Ich denke es ist das Ende

[lady60]

Liebe Inge,

auch ich kenne diese Situationen und weiß, daß es verdammt weh tut...........
ich kann dir noch den Tipp geben, dich an eine palliative Einrichtung zu wenden.

Die haben es fertig gebracht, dass mein inzwischen verstorbener Mann dank einer gut eingestellten Schmerztherapie
die Konfirmation seiner Tochter erleben durfte. Wir wurden dort auch als "Familie" mitbehandelt.
Das heißt, dass uns die betreuende Krankenschwester Tipps gegeben hat, wie wir mit unserem Kranken umgehen sollen........
er wollte auch nichts essen.......ich hab ihm seine Lieblingsessen gekocht, Fehlanzeige......
bis mir die Schwester gesagt hat, ich soll ihn lassen und wenn er mich bittet, soll ich ihm was anbieten.
So sind wir ganz gut damit gefahren. In den letzten Tagen seines Leidens wurde mit dem Arzt die Schmerztherapie umgestellt
und ich wurde auf die Schmerzpumpe eingelernt. So durfte er zuhause ins Regenbogenland gehen und nicht in irgendeiner
stillen Kammer der Uni-Klinik. Inzwischen sind 7 Jahre vergangen.......
und ich erinnere mich so manches Mal an unsere schwierigen Zeiten, die mir jetzt die Kraft geben,
meine eigene Ca-Erkrankung zu ertragen.

Ich hoffe, ich habe dich nicht allzu sehr geschockt und schicke dir ein riesiges Kraftpaket für die kommende Zeit!

Ganz lg lady60

[Wasser13]

Liebe Inge,

ich schließe mich den Worten von Lady60 an ...

Auch ich kenne diese Situation ... den aufgedunsenen Bauch (Lebermetastasen), leichte Atemnot, die spitze Nase. Wir hatten damals einen Arzt an unserer Seite, der als Schmerztherapeut einen guten Ruf genießt und der es meinem Mann leicht gemacht hat. So konnten wir, das Ende vor Augen, die uns verbliebene Zeit tatsächlich in Ruhe verbringen (ja, harmonisch).

Ich erinnere mich noch besonders gut an unseren letzten Samstag. Wir wollten (und haben!) die Grillsaison eröffnen/t. Nur aus einem Draußen-Grillen ist nichts geworden - unser Arzt hatte uns nachmittags in's Krankenhaus geschickt (waren dort bis abends): sie sollten versuchen, noch Wasser aus dem Körper zu bekommen. Also gut. Hin. Mit dem Rollstuhl durch die Klinik (laufen war anstrengend geworden, der dicken Füße wegen). Ja, und dann sieht die Ärztin dort meinen Mann an und fragt: "... Und Sie sind noch Zuhause"? Ich traute meinen Ohren nicht. "Ja, selbstverständlich ist mein Mann Zuhause"! Ich konnte mir gar nicht vorstellen, warum das auch nicht so sein sollte. Na, so selbstverständlich sei das nicht ...

Ein Punktieren kam nicht mehr in Frage, ... das hat die Blutgerinnung nicht (mehr) zugelassen. Auf dem Ultraschall haben sie uns gezeigt, wie viel Raum die Leber inzwischen eingenommen hatte ... sie drängte die anderen Organe weg.

Sie schlugen uns Morphium(spritzen) vor. Okay, dann sollten sie ihm (meinem Mann) eben zeigen, wie die gesetzt werden. Nun, dafür müsse er über's Wochenende im Krankenhaus bleiben. "Was?! Hier bleiben? Nein!" - Nun, dann bliebe noch eine Morphingabe in Tablettenform - und damit drückten sie uns (war wohl für's Wochenende gedacht) eine Tablette in die Hand.

Mit diesem Medikament in der Hand ging's heimwärts. Ich sagte: "Bevor du das Teil nimmst, sprich' doch nochmal unseren Arzt an" ... (= auch unser direkter Nachbar, das macht's leichter ... - so ein Gespräch über'n Zaun ...). Na, der hat uns dann aufgeklärt: mit dem Teil im Bauch, schläft mein Mann bis Montag durch ... So hatten wir uns das nicht gedacht ...

Wir verließen uns auf unseren Arzt und starten damit beginnend in eine sanfte Schmerztherapie - und haben gegrillt.

Es folgten ruhige Tage: Sonntag, Montag - jeweils mit Kurz-Besuchern (Abschied-nehmen). Dienstagmittag hat sich eine Dame vom Pflegedienst vorgestellt - sie würde mich unterstützen, wenn es schlechter würde (Pflege? Kein Thema bisher für uns - Körperpflege hat selber gemacht, nur Duschen war alleine am Dienstagmorgen nicht mehr möglich - mit meiner Hilfe schon).

