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  #1  
Alt 07.10.2010, 14:40
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard Hinterblieben, nur wo?

2 Jahre, 7 Monate, 13 Tage!

Zwei Töchter, 2 Enkelinnen, 2 Katzen. Schwiegermutter, Mutter, Schwester, Bruder. Gute Freunde, viele Bekannte. Computerclub, Fotoclub. Kleiner Nebenjob im Blumenladen, Kassenwart im Computerclub, Vernissage mit dem Fotoclub, mit dem Computerclub auf Messe, immer irgendwo irgendwas zu tun, viel unterwegs. Telefon, Chat, KK, Skype .....

Letzte Nacht. Wie viele zuvor und vollkommen anders. Hundemüde und doch kein wirklicher Schlaf. Musik versucht wieder mal die Stille zu durchbrechen. Hinüber dösen, aufwachen, wieder weg. Gedanken wie Perlen auf einer Schnur drängeln sich durch den Raum. Drehen sich polternd im Kreis, finden kein Ziel, zerplatzen wie Seifenblasen. Nur, um wieder neu auf zu tauchen. Menschen ziehen vorbei. Nahe und doch so weit weg.

Trauer? Nein! Alleine? Nein! Lähmende Stille. Tonnenschwer, eiskalt und dröhnend. Aufkeimende Wut. Warum, wesshalb, wieso? Nein, weg, sinnlose Gedanken!

Langsam wird es hell. Draussen. Licht kommt durch die geputzten Scheiben. Zufriedenheit taucht auf. Gestern wieder was geschafft. Immerhin etwas. Die Wohnung aufgeräumt, den Staubsauger angeworfen, kein Geschirr in der Spüle. Immerhin. Aufstehen, Bad, Kaffee kochen. Langsam kommt das Leben. Runter ins Dorf, einkaufen. Äpfel, Birnen, Pfirsiche. Butter, Käse, Wurst und Brötchen fürs Frühstück. Wieder was im Kühlschrank. Kaffee kochen, frühstücken. Draussen scheint die Sonne. OK, dann runter in den Garten. Es gibt noch viel zu tun.


Helmut
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  #2  
Alt 16.03.2013, 13:50
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Scheidungsanwalt Scheidungsanwalt ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Es ist nie ganz vorbei, Helmut. Die Erfahrung mach ich auch grade. Vorzugsweise nachts. Aber was hilfts? Muss irgendwie weiter gehen. Lass Dich mal wieder im Chat blicken

Grüße

Tom
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  #3  
Alt 28.03.2013, 19:21
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo Tom,

schön, mal wieder ein Lebenszeichen von dir zu lesen. Für den Chat hab ich nicht mehr so viel Zeit wie früher. Meine Abende sind inzwischen gefüllt.

Ich ich erinnere mich nur zu gerne an die Zeit im Chat. Lachen, weinen, trösten und und trösten lassen, manchmal einfach nur quatschen, damit die Zeit vergeht. Ein bisschen Leben spüren in der Dunkelheit der eigenen vier Wände um dann mit eckigen Augen wie ein Toter ins Bett zu fallen. Am nächsten Morgen war die Welt oft ein kleines bisschen schöner.

Es war eine unglaubliche und wertvolle Erfahrung, wie nahe beieinander das Leben, der Kampf und der Tod stehen und wie dünn und fließend die Grenzen dazwischen sind. Nirgendwo sonst habe ich einen so großes, scheinbares Durcheinander an Gefühlen, an unbändigem Lebensmut und Hoffnungslosigkeit, an Kampf und Aufgabe, an Wut, Trauer, Todesangst, Sympathie und Antipathie, lachende und weinende Tränen, ein Oben und Unten, Leichtigkeit und Schwere, Hilfsbereitschaft und Aggression zur gleichen Zeit erlebt und gesehen. Vor allem, wie leicht ein Mensch (mich inclusiv) von einem Zustand in den anderen fallen kann. Bedingt durch die Menschen hinter ihren Nicks. Jeder hatte ein anderes Päckchen zu tragen.

