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  #1  
Alt 26.07.2004, 12:27
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Standard Psychologische Hilfe für Tochter ??

Hallo,

heute wende ich mich mal an euch für meine Tochter (32 J.) Seit meiner Brustkrebserkrankung im August 03 hat sie sich sehr verändert. Sie ist seitdem übermäßig besorgt um mich, ruft 2 x am Tag an und kommt auch jeden Abend bei mir rein (wir wohnen im gleichen Haus). Bei jedem kleinsten Husten drängt sie darauf das ich zum Arzt gehe, und man merkt förmlich wie es in ihr arbeitet, nach dem Motto: mein Gott ist da wieder irgendetwas ?? Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich bin natürlich ganz gerührt von Ihrer Fürsorge aber ich habe Angst das meine Tochter das Geschehen psychisch nicht mehr lange durchhält. Früher ging sie regelmäßig zum Sport und auch schon mal mit Freundinen raus. Heute hetzt sie lediglich zum Sport um anschließend bei mir zu sein ( über Ihre Anwesenheit freue ich mich natürlich.....) Da wir ein sehr offene Verhältnis haben schlug ich Ihr letzte Tag mal vor vielleicht eine Therapie zu machen, sie erwiederte nur: Quatsch, da kann mir ja auch keiner weiterhelfen. Ich weiß selbst das ich im Moment etwas übertreibe, das legt sich bestimmt auch wieder.
Ja, was ist eure Meinung, legt es sich wieder oder sollte sie sich um Ihretwillen helfen lassen ?? Ich weiß auch nicht weiter, sie tut mir so leid, wenn ich sehe wie sehr sie sich quält. Vielleicht hat einer von euch erfahrung damit ??
Herzlichen Dank für Tipps...
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  #2  
Alt 26.07.2004, 13:08
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Standard Psychologische Hilfe für Tochter ??

Hallo Else,

ich glaube nicht das deine Tochter ssychologische Hilfe braucht. Viel eher die Abgrenzung zu dir. Nun das ist sicher schwer zu verstehen. Erkläre es dir einmal an meinem Beispiel.

Meine Mutter bekam vor 8 Jahren BK. Ein Schock für die ganze Familie. Sie war 65 Jahre alt und ich zu dem Zeitpunkt 42 Jahre. Natürlich habe ich mich - genau wie mein Vater - sehr um meine Mutter gesorgt. Habe ihr geholfen wo ich nur konnte. Wir wohnen nicht im gleichen Haus, aber gleich um die Ecke. Ich muss dir nicht sagen was man alles an Zeit und Gefühl einbringt, du siehst es jetzt an deiner Tochter. Ja bei mir war es sogar so, dass ich meine eigene Belange (OP's, dringene zahnärztliche Maßnahmen) hinten an stelle. Dieser Zustand dauerte ca. 3 Jahre bis dann mein Schwiegervater schwer erkrankte. Die Tretmühle fing wieder an. Am Ende war ich nach über 4 Jahren ausgepowert und körperlich und seelisch am Ende.

Diese beiden Umstände ließen mich erst einmal innen halten, ich brauchte Zeit und Kraft für mich. Und Gott sei Dank habe ich mir das zugestanden.

Dann im Jahre 2002 erkrankte ich ebenfalls an Brustkrebs und nun war es meine Tochter und auch meine Mutter die mich umsorgten. Weil ich aus eigener Erfahrung wußte wie schwer es ist aus diesem Teufelskreis herauszukommen, habe ich die Hilfe meiner Tochter nur bedingt angenommen, die von meiner Mutter ebenfalls.

Ja ich lasse sei teilhaben an meinem Leben, bin auch froh das sie mich zwischendurch einmal trösten, aber ansonsten habe ich Wert darauf gelegt das alles so normal wie möglich weiterlief.

Das hat sich sehr bewährt.

Nun liebe Else ich gebe dir den Rat sprich mit deiner Tochter. Sage ihr klipp und klar das du dich über all das freust was sie dir gegeben hat und gibt, aber du dein Leben leben möchtest. Das du anfangen willst wieder "normal" zu leben und nicht eingepackt in Watte sein willst. Mache mit ihr Zeiten aus wann ihr euch seht. Vielleicht willst du sie mal zum Sport begleiten, versuche dich einfach auch rar zu machen.

Denn ihr beide habt ein Recht auf EUER Leben. Niemand kann es für den anderen übernehmen.

Deine Tochter ist in einem Konflikt. Mit Sicherheit will sie dir helfen und zwar gerne, aber auf der anderen Seite will sie sicher auch ihr altes Leben wieder aufnehmen, traut sich vielleicht nur nicht.

Ich denke beide seid ihr alt genug um einmal ein solches Mutter-Tochter-Gespräch zu führen. Vielleicht nicht zuhause wo alles so festgemacht ist, sondern an einem schönen Ort, bei einem Spaziergang, in einem Cafe bei einer Tasse Kaffee.

Wünsche dir von Herzen das du dann all das einmal ansprechen kannst was dir so auf der Seele liegt.

