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  #1  
Alt 15.12.2010, 10:00
Tiffy1970 Tiffy1970 ist offline
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Registriert seit: 15.07.2010
Beiträge: 14
Standard Verhalten von Freunden/Verwandten

Hallo, ich bin auch neu hier und würde mich freuen, wenn man sich hier ein wenig austauschen kann und Unterstützung finden würde. Mein Mann (47) ist seit 2007 am malignem Melanom erkrankt und hat nun Metas in Lunge und Leber. Im Augenblick schlägt die Chemo zwar super an und die Metas sind auf dem Rückzug, aber die Angst bleibt trotzdem bestehen. Wir werden aber auf jeden Fall weiter kämpfen und uns nicht unterkriegen lassen. Was mich aber neben der schlimmen Krankheit meines Mannes auch noch sehr betroffen macht, ist das Verhalten unserer sog. Freunde bzw. Verwandten. Viele dieser Freunde und Verwandten melden sich nicht mehr, seit sie von der Krankheit erfahren haben und es sind zum Teil "Freunde", die man schon seit der Kindheit hatte und man immer dachte: Auf die kann ich zu jeder Zeit zählen! Was mich aber am schlimmsten getroffen hat, ist das Verhalten meiner Eltern (wir wohnen sogar im selben Haus). Als ich meiner Mutter vom Wiederaufflammen des Krebses bei meinem Mann berichtete, schlug mir fast blanker Hass entgegen. Sie sagte, dass diese Erkrankung allein meine Schuld sei (ich würde ihn falsch bekochen und ihm mit allen möglichen Dingen überlasten) und wir gefälligst allein zusehen sollen, wie wir mit dieser Situation fertig werden. Von ihnen hätten wir in keinster Weise eine Unterstützung zu erwarten. Mein Vater blies in der gleiche Horn und sagte auch noch, dass sie uns auch finanziell "vor die Wand laufen lassen würden". Statt Unterstützung hagelte es von nun an nur noch Vorwürfe jeglicher Art. Ich habe nun den Kontakt zu ihnen abgebrochen und weiß, dass wir beide zusammen mit unserem Sohn, das Ganze auch allein schaffen werden.
Gibt es bei Euch Ähnliches? Seid Ihr bei sog. " Freunden und Verwandten" auch auf ein solches Verhalten gestoßen und wie verhaltet Ihr Euch ihnen gegenüber?
LG Steffie
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  #2  
Alt 15.12.2010, 20:14
Benutzerbild von ange
ange ange ist offline
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Registriert seit: 23.12.2009
Beiträge: 505
Standard AW: Verhalten von Freunden/Verwandten

Hallo Steffi,

erstmal willkommen hier... auch wenn es nicht schön ist, hier schreiben zu müssen...

Also, wir hatten eigentlich keine Probleme mit Verwandten oder Freunden meiner Schwiegermutter. Aber viele wissen einfach nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie wissen nicht wie sie sich verhalten sollen... spricht man drüber? fragt man einfach wie geht es dir? schweigt man darüber und tut so als wäre nichts los? Sie wissen es einfach nicht und trauen sich dann nicht. Schreibt doch einfach ne Weihnachtskarte und fragt darauf, wie es mal ist mit einem Besuch zum Kaffee oder so... darauf müssen sie sich ja irgendwie melden. Euren langen Freunden könnt ihr doch einfach sagen, das sie keine Angst haben brauchen...
gebt ihnen ein wenig zeit.

Das mit deinen Eltern, ja... da fällt mir eigentlich echt nichts zu ein! Finde ich ganz shcön krass. war euer Verhältnis vorher denn auch schon nciht so gut? Ich hoffe, das ihr das alles schafft, und wünsch ein schönes, soweit es geht, Weihnachtsfest
lg
ange
__________________
-Meine Schwiegermama + 4.10.2010
-Meine Patentante + 4.9.2011
-Meine Mama
*15.2.1944 - + 22.11.2014

-Ich selber Polycythaemia Vera
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  #3  
Alt 15.12.2010, 23:43
Fisherman's Friend Fisherman's Friend ist offline
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Registriert seit: 16.11.2010
Beiträge: 6
Standard AW: Verhalten von Freunden/Verwandten

Was bei uns losgebrochen ist, als 2007 die Diagnose kam, war ziemlich heftig. Meine Schwiegereltern waren eigentlich schon immer problematische Charaktere. Beide studiert und beruflich erfolgreich, menschlich aber ungenießbar. Ich bin nie so richtig mit ihnen warm geworden.
Als dann meine Frau dann die Krebsdiagnose bekam, ist irgendwie alles, was vorher an Abneigungen und Spannungen schon latent vorhanden war, aber immer überspielt wurde, quasi explodiert.
Die Details spare ich mir jetzt mal. Aber als Fazit würde ich sagen: alle negativen Kontakte abbrechen, wenn es geht und aktiv an Freundschaften arbeiten, so man denn welche hat. Grüße!

Geändert von Fisherman's Friend (16.12.2010 um 00:00 Uhr)
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  #4  
Alt 22.12.2010, 23:21
undine undine ist offline
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Ort: Elmshorn
Beiträge: 910
Standard AW: Verhalten von Freunden/Verwandten

Liebe Steffie,

es tut mir sehr leid zu lesen, dass Euch die Unterstützung der Familie und Freunde fehlt.

Auch wenn ich selbst gerade vollkommen anders erlebe, (meine Ma hat Lungenkrebs,) so weiß ich doch, dass das so schnell passiert.

