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  #16  
Alt 16.02.2013, 09:29
J.F. J.F. ist offline
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Beiträge: 1.486
Standard AW: Hilfe! Freundin verweigert Chemo - Krämpfe - künstliches Koma

Hallo Parik,

sodele, nun haben wir ein paar Hintergrundinformationen .

Mal auf die Schnelle Wissen abzuzapfen ist bisher in allen Lebenslagen gescheitert. Im Thema Krebs ist dieses Verfahren sogar noch gefährlicher. Hier ist Wissen Macht. Auch wenn man meint, dass die Zeit wegrennt, so muss man sie sich dann erst recht nehmen.

Mein Tipp: Signalisiere ihr, dass Du bereit bist ihr zuzuhören. Und nur zuzuhören. Ohne Unterbrechungen, ohne Einbringung des Wortes "Aber...". Lass sie erzählen. Von der Krebsart, von ihren Erlebnissen mit den Ärzten, mit der Chemo, mit deren Nebenwirkungen, ihre Empfinden, das Empfinden wie die Umwelt darauf reagiert hat. Von ihren Ängsten, ihren Hoffnungen, ihren Wünschen. Mach Dir einen Zettel mit den Fragen, die Dir durch den Kopf schiessen. Frag gleich, wenn sie es zulässt. Stell sie später, wenn es besser passt. In diesem Gespräch kannst Du feststellen, ob Deine Meinung, dass sie den Kopf in den Sand steckt, tatsächlich stimmt. Oder aber dass das Wissen da ist, aber der Kopf noch blockt. Viele Betroffene wissen sehr genau was mit ihnen passiert, wollen es aber nicht wahrhaben, beschönigen. Nicht nur weil es ihnen damit besser geht, sondern weil es z.T. von der Umwelt so (scheinbar) er- /gewünscht wird. Andere haben sich sehr wohl informiert und bewusst gegen etwas entschieden. Die Entscheidung ist gefallen und es gibt nichts mehr mit anderen zu bereden, das wird häufig als den Kopf in den Sand stecken missdeutet.

Nach diesem Gespräch stehen Dir dann genügend Türen offen, die Du nutzen kannst. Und zwar um gezielt nach einer (eventuellen) Lösung zu suchen. Oder aber zu erkennen, ja, würde ich in ihrem Fall genauso machen.

Das wäre ein Weg für Dich. Um zu akzeptieren, um zu helfen, sowohl Dir als auch ihr.

Euch beiden alles Gute.
__________________
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  #17  
Alt 03.04.2013, 22:33
Reeder Reeder ist offline
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Beiträge: 2
Standard AW: Hilfe! Freundin verweigert Chemo - Krämpfe - künstliches Koma

Hallo Parik,

ich finde, wenn Deine Freundin noch so jung ist und eine reale Chance auf Heilung oder zumindest einige Jahre krankheitsfreien Lebens hat, solltest Du auf jeden Fall versuchen, Sie von der Chemotherapie zu überzeugen. Es gibt so viele schöne Dinge im Leben - gerade für junge Leute -, dass Sie eine Chance bekommen sollte, diese zu genießen.

Nach dem, was Du schilderst, hat Sie furchtbare Angst vor der Prozedur, was ja auch absolut nachvollziehbar ist. Das Problem ist, dass man unter Angst/ Panik nicht rational entscheiden kann. Das kennen die meisten wahrscheinlich aus eigener Erfahrung, zumindest diejenigen, die schonmal unter Phobien gelitten haben oder noch darunter leiden.

Um ihr zu helfen, musst Du dich also zunächst einmal fragen:
Was löst Angst aus und was kann man gegen Sie tun?

Der größte Auslöser von Angst ist meiner Ansicht nach Unsicherheit/ Ungewissheit/ mangelnde Information.

Vielleicht gibt es hier einen Ansatzpunkt.

Deine Freundin scheint ja alle Hintergrundinformationen bewusst abzublocken und sich nur auf die schlimmen Nebenwirkungen der Chemo zu fokussieren. Das muss die Angst natürlich noch vergrößern und läßt keine Perspektive auf eine eventuelle positive Zukunft zu.

Und hier kannst Du ihr eventuell eine Brücke bauen.

Mein konkreter Vorschlag also:

1) Informiere Dich vollständig über die Krankheit (das kostet Zeit und Ausdauer)

2) Informiere Dich vollständig über die bisher durchgeführten medizinischen Maßnahmen (insbesondere: waren die Nebenwirkungen erwartbar oder eher seltener Natur, sodaß bei einem erneuten Versuch nicht mit einem erneuten Auftreten dieser Nebenwirkungen zu rechnen ist)

3) Informiere Dich vollständig über die nun geplanten Therapieansätze (evtl. sind hier ja weniger/andere Nebenwirkungen zu erwarten. Wichtig sind auch mögliche Chancen auf eine komplette Heilung) und...

4) Informiere Dich vollständig über mögliche Alternativen (z.B. andere Kombinationen von Zytostatika) --> für die meisten Krebsarten gibt es eine Reihe unterschiedlicher Behandlungsansätze mit unterschiedlichen Nebenwirkungen und unterschiedlichen Erfolgsaussichten!

5) Letztlich: versuche genau zu verstehen, was Sie durchgemacht hat, was Sie dabei empfunden hat und was genau die Angst bei ihr auslöst und ausgelöst hat. Vielleicht waren es nicht allein die Schmerzen...

6)Und: versuche genau herauszufinden, was es für Dinge geben könnte, die es für Sie lohnenswert machen könnten, so eine Prozedur erneut zu durchstehen. Eventuell gibt es da positive Dinge, auf die sie aufgrund der Belastung von alleine nicht mehr kommt und an die Du sie jedoch regelmäßig und behutsam erinnern kannst.

Wenn Du das alles tust, kannst Du ihr vielleicht die Angst vor der Behandlung lindern und gleichzeitig eine so positive Zukunftsperspektive aufbauen, dass Sie in der Lage ist, dafür die verbleibende Angst zu überwinden.

Ich stimme einem Vorredner zwar zu, wenn er sagt, dass es nicht in erster Linie auf die Länge des Lebens (sterben müssen wir schließlich alle), sondern auf die Qualität ankommt. Aber ein Leben mit Krebs und den damit verbundenen Symptomen sowie die Aussicht auf einen baldigen Tod ist sicherlich nicht vorzuziehen, wenn auf der anderen Seite die Aussicht auf eine möglicherweise komplette Heilung oder zumindest einige Jahre ohne Beschwerden stehen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg !
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Stichworte
chemo, koma, krampf, krämpfe, weigerung


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