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  #1  
Alt 19.12.2005, 11:21
NicoleK NicoleK ist offline
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Beiträge: 26
Standard Trauerarbeit

Hallo ihr Lieben!

Ich möchte gleioch als erstes sagen, daß ich mit diesem Thread einfach nur für mich hoffe, ein paar Erkenntnisse zu erreichen, um mich ENDLICH auf den Weg der Verarbeitung zu bringen... Ich erwarte also auch nicht unbedingt Antworten.

Mir scheint es, als lebe ich noch immer, ohne einen einzigen Strauchler so weiter, wie vorher.
Und das nun dadurch resultierende schlechte Geweissen meinem Papa gegenüber macht mich völlig fertig.
Hierzu meint mein Lebensgefährte, ich würde mich viel zu sehr mit mir selbst und meinen *fehlenden* Gefühlen beschäftigen als mit der Tatsache ansich, daß mein Papa tot ist.

Ich weiss einfach nicht mehr weiter.
Ich weiss, er ist tot, wird niemals niemals wieder kommen. Ich werde niemals wieder seine liebe, tiefe Barritonstimme hören, niemals wieder sein Grinsen, welches im Bart verschwindet sehen, nie mehr das Lachen und die Freude über die Enkelkinder vernehmen, ihn nie wieder sehen, ihn nie wieder riechen können...

Und es tut so weh.

Gestern habe ich das Laufgitter meiner Kleinen und ihr Bettchen nach unten verstellt, da sie sich mittlerweile allein hinstellen kann und sie mir dann nicht kopfüber aus dem Laufgitter oder dem Bettchen fällt.
Bei jeder Schraube war mir bewusst, die hat mein Papa als letzter angefasst, da er mir vor nicht mal 10 Monaten diese Möbel zusammengebaut hatte.

Ich mache immer das Deckenlicht im Schlafzimmer an, da dort die Glühlampen wie wild flackern, nachdem am Sterbetag meines Paps am 23.11. dort eine Birne durchgebrannt war. So habe ich das Gefühl, er ist hier bei mir, bei uns und ich rede mit ihm, als stünde er neben mir.

Und doch, mein Tag läuft ab wie schon soviele Monate vorher, meine Große geht in die Schule, die Kleine habe ich daheim bei mir, oder mein Haushalt, meine üblichen Wege. Alles läuft mir (in meinen Augen) zu glatt von der Hand.
Ich schlafe gut, ich kann normal essen...

Irgendwas stimmt nicht mit mir.
Ich habe solche Angst, daß es aus mir herausbricht und ich so böse auf die Schn.... falle, daß ich nicht wieder hochkomme. Ich spüre doch, wie es in mir brodelt.

Papa, ich vermisse dich so sehr und ich wünschte du wärst noch hier bei uns! Ich möchte noch soviel für dich tun! Ich liebe dich doch!

Meine Große meinte vor 2 Tagen zu mir beim Heimweg von der Schule (und wir auf dem Weg nach hause statt des Sturmes Sonnenschein hatten), "Opa hat eine neue Arbeit gefunden und sitzt jetzt da oben an der Wettermaschine und hat uns auf dem Heimweg Sonnenschein geschickt". Sie rief danach ganz laut in den Himmel. "DANKE OPA!"

Und ich? Ich stehe daneben und freue mich, daß er wenigstens noch mental hier bei uns ist.
Wo sind die Tränen?
Wo ist der alleszerfressende Schmerz?

Bin ich kalt und gefühllos? Das ist doch würdelos meinem Papa gegenüber.

Seid bitte mal alle ganz lieb umarmt von Nicole
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  #2  
Alt 19.12.2005, 14:51
nessie nessie ist offline
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Standard AW: Trauerarbeit

