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  #61  
Alt 29.11.2007, 21:46
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Gabi, liebe Elke, lieber Markus,

ich fühle mich so hilfslos, wenn ich Eure Berichte lese. Wahrscheinlich aber nicht annähernd so hilflos wie Ihr im Augenblick, wo Ihr zusehen und geschehen lassen müsst, was man doch auf jeden Fall verhindern möchte, wenn man denn könnte.

Irgendwann werde auch ich ähnliche Zeilen schreiben müssen. Jetzt würde ich sagen, dass ich das gar nicht aushalten kann - aber ich werde müssen. Es ist absolut klar für mich, dass ich den Weg gemeinsam mit meinen Eltern bis zuletzt gehen werde - so wie Ihr. Ich möchte bei ihr sein, ihr Angst nehmen, wo ich doch selbst so große Angst habe.

Zuversicht kann ich Euch leider nicht mehr wünschen, aber Kraft, obwohl ich nicht weiß, woher man diese schöpfen kann...

Wünschen wir uns, dass unsere Mütter und Väter nicht lange leiden müssen und es ein Wiedersehen gibt...

Ich bin in Gedanken bei Euch, Kathleen!
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  #62  
Alt 29.11.2007, 22:26
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Kathleen,

ich danke Dir für Deine Wünsche und nehme sie auch gern an. Wenn ich früher über diese Krankheit las, sie im Fernsehen sah oder Bekannte daran starben sagte ich, wie alle anderen auch, ist das schlimm und ist das fürchterlich. Jetzt betrifft es mich und ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so weh tut und die Hilflosigkeit so lähmend ist. Trotzdem werde auch ich den letzten Weg mit ihr gehen, so bitter er für uns Zurückbleibende auch ist. Auf der Palliativ hat man das Bett im Besucherraum schon hergerichtet aber morgen werden wir sie noch sehen, so die Schwester.

Elke,

das mit dem Essen kenne ich. Der Doktor auf der Palliativ hat mir eine Broschüre, die er selbst geschrieben hat an die Hand gegeben. Ich habe sie meiner Tante weitergegeben, daher kann ich nur schreiben, was im Gedächtnis hängen geblieben ist. Er schreibt: bei Tumorerkranken im letzten Stadium ist es so, dass aufgrund des veränderten Stoffwechsels die Nahrung nicht mehr umgesetzt werden kann. Dadurch ist der Körper nicht mehr in der Lage die Nährstoffe aufzunehmen und zehrt aus. Dies ist auch durch eine vermehrte Gabe von Nährstoffen nicht zu ändern.
Wir müssen uns leider damit abfinden, dass unsere liebsten trotz künstlicher Ernährung auszehren. Das Gleiche passiert mit Flüssigkeit. Ab einem gewissen Stadium möchten die schwer Kranken keine Flüssigkeit mehr und machen dann auch nicht den Eindruck als würden sie es missen. Wir als Gesunde werden diesen Vorgang wohl nicht verstehen, werden ihn aber schweren Herzens akzeptieren müssen.
Auch das mit dem Erbrechen kenne ich. Wir haben gedacht, es müsse doch besser werden, wenn Mutti nichts mehr isst und nur noch künstlich ernährt wird. Das ist aber nicht so. Bitte den Arzt, eine Magensonde zu legen. Nachdem meine Mutti die Magensonde bekam und extra Medikamente gegen die Übelkeit ging es ihr besser, der Gesichtsausdruck war nicht mehr so gequält und ihre Körperhaltung war wesentlich entspannter. Es muss eine fürchterliche Übelkeit sein. Mutti sagte mir, sie sei mit nichts zu vergleichen.
Und das rauf und runter - gestern ging es gut, heute so schlecht, dass man meint, es seien Tage seit dem letzten Besuch vergangen - kenne ich auch. Bei mir ist es so, dass ich jedesmal Angst habe, bevor ich die Tür zu ihrem Zimmer öffne. Vor meinem geistigen Auge sehe ich sie im Bett sitzen, mit meinem Vati scherzen. Sie sieht mich an und sagt, sieh mal, es ist alles wieder gut. Die Ärzte haben gut gearbeitet. Und dann mache ich die Tür auf ...

