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  #1  
Alt 27.11.2013, 20:41
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Frage "Wie geht es Dir?"

Diese Frage hört man häufig. Meine Frau ist im August gestorben. Im Juni 2012 wurde Krebs diagnostiziert. Es begann eine Leidenszeit: 1. Chemo, Operation, 2. Chemo, 3. Chemo, Operation, Tod im Hospiz Wer so etwas erlebt hat, weiß von dem Wechselbad der Gefühle. Ich habe einen Abschiedsbrief von meiner Frau gefunden, der im März geschrieben wurde. Habe ich alles richtig gemacht? Wenn ich gewusst hätte, dass die zweite Chemotherapie (Topotecan) und die dritte / Chaelyx) scheitern, wäre es vielleicht anders gelaufen. Die letzte Operation war auch nicht erfolgreich. Nun lebe ich damit. Meist kann ich mich durch Arbeit ablenken. Aber gestern und heute ging es nicht. Wie antwortet man auf die Frage?
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  #2  
Alt 27.11.2013, 22:55
skymonkey skymonkey ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo,

das ist wirklich schlimm und eigentlich ist klar wie es einem in so einer Situation geht- gehen muss......
....aber die eigentliche Frage ist doch , wem will man das in aller Ausführlichkeit mitteilen?

Ich bin selbst erkrankt und auch wir werden so was oft gefragt, manchmal von Leuten, die man kennt und mag, denen man es vielleicht selbst gesagt hat, manchmal von Personen, die man kaum kennt, die es von irgendwem durch "Hören-Sagen" habe (oh mann, die Menschen sind ja sooooo klatschsüchtig!).

Aus meiner Sicht gibt es da 3 Möglichkeiten:

-ein lapidares "gut". Das ist so offensichtlich "falsch", dass es deutlich macht, dass man sich lieber nicht weiter äussern möchte oder in Frieden gelassen werden will.

-heute nicht sooo gut, ist eine gute Antwort, durchaus authentisch, nicht endgültig und wahrscheinlich wahr.

-dann gibt es noch den Personenkreis, dem man sehr vertraut, dass man Ihnen auch tiefere Einblicke in die eigene Seele gewährt- auch auf die dunklen Seiten. Da kann die Antwort auch mal ausführlicher ausfallen.

Jeder muss das natürlich für sich entscheiden, aber ich bin der Meinung, dass nicht jeder, der die Frage stellt, die wahre Antwort hören will (manche wollen bloss ihr Gewissen beruhigen) oder diese gar verkraften kann. Man muss auch nicht jedem die ungeschönte Wahrheit direkt auf die Nase binden, finde ich- aber das ist bloss meine Meinung.

Sky
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  #3  
Alt 29.11.2013, 13:32
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo,
das Problem ist auch, dass Freunde, Verwandte und Bekannte fremd werden. Manchmal kann ich mitreden, häufige aber sind die Gespräch zu banal. Ob nun Borussia Dortmund oder Bayern München Meister wird, in unwichtig gegenüber der Frage, welchen Sinn mein Leben noch hat. Welchen Sinn hatte mein Leben? Welchen Sinn hat die Zeit bis zu meinem Tod in 5. 10 oder 15 Jahren? Meine Frau hatte eine private Alterssicherung, davon hat sie aber nchts mehr gehabt. Ich erinnere mich an die Frage, die sich meine Frau in den letzten 7 Monaten ihres Lebens gestellt hat. Immer wieder gab es Tage, in der ihr Leben bedroht war. Da stellte sie unter anderm die Frage: Wieviel Tage, wochen oder Monate? Wäre es ihr besser gegangen, wenn sie die zweite und dritte Chemotherarpie abgelehnt hätte? Sollte man auf die Ärzte hören, die eine 2. Op ablehnten oder auf die, die sei befürworteten. Mit diesen Fragen ist man im Grunde allein. Eine Frau, mit der ich seit vielen Jahren befreundet bin ( nur Freundschaft) meint, ich sei depressiv. Das bin ich nicht. Aber ich muss aufpassen, dass ich meine Gesundheit nicht vernachlässige. 8 Kilo habe ich zugenommen seit dem Tod meiner Frau.
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  #4  
Alt 29.11.2013, 14:52
Benutzerbild von EmFiღ
EmFiღ EmFiღ ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo HermannJohann

Ich verstehe dich nur zu gut
gerade diese Alltäglichkeiten gehen an einem vorüber.
Wenn meine Freundinnen sich über etwas unterhalten haben wie neue Möbel oder so etwas war ich ganz woanders.
Wen interessieren solche Sachen dann?
Aber es wir besser werden.
Es liegt doch noch nicht viel Zeit dazwischen.
So etwas muss man erstmal verarbeiten.