Liebe Nicole,

ich kann dich soo gut verstehen. Mein Papa ist am 13.11. für immer von uns gegangen. Und auch ich habe ihn unheimlich geliebt. Ich war so mächtig stolz auf ihn, wie er diese Krankheit gemeistert hat und wie stark er gekämpft hat. Selbst als es ersichtlich war, dass es sich nur noch um Tage handeln könnte, selbst da hat er gekämpft. er wollte leben !!
Aber auch bei mir läuft der Alltag weiter. Ich esse, kümmere mich um meine beiden Kinder (8 u.10 J.)bereite alles für Weihnachten vor. Und es geht mir die meiste Zeit wirklich gut. Ich bin ausgeglichen, kann arbeiten und den Alltag bewältigen.
Ich habe so manches mal schon gedacht : Bist du total verrückt ? Hast du deinen Papa denn gar nicht geliebt ??? Warum brichst du nicht zusammen ?
Und ich hab so manches mal echt ein schlechtes Gewissen.
Aber wenn ich alleine bin, dann wird mir so schwer ums Herz und ich weine und ich trauere.
Vielleicht dauert die Trauer bei uns sehr lange und kommt immer mal wieder durch. Aber unser Alltag und alles was damit zu tun hat, lenkt uns ab. Ich glaube das ist richtig und gut so. Denn stelle dir mal deine Familie vor, wenn du die ganze Zeit nur trauern würdest ? Es geht nicht. Es ging schon nicht, als Papa noch da war und soo krank. Auch da mussten wir uns immer zusammenreißen. Ich glaube das geht jetzt so weiter. Wenn wir alleine sind und unsere Ruhe haben, dann kommt die Trauer.
Aber sie geht auch wieder. Und so manches mal fühle ich ihn wirklich. Ich weiß dann, es geht ihm jetzt gut.
Morgen hat mein Papa Geburtstag und wird 65. Ich gehe dann mit meiner Mama das erste Mal zum Friedhof. Ich wei´ß noch nicht, wie ich das schaffen soll. Bis jetzt habe ich mich einfach geweigert dorthin zu gehen. Vielleicht will ich es nicht wahr haben, dass er nicht mehr wieder kommt.

Denke immer daran, was ihr für schöne Zeiten hattet. Ich rede mit meiner Mama viel über Papa und uns geht es gut damit. Ich werde ihn nie vergessen. So brummelig er auch gewesen sein mag, ich habe ihn so geliebt wie er war. und eins weiß ich sicher : er war immer für uns da. Und selbst als er gegangen ist oder schon auf dem Weg war zu gehen, hat er mit seiner Art, mit seinem Humor uns geholfen diesen Weg gemeinsam zu gehen. Und wir gehen jetzt auch den Weg der Trauer gemeinsam. Niemand kann erwarten, dass wir immer gut drauf sind und niemand kann erwarten, dass wir nicht einfach mal grundlos (natürlich haben wir einen Grund) weinen. Aber nur gemeinsam schaffen wir es.

Lieben Gruß

Nessie
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  #3  
Alt 21.12.2005, 01:04
NicoleK NicoleK ist offline
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Beiträge: 26
Standard AW: Trauerarbeit

Papa, weisst du, ich kann nicht schlafen.

Immerzu sind meine Gedanken bei dir und ich weiss nicht, wo du bist und wie es dir geht.
Heute habe ich dich fast den ganzen Tag nicht gespürt. Sonst flackert doch immer die Lampe in meinem Schlafzimmer. Du weisst schon, diejenige, wo an dem Tag, als du zu deiner Reise aufgebrochen bist, die Birne durchbrannte.
Heute brannte sie den ganzen Tag ganz ruhig und ich spürte dich nicht.

Erst spät am Abend, als ich die Kleine ins Bettchen brachte warst du wieder da. Habe dich so vermisst! Hatte Angst, daß du nicht wiederkommst. Immer wieder bin ich in das Zimmer gegangen und habe die Lampe angemacht.

Wo bist du, Papa? Ich seh in den Himmel, spüre den kommenden Schnee und fürchte die Nacht nicht mehr, die ich immer so flüchtete, als du kurz vor deinem letzten Weg warst.
Papa, ich vermisse dich!

Ich möchte dich so gerne sehen, dich hören, dein Lachen und deine Freude sehen.
Ich möchte dir deine Enkelkinder zeigen, die Kleine kann jetzt schon stehen.
Hörst du, Papa?

