Nun hat`s meinen lieben Papa auch erwischt.............Guten Tag erstmal.

[Shivanarama]

Liebe Viola,- liebe Manu...........................Danke vorab für's "feste an mich denken"...........am Freitag,- tut gut zu wissen, -daß Ihr in Gedanken bei mir seid.

Heut bin ich ganz ruhig und relativ entspannt,- was wohl zum Teil daran liegen mag,- daß die letzten Tage wirklich nicht mehr arg so viel zu managen war, -gestern einen Schlunzentag.............und das Wochenende war auch ganz gemütlich.

Manu,- tut mir leid daß Du einen guten Freund verloren hast..........ich kenne das Gefühl besser als man sich wünscht.
Allein im letzten Jahr sind 6 Bekannte von mir verstorben, davon zwei sehr enge Freunde,- 55 und 57 Jahre alt,- ein auch guter Freund der 51 alt war,- drei ganz liebe Nachbarn,- mit denen ich viele Jahre Tür an Tür gelebt habe......einer wegen Alkohol..........-er hatte die Trennung von Frau und Kindern vor 5 Jahren nicht verkraftet............hat sich systematisch totgetrunken,- und aus dem Nachbarhaus der Hausbesitzer mit 39 Jahren,- Vater eines 4-monate alten Jungen...........plötzlicher Herztod,- und aus dem gleichen Haus ein 44-jähriger,- Vater eines dreijährigen Jungen........Grund ist mir nicht bekannt.............zu allen hatte ich ein sehr gutes Verhältnis, -wir haben uns immer lange unterhalten wenn wir uns getroffen haben.

Das Leben schlägt oft Wege ein, -deren Sinn und Zweck uns wohl für immer verborgen bleiben wird.

Wünsch Dir Kraft für morgen, werde an Dich denken Manu.

Ich berichte von der Beisetzung,- sobald alles etwas gerutscht ist........und ich mich gesammelt habe.

Für Euch bis dahin.........................nur das Allerallerschönste.

Grüße von Marion.

[PrinzessinAqua]

Liebe Marion,
ich hoffe doch ihr habt soweit alles gut überstanden und hinter euch gebracht. Klar die trauer ist sicher noch da und das wird sie auch noch lange erhalten bleibe.

Danke für deine Lieben Worte wo du an mich gerichtet hast, es war echt ein harter Tag für mich und kam mir auch alles wieder so hoch mit meinem Papa. Wen ich denke wo mein Dad gestorben ist da war er sehr für mich da undhat einem halt gegeben und nun is er 44 und einfach nicht mehr da. Echt komisch im Leben.

Viele liebe grüße
manu

[Shivanarama]

Hallo Ihr Lieben Alle zusammen.......................nun muß ich meine Schreibblockade doch endlich mal überwinden und kurz erzählen wie es uns so inzwischen geht.
Ich war wochenlang nach der Beerdigung am 27.02.09 wirklich rund um die Uhr beschäftigt ganz ganz vieles zu erledigen,- zig Ummeldungen,- Abmeldungen, Umschreibungen,Wertpapierschiebereien etc. pp.
Dann natürlich die Mutter unterstützen wo und wann immer ich konnte,......so und seit ca. 10 Tagen tritt nun ganz allmählich etwas Ruhe ein in unser aller Leben,- aber kein Frohsinn,- eher der totale Trübsinn.
Es ist als fehle mir das ständige Funktionieren und telefonieren und der Schreibkram und das Organisieren,- man hatte immer noch das Gefühl es in Papa's Sinne zu tun..............ihm damit eine Freude zu machen...............ich muß sagen, -daß kämpfen und hadern mit den Ärzten und das Verständnis erlernen alle gestellten Diagnosen zu verstehen fand ich noch besser,- denn damals hatte man ja noch ein ganz klein wenig Hoffnung ihm damit helfen zu können, die Erledigung der vielen vielen Dinge mit denen meine Mum total überfordert ist, -hat einen wenigstens von der eigentlich anstehenden Trauer abgehalten,- hat verhindert daß man sich gehen läßt.

Nicht das ich mich jetzt total gehen lasse,- aber dieses entstandene Doppelloch ist im Moment durch nichts zu ersetzen.............das Loch was das nicht mehr DA sein meines Vaters betrifft,- und das Loch nun nichts Aktives mehr tun zu können um irgendetwas verbessern zu können.

Bin richtig depressiv und am durchhängen,- arbeiten gehen können wäre jetzt wahrscheinlich fast erholsam,- da man dann gefordert wäre........aber das geht ja mit meinen körperlichen Behinderungen leider nicht mehr.

Tja,- Sonntag bin ich dann kräftemäßig richtig zusammengeklappt ,- hab Fieber bekommen und konnte mich vor lauter Schmerzen kaum bewegen,- was auch immer es war,- seit heut geht's ein wenig besser,- wenn auch lange noch nicht blendend.