Alles, alles Gute
Brigitte
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  #3  
Alt 27.07.2004, 08:20
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Standard Psychologische Hilfe für Tochter ??

Hallo Brigitte,

hab Dank für Deine schnelle Antwort. Das mit dem rar machen habe ich bereits vor längerer Zeit mal angetestet. Das "Problem" ist nur das meine Tochter mir dann irgendwann unter Tränen eingestand das der gedanke an ein fortschreiten der Erkrankung und damit verbunden die endgültige Trennung sie "verrückt" machen würde, was auch der Grund dafür ist das sie soviel Zeit wie möglich mit mir verbringen möchte. (Liegt wohl auch ein wenig daran das sie Ihren vater vor Jahren auch an Krebs verloren hat und ein zuwenig an geteilter Zeit nagt noch heute an Ihr)Und ehrlich gesagt, schaffe ich es dann nicht sie weg zu schicken, auch wenn es für sie vielleicht das beste ist. Ja, wer hätte das gedacht, wie weit so eine schei...Krankheit doch auch in das Leben der Angehörigen mit eingreift.
Vielleicht werde ich das Thema einfach bei gelegenheit nochmals aufgreifen...

Liebe Grüße Else
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  #4  
Alt 27.07.2004, 09:32
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Standard Psychologische Hilfe für Tochter ??

Hallo Else,

war auch Tochter in der gleichen Situation. Habe meinen Vater verloren an Krebs 1997 da war ich 31. Genau 4 Monate später wurde bei meiner Mutter Darmkrebs diagnostiziert. Ich bin fast verrückt geworden. Diese Verlustängste waren furchtbar. Ich habe meine Mutter ebenfalls täglich 2 x angerufen und da ich nur ein paar Straßen weiter wohnte, bin ich die ersten beiden Jahre auch jeden Abend vorbeigegangen.

Meine Mutter hat ähnlich reagiert wie Du und trotzdem habe ich es so gemacht, wie es für mich am besten war. Mit der Zeit haben wir schon versucht, wieder unser eigenes Leben zu leben, aber wenn ich ganz ehrlich bin, die Ängste waren bei mir immer da, selbst in Zeiten, wo meine Mutter als krebsfrei galt. Im Jahr 2002 ist der Krebs in Form von Knochenmetastasen und Lungenmetastasen wiedergekommen. Ich habe mein ganzes Leben hinten angestellt um nur für sie dazusein.Im Januar 2003 habe ich mich dann für 2 Monate im Büro freistellen lassen. Im Februar 2003 ist sie dann gestorben, am Ende hatte sie auch Hirnmetastasen.

Ich würde heute alles genauso machen, genauso oft zu ihr gehen, sie tagtäglich anrufen. Meine Eltern haben mir so viel gegeben im Leben und ich konnte davon nur einen kleinen Teil zurückgeben, in dem ich einfach da war als sie mich brauchten. Dies ist natürlich auch meine Sicht des ganzen und ich kann Deine Tochter gut verstehen. Ich glaube eigentlich nicht, das sie psychologische Hilfe braucht. Ich hätte damals keine in Anspruch genommen, weil ich es für ganz natürlich hielt, für den Menschen dazusein den ich so sehr liebe.

Und heute 1,5 Jahre später bin ich immer noch sehr traurig. Sie fehlen mir beide immer wieder sehr. Aber es gibt eine Zeit, die kann man sich nicht mehr zurückholen und ich denke in liebevoller Erinnerung an diese Zeit zurück die ich mit ihnen intensiv verbracht habe und das macht mich auch ein bißchen glücklich.

Liebe Else, dies ist jetzt meine Erfahrung. Vieleicht hilft sie Dir auch ein bißchen weiter, Deine Tochter besser zu verstehen.

Lieben Gruß Heike
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  #5  
Alt 27.07.2004, 09:37
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Standard Psychologische Hilfe für Tochter ??

Hallo Else,

nun Verlustängste - auf beiden Seiten - sind natürlich groß.

Es ist ja nicht so das meine Beiden und auch mein Mann sie nicht hätten, zumal ich wieder in Therapie wegen multiple Knochenmetas bin.

Der Tod gehört zum Leben, bei uns BK Frauen natürlich noch mehr. Deine Tochter - und auch du - ihr sollt ja die Zweisamkeit, die Nähe des anderen genießen, aber es darf doch nicht zum Druck werden.

Darüber meine ich muss gesprochen werden, aber auch das der Tod für jedes Leben etwas natürliches ist. Schwer ist es für beide Seiten. Für uns evtl. die Gewissheit Trauer und Hilflosigkeit zu hinterlassen, und für die Hinterbliebenen den Schmerz über den Verlust.

Vielleicht liegt es daran das ich durch meine jetztige Diagnose (die Knochemetas befinden quasi in jedem Knochen) sehr viel über das "später" rede und es mir auch wichtig ist den Weg zu bereiten.

Ich wünsche dir und deiner Tochter das ihr einen Weg findet der für euch beide gut ist. Ein Geben und Nehmen ohne Druck.

Alles Liebe
Brigitte
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