Du fehlst mir soooooooooo sehr!
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  #4  
Alt 21.12.2005, 10:03
Siri1981 Siri1981 ist offline
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Beiträge: 24
Standard AW: Trauerarbeit

hallo liebe nicole

wenn ich deine zeilen so lese, dann erkenne ich darin genau die gefühle, die mich zur zeit auch beschäftigen...

bei mir ist es meine mama, die am 05.11 dieses jahr für immer eingeschlafen ist... am 03.10 kam sie ins KH, wir erhielten die diagnose "leberkrebs im endstadium"... danach durften wir sie noch 4 wochen und 2 tage begleiten, bevor sie den kampf gegen den krebs dann endgültig verloren hat...

auch mir geht es heute (immerhin erst knapp 7 wochen nach mamas tod) verhältnismässig gut... ich konnte von anfang an gut schlafen, konnte normal essen (damit hatte ich nur die ersten 2 wochen nach der diagnose sehr grosse mühe) und auch sonst habe ich das gefühl, dass mein leben relativ gleich verläuft wie vor dem 03.10...

die 4 wochen, als mama im KH lag, waren für mich mitunter die schlimmsten tage und wochen meines lebens... jeden tag war ich bei ihr und habe ihren zerfall hautnah miterlebt... ich habe sie leiden sehen, habe mitbekommen, wie sie täglich dünner geworden ist und jeden tag an dem es ihr schlechter ging, habe ich mir gewünscht, dass ihre qualen endlich ein ende haben mögen...

es war eine schlimme situation, einerseits will man den geliebten menschen natürlich unbedingt bei sich behalten, auf der anderen seite will man aber auch, dass das leiden des menschen endlich ein ende findet...

ich bin der überzeugung, dass ich für mich persönlich, einen grossen teil der trauerarbeit schon VOR mamas tod geleistet habe... ich weiss auch nicht wie ich es erklären soll, aber als mama noch da war, ging es mir deutlich schlechter als NACH ihrem tod... als ich am 05.11 am morgen den anruf aus dem KH erhielt war meine erste reaktion nicht schmerz und trauer sondern ganz ehrlich erleichterung... erleichterung darüber, dass mama es endlich geschafft hatte... der schmerz kam dann zwar etwas später doch noch, und auch heute gibt es noch immer momente, die mich sehr, sehr traurig machen... und doch: der grosse zusammenbruch ist ausgeblieben!!! ich kann relativ gut über meine gefühle sprechen (mit meinem partner und meiner familie und freunden) und obwohl die meisten wohl auch einen zusammenbruch von meiner seite her erwartet hätten, so ist er (zumindest bis jetzt) ausgeblieben...

vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich persönlich der überzeugung bin, dass uns nichts auferlegt wird, dass wir nicht im stande wären zu tragen... verstehst du was ich meine? ich bin kein wirklich gläubiger oder religiöser mensch und doch glaube ich, dass jeder von uns von irgendwoher eine kraft erhält, die einen alles durchstehen lässt...

wenn mir noch vor 4 monaten jemand gesagt hätte, dass meine mama am weihnachten nicht mehr da sein wird, dann hätte ich voller überzeugung gesagt, dass ich das nicht überleben würde... ich wäre sicher gewesen für mind. 3 monate nicht mehr arbeiten zu können... und nun ist es doch ganz anders... vielleicht sind wir menschen einfach tatsächlich so gestrickt, dass wir uns an eine jeweilige situation einfach raschmöglichst anpassen können, so schlimm sie vielleicht auch sein mag?!

was ich dir, liebe nicole, eigentlich sagen wollte ist: jeder hat seine eigene art mit seiner trauer umzugehen... jeder verarbeitet trauer auf seine weise... hast du dir denn schon mal überlegt, dass die kraft, die du hast, vielleicht von deinem papa kommt? meinst du nicht, dass er enorm traurig darüber wäre, wenn er mitansehen müsste, wie du leidest, wie du dein leben und deine familie vernachlässigen würdest, nur weil du das gefühl hast, dass es so sein müsste??? ich bin sicher dein papa möchte das nicht, genausowenig wie es meine mama möchte... auch sie hätte niemals gewollt, dass mein leben nur noch aus schmerz und trauer besteht... sie war immer so ein fröhlicher und positiver mensch, und sie war mir damit immer ein vorbild!

