Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo!
Bei einem sehr guten Freund unserer Familie (58 Jahre) wurde letzten Monat Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt. Man sagte uns, daß eine Operation nicht möglich sei. Die Lebenserwartung würde bei ca.6 Monaten liegen. Eine Chemotherapie könne man eventuell noch versuchen. Allerdings sagten die Ärzte dazu, daß auch dann, wenn der Körper auf die Chemotherapie positiv reagiert, die Lebenserwartung bei max. 1 Jahr liegt. Deshalb überlegt unser Freund, keine Chemo mehr machen zu lassen um sich so nicht den zusätzlichen Schmerzen aussetzen zu müssen. Ich fühle mich so hilflos und bin sehr verzweifelt. Gerne würde ich helfen, weiß aber nicht wie. Kann mir jemand einen Rat geben oder Tipps? Dafür wäre ich sehr dankbar.
Frauke

[Kerstin]

Hallo Frauke,

die Diagnose BSDK ist kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, auch wenn er im Moment inoperabel ist. Wenn du die Beiträge hier liest wirst du feststellen, dass einige hier ebenfalls nicht operiert werden konnten und am Leben sind - und das weit über die 6 Monate hinaus. Die Lebenserwartung, die Eurem Freund mitgeteilt wurde ist ein Durchschnittswert. Das muss aber nichts heißen. Lies dich hier durch, besonders die Tipps von Ole sind am Anfang sehr hilfreich, wenn man noch gar nicht weiß, wo einem der Kopf steht:
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...d.php3?id=4726 http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...d.php3?id=8109 und http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...d.php3?id=8397

Ansonsten kann ich dir nur raten, hier zu fragen. Es sind einige "an Bord", die sich ein sehr gutes Wissen angeeignet haben und dir gerne Tipps und Antworten geben.

Für Euren Freund alles Gute, nicht aufgeben !!!

LG
Kerstin

Hallo Kerstin!
Lieben Dank für Deine Info. Habe mir tatsächlich schon einige Berichte im Laufe des abends durchgelesen. Es ist wirklich so, daß ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Ich hoffe so sehr, daß er sich für eine Behandlung entscheidet. Mit ein großes Problem ist, daß es um eine Familie aus dem Ausland geht. Sie würden die Behandlung privat bezahlen. Nur die Frage ist, nehmen Krankenhäuser hier in Deutschland überhaupt so einfach ausländische Patienten an? Welches Krankenhaus wäre dann das Beste? Worauf muß man achten? Welche Unterlagen werden gebraucht? Kann ich vorab hier mit den Krankenhäusern in Kontakt treten oder muß das der Betroffene selber tun? Ist ein Transport ins Ausland überhaupt sinnvoll? Was wenn er jetzt noch ganz den Mut verliert? Diese und noch mehr Fragen gehen mir durch den Kopf.
Werde mir jetzt gleich die Berichte von Ole durchlesen. Vielen Lieben Dank nochmal!
Frauke

[Kerstin]

Hallo Frauke,

wenn die Behandlung privat bezahlt wird, wird vermutlich jeder Arzt behandeln.

Welches KH bzw. welcher Arzt richtig ist, richtet sich nach der gewünschten Behandlung. Ich denke, dass zunächst mal wichtig ist, was Euer Freund will. Wenn er Chemo machen will, dann ist sicherlich Heidelberg oder Hamburg sinnvoll, wenn es eher Richtung Ukrain gehen soll, dann Beger in Ulm.

Die Entscheidung ist nicht einfach. Ich bin ja selbst davor gestanden. Erst durch ein Telefonat bin ich zu dem Schluß gekommen, dass für meine Mom erstmal HH in Frage kommt (hört sich jetzt ziemlich doof an, aber es ist bei meiner Mom so, dass sie sich komplett auf mich verläßt). Ist zwar ziemlich weit weg, aber ich verspreche mir sehr viel von dem Termin bei Prof. Klapdor. Donnerstag oder Freitag kann ich dir mehr dazu sagen.

Den Mut darf Euer Freund nicht verlieren. Er ist nicht dem Tod geweiht. Er hat eine sch... Diagnose, aber er muss daran nicht oder noch nicht sterben. Vermittle ihm, dass es Hoffnung gibt. Er muss kämpfen !!!

Frauke, ich kann dir wirklich nur empfehlen, hier so viele Beiträge wie möglich zu lesen. Wenn dir was nicht klar ist, frag einfach. Wenn du Euren Freund dazu bewegen kannst, etwas zu tun, dann seid Ihr einen Schritt weiter. Aufgeben gilt nicht - das Leben ist zu kostbar und viel zu kurz.

