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  #1  
Alt 28.04.2008, 10:17
butterfly086 butterfly086 ist offline
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Unglücklich Leidensweg

hallo zusammen,
wie fange ich am besten an...
nach ein paar wochen in denen er magenschmerzen hatte und eine notoperation am magen wegen einer blutung, bekam mein 47jahre alter daddy letztes jahr im september, am 13., die diagnose magenkrebt mit leberbefall. es folgte mitte oktober eine chemo während der er in einer woche 11kg abnahm und sich davon nicht mehr recht erholte was das gewicht angeht. zu weihnachten ging es ihm besser, er machte späße, saß mit uns am weihnachtsbaum. dann ging es wieder berg ab. es folgten krankhausaufenthalte und phasen zu hause, er war nicht gern im krankhaus. er hat zu hause alles geregelt, hat seine sachen aufgeräumt, die daten auf seinem pc runterkopiert und dann gelöscht, mama alles erklärt, mit ihr die beerdigung besprochen und das finanzielle (hochachtung vor diesem mann, seine einzige sorge war, dass wir es gut haben. er sagte 'ich habe es dann geschafft, aber ihr müsst damit klar kommen') die letzten wochen konnte er nicht mehr sitzen oder gehen, oder reden ohne sich furchbar anzustrengen. mir gegenüber zeigte er das jedoch nicht (ich bin 21 und noch immer sein kleines mädchen). am ersten aprilwochenende kam er ins krankhaus weil mama ihn zu hause nicht mehr pflegen konnte. und 5 tage später kam er in ein hospiz. dort liegt er nun und stirbt vor sich hin. künstliche ernährung ging nicht weil sein körper dafür schon zu schwach war. ich darf ihn nicht besuchen.schon im krankenhaus nicht. meinen vater habe ich am 27.03.2008 zum letzten mal gesehen. es war schön, vertraut, lustig und liebevoll. so wie immer...jetzt kann er nicht mehr trinken, merkt nicht mehr ob es warm oder kalt ist, kann nicht mehr aufstehen oder sich richtig hinsetzten. die phasen in denen er unruhig is werden immer mehr. er will sitze, dann liegen, hat husten. meine mama lässt ihm soviel geben wie möglich damit er ruhig wird und sich entspannen kann und nicht leiden muss. ich bewundere sie für ihre stärke. wir hoffen, auch wenn das hart klingt, dass er schnell einschlafen kann. er soll nicht mehr leiden. und ich will aus diesem schwebezustand raus. ist das egoistisch? wir warten jeden tag auf die nachricht. die gewissheit, das er sterben wird, frisst mich auf. besonders weil ich weiß, dass sein körper aufgibt. sein herz muss einfach stehen bleiben...einfach so...dann is es vorbei, dann schläft er und kann sich von den strapazen erholen. er war immer ein großer starken mann. mein papa. ich liebe ihn über alles und wünsche ihm nichts mehr als das er friedlich einschlafen kann...
warum ich hier schreibe weiß ich selbst nicht. ich hab einfach ein ventil gesucht um das los zu werden...
liebe grüße, sarah
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  #2  
Alt 28.04.2008, 10:26
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honischt honischt ist offline
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Standard AW: Leidensweg

Liebe Sarah,
es tut mir sehr leid, dass du in deinen jungen Jahren soviel zu ertragen hast. Warum kannst du deinen Papa nicht besuchen. Will er es nicht, willst du es nicht oder will ein anderer es nicht? Vielleicht kannst du uns hier noch ein paar Informationen geben und dann fällt uns hier gemeinsam bestimmt etwas ein. Bis dahin wünsche ich dir von Herzen alles Liebe
Christa
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  #3  
Alt 28.04.2008, 10:30
butterfly086 butterfly086 ist offline
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Standard AW: Leidensweg

hallo,
es ist so, dass mein papa von anfang an nicht wollte, dass ich ihn im krankenhaus besuche. und im hospiz schon gar nicht. er möchte nicht, dass ich ihn so sehe. ich akzeptiere das auch und kann es verstehen. bin ihm auf keinen fall böse deswegen. wie gesagt, unser letztes treffe, wobei wir ja da nicht wussten das es das letzte is, war sehr schön. er hat mich im arm gehalten und mir gesagt wie lieb er mich hat.
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  #4  
Alt 28.04.2008, 13:38
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honischt honischt ist offline
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Standard AW: Leidensweg

Hallo Sarah,
ob dies der richtige Weg ist, mit dem Schicksal deines Papas ferig zu werden glaube ich nicht. Es ist unheimlich schwer, jemanden auf seinem letzten Weg zu begleiten. Trotzdem wäre es enorm wichtig für dich und auch für deinen papa dass ihr diesen Weg gemeinsam geht. Viele die hier im Forum schreiben werden dir das bestätigen. Hören, fühlen und sehen sind in dieser Situation für beide Seiten unheimlich wichtig. Ich habe meinen Papa auch in seinem Sterben begleitet und er ist nach allen Schmerzen lächelnd hinüber in ein besseres, schmerzfreies Leben gegangen. Überlege bitte für dich ob es trotz allen nicht doch möglich ist deinen Papa zu sehen und bei ihm zu sein.
Viel Kraft und alles alles Liebe
Viele Grüße
Christa
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  #5  
Alt 28.04.2008, 14:47
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mock mock ist offline
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Standard AW: Leidensweg

