Der Befund ist da.Kann mir jemand helfen...

[Midian]

Hallo liebes Forum,

seit 3 Wochen bin ich in Sachn Bronchialkarzinom im Internt unterwegs. Ich weiss mittlerweise viel (zu viel?) und finde doch keine echte Hilfe. Die gibt es ja auch nicht, ich weiss.....
Da ich selbst an einer chronischen Krankheit leide (aber lange nicht so schlimm und tötlich wie Krebs) weiss ich die Unterstützung solcher Foren zu schätzen. Es ist großartig, dass es sowas gibt.

Nun zu meiner traurigen Zeit:
Mein Papa (70) hat vor 3 WOchen erfahren, dass er ein BC hat. Es ist wohl bereits recht groß und, weiss ich seit heute, es gibt viele Metastasen (in den Knochen, am ganzen Körper verteilt). Mein Papa lebt auf dem Land in einer Gegend in der nicht viel gesprochen wird. Man sitzt eine Sache aus - egal wie schlimm sie sei. Er lässt Hilfe kaum zu. Ich habe eine kleine Tochter (4 J), einen Mann, einen Job und wohne ca 60 km von ihm weg. Meine Mutter starb vor 4 Jahren und mein Vater lebt mit meiner Oma (94, aber recht fit) zusammen. Nun bricht alles zusammen und BEIDE wollen es nicht wahrhaben. Ich reibe mich auf um einen Chemoplatz in meiner Nähe zu bekommen, Papa stimmt zu um dann alles am nächsten Tag zu canceln. Ich will ihn von der Chemo abholen (heute war die erste - Bestrahlung / OP fallen flach, da er zu schwach ist) und er sitzt schon im Taxi. Nach der Diagnose hab ich alles Organisatorische in Gang gesetzt, was geht: Vollmachten, PV, Betreuung für meine Oma, Notrufknopf, Krankenkassendinge+PV u.v.m. Das schlaucht alles sehr. Und das Schlimmste ist, ihm beim Verfall zusehen zu müssen. Das kennt ihr sicher auch. Mein starker Papa, den kann nix umhauen - jetz ist er nur noch Haut und Knochen. Ich kann kaum weinen, bin fassungslos, gelähmt und dann funktioniere ich wieder. Das kann alles nur ein schlimmer Traum sein. Das er sich nicht helfen lassen will und mich immer wieder wegschubbst ist so hart. Er braucht Zeit, wir alle, um diese Sache anzunehmen. Aber haben wir die Zeit? Ich will ihn solange wie mögl. bei mir haben - egal ob es ihm gut geht oder nicht. Es ist doch nichts furchtbarer als mit sowas allein zu sein. Aber ich komme an ihn und auch an meine Oma nicht ran. Es wird ja alles schon werden, sagt Oma. NEIN, wird es nicht!Nie mehr!

Was kann ich denn tun, damit sie mich hören? Ich hab sie doch lieb.....

Sorry, dass der Text so lang wurde aber naja....

Danke jedenfalls fürs zuhören und vieleicht meldet sich wer mit ähnl. Sorgen.

Ganz liebe Grüße!

Midian

[annemarie]

Liebe Midian,
herzlich willkommen im Forum, wenn auch der Anlaß kein schöner ist. Hier ist immer Jemand der Dir zuhört und es gibt viele liebe Leute, die Dir einige Fragen beantworten können. Es ist schlimm, wenn man so mit dieser Krankheit konfrontiert wird. Ich kann Deine Sorgen verstehen und sie sind auch berechtigt. Versuche so viel Zeit mit Deinem Papa zu verbringen wie möglich. Mach ihm keine Vorwürfe, wenn er nicht reden will. Sei einfach für ihn da, daß hilft schon sehr. Er spürt sicher wie es um ihn steht und er will Euch nicht verängstigen. Ich wünsche Dir viel Kraft um alles zu bewältigen.
Habt Ihr schon die Pflegestufe beantragt, es ist sehr wichtig!
Liebe Grüße von Annemarie

[Maja08]

Hallo Midian,

kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen, weil ich dieses auch durchgemacht habe.

Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit und hoffentlich Menschen die dir beistehen und dich auffangen. Hier ist auch immer jemand da der dir zuhört .

Nutze die Zeit, so schwer sie auch sein mag, sie kommt nicht wieder. ZEIT ist ein Geschenk.