Gabi
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  #63  
Alt 30.11.2007, 11:34
Benutzerbild von Bianka.N.
Bianka.N. Bianka.N. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo ihr Lieben,
mir verschlägt es die Sprache und läßt mich die Tränen in die Augen schiessen. Oh je was für eine schlimme Zeit steht uns dann noch bevor.

Gabi es tut mir so Leid, was soll ich dir sagen? Alle Worte sind schon gesagt von Elke, Kathleen und Markus. Bleibe weiterhin so tapfer und stehe deiner Mutti bei, gerade weil es die schwerste Zeit in deinem und ihrem Leben ist. Ich wünsche dir alle Kraft der Welt und hoffe für euch, der letzte Weg wird ein friedliches Ende finden, damit deine Mutti ihre Ruhe hat und nicht länger leidet.

Meine Mom ist am Mittwoch von der Palliativstation ins Hospiz gekommen und war natürlich erstmal etwas traurig, da die Schwestern, Ärzte und Pfleger ihr in der langen Zeit dort sehr vertraut geworden sind. Gestern hat sie mein Papa den ganzen Tag besucht und sie müssen sich nun Beide erstmal an die neue Umgebung und das andere Personal gewöhnen. Ich glaube wir haben uns richtig entschieden, das ist mein Eindruck und hoffe das es meinen Eltern auch so geht. Ich werde ein paar Tage abwarten, mal hören was meine Mutti so sagt und dann weiter berichten...

Mein Herz ist ganz schwer, bin in in Gedanken bei euch !

Bianka
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  #64  
Alt 30.11.2007, 22:11
markus75 markus75 ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

hallo ihr alle,
heute ist meine mutter wieder nach hause gekommen ich bin mit ihr im krankentansport nach hause gefahren,da sie ja weder gehen noch sitzen kann.
habe die ganze zeit im krankenhaus (5 std.) an ihrem bett gesessen und auf den rettungswagen gewartet der uns nach hause bringen sollte.
in der zeit hatte sie nun ein paar mal die augen geöffnet ,aber sie hat mich erkannt "mein großer" ,sagte sie und es liefen ihr ein paar tränen errunter.
ich sagte "ja ich bin da wir fahren nacher zusammen wieder nach hause" da ging wieder ein lächeln in ihr gesicht und sie schlief wieder ein.

ich denke oft ich bin in einem traum und alles ist nacher wieder so wie früher,ich kann mir das noch nicht vorstellen wie das ohne meine mutter sein wird.
auch wenn sie jetzt nur noch oft so da liegt, sie ist noch da.

zu hause haben mein vater und bruder jetzt noch eine pflegekraft die 2 mal am tag kommt .
weil alleine ist das alls nicht zu bewältigen ,sie kann ja nichts mehr alleine.
ich hoffe nicht das noch einmal wieder ins krankenhaus muß.
sondern hier zu hause ihre ruhe findet,sie wollte unbedingt nochmal nach hause.
vielleicht erlebt sie ja noch den 1 advent.
habe doch noch ein adventsgesteck gebastellt in rot wie sie es haben wollte.

mama wir haben dich alle lieb.

ich denke an euch alle in unsen schweren tagen und stunden

Gruß markus
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  #65  
Alt 30.11.2007, 23:29
PapasKind PapasKind ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

