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  #1  
Alt 02.05.2013, 22:08
Kaffeemaschine Kaffeemaschine ist offline
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Beiträge: 22
Standard AW: ...schlechtes Gewissen

Liebe Cassiopeia,

ich finde nicht, daß Du wegen irgendetwas ein schlechtes Gewissen haben mußt - Du bewältigst viel, sehr viel, schon über eine lange Zeit und ich ziehe den virtuellen Hut vor Dir!
Vieles von dem, was Dich so geballt trifft, kenne ich „einzeln” und finde, das ist schon stressig genug. Nicht verwunderlich, daß Du dabei an Deine Grenzen kommst!

Ich finde gut, dass Du auch bei Gegenwind und Vorwürfen an Deinen Auszeiten festhältst; prima, daß Dein Partner Dich so unterstützt!

Einfach ist es sicher für niemanden, für die kranken Lieben und trotzdem auch für sich zu sorgen. Da bist Du nicht allein! Daß Deine Familie so wenig Interesse und Verständnis für Dein Leben aufbringt, ist aber eine ganz arge Extralast. Du fragst ja, wie andere Angehörige damit klarkommen - ich pflege meinen Vater, zusammen mit meiner Mutter, und wenn er an den guten Tagen eben auch darauf drängt, daß wir mal Zeit für uns haben, oder sich entschuldigt, daß er uns nachts braucht, das macht viel aus.

„zu wenig” ist es immer. Da mißt Deine Mutter aber an dem Maßstab „was wünsche ich mir”und nicht „was ist machbar”! Das soll kein Vorwurf sein, sie hat eine andere Perspektive und das ist verständlich. Ich meine bloß, nimm Du für Dich diesen Maßstab nicht an. Garantiert findet jeder Angehörige hier im Forum „zu wenig„, daß wir unsere Lieben nicht vom Krebs hilen können! Aber hat irgendwer deshalb Vorwürfe verdient?!

Deine Familie, oder zumindestens Deine Mutter, scheint davon auszugehen, daß Deine Zeit, Zuwendung und vielleicht sogar Deine Stimmung ihnen irgendwie zusteht, weil sie krank sind und Du nicht (so sehr).
Das halte ich für falsch.
Klar, wer krank ist, hat ein Recht auf med./pfleg. Versorgung. Selbstverständlich hilfst Du mit Rat und Tat und nimmst mehr Rücksicht als bei Gesunden. Aber Dein Leben gehört Dir und steht niemandem automatisch zu. Was Du für Deine Familie tust, schenkst Du freiwillig. Geschenke gehören zum guten Ton, aber nicht zu den Schuldverschreibungen!

Deine Angehörigen können nichts dafür, daß es ihnen schlecht geht. DU AUCH NICHT.

Den Vergleich mit der Sauerstoffmaske im Flugzeug, den ich hier gelesen habe, finde ich treffend: Du mußt selber atmen können, erst dann kannst Du anderen helfen. Da geht es nicht um Moral, sondern daru, was funktioniert. Wieviel Kraft Du hast, kann Deine Mutter von außen gar nicht beurteilen, und da gibt es auch kein Soll zu erfüllen, so von wegen „gute Töchter halten klaglos noch einen Monat länger durch, sonst haben sie sich eben nicht wirklich bemüht” ;-)

ich hoffe, Du nimmst mir die Brandreden nicht übel, ich wollte ein wenig Munition liefern gegen das Gewissen!

Dein Bruder hatte ja noch nicht viel Zeit, selbst den Schock zu verarbeiten, hat er sich denn vorher für Dein Leben interessiert? Kannst Du ihm sagen, daß Du Dir auch etwas Aufmerksamkeit wünschst?
Hast Du Freunde, die Dir zuhören und Dich bestärken?

Wie sehr man sich als Betroffene ängstigt und überfordert fühlt, wie leicht man bei Schmerzen und Einschränkungen eben auch mal unfair oder ärgerlich reagiert, kann ich nicht mal ansatzweise nachempfinden. Da ist unsere Geduld und unser Verständnis wirklich gefragt und ich weiß, daß ich da noch arg an mir arbeiten muß. Aber Zeit und Kraft fürs eigene Leben muß trotzdem sein.

Ich schick Dir mal ein großes Kraftpaket rüber.. Laß Dir Deine freie Woche nicht vermiesen und vor allem gute Besserung!

Kaffee
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  #2  
Alt 03.05.2013, 18:06
Cassiopeia53 Cassiopeia53 ist offline
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Registriert seit: 02.05.2013
Beiträge: 3
Standard AW: ...schlechtes Gewissen

Hallo ihr zwei,

erst einmal ganz, ganz lieben Dank für Eure beiden Nachrichten. Es tut gut, Eure Beiträge zu lesen und ein bisschen gestärkt zu werden.

