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Alt 18.08.2005, 17:08
Matthias Renz Matthias Renz ist offline
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Registriert seit: 18.08.2005
Beiträge: 7
Standard AW: Auch meine Ma hats getroffen.

Hallo meine Lieben,

meine Schwiegermama hat's geschafft. Am Dienstag ganz frueh ist sie in eine bessere Welt ohne Schmerzen, Therapien und kalten Ambulanzen gegangen. Ganz leise. Leider hat sie dabei viel von uns mitgenommen und ein riessiges Loch hinterlasssen. Wir sind immer noch voellig fassungslos - es ging so unsagbar schnell. Wir wussten gerade mal seit 14 Tagen, dass sie Krebs hat und dann kam auch gleich der naechste Schock, etwa vor einer Woche: eine Chemo kommt fuer sie nicht in Frage. Die Aerzte sagten, sie ist zu schwach dafuer. Dafuer hatten wir unsere Mama wenigstens bei uns. Freitag war nochmal Alarm und wir waren im Krankenhaus. Sie hatte grosse Schmerzen. Es tat sehr weh, sie da so armseelig auf dem Ambulanzbett zu sehen, die Schmerzen konnte ma an ihrem Gesicht doch sehr deutlich ablesen. Und gefroren hat sie auch. Ich hatte mich sehr geaergert, dass ich ihr keine Decke mitgenommen hatte. Abends, nach den Tests (sie haben festgestellt, dass der Krebs die Magenwaende auf beiden Seiten von aussen befallen hat...) durften wir sie dann wieder zu uns holen. Samstag war so lala. Relativ schmerzfrei aber wenig gegessen. Sonntag hatten wir grossen Bahnhof veranstaltet und nebst uns kam auch ihr Bruder mit Familie. Sie war zwar schwach aber so richtig da. Hat viel geredet und ich habe meine ueblichen Witze gemacht, ueber die sie - wie ueblich - gelacht hatte. Auch hat sie viel gegessen - Nudelsuppe und Gemuesse. Etwas gekochtes Huhn. Die Stimmung war wirklich gut. Auch habe ich ihr eine Decke gekauft - in einem Babygeschaeft... - pink, ganz leicht aus Fleece. Sie sah zum anbeissen aus darunter! Wir konnten sie leider nicht mehr ausprobieren, bin aber sicher, dass es eine gute Idee war... Montag war hier - wie in Bayern - Feiertag. Es ging Mama sehr schlecht. Die Aerzte setzten Sie auf zwei Pflaster und mehrere verschiedene andere schmerzlindernde Praeparate (Morphium). Sie schlief die ganze Zeit und morgens war sie nicht mehr bei uns. Es war das schlimmste was ich bisher erlebt habe. Sie lag einfach so da auf dem Ruecken. Was fuer ein Albtraum. Meine Frau und meine Schwaegerin sanken auf die Knie, Traenen ueberstroemte Gesichter... Diese Hilflosigkeit und dieser unendliche Schmerz. Und da ist nichts was ich machen kann um meiner Mama und meiner Frau zu helfen. Mama hatte ein ganz enspanntes Gesicht. Es ist sehr seltsam, aber ich glaube zu spueren, dass sie noch hier bei uns ist. Ich denke pausenlos an sie. Sie war einer der besten Menschen die ich kannte. Ich glaube, dass es sehr gut war, dass alles so schnell ging. Der Kampf war in ihrem Fall sowieso aussichtslos und jede Form von Therapie haette ihre Lebensqualitaet sicher sehr stark herabgesetzt. Ich habe gelernt, dass es wahrscheinlich manchmal besser ist, ein paar Tage mit Qualitaet zu haben, als Wochen mit Qualen. Man darf trotz der medizinischen Machbarkeit niemals die Wuerde des Menschen vergessen. Manchmal ist es ein groesserer Liebesbeweis, wenn man einen Menschen gehen lassen kann.

Am Montag um 13:30 ist Messe und um 15:00 Beerdigung.

Ich moechte mich bei allen bedanken, die mir mit guten Ratschlaegen in dieser schweren Zeit geholfen haben - dieses Forum ist wirklich eine phantastische Sache. Trozdem hoffe ich, dass ich niemals wieder hier Rat suchen muss. Ich werde sicher noch eine Weile weiterlesen weil alle hier ein Teil meines Lebens geworden sind und hoffe, dass ich aber bald dann davon wegkomme. Ich habe mir vorgenommen aktiv etwas gegen den Krebs zu tun und plane in Warschau (da ich ja hier nun einmal lebe...) zusammen mit einem Investmentfund eine Versteigerung am Jahresende zu Gunsten der Krebshilfe.

Ich hoffe, dass Ihr alle die Kraft habt das was auf Euch zu kommt durchzustehen und niemals die Wuerde Eurer Lieben dabei aus den Augen lasst.

Matthias
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