hallo ihr Lieben,
das was ihr alle beschreibt kenne ich nur zu gut. Am Dienstag vor einem jahr ist mein Papa gestorben. Auf die selbe art und weise wie eure Eltern.
Er durfte aber zu hause einschlafen. Er war ganz gelb und fiel langsam in ein Leberkoma, will heissen, er schlief immer mehr, bekam immer weniger mit, und hörte zum Schluss einfach auf mit atmen. Im ersten Moment, wenn alles vorbei ist denkst du Gott sei Dank. Dann bricht deine Welt zusammen und du kannst nicht mehr aufhören an ihn zu denken, von ihm zu träumen, zu weinen.
Jetzt nach einem Jahr geht es schon ein bisschen besser. Wenn der erste grosse schmerz vorbei ist, musst du immer noch stÄndig an ihn denken, er ist ständig bei mir, bei allem was ich tue, denke ich an ihn und doch, es tut nicht mehr so weh. Manchmal denke ich, ich verdränge es einfach. Aber ich glaube schon, dass ich meinen Schmerz ausgelebt und mitgeteilt habe.
Ich bin froh, euch alle hier zu haben, die ihr dasselbe Schicksal teilt oder vielleicht teilen werdet. Mir ging es genauso wie euch und auch bei meinem Vater war es genauso wie bei euren Vätern und Müttern.
Schämt euch nicht für eure Gefühle. Man ist auch nicht egoistisch, wenn man ihnen den Tod wünscht. Denn dort, finden sie ihre endlich ersehnte Ruhe. Wir sind nur egoistisch, wenn wir sie halten wollen. Lasst den Schmerz und die Traurigkeit zu. Ihr werdet nachher mit jeder Faser eures Körpers, jede einzelne Minute mit euren Eltern noch einmal erleben.
Nie in meinem Leben werde ich die Stunden, Minuten, Sekunden vergessen, als er starb. Ich sass bei ihm und stand ihm bei. Es war nicht schön, aber missen möchte ich es auch nicht.

Es ist eine harte Zeit danach, aber auch eine Zeit des Friedens.

Ich wünsche euch allen, dass ihr es schafft, mit eurem Schmerz und eurem Abschiednehmen klar zu kommen.
Hier hat auf jeden Fall immer jemand ein offenes Ohr fÜr euch.
Danke!
Silvia
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  #66  
Alt 02.12.2007, 21:39
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