Um Euch noch kurz von Papa's Beerdigung zu erzählen:

Es war eine wirklich wunderschöne Beisetzung bis auf den absolut unpersönlichen ,- anscheinend total gefühllosen Herrn Pfarrer den ich während seiner absolut Nichtssagenden Trauerrede, die er wohl mit Seiner Sonntagsandacht zu verwechselt haben schien, am liebsten laut angesprochen hätte um ihn mal daran zu erinnern daß es sich hierbei um eine Trauerrede und keine Predigt handele...........aber das ging ja nun wirklich nicht.

In meinem Leben war ich schon auf mehr als 40 Beisetzungen und die schönsten Reden hab' ich gehört,- wo nocheinmal das innere Bild des Verstorbenen durch die Kapelle schwebte............aber bei dieser Rede ging es um alle möglichen von Gott gesandten Gestalten die durch die Landschaft irrten um Erleuchtung zu suchen................nur nicht um meinen Vater.
Nicht mit einem Wort hat er unsere Familie erwähnt,- geschweige denn das mein Vater verheiratet war und drei Kinder hatte,- sowie einige Geschwister die ja auch anwesend waren,- man hat seine charakterlichen Stärken die wir ihm alle im Vorgespräch erwähnt hatten, überhaupt nicht im Ansatz in seiner Rede wiederfinden können.................und das hat uns einige schlaflose Nächte gekostet,- denn diese Rede läßt sich eben nicht mehr wiederholen oder verbessern...........

Meine Mutter ist darüber heut noch nicht hinweg.

Das mit dem Kondulenzbuch ist auch schlecht gelaufen,- der Bestatter stellte das kleine Schreibpult anstatt vor die Kapelle unters Vordach mitten in den Vorraum der Kapelle wo ja ca. 70-80 Personen wegen Regens dicht aneinander gedrängt standen.
Nur ein Bruchteil der Trauergäste hat das kleine Pult hinter Hüten,- Köpfen und Schultern gesehen....................auch Schade.

Na ja,- aber es war ein großes Blumenmeer und echtes tiefes Mitgefühl im Raum,- viele Tränen bei vielen Freunden ,Verwandten und Bekannten........die uns alle das erste Mal nach Monaten wieder gesehen hatten.......

Während der mißlungenen Trauerrede mußte ich immer auf das wunderschöne Foto meines Vaters schauen und hab ihn mir richtig dolle "reingeholt" in mein Innerstes um nicht laut zu protestieren.................das "Ave Maria" von dem Mundharmonikamann Michael Hirte was nach der Orgelmusik und als endlich
alle saßen gespielt wurde war total ergreifend und anrührend,- mir sind die Tränen ohne Ende gelaufen..........und vielen anderen auch.

Als der Trauerzug voran die wunderschöne dunkelblau schillernde Schmuckurne mit Sonne, Mond und Sternen in Gold darauf...dann Richtung Urnenstätte lief ertönte das "Il Silencium" durch einen von mir organisierten Trompeter.......................meine Eltern hatten zu Ihrer Hochzeit am 21.03.59 auch einen Bekannten der gut Trompete spielte und Ihnen dieses Lied spielte....der Trompeter stand etwas abseits,- damit es nicht zu laut wurde.

Am Grab selbst dann spielte er während wir alle ein letztes Mal Abschied von meinem über alles geliebten Papa nahmen "Time to say Goodbye"...allerdings viel zu kurz,- er war längst fertig mit seinen zwei Strophen als noch mindestens 50 Leute folgten ,- die noch nicht konduliert haben..............

Auch am Urnenplatz erlaubte sich der Herr Pfarrer wieder einen "Fault Pas"....er schob uns als engste Familienmitglieder auf den Hauptweg zurück,- damit es nicht so eng an der Grabstelle würde.................so wurde es völlig unübersichtlich und diejenigen die meiner Mutter noch kein herzliches Beileid wünschen konnten,- haben uns dann in dem Gewühl auf dem Hautweg kaum noch gesehen und wir konnten nicht zusehen,- wie all die anderen vom Papa Abschied nahmen,- ob sie noch was zu ihm gesagt haben oder,- oder.

Na ja.............................so war es, mein Vater hätte gesagt: "Wo habt Ihr denn den verdammten Quacksalber aufgetrieben,- der war ja total unfähig eine Trauerfeier im Griff zu haben"....................."Stimmt Papa,- da haste Recht.............".

Die anschließende Trauerfeier in Berlin-Lichtenrade im "Alt-Lichtenrader-Hof" hat dafür ganz vieles wieder Wett gemacht, -es fühlten sich alle sehr wohl, -es ging viel länger als wir vorher alle dachten,- das Essen war lecker und reichlich,- die Angestellten sehr sehr liebevoll und humorig...aber angemessen humorig......................also alles in einem hätte meinem Vater die anschließende Feier besser als die eigentliche Beisetzung gefallen.