Ich selbst habe seit meiner Kindheit (30 Jahre nun,) Gelenkrheuma. Als ich krank wurde, bekam meine Mutter die gleichen Vorwürfe von ihrer Mutter. Sie sei schuld, dass ich krank geworden sei. Und meine Eltern wurden in kürzester Zeit sozial total isoliert, obwohl sie vorher sehr aktiv in der Kirche tätig waren und viele Freunde hatten. Meine Oma hat irgendwann auch den Kontakt zu mir abgebrochen, weil sie es nicht ertragen konnte, dass ich krank war.

Und auch die Oma meines Lebensgefährten brach den Kontakt zu ihrer Tochter, (meiner Schwiegermutter) ab, als diese Alzheimer in jungen Jahren bekam. Es gab nur Vorwürfe und Beschuldigungen. Sie konnte diese Nachricht nicht an sich heranlassen. Mein Freund und sein Vater haben seine Mutter bzw. Frau 8 Jahre alleine gepflegt und waren total isoliert.

Was ich jetzt sage klingt ein bisschen doof, aber ich meine es wirklich ernst: es ist nicht böse von diesen Menschen gemeint!!!

Das klingt schon irgendwie pervers, aber ich denke, es ist deren eigene Unfähigkeit, mit dieser schlimmen Situation umzugehen. Ich denke, es zerreißt sie: die Angst, die Machtlosigkeit und der Schmerz.

Und deshalb ist es so einfach, wenn man jemanden die Schuld geben kann! Dann ist das "Monster Krankheit" plötzlich nicht mehr so bedrohlich auch für das eigene Leben, denn man verhält sich ja anders, kann vorbeugen! Du bist schuld - dann braucht man sich keine Gedanken um die eigene Zukunft machen!
Es ist einfach ein absolut abartiger Schutzmechanismus, aber total menschlich!

Mein Dad und ich gehen sehr offensiv mit unserer Angst um. Und das ist für viele Leute nicht leicht. Ich merke es jetzt besonders, wenn ich die Reaktionen auf die Nachricht von der Krebserkrankung meiner Mutter sehe. Wir alle, (mein Vater, meine Mutter und ich,) sprechen das offen aus, weinen auch, (egal was man von uns denkt,) aber gleichzeitig ist es mir auch nicht wichtig, wie die Leute reagieren. Selbst wenn sie blöd reagieren, ist es mir egal. Vor 20 Jahren starb die Mutter einer Freundin an Lungenkrebs und ich erinnere mich, wie bescheuert ich reagiert habe. Ich wusste überhaupt nicht, was ich sagen oder tun konnte! Ich habe zwar mein Mitgefühl ausgedrückt, habe aber auch nicht den Kontakt gesucht. Und zwar einfach nur, weil ich große Sorge hatte, mich total dämlich zu verhalten.

Vielleicht bin ich deshalb so gelassen diesbezüglich. Ich weiß nun (leider), dass niemand, der nicht diese Erfahrung macht, das nachempfinden kann. Und was soll ich sagen? Das ist auch gut so! Es ist schlimm genug! Mitleid im Sinne von mit-leiden hilft niemanden!
Ich bin eine, die gerne ihr Umfeld mit ihrer Offenheit überfordert. Aber es treten dann auch neue Leute, die gut damit umgehen können oder ähnlich gestrickt sind.

Wenn sich Freunde zurückziehen.... ist es traurig, aber verschwende nicht zu viel Zorn darauf. Es liegt nicht an Euch, sondern an ihnen.
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #5  
Alt 22.12.2010, 23:50
Benutzerbild von stefuli1976
stefuli1976 stefuli1976 ist offline
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Registriert seit: 22.04.2010
Ort: Baden Württemberg
Beiträge: 209
Standard AW: Verhalten von Freunden/Verwandten

Hallo Steffi,

es tut mir wirklich leid dass Ihr solche Erfahrungen machen müsst und das vor allem in der eigenen Familie...
Also ich kann von mir sagen dass meine Familie mich sehr gut unterstützt hat...sogar meine Patentante von der ich eigentlich jahrelang nix mehr gehört hatte, ist seither wie verwandelt...aber die Familie meines Mannes..bzw. meine Schwiegereltern sind etwas komisch geworden...ich glaub es liegt daran dass ich ihnen nun keine Enkel schenken kann..und die eigene Tochter lieber auf Karriere macht..tja..jetzt bin ich sozusagen abgeschrieben...meine Schwiegermutter hatte sogar meinem Mann Adressen alter Freundinnen gegeben die er seit der Schule nicht mehr gesehen hatte...tja..aber ich bin so froh dass egal was ist, mein Mann für mich da ist! aber ich war auch überrascht dass ich von einer freundin, von der ich eher dachte ...ne die wird es nimmer lange sein..totale unterstützung hatte..und von einer anderen dafür eher enttäuscht wurde..leider sieht man immer in der not wer gut freund ist!
Man sagt ja immer " Familie kann man sich net aussuchen...Freunde allerdings schon!" Ich wünsch Euch dass Ihr dass alles übersteht..dass Ihr umso mehr zusammengeschweisst werdet dadurch...und dass ihr wahre Freunde findet!!

GLG

Steffi
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  #6  
Alt 23.12.2010, 20:54
Tiffy1970 Tiffy1970 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.07.2010
Beiträge: 14
Standard AW: Verhalten von Freunden/Verwandten

Lieben Dank für Eure Antworten!
Es ist schön, dass nicht alle von Euch die gleichen diesbezüglichen Erfahrungen machen mußten wie wir und ihr könnt euch deshalb wirklich glücklich schätzen.
Wir haben uns im Großen und Ganzen mit der Situation abgefunden und danken den wenigen wahren Freunden, die uns geblieben sind.

Liebe Grüsse
Steffie
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