glaub mir nicole, du bist kein schlechter mensch, nur weil du nicht dem zusammenbruch nahe bist... du bist nicht abnormal nur weil du dein leben weiterlebst - im gegenteil, dein papa hätte sich sicher nichts anderes gewünscht! und du trauerst ja durchaus, einfach auf deine eigene art und weise - und diese kann niemals falsch sein, denn es ist DEINE art zu trauern...

ich wünsche dir liebe nicole alles, alles liebe und gute für die zukunft und viel kraft und mut die bevorstehenden und vielleicht auch schweren festtage zu überstehen... ich persönlich bin der überzeugung, dass dein papa und meine mama in diesen tagen bei uns sein werden, genauso wie an jedem anderen tag der noch folgen wird auch... sie sind ganz einfach in UNS... in unseren gedanken, in unserer seele und in unseren herzen!!! dort werden sie für IMMER und EWIG einen festen platz haben, und dort werden wir sie auch immer wieder fühlen...

fühl dich lieb gedrückt

Siri
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  #5  
Alt 21.12.2005, 10:52
bubble bubble ist offline
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Standard AW: Trauerarbeit

Hallo Nicole,

auch ich funktioniere im Grunde auch heute noch wie ein Roboter.
MEin Dad war 2003 wegen Beipässe im KH und stand mindestens drei mal auf der Kippe.
Er hat sich durch die Willensstärke meiner Mum erholt.
Als er wieder einigermassenm FIt war, ging es mit meiner Mum Bergab.
Sie bekam immer weniger Luft und es wurden bösartike Krebszellen im Herzbeutelwasser festgestellt.
Chemo usw...
Mama war eine Kämpfernatur und hat alles über sich ergehen lassen. Durch die Medikamente(Kortison) bekam Sie Osteroporose.
Und wie der Teufel es so will, verrenkte Sie sich.
Es wurden Wirbelbrüche festgestellt und Sie kam ans liegen, für 6 Wochen.
Der Krebs, der sich von der Lunge ausbreitete, konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr behandelt werden.
Mama starb Anfang März an Lungenkrebs und Sie hat bis zur letzten Sekunde gekämpft.
Paralle zu der Sache mit Mama, mußte ich mit meiner Kleinen(habe drei Kinder)
von Arzt zu Arzt rennen, da Sie einen erheblichen Entwicklungsrückstand aufwieß.
Die Diagnose kam einige Wochen später.Sie ist mehrfach geistig und körperlich Behindert.( rettsyndrom-- www.rett.de)
Leider bin ich ein Mensch,der von Kind an alles in sich reinfrißt und somit im Grunde so weitermache, wie vorher. Ich sage von mir selber ich bin kalt und total abgestumpft.
Ich könnte zwar weinen, aber der innere Schweinehund läßt es nicht zu.
Auch ich gehe hin und bereite bei meinem Dad die Wohnung und bei mir die Wohnung für Weihnachten vor.
Auch wenn ich mir selber keinerlei Weihnachtvorfreude eingestehe,es könnte auch ausfallen, es wäre mir egal.
Aber der Kinder wegen und für meinen Mann und meinen Dad ´funktioniere´ich.

Ich glaube das muss irgendwie so sein.
Irgendwann bin wahrscheinlich auch ich bereit,zu meiner Trauer zu stehen.
Aber jetzt kann ich das noch nicht wirklich.

liebe Grüsse
bubble
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  #6  
Alt 23.12.2005, 00:26
NicoleK NicoleK ist offline
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Standard AW: Trauerarbeit

Lieber Papa,

ich spüre dich. Du bist hier, hier bei uns.
Nicht nur in unseren Herzen, sondern fast greifbar.

Vorhin bin ich richtig erschrocken, als ich das Schlüsselklappern und das typische Quitschen meiner Wohnungstür vernahm. Bin hochgesprungen und zur Tür gelaufen
Zu sehen war nichts, doch zu spüren....
Du hast also den Schlüssel meiner Wohnung immer noch.
Niemals werde ich vergessen, wie du immer leise hereingeschlichen kamst, dich nicht trautest zu klingeln, um die Kleine nicht zu wecken.
Meistens fand ich dann Sachen von dir aus deinem Garten in der Küche.
Der Bastkorb voller Obst, Gemüse, deine heissgeliebten grünen Gurken.