heute schreibe ich am Rande eines Zusammenbruchs. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Grund ist mein Vater. Meiner Mutti geht es sehr schlecht - doch das wissen wir alle seit Wochen, auch dass sie sterben wird. Nur wie mein Vater damit umgeht raubt mir alles.
Am Freitag um 15.00 Uhr rief er an und fragte wo ich bleibe. Er würde seit morgens auf mich warten - ich hatte ihm aber gesagt, dass ich Frühschicht habe und daher frühestens nachmittags ins Krankenhaus kommen könne. Er sagte, ich soll schnell kommen, Mutti hat man in ein Einzelzimmer zum sterben gelegt. Sie habe auch ganz oft Atemaussetzer, es würde jetzt nicht mehr lange dauern. Ich mich sofort ins Auto gesetzt und bin losgedüst. Halbe Stunde geheult, gebetet, dass ich nicht zu spät komme und endlich angekommen. Muttis Schwester auch schon vorm Krankenhaus und mir bleibt das Herz stehen. Im Zimmer ist Mutti in einem Zustand wie immer - macht die Augen auf, grüßt mich leise und ihre Augen leuchten als sie mich sieht. Ich habe dann mit der Schwester gesprochen, sie sagte nur, dass man Mutti in ein Einzelzimmer gelegt habe, da dieses frei geworden sei und so könne mein Vater bei ihr übernachten.
Samstag bin ich schon morgens hin und wenn ich ihn ansehe zuckt er jedesmal mit den Schultern und schaut mich immer mit einer Trauermiene an. Ich bin dann gegen 14.00 Uhr wieder gefahren. Mutti hatte eine Schmerzspritze bekommen und schlief. Abends war Vati dann noch einmal bei uns und rang meinem Mann einen Besuch im Krankenhaus ab, es gehe ihr so schlecht, vielleicht überlebt sie die Nacht nicht. Also um 20.15 Uhr noch einmal 30 Kilometer fahren um meine schlafende Mutti zu sehen. Sie schlief ganz ruhig. Wir um 22.00 Uhr wieder nach Hause. Mein Bruder und mein Vater sind die ganze Nacht bei ihr geblieben. Ich sagte dann meinem Vater, dass ich gegen 10.00 Uhr am Sonntag da bin.
Ich also heute morgen hin. Vati und mein Bruder waren nach Hause gefahren. Ich habe der Schwester dann geholfen Mutti zu waschen und sie wieder anzukleiden. Obwohl es Mutti so schlecht geht habe ich gemerkt, dass sie froh war, dass ich da war. Wenn wir sie gedreht haben schaute sie mich ängstlich an als wenn sie fällt, aber wenn ich sagte, sie brauche keine Angst haben, ich halte sie ganz fest wurde sie ruhig und entkrampft. Dann bekam sie ein neues Schmerzpflaster und eine Spritze. Dies ist für meine Mutter alles eine Tortur gewesen und so hat es mich nicht gewundert, dass sie hinterher ganz erschöpft eingeschlafen ist. Dann kam Vati. Wie sieht Mutter denn aus? Guck dir mal die Augen an, sind ganz eingefallen. Jetzt ist es zu Ende. Sie atmet gar nicht mehr richtig, jetzt geht es zu Ende. Ich rufe die Jungs an, damit sie kommen. Guck dir Mutti an, das wird nichts mehr, jetzt ist Schluß. Ich bin dann aufgeregt zur Schwester. Nein, sagte die, die Atmung ist dem Krankheitsbild nach ok, sie ist nur erschöpft. Dann sackte Vati zusammen, schlug die Hände vor die Augen - ich rufe die Jungs, ich will mir nachher nichts vorwerfen ... so ging es eine ganze Zeit.
Um 13.00 Uhr kam ein Cousin von mir, der Mutti besuchte. Er hat eine enge Beziehung zu Mutti und hat seine Mutter letztes Jahr verloren. Mir hat es gut getan im Krankenzimmer mal über etwas anderes zu sprechen. Mutti habe ich gefragt, ob es sie stört wenn wir uns über Urlaub, Garten, etc. unterhalten. Sie antwortete sogar ganz ruhig, nein, nein, redet nur, ich höre zu. Also redeten wir was das Zeug hält. Nur mein Vater - ständig schlug er die Hände vor die Augen, schaute uns an als wolle er wieder sagen: sieh dir Mutti an, es geht zu Ende. Oder er wuselte an Mutti rum. Wenn sie eingeschlafen war fühlte er unter der Bettdecke, ob sie warm genug sei - Mutti war dann natürlich wieder wach. Oder er fragte sie ob sie trinken möchte, höher oder tiefer liegen möchte, sonst einen Wunsch habe, Eiswürfen zum lutschen möchte usw. usw. Irgendwann fauchte Mutti ihn dann an: lass mich doch in Ruhe. Da war er natürlich beleidigt und sass mit einer Leidensmiene im Sessel. Sogar mein Cousin sagte, es habe ihn nervös gemacht, wie Vati immer um Mutti herumwuselt.
Bei mir ist es so, dass Mutti einen Arm hebt und dann weiß ich, dass sie etwas möchte. Ich frage dann so, dass sie ja oder nein sagen kann. Wenn sie nichts antwortet ist es nicht die richtige Frage. Wenn sie auf keine Frage antwortet möchte sie nur meine Hand halten. Damit kommen wir super klar aber dieses System kann oder will mein Vater nicht verstehen.
Um 17.00 Uhr bin ich dann nach Hause. Heute Abend hat er bei uns angerufen. Mein Mann war am Telefon. Vati bat ihn, bei ihm zu Hause die Rolladen herunter zu lassen, er bleibt im Krankenhaus, Mutti würde wohl die Nacht nicht überstehen.

Nicht dass irgendwie die Meinung entsteht, ich verstehe meinen Vater nicht. Ich weiß, dass auch er Probleme mit dem Abschied nehmen hat. Auch müssen wir auf Mutti aufpassen, da die Magensonde sehr oft verstopft und Mutti dann bricht. Doch wie er es äussert ist für mich sehr belastend. Ich fahre gern zu Mutti, bin gern bei ihr, geniesse jede Minute mit ihr, aber Vati raubt mir die Freude daran. Ich kann den Satz: Es geht zu Ende, jetzt ist alles Aus, Mutti stirbt jetzt! nicht mehr hören. Heute hätte ich ihn am liebsten angeschrien und gesagt er solle endlich ruhig sein. Mutti hört alles mit und ich weiß auch, dass Mutti stirbt. Er braucht es mir nicht ständig unter die Nase reiben. Ausserdem habe ich immer das Gefühl von ihm unter Druck gesetzt zu werden. Ständig die Frage wann ich komme, wo ich bleibe, wie lange ich bleibe. Es ist ein Unterschied, ob ich etwas von mir aus gern mache oder ob ich das Gefühl habe, zu etwas verpflichtet zu werden. Und gerade jetzt, wo meine Mutti mich als ruhigen Gegenpol braucht schmerzt es mich, dass sich das Gefühl der Pflicht gegenüber meinem Vater einstellt. Ausserdem habe ich auch eine Familie die mich braucht.
Ich kann mit meinem Vater nicht darüber sprechen. Er wäre sofort beleidigt und ich habe die Befürchtung, dass es vielleicht sogar zum Streit kommt. Er lebt so in seiner Welt, Mutti zu helfen, dass er es zu 100 % übertreibt und ich weiß nicht, wie ich es ändern soll. Er lässt ja keinen an sich heran, will weder Medikamente noch Ratschläge. So ist er halt - die einzige die ihn knacken konnte war Mutti.
Diese Gefühle überschatten im Moment alles. Ich möchte gern meine Kraft für Mutti habe, möchte ihr beistehen auf ihrem schweren Weg aber mein Vater macht mich ganz fertig. Ich weiß schon langsam nicht mehr ob ich aus Schmerz um meine Mutter weine oder aus Wut über meinen Vater heule.