Ich denke oft an die Menschen, die ich dort getroffen habe. Menschen, die wieder ins Leben zurückgefunden haben. Menschen, die immer noch kämpfen und die, die ihr Leben inzwischen verloren haben.


Zu den Fotos von oben habe ich noch eine kleine Geschichte. Also nicht direkt zu diesen sondern allgemein. Vor einigen Jahren auf einem Jahresausflug mit dem Computerclub. Zuerst in Speyer und anschließend nach Schwetzingen in den wunderschönen Schlosspark. Natürlich hatte ich meine Kamera dabei und natürlich habe ich viele Fotos gemacht.

Bis mich dann einer meiner Kollege fragte: "Sag mal, schaust du eigentlich nur durch die Linse? Siehst du überhaupt was von dem Park?"

"Wahrscheinlich mehr als du," war meine Antwort, "Du siehst das Schloss, den wunderschönen Park, das Lustschlösschen, die Moschee, den kleinen See und was weiß ich. Doch du wirst dich sicher nicht mehr wissen, wie der Torbogen mit der Fratze im Schlussstein ausgesehen hat. Die kleinen Entenküken, wie sie hinter ihrer Mama aus dem See geklettert sind, das vom Alter gezeichnete Gesicht der Statue da hinten, den Schatten auf der Sonnenuhr, die Sonnenstrahlen durch die uralten Weiden, deren Zweige bis ins Wasser hingen und so vieles mehr. Wie der Park hier aussieht, das weiß ich wohl."

Es ist nicht der weite Blick über die Landschaft. Den hab ich im Kopf. Es sind die kleinen Dinge am Wegesrand. Lichter, Schatten, der Vogel auf dem Zaunpfosten, das Blümchen in der Wiese, oder weit da vorne die Wandergruppe mit ihren knallbunten Winterjacken im weißen Schnee, die das große Ganze zu einer Einheit und einem besonderen Erlebnis machen. Zu jeder Jahreszeit und sei sie noch so ungemütlich und frostig.

Beim Menschen ist das nicht anders.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #4  
Alt 30.03.2013, 01:57
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Ist es das Wetter?
Trüb und kalt.
In anderen Teilen des Landes schneit es immer noch.
Will der Winter in diesem Jahr denn gar nicht weichen?
Ich weiß, ich bin ja derjenige, der immer was Schönes findet.
Doch heute .... ?

Ist es der Karfreitag? Seltsame Stimmung.

Vor rund 2000 Jahren stirbt ein Mensch auf grausame Weise .

Ob und wie sein Leben und sein Tod wirklich war, wissen wir nur aus zweiter Hand. Auch die zweite große monotheistische Religion, der Islam, kennt ihn und seine Geschichte und verehrt ihn. Allerdings als Propheten. Wenn auch rund 600 Jahre später, so hatte doch auch Religionsgründer Mohammed seine Informationen über ihn. Woher? Aus erster Hand? Eigene Überlieferungen oder doch aus der gleichen Quelle wie wir? Dem Frühchristentum? Für die Römer war er jedenfalls ein Verbrecher, Hochverräter. Von ihrer Seite verständlich.

Vor rund 2000 Jahren stirbt ein Mensch auf grausame Weise.

Ein Heiland, ein Prophet, ein Verbrecher. Ein Leben und ein Tod, die die Weltordnung aus den Fundamenten heben. Alles wird sich nach seinem Tod ändern. Nichts ist mehr, wie es vorher war. Oder doch? Nur unter anderen Vorzeichen?

Menschen werden ermordet. Ganze Völker vernichtet. Machtstrukturen brechen zusammen, neue entstehen. Die Gier nach Macht regiert die Welt. Was sich ändert sind die Mäntelchen, die sich die Mächtigen anziehen. Es hat sich also nichts geändert. Die Welt ist heute so, wie sie immer war. Im Großen wie im Kleinen.

Was will der kleine Mensch?