Heute ging es mir nicht so gut. Das hast du bestimmt bemerkt.
Ich war arg gereizt, sogar die Kinder habe ich unfairerweise beschimpft.

Aber weisst du, es tut soooo gut, dich zu spüren, auch wenn ich dich gern nochmal sehen und hören würde.
Aber eines Tages, irgendwann....

Ich habe dich lieb, Papa!

Gute Nacht!
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  #7  
Alt 23.12.2005, 00:38
NicoleK NicoleK ist offline
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Standard AW: Trauerarbeit

Liebe Siri!

Erst einmal möchte ich dir sagen, daß es mir so leid um deine liebe Mama tut.
Und ganz lieben Dank für deinen so schönen Worte!

Ich habe mir jetzt die ganze Zeit deine Worte durch den Kopf gehen lassen, und mir scheint, als hättest du auch das erzählt, was mit mir geschieht, geschehen ist.
Ganz besonders der Punkt mit der Trauerarbeit VOR dem endgültigem Abschied.

Ich glaube, da hast du Recht.
Ich wusste ja, es ist nur eine Frage von noch sehr kurzer Zeit daß Papa uns verlassen wird. Und jeden Tag bei ihm in der Klinik, auch wenn er mich zum Schluß nicht mehr richtig realisierte, saß ich dort mit dem Gedanken: "Es könnte das letzte Mal sein..."
Ich sah ihn mir so genau an, jede Pore, jedes Haar seines so stolz geliebten Vollbartes, streichelte ihm die Hand und den Arm. Atmete bewusst seinen Geruch in mich ein... "Es könnte das letzte Mal sein"

Jedes Mal, wenn ich dann das Zimmer verlies, drehte ich mich in der Tür nochmal um und schaute zurück und wünschte ihm nur in Gedanken: "LEB WOHL PAPA!"
Es war wie eine eigene Welt, sein Zimmer auf dieser ITS, ein Ort wie in einem Horrorroman. Papa war dort....

Ich vergesse es nicht. Ich drehe mich um, er schaut mich nicht an sondern die Wand zu seinen Füßen und ich sag dann leise "Leb wohl, Papa!" Er hörte es nicht...

Am nächsten Tag erfuhr ich von seinem Tod.
Als wäre es verhext, als hätte jemand nicht gewollt, daß ich es nicht erfahre, ging an jenem Tage mein Telefon nicht, daß Handy hatte ich im Auto vergessen. So wurde ich von einer Cousine per Internet-Messenger angeschrieben.
SO habe ich es erfahren!

Ich habe schon lange Abschied genommen, und ich bin sehr traurig, daß er fort ist.
Nur, ist er das wirklich?

Liebe Siri, tut mir leid, wenn ich so wirr schreibe und kaum auf deine lieben Zeilen zurückkomme. Ich bin völlig verwirrt.

Ich möchte dich aber, wenn du erlaubst, mal ganz lieb knuddeln!

Die allerherzlichsten Grüße von Nicole
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  #8  
Alt 23.12.2005, 00:47
NicoleK NicoleK ist offline
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Standard AW: Trauerarbeit

Liebe Bubble

Zitat:
Leider bin ich ein Mensch,der von Kind an alles in sich reinfrißt und somit im Grunde so weitermache, wie vorher. Ich sage von mir selber ich bin kalt und total abgestumpft.
Sind wir uns so ähnlich?

Mir tut es sehr leid, was mit deiner Mum geschehen ist, neben dieser Seuche noch die andere, allein schon verdammt schwere Erkrankung. Wie gehts jetzt deinem Papa?
Deiner Tochter?

Während der ITS-Zeit meines Papas war meine Große auch in der Klinik. Nichts weiter Schlimmes, aber für ein Mutterherz doch erdrückend. Eine OP an den Augen und dann lag mein Baby auch noch in einer fremden Stadt, allein...

In dieser Zeit wurde auch meine Scheidung ausgesprochen und ich hatte soviele Amtswege, um meine kleine Tochter endlich ihren leiblichen Papa auch OFFIZIELL als Papa geben zu dürfen.

