Mein Papa hat Hirntumor

[lisa130610]

Hallo ihr Lieben,
Ich heiße Lina und bin 20 jahre alt,
Bei Meinem Vater, 62 Jahre alt, wurde Mitte Oktober 2013 nach Monate langen Kopfschmerzen ein oder besser gesagt zwei Tumore im Kopf festgestellt, einer wurde rausgenommen und der Andere wurde mit Chemotherapie und Bestrahlung stationär behandelt. Kurz vor Weihnachten, es wären erstmal nur noch 4 Bestrahlungen gewesen, dann der Schock, mein Vater hatte innerhalb weniger Tage und mehreren Krampfanfällen seine ganze Bewegungsfreiheit verloren, die komplette rechte Seite ist zu nichts mehr zu gebrauchen, er sitzt im Rollstuhl, alleine gehen funktioniert gar nicht mehr! Die Ärzte stellten die Bestrahlung und Chemotherapie komplett ein und teilten uns mit das es keine Chance mehr gibt. Seit Weihnachten 2013 ist mein Papa jetzt wieder Zuhause, Pflegebett, Rollstuhl, Toilettenstuhl, das volle Programm. Meine Mutter ist seit dem krankgeschrieben und pflegt ihn quasi 24h am Tag. Eine Zeit lang ging es eigentlich mit ihm, mal hatte er gute Tage und denn auch mal wieder schlechte. Seit zwei Wochen geht es nun kontinuierlich bergab, er redet kaum noch, isst nur noch sehr wenig, liegt fast nur noch, sein rechter Arm zittert eigentlich ständig, im Grunde genommen will er eigentlich nur noch sterben. Letzte Woche hat meine Mutter mich quasi von der Arbeit geholt, er dachte er würde sterben, ich bin dann zum Arzt und hab mich krankschreiben lassen, die Ärztin meinte es gut mit mir und schrieb mich gleich bis zum 28.02. Krank, ich hätte quasi noch eine Woche. Jedoch bekomme ich von Arbeitskollegen Sms die darauf schließen lassen das sie das nicht so gut finden. Dazu muss ich sagen das ich mich in einer Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation im ersten Lehrjahr befinde und bereits zweimal krank war, sowohl schon zweimal wegen meinem Papa Urlaub genommen habe. Für mich ist die Situation momentan alles andere als leicht! Ich leide sehr darunter, habe wahrscheinlich die gewissen Ängste die jeder in der Situation hat, meine Eltern wohnen jedoch auch noch ca. 50km von mir entfernt, ich kann da nach der Arbeit nicht mal eben kurz hinfahren. Ich sitze da gerade ziemlich im Zwiespalt: meine Krankschreibung noch ausnutzen und für mein Papa da sein oder wieder arbeiten gehen?
Was würdet ihr mir da raten? Und habt ihr Erfahrung mit der Lebensdauer mit der Krankheit? Er quält sich nur noch!

Ich hoffe der Text ist nicht zu lang und ich hoffe auf ein paar hilfreichen Antworten eurerseits. Vielen Dank schon mal im voraus.
Lina

[Jacqui1979]

Hallo Lina,

hast du Deine Probezeit schon überstanden? Du bist krankgeschrieben und dadurch abgesichert, nur in der Probezeit wird es schwierig.Ganz ehrlich? Sei für Deinen Papa da, nimm Abschied, denn das kannst Du nicht mehr wiederholen aber ....
Ich finde Deine Kollegen echt bemitleidenswert, haben die kein Gewissen Dir in so einer schweren Situation das Leben (durch SMSen) noch schwerer zu machen? Wo bleibt die Menschlichkeit? Sorry, heut ist nicht mein Tag....
Liebe Grüße

[Tschulie]

Liebe Lina,

ich weiß genau, wie Du Dich fühlst Ich habe (noch) keine Erfahrung mit der Lebensdauer, da es meinem Papi noch relativ gut geht.
Dein Arbeitgeber kann Dich nicht entlassen, weil Du krank bist. Du nutzt ja die Krankschreibung nicht aus, sondern Du bist krankgeschrieben, weil es Dir nicht gut geht. Und ganz ehrlich, da gebe ich Jacqui vollkommen Recht, lass Dich von den Kollegen nicht einschüchtern! Ich finds unmöglich Dir in Deiner Situation solche Nachrichten zu schicken

GlG Tschulie

[lisa130610]