Alles Liebe und fühl dich in den Arm genommen und gedrückt
Maja

[Midian]

Danke für Eure netten Postings.
Es ist echt schwer in diese ungewisse Zeit zu gehen. Es hat zwar alles erst begonnen aber die Krankheit liegt über allem. Ich denke ständig daran.
Mein Mann sagt, ich soll das ganze nicht so nah an mich lassen. Aber das geht nicht. Es ist ja mein Papa....
Ich hoffe nur, wir finden nen guten Arzt der uns hilft. Bis jetzt sind wir mit der Diagnose völlig alleine gelassen worden. Für nächste Woche habe ich eine Dame eines ambulanten Hospitzdienstes zu meinem Vater eingeladen. Ich hoffe, er findet zu einer neutralen Person leichter einen zugang zum reden.

Ich musste meiner Mutter schon jahrelang beim sterben zusehen (Medikamentensucht, Depression) und nun auch noch das.Bin nur noch wie gelähmt und in Trance. Dabei muss ich doch gerade jetzt Kraft für Papa haben.

Sonntag fahre ich zu ihm. 2 Tage n.d. ersten Chemo. Hab mächtig Angst!

LG/ Midian

[Midian]

Hallo liebes Forum,

heute bekam ich den Befund meines Vaters zu lesen. Könnt ihr mir die
Abkürzungen erklären? Ich habe das nicht vertstanden:

Ct2-3 (PE re), cN3 M1 (LKs cervikal re, 3 ossäre filiae,
Stadium IV n. AJCC

Therpie: Carboplatin/ Gemcitabine (CG), 4-6 Zyklen bis "best response"
Re-Evaluierung nach Zyklen CG

Ich weiss, das heißt nichts gutes. Heute war ein furchbarer Tag, da es meinem Vater n.d. ersten Chemo nicht gut geht. Aber wir haben jetzt einen sehr guten Arzt gefunden. Leider konnte ich mir das o.s. "fach chinesisch" nicht erklären lassen.

Vielen Dank vorab für Eure Hilfe!

LG/ Midian

[Engel07]

Hallo Midian,

das hört sich ja gar nicht gut an. Lass dich erstmal drücken.

Ich hab mal 'n bisschen gegoogelt. M1 steht für Fernmetastasen. Also ossäre filiale heißt, Absiedlung des Tumors im Knochen und cervikal heißt die Wirbelsäule betreffend. Da dort steht cN3 (LKs cervikal re) heißt das wohl, dass die Lymphknoten rechts der Wirbelsäule befallen sind. AJCC heißt American Joint Commitee on Cancer, das ist ein Amerikanischer Zusammenschluss zur u.A. Standardisierung bei Krebserkrankungen.

Bei der Chemo mit dem "best response" ( Ansprechrate) und Re-Evaluierung heißt das in etwa, dass man schauen will, dass das die Effektivität und das Risiko abgewogen werden sollen.

Es tut mit so leid. Ich wünsche dir und deinem Papa viel Kraft.

[Midian]

Hallo,

vielen Dank für Deine Antwort. Es ist alles echt schlimm zur Zeit. Heut wurde bei meinem Papa ein MRT gemacht, um festzustellen, ob Hirnmetas vorliegen. Er macht einen etwas verwirrten Eindruck. Ich hoffe aber, das liegt an der Chemo und den Medikamenten. Er ist auch sehr müde und erschöpft.
Ich hab noch keine Ahnung, wie wir das alles schaffen sollen.....

LG/ Midian


******
Und irgendwo in finsterer Nacht
scheint ein Stern für Dich
in all seiner Pracht

[Engel07]

Liebe Midian,

habe gerade nochmal deine anderen Beiträge gelesen. Das mit deiner Mama tut mir leid. Klar hängt dir das nach, kann ich gut verstehen. Meine beste Freundin hat das auch und es ist manchmal verdammt hart. Du musst Einiges mitgemacht haben. Und jetzt das. Dass dein Vater und deine Oma so damit umgehen, musst du versuchen, zu akzeptieren - auch wenn es schwer ist und manchmal weh tut. Zu diesem Thema hab ich neulich im Krebsmagazin einen sehr guten Artikel gefunden. Darin heißt es u. a.:

"Jeder Mensch geht anders mit seinem Leben, wie mit dem Tode um. So individuell, wie jeder einzelne geboren ist, zeigt sich auch die Gestaltung des letzten Lebensabschnittes, des Sterbens. Wahrheit kann da manche Brücke zum Einsturz bringen und so ist jeder sterbende Mensch der Maßstab, ob und in wie weit er die volle Wahrheit zulässt und ertragen kann. (...) Gerade schwerkranke Menschen wissen sehr genau um ihre Situation. Doch diese Auseinandersetzung mit der eigenen herannahenden Endlichkeit stürzt viele Menschen in eine Phase starker Auseinandersetzung mit sich selbst....und häufig auch mit Anderen und verlangt Beiden Vieles ab...."

