Mein Bruder hat Leberkrebs - Krebs-Kompass-Forum seit 1997

Ally2010 · #1 10.12.2010, 14:32

Hallo,

mein Bruder bekam ca. Mitte November starke Oberbauchschmerzen begleitet von Übelkeit. Zuvor hatte er nie irgendwelche Symptome, die auf irgendeine Krankheit hinwiesen. Er ging zum Arzt, und nachdem der Ultraschall ohne Befund war, konnte man auf dem MRT Schatten auf der Leber erkennen. Da der Tumormarker für Bauchspeicheldrüsenkrebs sehr hoch war, tippte man erst auf BSDK mit sekundärem Leberkrebs. Man machte noch Magen- und Darmspiegelung, was jedoch ohne Befund war.

Zwischenzeitlich wurde die Übelkeit immer schlimmer, und vor zwei Wochen wurde er gelb. Er kam ins KH, wo eine Biopsie der BSD gemacht wurde mit dem Ergebnis Pankreatitis. Das Legen von Stents, um die Gallenflüssigkeit abfliessen zu lassen, scheiterte vorerst.

Nach ein paar Tagen im KH bekam er auch noch eine Lungenentzündung, und seit gestern ist er auf der Intensiv-Station. Der Gallenfluss ist immer noch nicht wieder hergestellt worden. Letzten Montag fand ein Schnellschnitt der Leber statt mit dem Ergebnis: Inoperabler, aggressiver Leberkrebs. Man benötigt aber noch genauere Ergebnisse, da der Schnellschnitt nicht zu 100 % aussagekräftig war.

Nun sagte meine Schwägerin mir heute, dass die Ärzte mitgeteilt hätten, dass er (nach Behandlung der Lungenentzündung und des Gallenflusses) "zum Sterben nach Hause geschickt" würde. Der Krebs sei zu aggressiv, um noch etwas tun zu können. Das endgültige Ergebnis liegt aber noch gar nicht vor, man sagt das nur, weil sich sein Zustand so schnell verschlechtert.

Nun frage ich mich als Laie, wie man das so schnell sagen kann? Solange er die Pneumonie hat und solange die Galle nicht abfließen kann, kann sich doch der Gesamtzustand nur verschlechtern, oder?

Sorry, dass ich so wenig Konkretes sagen kann, aber meine Schwägerin ist völlig außer sich, und ich erfahre nur das, was sie mir unter Tränen am Telefon sagen kann. Ich möchte so gern, dass mein Bruder (48 J.) wenigstens eine Chance bekommt, zu kämpfen...

Kann mir irgendjemand evtl. eine Rat geben, an wen wir uns wenden können, vielleicht um eine zweite Meinung zu erhalten? Am Besten wäre Schleswig-Holstein oder Hamburg.

Vielen Dank.

LG Ally

fraunachbarin · #2 10.12.2010, 18:22

liebe ally..
groß kann ich dir auch nicht weiterhelfen. aber ich will dir ganz viel kraft und mut zusprechen. du machst grad was schreckliches durch. ich hoff von herzen, daß sich bei euch noch eine tür öffnet.
lg tine

Morgana* · #3 11.12.2010, 10:25

Liebe Ally,
ich kann deine Verzweiflung so gut verstehen, man möchte was tun, irgendetwas um zu helfen und bekommt keine Informationen.
Dass deine Schwägerin dir nichts genaues sagen kann ist verständlich, geschockt, verdrängen ...
Vielleicht setzt du dich einfach mal mit den Ärzten in Verbindung, entweder die vom Krankenhaus oder der behandelnde Hausarzt/Onkologe. Frag genau und direkt, es gibt in diesem Fall keine "naiven" Fragen, diese Fragen DÜRFEN gestellt werden und die Ärzte haben zu antworten. laß dich nicht abwimmeln! Der Arzt meines Vaters wollte mir auch nicht genau auf meine Fragen antworten, hat immer nur einen Schritt nach dem anderen gemacht ohne vorausschauend zu arbeiten, wie ich das angesprochen habe fühlte er sich gleich angegriffen und musste sich verteidigen.
Also scheu dich nicht zu fragen, vielleicht ergibt sich doch eine Therapiemöglichkeit!
ich wünsch es euch so
Liebe Grüße

Ally2010 · #4 14.12.2010, 09:56

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten. Leider sind wir nicht mehr dazu gekommen, etwas zu unternehmen. Mein Bruder ist am Sonntag verstorben. Freitag Abend kam noch die Mitteilung, dass es sich um Gallengangskrebs mit Metastasen in der Leber handelt. Verstorben ist er aber an der Lungenentzündung.

Wir sind fassungslos und unendlich traurig.

LG Ally

H. Engels · #5 14.12.2010, 10:35

Hallo Ally,

ich möchte Dir mein Beileid aussprechen.

Jedoch möchte ich trotz aller Trauer, die nun in Euch vorherrscht, die Hoffnung ausdrücken das die Fassungslosigkeit und der Schmerz sich in Dankbarkeit wandelt.

Dankbarkeit über das gemeinsam erlebte, die schönen Zeiten.

Dankbarkeit über die kurze Krankheitsdauer denn ein siechen über Monate kann und wird bestimmt nicht in Eurem Interesse gewesen sein.
Ich hoffe für Euch das in der Zukunft, die Dankbarkeit für das Leben mit all seinen Facetten, die Trauer über den Tod besiegt!

Ich wünsche Euch hierfür viel viel Kraft!

Ich bin selber neu hier, bin mir aber sicher das Euch ganz ganz viele Gedanken und gute Wünsche begleiten!

Einen lieben Gruß sendet
Holger

fraunachbarin · #6 14.12.2010, 12:28

liebe ally..
mein aufrichtiges beileid. ich wünsch dir viel kraft für die bevorstehende zeit.
stille grüße von tine

Ally2010 · #7 14.12.2010, 15:01

Lieber Holger,

vielen Dank für Deine lieben Worte. Die Vernunft sagt uns auch, dass ihm wahrscheinlich viel erspart geblieben ist, zumal er so ein starker, lebenslustiger und stolzer Mensch gewesen ist. Dennoch ist es furchtbar hart, er wollte noch so viele Dinge regeln, für die ihm jetzt die Zeit nicht blieb. Und er hat zwei kleine Kinder, die ihren Papa abgöttisch lieben. Momentan ist uns einfach noch nicht danach, das "Gute" an diesem plötzlichen Abschied zu sehen.

Ich weiss auch, dass es falsch ist, nach dem "Warum" zu fragen, aber die Frage drängt sich doch auf, wenn man sieht, was unsere Familie schon erleiden musste. Und unsere arme Mutter, die seit über zwei Jahren darauf wartet, sterben zu dürfen, muss jetzt noch ihren ältesten Sohn begraben. Dafür gibt es momentan einfach keine Worte...

Trotzdem Danke für den Zuspruch.

LG Ally