Wenn es dir nich gut geht dann sag es einfach.
Alles andere ist manchmal zu anstrengend.
__________________
Lieben Gruß

EmFiღ
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  #5  
Alt 30.11.2013, 08:59
Benutzerbild von Nicole13
Nicole13 Nicole13 ist offline
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Beiträge: 410
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Zusammen!

Wir sind noch mitten im Kampf, aber ich sehe es genauso. Für mich sind jetzt soviele Dinge banal geworden. Mich interessiert es nicht, wer deutscher Meister wird, auch nicht, ob Heidi Klum schwanger ist. Da gibt es glaube ich wichtigere Dinge auf diesem Planeten.... Wegen mir könnte Weihnachten und die ganze Zeit davor auch ausfallen. Weil, mir geht es beschissen. Aber ich mache es dieses Jahr nochmal richtig schön, für meinen Mann und für meine Tochter.
Gestern fragte mich auch meine Nachbarin, wie geht es Dir? Sie fragt immer nur, wie es mir geht, wie es meinem kranken Mann geht, weiß sie ja, sagt sie. Bei so einer Krankheit kann es einem nicht gut gehen. Zu ihr bin ich dann auch immer ehrlich, weil ich weiß, es interessiert sie tatsächlich. Aber wenn andere diese Frage stellen, dann sage ich meistens auch, geht so, da es eh nicht wirklich interessiert. Vor allem werde ich kaum nach meinem Befinden gefragt. Man muß halt funktionieren.

Wünsche Euch trotz allem viel Durchhaltevermögen in dieser Zeit.

