommen ist in meinem Herzen fest.

Bald gehe ich wieder zum Friedhof, auch das ist eine Oase der Ruhe und Besinnung, hier werde ich mich wieder an ihn erinnern.

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von gitti2002 (03.10.2014 um 23:01 Uhr) Grund: Zitat gekürzt
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:50 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55