Aber ich weiß ja,- er ist immer dabei......................zumindestens in unseren Herzen.....................und wo wir durchmüssen und wollen,- geht er immer mit.


Soweit so gut..............................nun heißt es zu lernen wie es sich dauerhaft so ohne Vater leben wird................im Moment schmeckt alles sehr fade und irgentwie ist die Lebensfreude wirklich gestört........aber das halte ich für relativ normal,.- oder???

Ich werde diesem Forum natürlich treu bleiben und auch hier in diesem Thread noch gelegentlich weiterinformieren wie wir es so alles packen.

Bis dahin,- fühlt Euch alle umarmt und gedrückt von mir und dem Rest der Familie und habt Dank für die 18-monatige ständige Unterstützung durch Eure Ratschläge und Euer Zuhören und Mitfühlen.

D A N K E S C H Ö N

Bis bald wieder...............Grüße und Kraft und Zuversicht für Alle Aktivisten hier.

wünscht Marion.

[_Viola_]

Liebe Marion,

es freut mich wieder von Dir zu lesen.

Genauso wie Du es beschreibst, ging es mir auch. Die ganze Zeit während der Krankheit ist man nicht zur Ruhe gekommen - dann ist da plötzlich ein großes Loch. Auch ich hatte, nach ein paar Tagen, als mein Vati verstorben war, hohes Fieber und Schüttelfrost. Mir ging es so richtig mies. Unser Arzt hatte mir damals gesagt, dass der Körper, nach den ganzen Ereignissen sich wehrt. Irgendwie ist man dann körperlich und auch nervlich am Ende.

Mir hat damals die Arbeit sehr geholfen. Meine Kollegin hatte kurz vorher ihren Mann durch Krebs verloren und wir haben dann zusammen geweint und uns aber auch gegenseitig Kraft gegeben. Rede darüber dann wird es irgendwann besser.

Was Du über die Beerdigung geschrieben hast, ist ja die Höhe. Ich bewundere Dich, dass Du da ruhig bleiben konntest. Ich glaube, ich hätte den Pfarrer hinter seinem Pult vorgezogen. Also normal ist das nicht. Wenn ich an unsere Trauerfeier denke, sie war sehr traurig, aber auch wunderschön. Der Redner vom Beerdigungsinstitut hat so eine Ruhe ausgestrahlt und hat durch seine Worte unseren Vati in unsere Mitte gebracht.

Es tut mir echt leid, dass Ihr das mitmachen musstet. Gerade der letzte Weg sollte doch so schön wie möglich sein. Ich war auch mal auf einer Beerdigung von einer Bekannten. Sie waren katholisch, aber sie war halt nie Sonntags in der Kirche. Dieser Pfarrer hat bei der Trauerrede davon geredet, dass sie der Teufel geholt hat. Dass da von der Familie keiner was gesagt hat, hat mich schon sehr gewundert. Ich habe innerlich gekocht. Bei meiner ehemaligen Kollegin wurde jemand als tot betitelt, der unter den Trauergästen saß. War sehr peinlich. Also nur ein paar Beispiele. Es ist schon öfter vorgekommen, aber natürlich sehr ärgerlich.

Zum Glück ist ja die andere Trauerfeier gut gelungen. Somit konnte wenigstens diese Deinem Vater gerecht werden.

Jetzt muss erstmal etwas Zeit vergehen, ehe Ihr alle zur Ruhe kommt. Es wird auch noch sehr lange dauern, bis Ihr mit dem Verlust umgehen lernt. Aber die Zeit kommt, glaub mir. Ich denke nach wie vor jeden Tag an meinen Vater - er ist immer präsent, aber es ist anders. Es tut nicht mehr so weh. Er fehlt mir immer noch sehr und das wird sich auch nie ändern, aber ich gönne ihm seine Ruhe. Dort wo unsere Väter jetzt sind, geht es ihnen gut. Und vielleicht treffen sie sich ja da oben.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie weiterhin alles Gute.

Fühl Dich gedrückt!

Alles Liebe
Viola

[jani1944]

Liebe Marion,
mit ihrem Beitrag hat Viola eigentlich schon alles gesagt. Ich wollte Dir mit folgendem Text aus einem Kirchenlied noch einen kleinen Trost schicken:

Lebt wohl, lebt wohl! Mein Morgen tagt; lebt wohl , ich geh zur Ruh! Der Kampf ist aus, mein Morgen tagt, der Meister winkt mir zu.
Lebt wohl, lebt wohl! Laßt mich voran zur ewgen Ruhe gehn! Bleibt treu, bis euch der Heiland ruft, lebt wohl, auf Wiedersehn.

Liebe Grüße
Jani