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  #1  
Alt 03.03.2014, 10:39
Berlina Berlina ist offline
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Registriert seit: 03.03.2014
Beiträge: 3
Standard Enge Rehafreundinnen gegen Ehefrau

Hallo liebe angehörige!
Seit der letzten Reha meines Mannes vergeht kaum ein Tag ohne tränen, daher brauche ich rat und Zuspruch. Mein Mann hat ein sarkom mit zahlreichen Metastasen in der pleura, Chemotherapie wirkt bei seiner krebsart nicht und die Schulmedizin hat nicht mehr viel zu bieten. Klar warte ich auch auf ein Wunder, aber wenn das nicht geschieht, spricht der Hausarzt von Monaten. Wir sind 50 Jahre alt und es ist schwer für mich, unserer Zukunft ins Auge zu schauen.
Besonders schwer macht es die letzte Reha meines Mannes. Es hat sich dort eine sehr enge Clique gebildet, die Tag und Nacht unzertrennlich war, wichtige Gespräche führte, lachte und feierte. Schon als Besucherin fühlte ich mich sehr ausgeschlossen. Als mein Mann nachhause kam fühlte er sich gar nicht mehr wohl. Er wollte sofort wieder 2 Tage später los, um den Sonntag mit der Clique zu verbringen. Der engere Kreis der Clique sind 5 brustkrebsfrauen, alle jünger, 4 ohne Metastasen und an dem Sonntag hätte er sich eigentlich auch nur mit einer getroffen, die ihm sehr wichtig und auch noch Single ist. Mit dieser Kirsche hatte er von da an auch innigen whatsapp Kontakt, der letzte nachtgruss, der Morgengruss, dazwischen 10 mal "vermiss dich, denk an dich". Das konnte ich nicht aushalten. Erst als ich die Koffer packen wollte und gehen wollte, hat er eingesehen, dass mir das wehtut. Vorher sagte er nur, dass sei so wichtig für ihn und das lasse er sich nicht kaputt machen von mir. Seine cliqueneuphorie hat mich alleine stehen lassen. Jetzt gibts nur noch gruppennachrichten (40 pro Tag sind keine ausnähme) und eine gemeinsame 3 Tage Tour nach Berlin im Mai. Und ich bin so eifersüchtig auf das Wochenende mit seinen 5 rehamädels in einer Ferienwohnung in Berlin. Seine Zeit ist soooo begrenzt. Nach 25 Jahren würde ich Gerne die Zeit,die uns bleibt, emotional eng und auch zeitlich intensiv Nutzen. Die Krankheit hat uns beide sehr isoliert von unseren alten Freunden. Diese will mein Mann nicht mehr um sich haben. Er will wieder seine Reha Euphorie. Da stehe ich alleine da!!! Was mache ich mit meinem Schmerz? So habe ich mir den letzten gemeinsamen Weg nie vorgestellt!
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  #2  
Alt 03.03.2014, 12:15
Berlina Berlina ist offline
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Registriert seit: 03.03.2014
Beiträge: 3
Standard AW: Enge Rehafreundinnen gegen Ehefrau

Vielen Dank für deine lieben Worte! Mein Mann versteht meinen Schmerz nicht. Er findet mich kleinlich und will, dass ich ihm das gönne, was ihm gut tut. Aber ich kann das nicht einfach gönnen. Ich hoffe unsere gemeinsame Zeit reicht und ich hoffe, dies letzte gemeinsame Zeit wird nicht nur von dem Schmerz beherrscht. Es wäre so schade um die vielen guten Jahrzehnte. Seufz! Danke
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  #3  
Alt 03.03.2014, 18:11
Caput Caput ist offline
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Beiträge: 15
Standard AW: Enge Rehafreundinnen gegen Ehefrau