LG Nicole
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  #6  
Alt 30.11.2013, 09:25
Gabriela2612 Gabriela2612 ist offline
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Beiträge: 8
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo, ich bin neu hier. Gatte Adenokarzinom Zustand nach Strahlenbehandlung und etlichen Chemos derzeit besser. Ich wollte nur sagen, ich glaube es geht jedem Angehörigen, Freund usw von Krebspatienten so (auch wenns "gut geht") uns wurde im Vorjahr (mein Gatte ist am 21. Dez ins Spital gekommen) gesagt er überlebt nicht und ich war Weihnachten vorm Christbaum, der schon gekauft war, ohne Lichter usw - der ganze Trubel, der rundherum war, war wie ein fremder Planet... und wenn mich jemand fragt wies geht, kommts drauf an wer es ist - ist es eine beiläufige Frage von irgendwem, der einfach nur so fragt, sage ich "es geht" - wenns mir aber nicht gut geht, und so geht es in dieser Situation nun mal, dann sag ich durchaus "beschissen" - die, die sich NICHT WIRKLICH UM DICH KÜMMERN SIND DANN RASCH WEG und DA SIEHT MAN DANN DIE die weiter fragen und wo man oft auch merkt, denen ist dies NICHT egal! So ist es halt bei mir... aber ich glaube doch, so ist es allgemein? Ich wünsche Dir jedenfalls das Beste - meine Tante ist auch an Krebs gestorben und ich halte mich an alle wunderschönen Erlebnisse an.. das hilft oft, denn ich glaube einfach, daß sie noch da ist- ich kann sie nur nicht mehr sehen.. vielleicht hilft Dir das? ALLES LIEBE VON HERZEN Gabriele
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  #7  
Alt 30.11.2013, 09:29
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Moni, Emphi und Sky,
vielen Dank für Eure Beiträge. Es ist gut, wenn man mit Menschen über diese Ereignisse und Gedanken sprechen kann. Mich beschäftigen grundsätzliche Fragen. Der Tod hat viel an Schrecken verloren, das Sterben nicht. Meine Frau hat in den letzten Monaten gebetet, Gott möge ihr helfen, dass es ihr besser gehe oder ihr Leiden abkürzen. Zeitweise war sie auch sudizidal, Die Ärzte, die Tochter und ich versuchten sie, davon abzuhalten. Hatten wir das Recht dazu? Wir hofften damals, dass eine der Chemo-Therapien erfolgreich ist und sie noch einige Zeit mit wenig Nebenwirkungen leben kann. Das war falsch. In dieser Zeit sagte eine Ärztin zu mir, ich solle auf mich aufpassen. Wie macht man das als Ehemann einer schwerkranken Frau? Es ist übrigens eine gute und engagierte Ärztin, die uns öfters geholfen hat. Ich habe ein Tagebuch geführt, das hat ein bisschen geholfen. Wofür will ich leben? Unter welchen Bedingungen will ich leben? Dass sind Frage, die sich meine Frau stellte und die ich mir jetzt auch stellen. Es gibt wohl wenige Menschen, die diese Fragen aushalten.
Hallo Gabriele,
hallo Nicole,
ich bedanke mich auch bei Euch. Für Angehörige von Krebskranken gibt es wenig Hilfe. Ich kenne das auch. Ich war und bin berufstätig, wollte meine Frau aber auch so viel wie möglich unterstützen. Im Hospiz war es dann besser. Dort hat man sich auch um mich und die Tochter gekümmert.
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (30.11.2013 um 14:33 Uhr)
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  #8  
Alt 30.11.2013, 22:50
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Mir geht es schlecht. Ich weiß nicht, wie lange ich noch leben will. Für meine Tanja war die Ausbildung ihrer Enkelinnen wichtig. Dafür kann ich etwas tun. Ich habe schon ein Testament, ein neues werde ich machen. Die beiden Mädchen sind zwar nicht meine leiblichen Enkelinnen, aber sie sind mir ans Herz gewachsen.Aber im Grunde bin ich lebensmüde.62 Jahre habe ich gelebt. vielleicht ist das genug.
Das wäre meine Antwort. Aber wer will die schon hören.
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  #9  
Alt 07.12.2013, 16:13
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo,
Der Tod Deines Onkels war ja vor ein paar Tagen. Herzliches Beileid. Jeder Verlauf ist anders. Als eine Tante an Brustkrebs starb, war ich noch Kind. Damals konnte ich kaum damit umgehen. Als ich Student war, starb eine Oma an Leberkrebs, sie war jedoch schon 87 Jahre alt. Danach starb eine andere Tante an Krebs und der Krebstod meines Vaters (1992) hat mich sehr belastet. Meine Mutter hatte auch Krebs und nun ist meine Frau an dieser Krankheit i im August gestorben. Manchmal kann ich mich durch Arbeit ablenken, an anderen Tagen bin ich niedergeschlagen und lustlos. Ich bin im wörtlichen Sinne lebensmüde. Wie lange ich noch lebe, ist mir nicht mehr wichtig.Ich werde mich nicht töten, merke aber, dass ich meine Gesundheit vernachlässige. Gesundheit wofür?
mit besten Grüßen
Hermann
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  #10  
Alt 07.12.2013, 19:06
a_nna a_nna ist offline
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Beiträge: 14
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Zitat:
Aber im Grunde bin ich lebensmüde.
es spricht meines Erachtens überhaupt nichts dagegen, Fragen wie: "wie geht es Dir ?" diplomatisch zu überhören, wenn man darauf nichts zu antworten hat.

Vorteil:

- mit meiner oder der Krankheit in der Familie bin ich doch sowieso souverän: es ist doch nichts mehr so wie es einmal war ...

- wie es mir geht, ist eine sehr intime Frage - ich entscheide, mich einzulassen oder nicht. Will ich nicht, dann brauche ich auch nicht.

- ich erschrecke Niemanden ...

- ich bediene auch keine "Vojeure"; also Menschen, die sich nicht für mich, aber für Krankheitsgeschichten, Schicksalsschläge usw. interessieren.


Nachteile / Nebenwirkungen: keine bekannt

Jemand, der wirklich Interesse an mir oder meiner Familie hat, merkt sofort, das etwas nicht stimmt und hat den Anstand nicht nachzubohren. Er/sie wird es nicht krumm nehmen.

Wenn Du später soweit bist, zu vertrauen und zu sprechen, dann kannst die Situation sogar direkt wieder aufgreifen und Demjenigen "erklären", warum es Dir damals und/oder heute (nicht) so gut geht/ging.

Es ist die Frage des Anstands, der entscheidet, wie werthaltig echtes Vertrauen ist. Wer dafür kein Verständnis hat, wird mir auch nicht weiterhelfen können.
Vertrauen ist keine Einbahnstraße.
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