Morgen zumindest genau so gut leben wie heute. Nach Möglichkeit sogar besser. Dafür kämpft der Einzelne ... und um für sich selbst in Frieden zu leben. Nichts soll sich ändern. Alles so bleiben, wie es ist.

2000 Jahre später.

Ein Mensch ist gestorben. Ein nahestehender Mensch. Unsere kleine Welt bricht zusammen. Nichts ist mehr, wie es war. Und draußen? Von dort schaut man kurz auf uns und geht weiter. Weil ... es hat sich nichts geändert auf dieser Erde. Alles beim Alten. Nach außen, da hat sich nichts geändert. Nur unsere kleine Welt. Menschen werden geboren. Menschen leben. Der Tod ist weit weg. Das ist unser Weltbild. Solange ist alles normal. Oder vielmehr, das, was wir uns einbilden, daß es unsere Welt sei. Bis es dann passiert. Doch auch das ist normal.

Unter anderem dafür hat dieser Mensch vor 2000 Jahren gelebt, um uns zu zeigen, daß unser Bild vom Leben falsch ist. Nur ein menschliches Konstrukt. Einbildung. Wunschvorstellung. Daß wir aus seinem Leben und seinem Tod lernen, was Leben tatsächlich bedeutet, damit dann aus vielen kleinen Welten eine große neue gebaut werden kann. Stückchen für Stückchen. Damit wir für das Leben und den Tod gerüstet sind. Das ist ein Teil seiner Botschaft. Zumindest nach meinem Verständnis.


Warum kann man Vieles erst dann begreifen oder verstehen, wenn man ganz unten ist oder war? Warum beginnt man erst dann zu denken, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht? Ist es so, daß oft erst der Tod eines geliebten Menschen die eigenen Werte wieder auf die Ursprünglichkeit des Lebens zurück führt? Die Liebe z.B. ist wie ein nie versiegender Brunnen, von dem viele Menschen trinken. Die einen mehr, die anderen weniger. Er ist durch den Tod von Myriam nicht trocken gefallen. Heute trinken zum Teil andere Menschen daraus. Es ist immer noch der gleiche Brunnen.

Ob man nun an Gott oder Allah oder Manitou oder was weiß ich was glaubt.
Oder an gar nichts.


Oder Gahndi, Nelson Mandela, Mutter Theresa, Martin Luther King und viele andere Menschen.




Liebe Grüße und ein schönes Osterfest,

Helmut
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Geändert von HelmutL (30.03.2013 um 20:23 Uhr) Grund: Schreibfehler
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  #5  
Alt 30.03.2013, 08:48
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen lieber Helmut,

das sind sehr interessante Gedanken zum Osterfest! Und ich gebe dir Recht, solange es uns gut geht, brauchen wir uns nicht auf irgendetwas oder irgendwen besinnen, oder? Erst das Unvorhergesehene und die Schicksalsschläge lassen uns wachsen. Wenn ich nur mein Leben betrachte und zurückblicke, dann muss ich sagen, dass ich aus den schweren Tagen sehr viel mehr gelernt und mitgenommen habe als auch den schönen... Auch wenn ich all die schönen Momente nicht missen möchte! Veränderung bedeutet auch immer eine Chance. Vielleicht ist auch das eine Botschaft des Menschen, der da vor über 2000 Jahren gestorben ist. Außerdem denke ich, dass wir all das Schöne nicht wertschätzen könnten, wenn wir das Traurige und Schlimme nicht kennen würden...

Dir und deiner Familie auch ein ganz schönes Osterfest wünscht
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #6  
Alt 30.03.2013, 16:57
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nala1810 nala1810 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut;


danke für die schönen Gedanken zu Ostern, da gebe ich dir vollkommen recht.