Zitat:
Ich glaube das muss irgendwie so sein.
Irgendwann bin wahrscheinlich auch ich bereit,zu meiner Trauer zu stehen.
Aber jetzt kann ich das noch nicht wirklich.
So ähnlich läuft es auch bei mir, ich trauere, ja, und wie! Nur ich habe Angst, daß ich so zusammenbreche, daß ich nicht wieder hochkomme, also funktioniere ich. Alleine für die Kinder! Blende alles weg.
Irgendwann kommt auch für uns die Zeit!

Ich möchte dir so gern etwas tröstendes sagen, leider fehlen mir die Worte!

Aber DANKE SCHÖN für deine lieben Zeilen!

Sei unendlich lieb gegrüßt von Nicole
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  #9  
Alt 23.12.2005, 00:52
NicoleK NicoleK ist offline
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Standard AW: Trauerarbeit

Papa, heute vor einem Monat.... Ist es schon so lange her?

Heute vor einem Monat, Mittags um 13 Uhr hast du die unsere Welt verlassen.

Ich hoffe so sehr, daß du eine schöne Reise hattest und jetzt glücklich bist, dort wo du bist!

Ich will dich nicht festhalten, wenn du es nicht möchtest. Ich wünsche dir, daß du deinen Weg gehst und mache dir keine Sorgen um uns!

Wir sind doch schon groß!

Ich habe dich lieb!
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  #10  
Alt 23.12.2005, 09:55
Siri1981 Siri1981 ist offline
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Standard AW: Trauerarbeit

hallo liebe nicole

es freut mich, wenn dich meine zeilen ein bisschen zum nachdenken gebracht haben... ich hoffe du hast inzwischen erkannt, dass du mit deinen gefühlen und gedanken nicht ganz alleine bist... es geht, glaube ich, vielen von uns so...

du schreibst wir sind schon gross, das stimmt... und doch brauchen wir alle unsere mamas und papas - das ist keine frage des alters... wenn mir noch vor ein paar jahren jemand gesagt hätte, dass ich mit 24 meine mama verlieren würde, dann hätte ich das einfach nicht geglaubt... ich lebe zwar schon seit 6 jahren nicht mehr zuhause und führe mein eigenes leben, und doch, meine mama ist/war einfach immer ein enorm wichtiger teil in meinem leben... es gab keinen tag an dem wir nicht zumindest miteinander telefoniert haben... oftmals war es nur ein "hallo, wie geht es dir? ich hab dich lieb" und doch war mir an jedem tag, den wir nichts voneinander gehört haben, nicht richtig wohl...

am samstag zb. war immer unser morgen... wir haben uns dann getroffen, sind gemeinsam einkaufen gefahren und danach sind wir dann oftmals noch bis mittags irgendwo beim kaffee gesessen... es war unser ritual und seit mama nicht mehr da ist, gefällt mir der samstag überhaupt nicht mehr... (

sie fehlt mir so schrecklich, und doch, es vergeht kein tag, an dem ich sie nicht ganz tief und nah in mir spüre... sie IST einfach da!!! manchmal glaube ich sogar, mehr als vorher... ich denke manchmal, dass keine minute am tag vergeht, in der sie nicht bei mir ist... morgens wenn ich aufstehe begrüsse ich sie (ich habe ein schönes bild bei uns im flur aufgehängt, wo ich jeden morgen wenn ich aus dem schlafzimmer komme gleich darauf sehe), wenn ich aus dem haus gehe verabschiede ich mich, und abends wenn ich heimkomme zünde ich für mama ihre kerze an... aber auch im büro habe ich immer das gefühl, dass sie da ist...

wir hatten schon immer ein unglaublich enges verhältnis und meine mama war für mich nicht nur einfach mama, sondern gleichzeitig auch immer beste freundin, liebe vertraute und seelenverwandte... es war unglaublich, aber wir haben oftmals im genau gleichen moment das gleiche gedacht und ausgesprochen... wenn es ihr gut ging, ging es auch mir gut, und als sie im KH lag und litt, da litt auch ich mit ihr! wie oft hatte ich im oktober so schlimme bauchschmerzen, dass ich nichts essen konnte?! wie oft war mir übel, obwohl ich ja gar nichts gegessen hatte... allein in den 4 wochen, wo mama im KH lag, habe ich fast 7kg abgenommen... das ganze hat sich dann komischerweise erst nach ihrem tod wieder normalisiert... das mag vielleicht für viele komisch klingen, aber ihr tod war auf irgendeine weise auch für mich eine erleichterung - nicht nur für mama selber...

