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  #1  
Alt 27.08.2014, 20:36
Sabbi Sabbi ist offline
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Unglücklich Mein Vater, es wird immer schlimmer

Hallo allerseits,

mein Vater (56 Jahre) hatte schon seit letztem Herbst Probleme mit Halsschmerzen und Schluckbeschwerden gehabt. Nach OP etc. wurde Anfang des Jahres die Diagnose Hypopharynxkarzinom gestellt, keine übergreifende Ausbreitung zu dem Zeitpunkt, der Tumor an sich war aber größer. Ich habe die genaue Codierung nicht mehr im Kopf.

Die Ärzte stellten ihn vor die Wahl, den Kehlkopf ganz entfernen zu lassen oder es erst mit einer Kombi aus Chemo- und Strahlentherapie anzugehen. Kehlkopfentfernung ist für ihn die letzte Lösung, man einigte sich darauf, ggf. nach Scheitern der Therapie die OP durchzuführen.

Er hat nun eine Trachealkanüle, die ihn nervt und eine Magensonde, die er nicht braucht, weil er essen kann. Dafür ließen die Schwellung im Rachen und die Schmerzen nach. Es schien alles gut anzuschlagen, aber die "leichte" Chemo, die einmal alle 2 Wochen stattfand, hat ihm schwer auf die Verfassung geschlagen. Es dauerte jeweils ein paar Tage, bis er sich davon erholt hat. Doch auf seiner Kur nach der Behandlung blühte er auf, war topfit und der dortige HNO sagte ihm, der Tumor im Hals wäre verschwunden und im Krankenhaus würde man ihm das Gleiche sagen. Im Oktober könnte er locker wieder arbeiten.

Ja, Nachbehandlung letzten Monat im Krankenhaus... Tumor im Rachen ist nicht gänzlich weg, zudem wurden beim CT "Flecken" auf/in seiner Lunge entdeckt. Aber sonst nirgendwo.
Eine Probe aus dem Inneren der Lunge wurde genommen, laut Bericht war an der Stelle nichts zu sehen. Auch die Probe sagte nichts aus. Also neue Probenentnahme, diesmal von außen und am CT orientiert. Er ist bereits körperlich und psychisch am Ende.
Spricht davon, dass er besser eine Lebensversicherung abgeschlossen hätte und er froh ist, dass er wenigstens gesehen hat, wie meine Geschwister und ich aufgewachsen sind. Ganz ehrlich, ich will so etwas nicht hören.

Heute kam dann auch - kaum noch überraschend - das Ergebnis. In der Lunge befinden sich zwei Tumore, einer davon ist über zwei Zentimeter groß, der andere deutlich kleiner. Ich frage mich, ob die so schnell gewachsen sind oder vor wenigen Monaten einfach nicht bemerkt wurden. Wir wissen es nicht.

Und die Ärzte können angeblich nicht feststellen, ob es sich dabei um Metastasen oder eigenständige Tumore handelt. Zuvor wurde uns noch gesagt, im Falle von Metastasen sind die Prognosen weitaus schlechter. Geplante Behandlung: Zwei Sitzungen "richtige" Chemo, dann neues CT, um zu schauen, ob es anschlägt. Das klingt für mich sehr skeptisch.

Mein Vater lässt sich nun hängen, ist den ganzen Tag deprimiert und es tut mir weh, ihn so zu sehen. Ich bin seit Jahren depressiv und nehme Antidepressiva, was mir bisher recht gut geholfen hat, damit umzugehen (ich war, salopp gesagt, abgestumpft). Doch je mehr schlechte Nachrichten eintrudeln, desto schwerer wird es auch für mich. Ich habe heute stundenlang im Bett gelegen und geweint, ich wollte niemanden sehen oder hören.

Ich habe tierische Angst. Mein Vater hat sein Leben lang so viel für diese Familie getan und sich monatelang darauf gefreut, wieder arbeiten gehen zu können. Nun sieht er sich selbst schon auf dem Sterbebett. Sowas hat er echt nicht verdient.
Ich war eher ein Papa-Kind. Und ich bin zwar "schon" 25, aber immer noch zu jung, um meinen Vater schon zu verlieren. Ich habe im Voraus schon Angst vor dem, was noch kommen mag. Auch, wenn es niemand anspricht, scheint niemand mehr an eine Genesung zu glauben. Ich "trauere" schon, weil ich Angst vor diesem schlimmsten Fall habe. Und gleichzeitig leiden meine Arbeit und die Uni darunter, weil ich nur noch denke, dass alles scheißegal ist. Nach vier Krebsfällen in der nächsten Verwandtschaft innerhalb von sechs Jahren hat man nur noch die Schnauze voll.