Dir und deinen Lieben wünsche ich

schöne Ostern

Alles Liebe

Nala
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  #7  
Alt 08.10.2010, 09:05
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Bulldogge Bulldogge ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,
du sprichst mir aus der Seele und es ist, als blicke ich in einen Spiegel. Gut, tagsüber ist da mein Job aber das Nachhausekommen in ein leeres Haus macht mich fertig. Die Hunde erwarten mich freudig, fordern ihre Streicheleinheiten, wollen gefüttert werden aber es ist niemand mehr da der mich fragt: "wie war dein Tag" oder mich in den Arm nimmt, niemand für den ich kochen kann, niemand mit dem ich gemeinsam mit einem Glas Wein vor dem Fernseher sitzen kann, niemand der die Spülmaschine schon eingeräumt hat - da ist nur diese Stille! Die Tage werden immer kürzer, jetzt kommt wieder diese schlimme Zeit ohne Licht, ich fahre am Morgen in der Dunkelheit weg zur Arbeit, abends komme ich in der Dunkelheit wieder zurück und kein warmes, anheimelndes Licht fällt aus den Fenstern und begrüßt meine Heimkehr. Nachts wälze ich mich im Bett, diese Stille macht mich verrückt, wo ist das vertraute Schnarchen? Ich habe mir die Hunde ins Schlafzimmer geholt, jetzt schnarcht wenigstens Miss Marple und gibt mir das beruhigende Gefühl nicht ganz alleine zu sein.
Auch ich habe Tochter u. Schwiegersohn in unmittelbarer Nähe, Eltern, Schwester und Freunde die jederzeit für mich da sind, doch sie müssen auch ihr eigenes Leben leben und ich eben meines - ein ganz neues Leben.
Liebe Grüsse
__________________
___________________________________________
Mein geliebter Willy
* 9.6.49 + 01.05.10
Ich werde dich niemals vergessen!
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  #8  
Alt 08.10.2010, 18:03
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Ich dachte schon ich bin alleine mit diesen Gedanken, Ihr beschreibt ein Spiegelspield meiner selbst..... . Man läuft herum wie ein Gefangener - bloss man ist in sich selbst gefangen.

Gruß Ilonka
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  #9  
Alt 08.10.2010, 19:06
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo Helmut,
..na klar...Du hast Leben um Dich herum, bist unterwegs, bist beschäftigt mit den Dingen, die Dir Freunde machen, hast Pläne, gute Freunde, viele Kontakte.
Doch...diese besondere Stille, die Du beschreibst, das ist etwas, das nur diejenigen ermessen können, die diese besondere Stille kennen.
Dieses "Tschüss, bis zum nächsten Mal"...vertraut...jaa "bis bald"...Ist völlig ok...man sieht sich ja wieder...dennoch...wieder zu Hause, da ist es verdammt still!
Selbstverständlich habe ich intelligente Katzen, die aufmerksam zuhören und hin und wieder mit einem verständnisvollen "Ma.aoh?!" antworten; die in engelgleicher Geduld meine verbalen Erziehungsversuche über sich ergehen lassen. Ich rede in Gedanken mit mir. Doch auf der Couch bleibt ein Platz leer; am Frühstückstisch, mir gegenüber, da grummelt niemand hinter der Zeitung; beim Erwachen morgens um 06:00 gibt es kein Stöhnen "Mach bloß kein Licht an!" Abends beim Nachhausekommen, gucke ich auf ein dunkles Fenster - kein Kaffee bereits gekocht.
Die Liste ließe sich schier endlos fortsetzen...Ist ein anderes Leben, viel Freiheit, Zeit um neue Dinge anzugehen, Zeit - mehr als früher?
Ich treffe mich mit Bekannten; geniesse es, freue ich aufs nächst Mal...doch irgendwo innen drin...würde ich viel lieber abends mit ihm vor unserer Lieblingskneipe sitzen, "Schweinefilet-Spießchen mit Erdnußsauce" essen und mich amüsieren, wenn wiedermal dieses delikate Sößchen auf den Pullover...das Hemd tropft...Erinnerungen - und die sind so wertvoll...
Ach Helmut - was soll ich noch sagen...ist so, ich verstehe, was Du meinst!