Hat jemand einen Rat, was ich machen kann? Habt ihr etwas ähnliches erlebt?

Gabi
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  #67  
Alt 03.12.2007, 02:11
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Bianka.N. Bianka.N. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Gabi,
ich glaube ihr macht es euch gegenseitig so schwer und es ist doch alles schon so belastend, dass man wirklich nicht noch zusätzlich diesen Stress braucht. Ich hoffe ihr findet schnell eine Lösung...

Wir haben uns so abgesprochen,wenn möglich immer nur Einer, da es für Mutti zu anstrengend ist, da sie dann dem Durcheinandergerede nicht mehr folgen kann.
Wenn ich sie besuchen gehe, bleibt mein Papa Zuhause oder erledigt seine Dinge wie Arztbesuche etc., Samstag geht meine Tochter (da keine Schule), Sonntag fahre ich mit meinem Mann, Montags die Schwester meiner Mom, Mittwoch ich allein und an den anderen Tagen Freunde oder wir sprechen es uns untereinander ab. Auf jeden Fall ist jeden Tag einer bei Ihr !

Am Wochenende kommt mein Sohn wieder aus der Schweiz, der dort gerade ein Praktikum macht, der hat dann natürlich Vorrang, um seine Oma zu besuchen.
Ich finde es gut, so kann sie sich immer auf eine Person konzentrieren und wird nicht mit dem Besuch überfordert. Außerdem spricht sie mit jedem von uns anders über ihre Krankheit und ich denke dies ist für sie eine Erleichterung, wenn dann kein Anderer mehr zu hört.

Gottseidank geht ihr es im Moment viel besser als vor 2 Wochen, da waren wir ja auch schon mal an dem Punkt, das wir dachten, es geht zu Ende. Aber das sind genau diese Aufs und Abs die einen so hilflos machen, da man darauf einfach keinen Einfluss hat. Genau davon ist auch meine Stimmung/Verfassung abhängig, geht es meiner Mom gut (besser) geht es auch mir gut, ich bin dann im Alltag belastbarer und kann dann auch besser schlafen, geht es ihr schlecht bekomme nichts aber auch gar nichts auf die Reihe.

Ich wünsche dir, das du es mit deinem Papa hin kriegst, damit ihr Beide die nötige Kraft für deine Mutti habt, die sie jetzt so dringend braucht!

ganz lieben Gruß
Bianka
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  #68  
Alt 03.12.2007, 21:12
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Gabi,

Deine ganze Familie steckt momentan in einer Extrem-Situation. Ihr wisst alle sehr genau, was in nicht allzu langer Zeit auf Euch zu kommen wird. Zu akzeptieren ist es nicht - aber leider auch nicht zu ändern. Man stößt an Grenzen und wir hier alle wissen nicht, wie wir auf das Eine oder Andere reagieren, vielleicht können wir es nicht einmal beeinflussen.