ich weiss, dass es ihr jetzt, da wo sie ist gut geht, und ich weiss, dass sie glücklich ist!!! und ich bin sicher liebe nicole, auch deinem papa geht es gut... er ist zwar körperlich nicht mehr bei euch, aber in euren herzen und euren gedanken, wird er für immer einen festen platz haben... er wird bei euch sein, wann immer ihr ihn braucht!!!

so, nun habe ich wieder viel mehr geschrieben als ich eigentlich wollte... ich wünsche dir und deiner familie viel kraft für das bevorstehende weihnachtsfest, und versucht, auch wenn es sehr schwer fällt, doch ein bisschen zu feiern... dein papa wird bei euch sein!!!!

alles liebe und eine feste umarmung sendet dir
Siri
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  #11  
Alt 23.12.2005, 15:39
DanielaS DanielaS ist offline
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Beiträge: 6
Standard AW: Trauerarbeit

Tja, Trauerarbeit ... ein schweres Thema - finde ich - gerade in den jetzigen Tagen: Weihnachten, das Fest der Liebe und der Familie ...

Für mich ist es dieses Jahr das erste Weihnachten ohne meinen geliebten Dad .... Im Juni diesen Jahres ist er gegangen...

Ich denke, dass jeder mit Trauer anders umgeht und diese auch anders verarbeitet. Ich denke daher, dass niemand derjenigen, der hier schreibt , dass sein Leben so weitergeht wie "vorher" ein schlechtes Gewissen haben muss. Wichtig ist allein nicht zu vergessen und nichts zu vedrängen.

Ich selbst habe für mich selbst noch nicht den richtigen Weg gefunden, mit dem Tod meines Dads fertigzuwerden. Ich komme mir vor wie auf einer ständigen Achterbahn der Gefühle. Einen Tag geht es mir ganz gut und dann auf einmal holt mich alles wieder ein und ich könnte mich in eine Ecke verkriechen und einfach nur weinen...

Ich wünsche allen hier im Forum ein schönes Weihnachtsfest. Meine Gedanken sind bei Euch allen - wenn auch größtenteils unbekannt - in den kommenden Tagen, die uns sicher teils auf traurige und besinnliche Art verstärkt an unsere Lieben denken lassen.

Eure DaniS
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  #12  
Alt 25.12.2005, 17:13
Bella81 Bella81 ist offline
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Beiträge: 3
Standard AW: Trauerarbeit

Hallo Nicole,

ich weiß wie du fühlst, mein Vater ist kurz vor Weihnachten vor vier Jahren gestorben. Irgendwie konnt ich es kaum fassen... ich habe weitergemacht wie normal, bin zur Schule gegangen (stand kurz vor dem Abi) und als ich dann zu Hause war ging ich nicht mehr die Tür raus. Alle sagen ich sei in der Zeit agressiv gewesen. Über den Tod habe ich nur mit meiner besten Freundin geredet ansonsten habe ich nachts geheult und tagsüber versuchte ich stark zu bleiben.
Ich dachte mir ich habe die Wahl: entweder verfalle ich der Trauer oder ich kämpfe weiter. Ich habe weiter gekämpft und mittlerweile studiere ich schon im 7. Semester. Mein Vater wäre bestimmt total stolz auf mich.
Ob ich ihn vermisse? Gar keine Frage. Ich muss auch noch sehr oft an ihn denken oder an bestimmte Situationen, die ich mit ihm erlebt habe. Heute bin ich sehr stolz auf mich und bin der Meinung ich habe mich für das Richtige entschieden.
Seit gut 2 Jahren habe ich einen Freund. Ich bedauere sehr, dass mein Vater ihn nicht kennengelernt hat. Aber ich erzähle ihm sehr viel von meinem Vater und nehme ihn auch - wenn immer es geht - mit auf das Grab meines Vaters. So ist er immer bei mir...
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