In erster Linie musste ich das einmal loswerden. Aber ich habe große Angst, an dieser Geschichte zu zerbrechen. Nach dem Tod meines Opas 2008 (ebenfalls Lungenkrebs) habe ich lange gebraucht, um damit fertig zu werden. Ich weiß nicht mehr, wie ich damals damit umgegangen bin und wie ich es in diesem Fall tun soll. Ich würde mich am liebsten nur noch verkriechen. Was kann ich tun, um besser mit der Situation umgehen zu können? Und was kann ich für meinen Vater tun? Hat jemand ähnliches erlebt und kann etwas zu den Chancen sagen?

Geändert von Sabbi (27.08.2014 um 20:40 Uhr)
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  #2  
Alt 29.08.2014, 15:38
mausi69 mausi69 ist offline
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Beiträge: 1.379
Standard AW: Mein Vater, es wird immer schlimmer

Liebe Sabbi!

Ein trauriges Willkommen in unseren Reihen!
Prognosen wie der krankheitsVerlauf bei deinem Papa sein wird kann hier niemand abgeben auch kein Arzt!
Du kannst jetzt nur für deinen Papa da sein!
Allerdings würde ich ein Gespräch mit einem Psychologen in Betracht ziehen, alleine deinetwegen da du schon unter Depressionen leidest und auch dein Papa sollte ein Gesprächstermin vereinbaren, denn er leidet auch psychisch!

Ich weiß wie schwer das alles ist habe es alles hinter mir und es ist egal wie alt man ist, es ist immer schlimm einen geliebten Menschen leiden oder sterben zu sehen!

Ich wünsche euch ganz viel Kraft!

Lg mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
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  #3  
Alt 01.09.2014, 11:27
Sabbi Sabbi ist offline
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Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 7
Standard AW: Mein Vater, es wird immer schlimmer

Hallo Mausi,

danke für die netten Willkommensworte.

Nachdem die neueste Diagnose schon ein paar Tage zurückliegt, bin ich etwas runtergekommen. An dem Abend meines Posts war ich mit den Nerven ziemlich am Ende. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht mehr, was ich erwartet habe, da ich mittlerweile weiß, dass man sich nicht 100%ig auf Prognosen verlassen kann.

Mein Vater redet nicht mit uns (Kindern) darüber, er reißt am laufenden Band Witze über seinen Zustand, die Kanüle, die Ärzte etc. oder macht genervt dicht, wenn man auf ihn einredet. Er trinkt zum Beispiel zu wenig, lässt aber nicht mit sich reden... in Kaffee wäre ja auch Wasser drin und so. Auf eine Therapie würde er sich auch nicht einlassen, man bekommt ihn nicht einmal zu einem anderen Arzt, als er gewohnt ist. Er kann verdammt stur sein.

Mit der Ärztin, die mir die AD verschreibt, habe ich darüber gesprochen. Sie ist dafür, dass ich eine neue Therapie anfange mit einem anderen Psychologen (Bereits zwei Jahre Therapie hinter mir, zweimal mit dem Fazit "Therapie nicht mehr benötigt" beendet. Jeweils in guten Phasen.). Wenn es so weitergeht, werde ich das in Angriff nehmen.

Im Augenblick ist es für mich wieder etwas weiter weg. Mein Freund und meine beste Freundin haben mich am Wochenende erfolgreich abgelenkt.
Nun kam ich gestern Abend wieder heim und musste feststellen, dass es ihm auch körperlich schlechter geht. Er hat Schmerzen im Hals und im Rücken, isst kaum und braucht wieder seine Flüssignahrung, wenn es so weitergeht.

Heute Morgen hatte er ein Gespräch mit seinem Onkologen, wie die weiter Behandlung verläuft. Noch hab ich nicht mit ihm gesprochen. Wir müssen dann wohl oder übel abwarten.

Geändert von Sabbi (01.09.2014 um 12:12 Uhr)
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