Versuch, ihn zu verstehen, aber bring auch deine Gefühle zum Ausdruck.
Ich wünsche dir viel Kraft.

[Midian]

Hallo ihr Lieben im Forum,

ich schreib ja nicht oft hier, weil mir oft der Kopf zu schwer ist. Aber lesen tu ich hier fast jeden Abend ein wenig. Es ist wirklich gut, dass es Euch alle hier gibt! Großes Lob!

Von meinem Vater gibt es leider nichts gutes zu berichten: Er war ganze 4 Tage zu Hause. Seit Mittwoch ist er wieder im KH und heute habe ich erfahren, dass die Ärzte keine Chemo mehr machen. Nichts. Er sei zu schwach, die Chemo würde ihn nich vor dem Krebs töten und es wäre nur Qual. Das war wie ein (weiterer) Schlag vor den Kopf. Die Diagnosestellung war vor ca. 6 Wochen und nun ist schon alle Hoffnung dahin.....
Am Montag habe ich einen Termin in einem Hospitz und bis da ein Platz frei ist kommt er auf die Palliativ-Station. Das geht alles viel, viel zu schnell.
Ich habe ne riesige Angst und mein Papa auch!

LG/ Midian

[Angela07]

Liebe Midian,

laß Dich umarmen ,ich wünsche Euch und Deinem Vater viel Kraft. Genau vor dieser hilflosen Situation habe ich selbst auch sehr große Angst. Ich hoffe es läßt sich bei uns noch etwas herauszögern. Diese Hilflosigkeit und das Erdulden der Lage ist einfach schrecklich. Einfach furchtbar wenn einem die Diagnose so überrollt!

Liebe Grüße Angela07

[Engel07]

Liebe Midian,

schaue mal schnell rein, um dich ganz fest zu umarmen. es tut mir so leid, dass es nun doch so schnell schlimmer geworden ist. Mir fehlen die Worte.

Schicke dir ein großes Kraftpaket eingepackt in Mut und Hoffnung

[Midian]

Hallo,

ganz lieben Dank für die Kraftpakete - kann ich derzeit gut brauchen.

Ach, es wird immer schlimmer. Mein Papa wurde gestern ins Hospitz verlegt. Heut konnt ich erst zu ihm. Es war wieder ein Schock: er lag da in Windeln und seine Schmerzen werden immer schlimmer. Heute früh, sagte er, wäre er am liebsten gleich gestorben, weil´s so weh tat. Dabei bekommt er schon ganz viel Morphium und keine Ahnung was sonst noch. Wir konnten heute kaum reden, da er so müde, schwach und wirr ist. Bin da raus und musste erst mal nur weinen. Ich kann nicht glauben, dass das mein Papa ist, der da so leidet....

Was ist das nur für eine grausame Krankheit???????????

Wünsche Euch allem im Forum dennoch ein schönes WE und lieben Dank für die netten Worte!!!

LG/ Midian

[destiny68]

Hallo Midian,

das tut mir sehr leid
Ich hab keine Erfahrung mit Hospizen, aber ich habe hier immer wieder gelesen, wie gut sie sein müssen und dass dort für die Patienten wirklich alles getan wird, damit sie keine Schmerzen haben und sich wohl fühlen können. Auch soll das Personal dort immer ein offenes Ohr für ihre Patienten und auch für die Angehörigen haben. Vielleicht müssen die Medikamente erst aufeinander abgestimmt werden. Wie Du schreibst, ist Dein Papa ja erst seit gestern da. Ich wünsche Euch von Herzen, dass die richtige Schmerzmedikation bald gefunden wird.

Lieben Gruß
destiny68

[Midian]

Liebes Forum,

mein Papa hat heute seinen Kampf gegen den Krebs verloren.

Er ist friedlich eingeschlafen und musste nicht leiden.

Traurig und Fassungslos stehen wir vor der großen Leere, die er hinterlässt.

Papa, ich werde Dich nie vergessen. Du warst ein ganz toller Mensch und ich hab Dich immer lieb!

Danke an das gesamte Forum für die Tipps, die Unterstüzung und einfach, dafür dass es einen solchen "Platz" gibt.

Stille Grüße

Midian

[Schnucki]

Liebe Midian,

ein stiller Gruß von mir.

LG

Astrid