Deine Eltern kennen sich mehr als 50 Jahre, haben gemeinsam Kinder groß gezogen und wie man so schön sagt, Höhen und Tiefen gemeinsam durchlebt. Jetzt heißt es Abschiednehmen und Deinem Papa ist das sehr wohl bewußt und er kann mit dieser Situation ganz und gar nicht umgehen. Seine Psyche spielt verrückt. Er kann einfach momentan nicht anders, der Schmerz für ihn ist zu groß. Versuche ihn zu verstehen, Deine Seele schreit anders... aber sie schreit auch...

Bleib stark!

Kathleen
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  #69  
Alt 03.12.2007, 23:15
Benutzerbild von mock
mock mock ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Ich habe keinen "eigenen" thread, da ich bisher immer nur geantwortet habe. Daher hoffe ich, liebe Gabi, du nimmst es mir nicht übel, dass ich diese ZEilen in deinen "thread" mitschreibe.
Aber vielleicht hat der ein oder andere doch schon mal von mir gelesen, und du, Kathleen und Bianca kennt mich ja mittlerweile auch ganz gut!

Ja, was ich euch eigentlich schreiben wollte, ist dieses:
Mein Papa ist gestern abend um 20 Uhr gestorben!

Ich war am Samstag nachmittag das letzte Mal bei ihm, und da ging es ihm erstaunlicherweise viel besser, als noch vor einer Woche. ER hatte wieder mehr Kraft, war einige Zeit wach und seine Stimme klang fast wie früher.
DAs alles hat mich schon ein wenig stutzig gemacht. Aber dass er dann 28 Stunden später tot sein würde, hätte ich dann doch nicht gedacht.
Das Hospiz hat mich früh angerufen, dass sich sein Zustand massiv verschlechtert hat und ich bin sofort nach Erlangen gefahren, wo ich dann mit meiner Mutter zusammen von 12 Uhr bis zu seinem allerletzten Atemzug geblieben bin. Es war mein Wunsch, dabei zu sein - ich bin dankbar, dass ich auch wirklich anwesend sein konnte, aber die Bilder, die ich mitnehme, werden mich noch lange bedrücken.......
Nun ist alles so unwirklich, und ich warte darauf, dass sich eine große Erleichterung in mir breit macht, dass er es geschafft hat. ABer es überwiegt doch der Schmerz und die Trauer.
Nun muss ich mein ganzes Augenmerk auf meine Mutter richten, sie ist so tapfer, aber es bricht mir fast das Herz, dass ich sie heute abend alleine lassen musste, ich muss doch auch immer wieder zu MEINER Familie hier, am liebsten würde ich mich klonen lassen....

Traurige Grüße
Elke
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  #70  
Alt 04.12.2007, 02:05
Benutzerbild von Bianka.N.
Bianka.N. Bianka.N. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Elke,
es ist so schwer immer wieder diese schrecklichen Nachrichten zu lesen, ich möchte dir mein Mitgefühl ausdrücken und denke daran wir sind hier im Forum, jederzeit für dich da!

Manchmal kommen mir die Gedanken ob es nicht besser wäre, wenn man heutzutage nicht die ganzen medizinischen Möglichkeiten hätte, ob sich dann unsere Mütter oder Väter weniger quälen müssten ???

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, für die kommende Zeit, die sicherlich gerade vor Weihnachten nochmal zusätzlich eine großer seelischer Schmerz sein wird aber auch ich habe Angst vor "Heilig Abend". Wir haben meiner Mom versprochen, wir holen sie aus dem Hospiz, wenn es auch nur für ein paar Stunden sein wird, auf alle Fälle nach Hause. Ich hoffe, es geht ihr bis dahin weiter gut und es wird möglich sein, ihren letzten Weihnachtsabend gemeinsam zu verbringen.
Wenn ich nur daran denke kommen mir die Tränen...

Auch wenn es verdammt schwer fällt, dein Papa wurde erlöst, von den Qualen und hat jetzt seine Ruhe gefunden.

Spreche doch mit deiner Familie, ob es nicht möglich wäre deine Mutti für eine Zeit zu euch zu holen, damit ihr zusammen den Verlust verarbeiten könnt, ohne das du dir noch zusätzlich um deine Mutti Gedanken machen musst.

In Gedanken bei dir und fühle dich ganz lieb gedrückt
Bianka
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  #71  
Alt 04.12.2007, 07:07
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Elke,

ich sende Dir einen lieben Gruß mit dem Wissen, dass auch ich in nicht allzu weiter Zukunft die gleichen traurigen Zeilen schreiben werde.