Unser Arzt war Dienstagmittag auch noch kurz da (hat in seiner Mittagspause bei uns reingeschaut) - und um 16:57 hat mein Mann zum letzten Mal geatmet; ich war an seiner Seite. Ich war fassungslos - es war dann so schnell, so unerwartet "passiert" ... Nie hätte ich mit Dienstag gerechnet ... - allerdings: in der Nacht von Montag auf Dienstag hat mein Mann mir im (Halb-?)Schlaf wohl sein Leben erzählt. (Ich war sooo müde, wurde von ihm dann doch immer aus dem Schlaf gerissen. Wortfetzen. "Was hast Du gesagt"? - "Nichts! Vergiss es! Ich habe nur geträumt".)

Liebe Inge, natürlich hat es weh getan, hinter mir lagen Verzweiflung und viele Tränen. Trotzdem bin ich dankbar, dass wir uns Zuhause verabschieden konnten - wir waren nicht durch eine Kliniktür von einander getrennt, ich hatte ihn immer vor Augen - und vor allem aber bin ich dankbar, dass er (dank Schmerztherapie) nicht leiden musste. So blieb ein kleiner Trost ...

In unserem Fall sind nun 5 Jahre verstrichen - und wie auch immer mein Leben weiter verläuft: ich wünsche mir, dass ich (egal, was kommt) auch einmal diese Stärke an den Tag legen kann, die mein Mann gezeigt hat. Ich denke heute, irgendwie sind wir beide an dieser Krankheit, diesem Abschied gewachsen.

Liebe Inge, auch ich ende mit lieben Grüßen und den Worten: ich hoffe, ich habe Dich nicht erschreckt - ich wünsche Dir für die nächste Zeit alle Kraft der Welt und dass Du das Unabänderliche annehmen kannst ...

[Inge L.]

Hallo Ihr Lieben,

vielen lieben Dank für Eure Ratschläge und "Geschichten". Wir haben die Schmerzen jetzt mit Morphin ganz gut im Griff. Günther schläft sehr viel. Täglich fahre ich ihn zur Ernährung in die Praxis. Ich habe auch akzeptiert was man nichts ändern kann. Wir kommen im Moment noch ganz gut zu Hause zurecht, waschen und anziehen kann er sich mit etwas Hilfe noch selbst. Ich versuche alles so "normal" wie möglich zu halten. Heute habe ich einen elektrisch verstellbaren Sessel gekauft, damit er die WM im Wohnzimmer verfolgen kann. Ich bin bereits die dritte Woche krankgeschrieben damit ich mich um ihn kümmern kann. Ab und zu gehe ich ins Büro und lenke ich ein wenig ab. Wenn mein Sohn von der Schule kommt kann er auf seinen Papa "aufpassen".
Trotzdem wünsche ich mir, dass er nicht so leiden muss. Er selber ist noch immer zuversichtlich........Es ist schön, dass ich hier mal alles von der Seele schreiben kann.

LG Inge

[Wasser13]

Liebe Inge,

die Idee mit dem verstellbaren Sessel ist prima. So kann Dein Mann der WM folgen, ein kleines Stück "Alltag" leben.

Schön für Dich finde ich, dass Du Dich zwar krankschreiben lassen hast, dennoch aber die Möglichkeit hast, einfach einmal an Deinem Arbeitsplatz "abzutauchen" (versuch' Dich selber auch nicht aus den Augen verlieren , Du brauchst Deine Kraft) . Ich habe meinen Mann damals gefragt, ob ich Zuhause bleiben solle (hatte eine 16-Stunden-Woche / Verwaltung) - und er entgegnete: "nein, Du brauchst Deinen Job, musst unter Leute". Er lag damit schon richtig.

Ja, und da es meinem Mann "gut ging", konnte ich ihn auch mal ein paar Stunden alleine (alleine - nicht unversorgt!) lassen (in dem Wissen: ich rief zwischendrin immer wieder Zuhause an und Hausschlüssel hat der Hausarzt, der käme auf Anruf sofort rein).

Damit liebe nachmittägliche Grüße ... Andrea

[Inge L.]

Hallo Lady 60, hallo Andrea, hallo an alle

heute war wieder ein schrecklicher Tag. Er wird immer schwächer. Das Sprechen fällt ihm schwer. Die Sprache ist so undeutlich, dass ich ewig nachfragen muss. Ich war heute nur eine Stunde im Büro. Ich bin in der Verwaltung, arbeite ohne das es die Personalabteilung weiß. Ich habe es so mit meinem direkten Vorgesetzten abgesprochen. Gestern hat mich die Palliativmedizinerin angerufen, und nach meinem Befinden gefragt. Sie hat auch gefragt ob vielleicht die Damen vom Palliativverein bzw. Hospizverein vorbeikommen sollen. Aber für mich ist das im Moment kein Thema, dann habe ich noch mehr Termine und Günther braucht nun meine Aufmerksamkeit.
Ich muss jetzt wieder vermehrt weinen, obwohl ich es eigentlich garnicht will.
Hoffentlich muss er nicht noch solange so dahin siechen....Von einem lebenswerten Leben kann man ja nicht mehr sprechen.