Hallo Berlina,

solche Extremsituationen, wie bestimmt auch eine Krebsdiagnose eine solche ist, können die Menschen, von denen man meint sie gut zu kennen, schon sehr verändern. Zunächst kann ich mir schon vorstellen was in deinem Mann vorgeht: ER ist der Patient, ER sieht seinem Tod entgegen, ER erlebt jetzt seine Restlebenszeit, ER hat bald einen schweren und vielleicht auch qualvollen Weg vor sich und deswegen macht ER jetzt was ER will - Basta! Soweit ist das ja auch alles gut und schön… Aber: DU hast Angst deinen Ehemann nach 25 Jahren zu verlieren, DU musst vielleicht hilflos bei seinem Leiden zusehen, DU wirst dich kümmern, wenn er schwächer wird und letztendlich wirst DU alleine übrig sein und alles alleine meistern. Das ist auch eine Sch***-Situation das sollte dein Mann nicht vergessen. Natürlich kann er sich mit anderen Betroffenen ganz anders austauschen, als Angehöriger ist man auch in einer schlimmen aber dennoch anderen Situation als der Betroffene selbst. Dass, das jetzt überwiegend andere Frauen sind ist für dich bestimmt nicht so schön, aber ok das ist jetzt mal so – der Kontakt mit anderen Betroffenen sei ihm gegönnt. Vielleicht fühlt er sich auf seine „alten Tage“ auch noch gebauchpinselt, dass die Mädels sich mit ihm abgeben – auch das sei ihm mal noch vergönnt. Was ich aber extrem finde, ist dass er dich kategorisch ausschließt und auch „alte Freunde“ nicht mehr treffen will. Das ist total unfair dir gegenüber (vor allem auch der Inhalt der Nachrichten ). Er kann sich jetzt nicht aufführen wie der Elefant im Porzellanladen und du musst später alleine alles aufräumen. Das ist extrem egoistisch. Ich weiß ja nicht wie offen ihr miteinander spricht, aber habt ihr darüber geredet wie es weitergeht, wenn keine Therapie mehr möglich ist? Wie stellt er sich denn seinen letzten Weg vor? Tatsache ist doch, dass du dann da sein wirst oder glaubt er wirklich seine Rehafreundinnen werden ihn händchenhaltend auf seinem letzten Weg begleiten? Ob die noch da sind, wenn er nicht mehr so fit ist übers WE wegzufahren oder einen Stadttrip mitzumachen?

Ich hatte eine ähnliche Situation mit meinem Vater. Nach dem Tod meiner Mutter hat er sich - aus meiner Sicht - völlig daneben und pietätlos verhalten. Als wir versuchten ein klärendes Gespräch zu führen sagte er zu mir: „Aber das tut mir einfach so gut, warum gönnst du mir das nicht?“ und ich erwiderte: „Ich gönne dir Glück und Freude, aber das was du tust und was dir sooooo gut tut, tut mir soooooo unendlich weh. Können wir uns nicht in der Mitte einpendeln, du musst nicht himmelhochjauzend fröhlich sein und ich dafür nicht zu Tode betrübt?“

Ich hoffe für euch, dass deinem Mann noch der Groschen fällt, was er dir antut und vielleicht findet ihr einen verträglichen Mittelweg, er hält freundschaftlichen Kontakt, so dass er zufrieden ist und sich austauschen kann und du siehst dafür mal über das Geschlecht der anderen Betroffenen hinweg und gönnst ihm seine "Auszeiten". Ansonsten halte wenigstens du den Kontakt zu Freunden und Bekannten, du kannst dich von deinem Mann nicht isolieren lassen, schon gar nicht wenn er sich so verhält. Du brauchst auch deine Bezugspersonen und deine Auszeiten. Auch du als Angehörige musst auf dich aufpassen und schauen, dass es DIR gut geht. Aufgrund der Tatsache, dass dein Mann der Betroffene ist, heißt das noch lange nicht, dass er sich alles erlauben kann und du alles widerstandslos zu akzeptieren hast – jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Ich wünsche euch alles Gute und dass ihr einen Kompromiss findet.