Maria: Ja, so ist es. Der Herbst kommt und es wird früh dunkel. Du wirst Deine Hunde drücken, das Schnarchen der bezaubernden Miss Marple geniessen - bei mir schnarcht eben Lilybelle...ganz sanft...aber unüberhörbar.
Nachts gegen 03:00 legt Calimero sich rechts neben mir nieder un schlingt seine Pfote um meinen Hals...genüsslich fährt er kurz die Krallen aus...völlig entspannt...ich gucke dann morgens, ob ich besser ein Halstuch umknote...
Das neue Leben...da hilft manchmal ein tiefer Seufzer...mit dem Nachsatz "Es war einmal..." Ich denke an Dich!

Geske: Schön, Dich wieder mal zu lesen. Du hast Recht, den neuen Freiheiten gegenüber mißtrauisch...so ist es wohl. Diese Veränderung ist nicht gewünscht. Das Vertraute hätte - für mich jedenfalls - einfach weiter gehen dürfen, jaa Ich finde es immer öfter spannend mal zu schauen, "wie es so weiter geht...in meinem Leben"...oder so...Spannung dann oft wieder runter....
Ich würde mich freuen, wieder von Dir zu lesen!

Ilonka: Freue mich sehr über Deine Überlebensenergie trotz allem...Du bist eine ganz Liebe!

...höre gerade "Imagine" von John Lennon.....bald 20 Jahre tot...werde sentimental...geniesse es!

LG
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #10  
Alt 08.10.2010, 23:43
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebe Morgana, Ilonka, Geske, Bulldogge,

danke für eure Antworten.

Vielleicht darf ich das mal so ausdrücken. Trauer, das war einmal. Was nicht heissen soll, sie würde mich nicht trotzdem noch so manches Mal erwischen. Es läuft mehr so auf "schöne Erinnerung, wunderbare Zeit" hinaus.

Ich sag mal so, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Als "Zwangsentlassener" (klasse Wort!) steht man plötzlich aller Gewohnheit entwurzelt da und bestaunt die Freiheiten, die man plötzlich wieder hat. Nicht, dass das früher eine Fessel gewesen wäre. Nur, was damit anfangen? Garnicht so einfach. Es ist auch nicht so sehr die leere Wohnung. Meine ist urgemütlich (für mich zumindest) und ich fühle mich wohl darin. Sie ist so eingerichtet, wie "ich" das wollte. Kein Schnickschnack auf den Schränken, keine Deckchen auf den Kommoden. Vorallem keine Blümchen auf den Lautsprecherboxen !!! Die würden eh irgendwann beim Musikhören runterfallen . Und für Zwei wäre sie sowieso zu klein. Einen Fernseher hab ich nicht. Als ich noch unten wohnte, hab ich auch nicht mehr ferngesehen. Macht alleine keinen Spass. Ich hab ihn also verschenkt, damals.

Ich weiss noch nicht mal, ob ich Zweisamkeit in seiner engen Form überhaupt schon ertragen könnte. Ich versuche gerade, mich von den "Gewohnheiten" der vergangenen zu lösen. Myriam ist nicht mehr da. Das war einmal. Mein Zusammenleben mit ihr schöne Vergangenheit. Auf der anderen Seite macht mich diese verdammte Stille fertig. Diese Stille, die so laut ist, dass man nicht schlafen kann. Irgendwie fühle ich mich zwischen allen Stühlen.

Morgana,

lass es. Verlorene Liebesmühe mit deinen Katzen. Meine beiden machen auch nur das, was sie wollen. Sind friedlich und geben mir das Gefühl, ich wäre der Chef. Doch nur solange ich zu Hause bin und hauptsächlich dann, wenn's um gefüllte Futternäpfe geht .

Ilonka,

scih selber finden, einen Platz. Dieses "ich bin ich"-Gefühl gilt es zu definieren. Wie kann man Gewohnheiten, in vielen Jahren gewachsen, fallen lassen? Ich hab mal versucht, all die Bilder, welche ich aus meiner alten Wohnung mitgenommen habe, in eine Schublade zu verfrachten. Neue müssen her. Eigene Bilder hab ich im Überfluss. Nur noch ganz wenige alte Fotos hängen hier. Ich muss sagen, ich fühl mich wohl dabei.