Danke für eure Antworten, ich sehe es ja eigentlich genauso, hab nur trotzdem Angst, da mein Betrieb nicht der beste ist, da wurden schon mehrere Leute vom obersten Chef einfach so rausgeeckelt.
Aber es ist schön endlich mal verstanden zu werden, mit meinem Freund habe ich seit dem her nur noch Stress er vrrsteht nicht warum ich gerade nicht arbeiten möchte/kann. Er meint ich gehe mit der Sache vollkommen falsch um, und ziehe nur noch ne Schippe. Ja mein Gott, das ist mein Papa der da kurz vom Sterben liegt, der gehört nun mal mit zu meinem Leben, ohne ihn wäre ich doch gar nicht auf der Welt! Er meint das ich da viel zu leichtsinnig bin, och War halt wie gesagt dafür das ich erstes Lehrjahr bin leider schon ziemlich viel krank und habe für dieses Jahr jetzt auch nicht mehr viel Urlaub. Ich bin völlig überfordert mit der momentanigen Situation! Ich muss mich heute noch in meinem Betrieb melden, was nun ist mit nächster Woche, ich weiß echt nicht was ich machen soll, einerseits habe ich Angst meinen Betrieb zu verlieren und anderer seits weiß ich das ich mich nur notgedrungen hinquälen würde, ich hätte Angst das wieder sowas wie letzten Mittwoch ist und ich denn nicht hinfahren kann.

@Jacqui: Meine Probezeit ist rum.

[lisa130610]

Ich überlege die ganze Zeit hin und her, ich bin total verzweifelt.

[Emma38]

Hallo Lisa,

nicht verzweifelt sein. Bleibe bei deinem Papa. Wenn dir diese SMS auf den Nerven gehen, schalte dein Handy ab.

Noch bist du ja jung, also einen Ausbildungsplatz kannst du immer finden, aber wenn der Papa fort ist, dann gibt es ihn nicht mehr.

Deshalb solltest du bei ihn bleiben. Kopf hoch!

[lisa130610]

Nein den Ausbildungsplatz brauche ich, darauf bin ich angewiesen.
Ich hatte heute noch angerufen und gesagt das ich die Woche noch brauche und übernächste Woche denn wieder da bin. Als Antwort habe ich bekommen ja sie haben ja Verständnis aber mein Krankenstand ist zu hoch, der Chef hätte sich beschwert und es wäre ja nicht absehbar wie lange das noch so gehen soll, das könne so nicht weiter gehen. Ich bin richtig sauer! Nun geh ich Donerstag wieder arbeiten.

[Emma38]

Dann solltet du das tun. Allerdings finde ich es wirklich eine Unverschämtheit, wie die dort mit dir umgehen. Vielleicht solltest du deine Situation dort mal schildern. Wenn der Papa in diesem Zustand krank im Bett liegt, ist doch klar, dass man dafür Verständnis haben muss.

Du solltest mit dem Personalleiter mal offen sprechen, wie es mit deinem Papa bestellt ist, ggf sollte man Dir etwas Zeit geben, damit du mit dieser schwierigen Situation klar kommst. Den Arbeitskollegen, die dir ständig SMS senden, brauchst du das ja nicht alles zu erzählen.

Immerhin kann man ja auch Arbeitsstunden später nachholen, wenn wieder alles im Reinen ist. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass du bei deinem Papa bist.

Ich drücke deinem Papa die Daumen.

[lisa130610]

Glaub mir ich bin total sauer! Ich habe mit den zuständigen Leiter gesprochen, der hat es von den noch höheren Chefs angewiesen bekommen, höher gehts nicht. Und die wissen auch die komplette Situation, ich bon damit immer offen umgegangen und auch heute wurde ich bevor mir das am Kopf geknallt wurde, auch nochmal gefragt wie es ausschaut. Ich muss mich Donnerstag bestimmt richtig zusammen reißen denen nicht gleich an die Gurgel zu springen, die haben ja gar keine Ahnung! Ich könnt wetten das wenn die obersten Chefs im Hause sind ich auch nochmal zum Gespräch rein muss, befürchte jetzt schon das ich mich da nicht zurück halten kann, es kann doch nicht sein das Schwangerschaft mit Elternjahr, lange Kur, ect. Total in Ordnung ist und meine Situation für die ich ja nun mal wirklich nichts kann, wird quasi am Pranger gestellt! Einfach nur Unverschämt, da gebe ich dir vollkommen recht.

[Jacqui1979]

Genau!!! Fahre zu Deinem Vater, nur das zählt gerade. Hier in Deutschland ist man für den Fall der Arbeitslosigkeit finanziell gut abgesichert, eine neue Ausbildungsstelle findest Du sicher schnell, hier herrscht doch eh Azubi-Mangel..:-) Auf so einen Betrieb hätte ich auch keine Lust mehr. Du bist noch so jung...
Ich drück Dir ebenfalls die Daumen und setze Deine persönlichen Grenzen für Menschen die so mit Dir umgehen! Wir arbeiten um zu leben und leben nicht um zu arbeiten!!!!!

[lisa130610]

Vielen Dank für die vielen Antworten.
Ich konnte mit meinem Arbeitgeber für die Zeit noch eine gute Lösung finden,
wir hatten die Arbeitszeiten für mich so angepasst das ich auch nach der Arbeit ihn nochmal besuchen konnte.

Leider hat sich das jetzt endgültig erledigt.
Mein Papa ist am 21.03.2014 von uns gegangen.

Am 21.04.2014, ausgerechnet an Ostermontag hätte er Geburtstag gehabt,
es ist noch alles sehr schwer für mich. Ich vermisse ihn sehr!