In den letzten Tagen habe ich gesundheitlich leider noch mehr Probleme bekommen und habe jetzt eine fiese Mittelohrentzündung. Momentan ist nicht sicher, ob ich überhaupt nächste Woche fliegen kann...das ist für mich ein absoluter Warnschuss...ich muss mehr auf mich achten.

Du, lieber Kaffee, hast gefragt, wieviel sich vorher für mich und mein Leben interessiert wurde und ich kann das nur damit beantworten: Genauso wenig wie jetzt. Ich bin einfach da zum helfen und unterstützen, aber um mich geht es selten.

Gerade gestern hatte ich wieder eine langes Gespräch mit meinem Partner, der mich auch gefragt, hat, wann sich jemand aus meiner Familie mal um mich gekümmert hat, gerade als es mir so schlecht ging...er wollte damit auch nur sagen, dass ich einfach weit mehr für alle mache, als jemals für mich getan wurde und ich damit mein schlechtes Gewissen abschalten soll.

Ich arbeite daran und hoffe, dass das irgendwann besser wird und ich einfach sehe, dass ich genug mache, verstehe, wenn mein Bruder und meine Mutter "mehr" wollen, ich aber trotzdem das richtige Maß finde. Das ist einfach schwer.

Euch beiden wünsche ich auch viel Kraft. Ich glaube, wir sind alle hier, weil wir das gebrauchen können.

Es ist beruhigend, nicht alleine dazustehen und ich bin froh, dass ich mich hier angemeldet habe. Danke Euch beiden!

Ganz lieben Gruß,

Johanna
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  #3  
Alt 03.05.2013, 18:16
Cassiopeia53 Cassiopeia53 ist offline
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Registriert seit: 02.05.2013
Beiträge: 3
Standard AW: ...schlechtes Gewissen

Hallo ihr zwei,

erst einmal ganz, ganz lieben Dank für Eure beiden Nachrichten. Es tut gut, Eure Beiträge zu lesen und ein bisschen gestärkt zu werden.

In den letzten Tagen habe ich gesundheitlich leider noch mehr Probleme bekommen und habe jetzt eine fiese Mittelohrentzündung. Momentan ist nicht sicher, ob ich überhaupt nächste Woche fliegen kann...das ist für mich ein absoluter Warnschuss...ich muss mehr auf mich achten.

Du, lieber Kaffee, hast gefragt, wieviel sich vorher für mich und mein Leben interessiert wurde und ich kann das nur damit beantworten: Genauso wenig wie jetzt. Ich bin einfach da zum helfen und unterstützen, aber um mich geht es selten.

Gerade gestern hatte ich wieder eine langes Gespräch mit meinem Partner, der mich auch gefragt, hat, wann sich jemand aus meiner Familie mal um mich gekümmert hat, gerade als es mir so schlecht ging...er wollte damit auch nur sagen, dass ich einfach weit mehr für alle mache, als jemals für mich getan wurde und ich damit mein schlechtes Gewissen abschalten soll.

Ich arbeite daran und hoffe, dass das irgendwann besser wird und ich einfach sehe, dass ich genug mache, verstehe, wenn mein Bruder und meine Mutter "mehr" wollen, ich aber trotzdem das richtige Maß finde. Das ist einfach schwer.

Euch beiden wünsche ich auch viel Kraft. Ich glaube, wir sind alle hier, weil wir das gebrauchen können.

Es ist beruhigend, nicht alleine dazustehen und ich bin froh, dass ich mich hier angemeldet habe. Danke Euch beiden!

Ganz lieben Gruß,

Johanna
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  #4  
Alt 05.05.2013, 17:12
Kaffeemaschine Kaffeemaschine ist offline
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Registriert seit: 16.04.2013
Beiträge: 22
Standard AW: ...schlechtes Gewissen

Liebe Johanna,

ich hoffe, Deine Mittelohrentzündung läßt Dich inzwischen in Frieden und Du kannst Deinen wohlverdienten Urlaub genießen!

Ich bin auch froh, hier von anderen zu lesen, die in ähnlichen Situationen stecken, und Verständnis zu finden: vielen Dank für Deine lieben Worte!
Es ist wie Du schreibst, schwierig, das schlechte Gewissen wegzubekommen. Viel Erfolg!!

In was für einem Fach schreibst Du denn Deine Diss?

Liebe Grüße
Kaffee
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