Liebe Grüße

eine verzweifelte Inge

[Antje123]

Liebe Inge
fühl Dich ganz fest in denArm genommen.Ich wünsche Dir eine Unmenge an Kraft.
Antje

[ange]

Hallo,

ich will dir mal viel kraft schicken!!
ja, wenn man seine lieben so leiden sieht, dann wünscht man sich nur, das es nicht mehr zu lange dauert auch wenn man ihn nicht verlieren möchte. aber wie du schon sagst, das ist dann auch nicht mehr lebenswert...

ich dich...
liebe grüsse
ange

[Wasser13]

Inge, ... habe Dir eine PN geschickt ... Grüße ... Andrea

[Inge L.]

Hallor Ihr Lieben,

Ich danke Euch für die vielen Ratschläge und guten Wünsche. Heute ist die Entscheidung gefallen, ich werde mit meinem Mann ins Hospiz gehen. Sein Zustand verschlechtert sich rapide. Er schläft fast nur noch, hat schreckliche Durchfälle, Schmerzen.......es ist fürchterlich. Die Palliativärztin hat mir heute gesagt, das ich die medizinische Versorgung hier zu Hause nicht mehr sicherstellen kann. Mit schwerem Herzen und der Frage ob ich das Richtige tue gehen wir morgen in Hospiz. Mein Mann hat sofort zugestimmt, und nur gesagt meine Frau will das doch nicht....
Ich habe Angst aber ich hoffe es ist der richtige Weg.

Bis bald

Lg Inge

[Windlicht]

Liebe inga ich wünsche dir einfach ganz viel kraft für die nächsten tage ....
daniela

[lady60]

liebe Inge,

auch von mir ein dickes Kraftpaket für die kommenden Wochen.........ich denke an dich und deinen Mann...........

du mußt dich nicht fragen, ob es die richtige Entscheidung war.......es ist wie es ist......und sei ein wenig
egoistisch. Du solltest deine Kräfte nicht überschätzen. Und wenn ich es richtig verstanden habe, kannst
du ja bei deinem Mann bleiben. Auch wenn er nur noch schläft, so spürt er doch, dass du in seiner Nähe
bist. Halte ihm einfach seine Hand und sprich mit ihm. Erzähl ihm von der WM..Mein Mann war 4 Wochen
auf Intensiv im Koma. Ich habe mich noch nie für Fußball interessiert. Aber für ihn habe ich samstag für samstag
die Bundesliga-Ergebnisseauswendig gelernt und ihm erzählt, wer wie gespielt hat. Tja und jetzt gucke ich selber die WM an....

noch eine Frage: wurde dein Mann schon in eine Pflegestufe eingeordnet? Falls noch nicht geschehen,
beantrage es schnellstmöglichst telefonisch. Mein Mann wurde ein Tag bevor er starb, noch "begutachtet".
Die Genehmigung kam zwar erst 14 Tage danach, aber das Pflegegeld wurde rückwirkend für einen kompletten Monat bezahlt.
So mußte ich die Kosten, die für den Palliativdienst von der Krankenkasse nicht übernommen wurden, nicht selbst bezahlen.
Es blieb noch ein kleiner Rest, den ich aus Dankbarkeit dem Pflegedienst gespendet habe. Das war allerdings schon vor 7 Jahren.
Wie es jetzt mit der Bezahlung aussieht, weiß ich nicht.....es sollte nur ein kleiner Tipp für dich sein.

Für heute solls genug sein, will noch die letzten Minuten vom Deutschland-spiel schauen.

Eine herzliche Umarmung vom "im Regen versinkenden Schwabenland" schickt dir

lady60

[Inge L.]

Hallo Ihr Lieben,

wir sind im Hospiz und wunderbar betreut. Die letzten Tage...Stunden sind angebrochen. Heute ist Günther sehr unruhig, alleine aufgestanden natürlich gestürzt als ich eben was essen war.....

Liebe Grüße

eine traurige Inge

[KGM]

Liebe Inge,

ich wünsche euch (unbekannterweise) Minuten, Stunden die innig sind, die schmerzfrei sind, voll mit den schönsten Erinnerungen..

Gottes Segen in diesen Stunden und viel Kraft!!

[Inge L.]

Hallo,

seit dem 21.6., 13.30 Uhr ist mein Mann nur noch in unseren Herzen und Gedanken.

LG Lars

[Chris_tine]

Liebe Inge,

ein stiller Gruß von mir. Möge Dein Mann gut auf der anderen Seite ankommen.
Viel Kraft für Dich für die kommende Zeit.

Liebe Grüße
Christine