Liebe Grüße K.
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  #4  
Alt 04.03.2014, 14:00
mia32 mia32 ist offline
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Registriert seit: 22.10.2010
Ort: S-H
Beiträge: 151
Standard AW: Enge Rehafreundinnen gegen Ehefrau

Dem gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Ich sehe alles absolut genauso.
Vielleicht wäre es eine Maßnahme, Deinem Mann einmal das Geschriebene meiner Vorgängerin zu zeigen? Vielleicht kann er Dich dann besser verstehen?
Ich kann mir sehr gut vorstellen wie verzweifelt Du gerade sein musst ...
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  #5  
Alt 25.03.2014, 17:58
Berlina Berlina ist offline
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Beiträge: 3
Standard AW: Enge Rehafreundinnen gegen Ehefrau

Vielen Dank für euren liebe Worte! Es gab viele tränen, aber meine Haut ist halt auch superdünn zur zeit. Mein Mann hatte in den letzten Wochen ein sehr starkes Wachstum seiner Metastasen und sein pleuraraum lief dermaßen voll mit Wasser, dass ein Lungenflügel komplett ausgefallen war und das Wasser auch schmerzhaft auf den Bauch drückte. Zur Zeit liegt ein pleurakatheder, um das Wasser abzupumpen. Dieses für ihn bestimmt beängistendes Erlebnis hat ihn immerhin dazugebracht, mir zuzuhören und zu hören, was mir wehtut. Wir haben nun einen Kompromiss gefunden: ich bin ihm wichtig und er will mich nicht verlieren! Kontakt zu den rehamädels ja, per whatsapp und regelmäßige Telefonate, treffen zu denen er auch ab und zu hin fährt (allerdings nicht alle 6 Wochen ein Wochenende, wie der Rest der Truppe!), und so etwa schönes wie Berlin würde ich gerne miterleben. Ich hoffe, er fühlt sich damit nicht zu sehr beschnitten. Ich kann mit diesem kompromiß sehr gut leben! Ich hoffe, so können wir uns jetzt dem eigentlichen Problem widmen: kampf den Metastasen und möglichst viel gute, gemeinsame Lebenszeit. Leider habe ich in diesem Kampf viel von meiner eigentlichen Fröhlichkeit verloren. Ich bin oft traurig, weil ich ihn nicht verlieren will!!!! Da ist es mit einer lustigen rehatruppe vielleicht lustiger....
Lieben Gruß an euch alle, die tränen zu diesem Thema sind jetzt erst mal getrocknet
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  #6  
Alt 25.03.2014, 18:29
Caput Caput ist offline
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Beiträge: 15
Standard AW: Enge Rehafreundinnen gegen Ehefrau

Hallo Berlina,

es tut mir leid, dass es sich bei deinem Mann so drastisch entwickelt hat, ich drücke Euch die Daumen, dass Ihr das Gesundheitliche auch wieder in den Griff bekommt.

Aber ich freue mich sehr, dass dein Mann dir nun zugehört hat und dir auch Verständnis entgegengebracht hat. Ich denke den Kompromiss, den Ihr beiden gefunden habt ist sehr gut und eine gute Voraussetzung auch in dieser schwierigen Situation noch schöne und gute Zeiten miteinander zu verbringen. Ich drücke Euch die Daumen.

Alles Gute K.
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  #7  
Alt 27.03.2014, 15:12
mausi69 mausi69 ist offline
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Beiträge: 1.379
Standard AW: Enge Rehafreundinnen gegen Ehefrau

Liebe Berlina!

Ich kann mich meinen Vorgängern auch nur anschließen.
Es ist immer traurig wenn ein geliebter Mensch schwer erkrankt und ich wünsche dir und deinem Mann das ihr den richtigen weg findet!

Sei gedrückt und ganz viel Kraft!

Mausi
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  #8  
Alt 05.04.2014, 18:30
sese sese ist offline
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Registriert seit: 15.12.2012
Beiträge: 21
Standard AW: Enge Rehafreundinnen gegen Ehefrau

Liebe Berlines tut mir o leid. Du mußt schon so viel mit durchmachen und nun läßt dein Mann dich so alleine.
Entweder ist es wirklich seine Art damit umzugehen und fühlt sich eventuell von mitbetroffenen eher verstanden oder
Er will es dir vielleicht leichter machen ?

Ich wünsche euch, das ihr noch einen gemeinsamen weg findet...

Lg, silke
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reha beziehung lebenszeit


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