Liebe Sarah,
es tut mir sehr leid für dich, dass du dieses schwere Schicksal schon mit 21 zu tragen hast. Mein Papa ist im Dezember an Magenkrebs gestorben, er war aber doch schon 76 Jahre. Nichtsdestotrotz tut es sehr weh, ein Elternteil zu verlieren - egal wie alt!
Bei meinem Vater war nach der Diagnose schnell klar, dass ihm nicht allzuviel Zeit bleiben wird - er hatte bereits Knochenmetas und bei der geplanten OP sah man die Bauchfellmetas....
Schwierig für mich war damals unter anderem, dass meine Mutter (sie ist leider selber krank, sie hat Parkinson) verzweifelt daran festgehalten hat, dass man auch mit Krebs noch einige Jahre leben kann. Durch meine Gespräche mit den Ärzten (ich bin selber auch Krankenschwester) wusste ich aber von der kurzen Zeitspanne, die uns bleiben würde. Ich habe daher versucht, meine Mutter mit dem Unausweichlichen häppchenweise zu konfrontieren und wollte gleichzeitig meinem Vater das Gefühl geben, dass er mit mir über das bevorstehende Ende reden kann (und mit allem was dazu gehört; organisatorisch, emotional, Ängste - was kommt nach dem Tod usw.) Das ging aber nur, wenn meine Mutter nicht dabei war....
Da ich allerdings 100 km weg wohne und nur alle 2 Wochen (während seiner Chemo) für 2 Tage kam (ich habe selber Familie , 2 Kinder) und ich ja auch immer einen günstigen Moment für solche tiefen Gespräche abwarten wollte, hat sich das schon ein paar Wochen hingezogen, bis wir beide das GEfühl hatten (und er es mir auch deutlich gesagt hat) : ES IST ALLES GEKLÄRT!
Wir haben in dieser Zeit (auch wenn meine Mama dabei war) alte Erinnerungen aufleben lassen, ich habe noch vieles aus seinem Leben erfragt, was ich noch nicht wusste und wir haben auch zusammen geweint (manchmal aber auch gelacht :-)). Diese ZEit war im NAchhinein betrachtet die innigste, die ich mit meinem Vater je verbracht habe - und es ist eines der wenigen guten Seiten, die diese Krankheit mit sich brachte.

Warum schreibe ich dir das alles? Weil ich dir einen Anreiz geben wollte, dich nochmal mit dem Gedanken auseinander zusetzen, ob du deinen Papa nicht doch nochmal besuchen möchtest.
Auch mein VAter starb im Hospiz, die letzten TAge vor seinem Tod war er so schwach, dass er nicht mal mehr die Schnabeltasse halten konnte. Aber einen Tag vor seinem Tod ging es ihm erstaunlich gut (für die Umstände - auch er bekam längst keine künstliche Ernährung mehr und hatte einen Riesenaszites.)Aber an diesem Tag war ich ihm nochmal so nahe ....und dieses Wissen tröstet mich ein wenig.
Ich wünsche dir und deiner Mutter Kraft ohne Ende auf diesem schweren Weg, und deinem Papa ein sanftes Hinübergleiten in seine neue Welt!

Liebe Grüße
ELke
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  #6  
Alt 28.04.2008, 15:26
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Leidensweg

Liebe Sarah.
Ich umarme dich tausendmal . Es tut mir unsagbar leid, dass auch dein Papa diesen Weg so bald gehen muss.
Du bist sehr jung und obwohl es kein „passendes“ Alter für das richtige Reagieren und keine „weise“ Sichtweise zu diesen Dingen gibt, ist es schön, dass du jetzt hier im Forum bist, wo du auf viele Menschen triffst, die dir ihre Erfahrungen berichten können.