LG
Kerstin

Hallo Kerstin!
Vielen Dank für Deine vielen Infos. Ich werde Ende dieser Woche Fotokopien der Untersuchungsergebnisse erhalten. Damit werde ich mich dann an ein Krankenhaus wenden. Ich werde es (glaube ich) zuerst in Heidelberg versuchen. Schwierig ist, daß alles auf Englisch ist. Das ist für mich nicht ganz einfach, obwohl ich umgangssprachlich sehr gut Englisch sprechen kann. Doch wenn es um den Bereich der Medizin geht, bin ich leider überfragt. Wenn sich aus den Untersuchungsunterlagen konkrete Fragen ergeben wäre ich dankbar, wenn ich diese an Dich bzw. an alle hier im Forum stellen dürfte. Lieben Dank nochmal!
Viele Grüße
Frauke

Hallo Frauke,

immer her mit den Fragen... ;-)

Gruss, ole

P.S. In Heidelberg seit Ihr auf jeden Fall in
guten Händen!

Hallo Ole!
Danke, daß ich meine Fragen an Dich wenden darf.Ich hoffe, daß ich die Unterlagen morgen habe. Das man nichts mehr machen kann möchte ich einfach nicht glauben. Habe gelesen, daß es bei Dir im moment nicht so gut ist. Hoffe, das sich das schnell wieder ändert! Mir fällt es im moment schwer, aufmunternde Worte zu finden. Ich denk an Dich und alle anderen hier.
Viele Grüße
Frauke

Hallo an alle!

Bei uns ist nun folgendes passiert. Bei unserem Freund trat der Fall der Gelbsucht auf. Man hat ihm einen 7cm langen Plastikschlauch eingesetzt, zum Ablfuß des Gallenrückstaus. Allerdings ist die Gelbsucht immer noch nicht weg (obwohl dies schon 3 Wochen her ist). Man teilte uns dann mit, daß dieser Schlauch evtl. nicht richtig eingesetzt worden wäre. Daher wird er mogen erneut operiert. Es soll nun ein Schlauch aus Metall eingesetzt werden. Die Ärzte haben ihm von Anfang an eine Lebenserwartung von nur 6 Monaten geben. Nun heißt es, daß so lange die Gelbsucht noch im Körper ist, man sowieso nichts gegen den Krebs tun kann. Die Diagnose steht nun seit Ende Oktober fest, doch bis jetzt ist noch nichts gegen den Krebs getan worden.
Hat jemand den Fall der Gelbsucht mitgemacht? Wie lange dauert das, bis diese weg ist? Kann wirklich währenddessen nichts getan werden? Außerdem habe ich noch eine andere Frage. Durch Internetrecherchen habe ich erfahren, das BSDK besonders durch erhöhten Alkoholkonsum entstehen kann. ALs ich eine entfernte Bekannte, die Krankenschwester war, nach dieser Krebserkrankung fragte,war ihre erste Reaktion die Frage nach dem Alkoholkonsum. Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Bei uns liegt kein erhöhter Alkoholkonsum vor. Daher verwirrt mich das ein wenig.
Viele Grüße
Frauke

Hallo Frauke,
das mit der Gelbsucht ist ein sehr häfiges "Phänomen". Bei meiner Ma ist BSDK damals nur festgestellt worden, weil sie gelb wurde. Auch Sie hat nach einigen Versuchen letztendlich einen Metallstent bekommen. Dann kann die Galle wieder frei fließen. Erst wenn die Billirubinwerte wieder im normalen sind, kann mit einer Chemo angefangen werden. Wenn die Blutwerte zu schlecht sind, kann der Körper die Chemo nicht vertragen. Wodurch BSDK entsteht ist noch nicht in allen Fällen erforscht. Man weiss Sicher, dass übermäßiger Alkohlkonsum ein Auslöser sein kann, genauso wie Rauchen. Meine Mutter hat nie übermässig viel getrunken, dafür Kette geraucht. Andere hier im Forum wirst Du treffen, die ihr ganzes Leben wie ein "Mönch" verbracht haben und trotzdem BSDK haben. Es wird noch Jahre dauern, bis die Ursachen erforscht sind und eine wirklihe Therapie gefunden wird. Das Problem ist auch, dass man BSDK so spät erkennt. Wenn man ihn hat, dann hat man ihn. Die Frage nach dem Warum hilft nicht viel. Warum werden Menschen überfahren, stürzen mit Flugzeugen ab. Warum warum warum.... Es ist wie es ist und man muss versuchen möglichst gut damit zurecht zu kommen. Es gab hier schon einige mit einer Lebensprognose von 6 Monaten und die Leben immer noch. Der Nachbar einer Freundin hat die Diagnose von 9 Jahren bekommen und lebt immer noch. Aufgeben gilt nicht- Fragen nach dem Warum helfen nicht. Kämpfen und das Leben genießen so lange es geht!!!
Wenn Euer Freund wieder eine normale Hautfarbe hat kann er mit der Chemo beginnen. Setzt alle Kraft darein, dass die Chemo anschlägt. Dann kann es ihm noch einige Zeit sehr sehr gut gehen.
Meine Ma hatte noch 15 wunderbare Monate nach der Diagnose. Sie fehlt mir sehr und ich liebe sie über alles.
Dir wünsche ich einen schönen 3.Advent und eine besinnliche Weihnacht, sofern das geht.
Katharina