Versuch jetzt daran zu denken, dass Dein Vati keine Schmerzen mehr hat. Er wird immer um Dich sein.

Mein aufrichtiges Beileid.

Gabi
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  #72  
Alt 04.12.2007, 16:34
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Elke,

mein tiefempfundenes Beileid für Dich und Deine Familie. Sicherlich war es für Deinen Papa leichter, dass er in seinen schwersten und letzten Stunden nicht allein war und ihr ihm die Hand halten konntet.

Wenn Ihr es einrichten könnt, dann ist es sicherlich besser, wie bereits von Bianka geschrieben, wenn Du gerade in der Weihnachtszeit Deine Mama zu Dir holen könntest. "Geteiltes Leid, ist halbes Leid" - ich weiß nicht, ob man es so betrachten kann... Aber zumindest musst Du Dir keine Sorgen machen oder ein schlechtes Gewissen haben, dass Deine Mama jetzt allein ist...

Es tut mir unendlich leid - ich bin in Gedanken bei Dir!

Ich wünsche Dir gerade für die nächsten Tage und Wochen viel Kraft und Stärke, Kathleen!
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  #73  
Alt 04.12.2007, 21:52
Barbara W. Barbara W. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Elke,

ich möchte Dir mein tiefes und stilles Mitgefühl ausdrücken. Es ist erschütternd, wie schnell es jetzt gegangen ist. Ich kann mich noch gut an Deine Hoffnungen erinnern, dass Dein Papa noch lange Zeit schmerzfrei und einigermaßen fit leben würde.

Schade, dass Euch nicht mehr Zeit gegönnt war und schlimm, dass Du und Deine Familie diesen schmerzlichen Verlust hinnehmen müssen. Bitte fühle Dich still umarmt.

Alles Liebe von

Barbara W.
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  #74  
Alt 05.12.2007, 21:09
markus75 markus75 ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Liebe Elke,
ich fühle in den schweren stunden mit dir .
mir steht das alles auch noch in den nächsten tagen oder nur stunden bevor.

ich würde an deiner stelle auch deine mutter zu euch holen zu mindest immer mal für einen tage oder stunden und weihnachten.

meiner mutter ging es gestern ganz gut ,heute hatte sie wieder bauchschmerzen,keiner weiß wie lange es bei ihr noch dauert.

liebe elke dir wünsche ich nun viel kraft.

liebe grüße markus
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  #75  
Alt 06.12.2007, 01:06
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Mutti,

ich würde gern ...
mit Dir noch einen Sommer verbringen
Dich noch einmal lachen hören
mit Dir täglich über die Nebensächlichkeiten der Welt reden
Deine Hand halten
einfach nur mit Dir zusammen sein

ich werde nie mehr ...
Dein lachen hören
im Sommer das Gartentor hören weil Du mal eben sehen möchtest was wir machen
das tägliche "Morgengebet" zelebrieren
Deine Hand streicheln können
mir Dir schoppen gehen weil Vati Dir dabei auf die Neven geht
Dein Strahlen in den Augen sehen, wenn Du Dein Urenkelchen siehst
das ständige "Meckern" hören, weil ich einfach nie etwas 100% machte
mit Dir schimpfen, weil Du immer bei mir spülen, zusammenfalten oder sonst etwas machen wolltest
für Deinen Garten Blumen und Tomaten großziehen
Blumen auf dem Tisch vorfinden, wenn ich aus dem Urlaub komme
Mutti ich vermisse Dich

dafür werde ich...
dankbar sein, dass DU meine Mutti warst
in liebevoller Erinnerung an Dich denken
versuchen in meinem Leben so stark wie Du zu sein
daran glauben, dass Du jetzt ein Engel bist, der auf mich und Deine Lieben aufpasst
mich um Vati kümmern
die selbstgezogenen Blumen auf Deine Ruhestätte pflanzen
Mutti ich habe Dich so lieb

Du gingst heute um 15:10 Uhr von uns. Du schliefst ruhig ein - Hand in Hand mit Vati.

Gabi

Geändert von Gabriele M. (06.12.2007 um 02:42 Uhr)
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