Ich zähle mich dazu, wenn ich dir sage, dass auch mein heißgeliebter Papi Silvester nach 4 Tagen im Hospiz verstarb. Er war zum Ende hin zu schwach zum Sprechen, konnte nicht Abhusten, wollte aber auf seine parenterale Ernährung nicht verzichten.
Auch Papas Herz und sein Geist waren bis zum Antritt seiner Reise noch absolut da – er hatte auch ein starkes Herz. Sein Körper war geschwächt von der schweren Krankheit, die sich langsam durch seinen Körper fraß und niemand konnte was tun.
Im Hospiz hat man sich toll gekümmert – auch um uns. Und obwohl ich niemals zuvor mit dem Tod konfrontiert wurde, habe ich mich behütet gefühlt. Meine Sorgen waren weg, weil ich ihn dort gut aufgehoben wusste.
Ich habe ihm jede Stunde gezeigt, wie sehr ich ihn liebe. Er hat fast nur noch geschlafen und ich hab ihn gestreichelt, mit ihm gesprochen, ihm die Beine mit kaltem Wasser gekühlt, seine Hände eingecremt und mit ihm gesprochen... ich bin sooooo unsagbar dankbar für diese Erfahrung. Ich war bei seinem letzten Atemzug nicht dabei – mein großer Bruder war es. Aber ich habe vorher alles gegeben, was in meiner Macht stand, habe meine ganze Kraft aufgewendet, um für ihn da zu sein, ihm zu helfen (auch zu Hause schon). Ich weiß nicht, wie es mir gehen würde, wenn ich immerzu das Bild seines letzten Atemzuges vor Augen gehabt hätte... Ich weiß es nicht...
Teilweise bin ich dankbar, dass ich es nicht erleben musste – andererseits glaube ich auch, dass mein Papa es nicht unbedingt wollte, dass ALLE von der Familie dabei sind. Nur sein „Großer“ sollte dabei sein... wir kamen 5 Minuten zu spät...
Ich bin der Überzeugung, dass ein „Gast“ seinen Reisebeginn beeinflussen kann. Viele möchten gehen, wenn sie alleine sind – vielleicht möchten Sie sich keiner Blöße hingeben vor ihren Liebsten, vielleicht möchten Sie ihren Liebsten keinen letzten sterbenden Eindruck geben. Viele möchten aber auch erst dann gehen, wenn die ganze Familie komplett da ist.

Wir haben unserem Papa gesagt, dass er gehen darf, dass alles OK ist – er hat von uns das „OK“ für seinen Reisebeginn bekommen. Nach 6 Tagen ist er aufgebrochen auf seine letzte große Reise hinter den Horizont.
Und ich bin mir sicher, die ganze Familie hat ihm ein tolles Gefühl gegeben, wie immer, wir haben ihm den Grund gezeigt, worauf er immer stolz war, wir waren jede Stunde für ihn da, wir haben unsere Platz in seinem Herzen mit Liebe gefüllt und wollten nicht mehr, dass er noch länger leiden muss. Sein schmerzlicher Weg sollte bald für ihn zu Ende sein. Und er hat es verstanden...

Du musst es für dich selbst entscheiden, ob du einen Versuch startest, deinen Papa zu sehen und ihn begleiten zu dürfen. Ist es allerdings sein ausdrücklichster Wunsch, solltest du ihn respektieren.
Vielleicht kann er nicht gehen, wenn er weiß, dass er dir seinen sterbenden Anblick „antut“...

Ich schicke dir ganz viel Kraft und für deinen Papa einen schmerzfreien Weg zu einer wunderschönen Reise, die Reise hinter den Horizont...
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #7  
Alt 28.04.2008, 16:34
butterfly086 butterfly086 ist offline
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Standard AW: Leidensweg

Ich danke euch allen für die lieben worte.

heute war unser Arzt bei ihm und sagte, es kann auf grund der ruhigen atmung noch zwei tage dauern.
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  #8  
Alt 02.05.2008, 13:06
PapasKind PapasKind ist offline
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Beiträge: 177
Standard AW: Leidensweg

Hallo Sarah,
auch ich war dabei als mein Papa starb. Er hatte Lebermetastasen und...... Auch heute noch, ungefähr 2 Jahre danach, kommt mir sein Sterben so vor, als ob es gestern gewesen wäre. OFt hab ich so Tagträume, in denen ich die letzten stunden minuten sekunden, stunden danach noch einmal erlebe. Meine Schwester wollte nicht dabeibleiben. Sie wollte es nicht sehen. Ich weiss nicht, ob es besser gewesen wäre, wenn ich mich vorher von ihm verabschiedet hätte. Aber ich glaube es war gut, dass ich da war, auch bei meiner Mutter.
Allerdings kann ich meinen Papa im geist nicht mehr gesund sehen. Ich kann ihn nur noch sehen, wie er in den letzten Stunden da lag. Der Atem begann zu rasseln. Die Atemzüge wurden immer flacher. Es war grausam.

Ich glaube, jeder muss es für sich entscheiden.

Auch heute noch tut es so weh, dass man es fast nicht aushalten kann. Aber es kommt nur noch so phasenweise.

Wir waren sehr froh, als er endlich starb. Wir konnten ihn nicht mehr leiden sehen. Er hatte sich schon lange aufgegeben. Er hatte es dann endlich geschafft.

Aber es tut sehr weh.

Viel Stärke
Silvia
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  #9  
Alt 07.07.2008, 22:16
Stephanie69 Stephanie69 ist offline
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Beiträge: 23
Standard AW: Leidensweg

Ich war auch in den letzten Minuten meiner Mutter dabei. Sie atmete ruhig mit längeren Aussetzern. Mein Vater und meine Schwester waren ebenfalls dabei. Meine Schwester massierte ihren Rücken ( sie hatte Schmerzen durch das lange Liegen ). Sie war sowieso ein Bandscheibenvorfall-Patient.Wir haben ihre Hände gehalten, sie waren kalt und teilweise bläulich verfärbt. Es lag wohl an der mangelnden Durchblutung. Ich gehe davon aus, dass der Magentumor aufgegangen ist, und sie letztendlich innerlich verblutet ist. Sie hat auf jedenfall keine Schmerzen gehabt. Sie war ganz entspannt.
Gruß Stephanie
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