Hallo Frauke,
mein LG bekam vor 5 Jahren eine Gelbsucht und 2 Stunden später die Diagnose BSDK. Lebenserwartung lt. Ärzten von 2! KLiniken - 6 Monate...
Ich hoffe, du hast es aufmerksam gelesen - vor 5 Jahren!
Auch er hatte einen Stant=Schlauch gesetzt bekommen. Die Gelbsucht dauerte auch mehrere Wochen. Dann sollte er sich zwei Monate ausruhen und dann mit Chemo anfangen. Ich will es mal auf den Punkt bringen: im Februar fing er mit der Chemo an, da hatte er noch 3 Monate...
Dann bekamen wir den Hinweis, das Uni-Kliniken besser Krebs behandeln können, weil Forschungsgelder etc.
In Ulm hat er dann Prof. Beger kennen gelernt. Ich weiß von Prof. Beger persönlich, das er mehrmals im Jahr durch die Welt fliegt, um BSD-Kranke zu operieren! Du solltest dich mal dort hin wenden. Wenn dein Bekannter so wie so bezahlen muß, dann kommt der Professor sicherlich auch dort hin. Natürlich kann ich mir vorstellen, das ein entspr. Krankenhaus vorhanden sein muß.
Ich möchte dir und deinem Bekannten auf jeden Fall MUT machen und dir einen, hier auch oft gelesenen Rat, geben: laßt alle Statistiken außer Acht! ALLE, die euch sagen, wie lange ein Mensch noch zu leben hat. Denn es gibt einen Kampf- und Lebenswille der Betroffenen und der taucht in keiner Statistik auf!!!
Kopf hoch und jetzt los und deinem Bekannten Mut machen. LG Carwomen

Hallo Katharina! Vielen Dank für die Info`s und mutmachenden Worte. Wahrscheinlich sollte ich mich mit dem "Warum" wirklich nicht mehr beschäftigen. Helfen tut dies echt nicht. Hoffe, die OP verläuft morgen gut. Das mit Deiner Mutter tut mir sehr leid.
Wünsche Dir auch eine schöne Weihnachtszeit!
Liebe Grüße
Frauke

Hallo Carwomen!
Danke für die Info`s und den Tipp mit Prof. Berger. Sich an Statistiken zu klammern ist nicht gut, jedoch machen uns die Ärzte immer wieder auf die kurze Lebenserwartung aufmerksam. Das schafft mich dann ganz schön.
Wünsche Dir eine schöne Weihnachtszeit!
Liebe Grüße
Frauke

Hallo Frauke,
ich kann mir gut vorstellen, wie schlecht du dich fühlst - aber es gibt Hoffnung. Es ist einfach gesagt, das "wir" stark sein sollen. Einfach ist das nicht immer - doch dein Freund braucht dich jetzt ganz offensichtlich und ich finde: das ist deine Stärke. Schon allein die Tatsache, das du hier sehr! viel lesen und erfahren kannst ist ein Schritt über die 6 Monate hinaus. Findest du das nicht auch?
LG - Carwomen

Hallo Carwomen!
Lieben Dank für Deine Worte. Dies kann ich zur Zeit echt gebrauchen.
LG
Frauke

Hallo Frauke

Die immer wieder und von allen Ärzten genannten 6 Monate sind ein statistischer Durchschnittswert, keine individuelle Prognose. Und die Zahl wird vermutlich von den Ärzten genannt, um auf den Ernst der Lage hinzuweisen. Schließlich kann dann jeder alles, was er für nötig hält, noch regeln. Tatsächlich gibt es Menschen, die sind bereits 8 Wochen nach Diagnose tot. Aber genauso gibt es Menschen, die wesentlich länger leben. Ich denke, Ihr solltet einfach jeden Tag als Geschenk betrachten, nutzen und hoffen, dass es so lange wie möglich dauert.

Viele Grüße
Ingrid