Geske,

Freiheiten, die wir nicht gewollt haben, die wir garnicht mehr kannten, auch nicht gebraucht haben. Das ist eins der grössten Probleme. Z.B. neue Freundinnen/Freunde finden. Vielleicht auch mal irgendwann jemand, mit dem man seine Zeit verbringen möchte. Nur, wie geht das? Ist lange her .

Bulldogge,

mein Freundes- und Bekanntenkreis hat sich vollkommen geändert. Bei vielen alten Freundschaften lag der Focus eher auf Myriam. Da kann man sich vorstellen, wie das ausgegangen ist. Ich brauche ja nur noch meinen eigenen Interessen nach zu gehen. Die decken sich nicht immer mit den Interessen, welche Myriam und ich gemeinsam hatten. War nicht verkehrt, damals. Nur, heute ist das eben anders.


Alles Liebe

Helmut
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  #11  
Alt 09.10.2010, 00:20
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IreenS IreenS ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Ja Helmut,

dieses "neue Leben".

Ich nenne die Veränderungen für mich:
in meinem neuen Leben ankommen.

Manchmal denke ich, es geht ganz gut und dann wieder es geht gar nicht.

Auch ich habe in "Haus und Hof" so manches verändert.
Das Büro ist ausgeräumt und neu renoviert und eingerichtet
und ich werde es wohl als "möbliertes Zimmer" vermieten.

Das wird für mich auch erst einmal komisch sein
- nicht mehr alleine im Haus.
aber es wird sicher auch seine guten Seiten haben.

Die Kinder haben ihr eigenes Leben.
Unsere Tochter hat Familie und lebt im eigenen Domizil
- kommt also auch nicht hierher zurück.
Unser Sohn hat seine Arbeit 250 km weit weg
- das ist auch nicht gerade um die Ecke.

Gleich sind es zwei Jahre und ich bin immer noch nicht ganz fertig mit dem "Sortieren".
Weder mit allem Papierkram noch mit mir selbst,
aber manchmal seh ich dann doch ein kleines Licht am Horizont.

Und die Familie und gute Freunde und Helfer sind auch Lichtblicke.
Man will sie nicht über strapazieren, aber sie helfen über viele Tiefs weg.

Da kommt mir wieder der Spruch in den Sinn:

Gib deinem Leben die Hand
und lass dich überraschen
wohin es dich führt.


Alles wird uns da auch nicht gefallen,
aber vielleicht das eine oder andere.

Liebe Grüße

Ireen
__________________
http://www.myvideo.de/watch/4892460/...ume_leben_ewig


Wolfgang *03.04.1947 - +18.10.2008

Christel *17.05.1950 - +12.04.2011
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  #12  
Alt 11.10.2010, 21:45
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebe Ireen,

manchmal ist es ja auch ganz OK, in die eigene Wohnung zurück zu kommen. Auch wenn sie leer. Immer öfter sogar gerade deswegen. Es ist nicht die Leere: es ist die Stille. Für mich ein gewaltiger Unterschied. Dass sie leer ist, damit kann man im Laufe der Zeit fertig werden, es akzeptieren. Was ich (ich sag mal so) akzeptiert habe! Myriam ist verstorben, sie kommt nicht mehr zurück. Es ist die Stille, die verrückt machen kann. Es ist die Stille, die mich manchmal an den Rand der Verzweiflung bringt. Nicht das Alleinsein. Hört sich nach Widerspruch an, ist es aber in meinen Augen nicht. Wie der Weg aussieht, auch die Stille zu akzeptieren und vielleicht auch mal geniessen zu können weiss ich nicht. Was ich jedenfalls sehr oft geniesse ist das Alleinsein. Ich kann tun und lassen, was ich will, wonach mir der Sinn steht. OK, nicht immer. Nachts um 24 Uhr noch laute Musik hören, das haben meine Nachbarn nicht so gerne .

Vielleicht ist das der Weg? Letzten Freitag Abend. Ich war auf einer Vernissage meines Fotoclubs. Auf dem Nachhauseweg komme ich an meiner Lieblingspizzeria vorbei, welche ich seit 2 Jahren, 7 Monaten und 17 Tagen nicht mehr besuchen konnte. Hunger! Lust auf Pizza! Sogar ein Parkplatz gleich vor der Tür frei! Wenn das kein Wink ist? Es war köstlich. Ich hab die Pizza genossen. Sogar an dem gleichen Tisch wie immer. Ein anderer war nicht frei. Alleine sass ich da und hab zufrieden meine leckere Pizza verdrückt.

Ursprünglich hatte ich ja Lust auf Schweinebraten mit Puree und Rotkraut. Dazu noch einen Gurkensalat. Nein, ich bin nicht schwanger . Hab das nur sehr lange nicht mehr gegessen. Am Samstagmorgen runter ins Dorf. Fleisch, Lauch, Pilze, Tomaten, Zwiebel und Kohlrabi gekauft. Ein Sonntagsbraten sollte es werden. Keine Ahnung, wie es kam, jedenfalls wars irgendwann Sonntagabend, ich musste auch früh ins Bett, keinen Bock mehr auf kochen. Was mit dem Fleisch machen? Einfrieren?

Vorkochen is ne Möglichkeit, das Fleisch haltbar zu machen (war der Tipp einer Freundin ) und hat den Vorteil, die meiste Arbeit ist bereits getan.Das Fleisch mit Pfeffer, Paprika, Bratengewürz und Senf einreiben war schnell erledigt. Ab in die Pfanne und ordentlich und sehr heiss anbraten. Bis kurz vor dem Anbrennen. Mit Wasser ablöschen, Gemüse dazu, zudecken und köcheln lassen. Auf ganz kleiner Flamme. HALT! Idee! Da steht doch noch ... na, wo isse denn? Ahja, da steht sie. Die angebrochene Flasche Rotwein. Ein guter Schuss noch zum Braten. Fertig. Ich kann mich hinlegen. Den Wecker auf 2 Stunden gestellt und auf dem Sofa eingepennt. Der Wecker rappelt. Ofen aus, Topf vom Herd. Wecker auf 22 Uhr und nochmal schlafen.

Der Wecker rappelt zum zweiten Mal. Anziehen, Zähne putzen. Der Braten ist soweit abgekühlt, dass er in den Kühlschrank kann. Um 22:30 treffe ich mich mit Töchterlein am Laden. Wir fahren nach Holland zum Blümchenkaufen. Montag, 17 Uhr bin ich wieder zu Hause. Hunger. Den Braten aus dem Sud in eine Schüssel, zudecken und wieder inden Kühlschrank. Sud probieren .... lecka. Ein bisschen Pfeffer, Salz fehlt noch. Einen Bratensaft-Würfel rein und kurz aufkochen. Sud durch ein Sieb in eine Schüssel abgiessen und das Gemüse gut durchs Sieb passieren. Der verbleibende Rest kommt wieder in die Pfanne und wird ganz scharf angebraten. Ein bisschen sollte man es schon riechen können. Das Ganze nochmal durch Sieb passieren und fertig ist die Sauce.

Ein Teil der Sauce nochmal in den Topf. Ein paar Scheiben vom Braten hinzu, Champignons und kurz warm machen. Rotkraut ist auch fertig. Statt Puree gibts Nudeln, die noch im Kühlschrank standen. Gurkensalat lass ich weg. Ich hab Hunger und will endlich essen.

Und wer macht jetzt die Küche sauber?????

Jedenfalls war es ein gelungenes Wochenende, die Fahrt nach Holland lief glatt, die Sonne schien vom Himmel. Wie kann es besser gehen? Ach, beinahe vergessen. Kurz vor Amsterdam lief mir leider ein Elch vors Auto. Konnte nicht mehr bremsen . Hab ihn mitgenommen. Unten könnt ihr ein Foto von ihm sehen .


Alles Liebe

Helmut
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