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  #16  
Alt 12.11.2016, 08:21
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo Dream.

Eine Lungenentzündung ist eine furchtbare und langwierig verlaufende Erkrankung. Ich war jünger, als ich unvermittelt durch diese nicht ernst genommene Krankheit aus dem Leben gerissen wurde. Nach sechs Tagen im künstlichen Koma verbrachte ich noch sechs Wochen auf einer Intensivstation, bevor ich in einem Pflegeheim landete. Seitdem bin ich beatmungspflichtig, mein Bewegungsraum ist auf 2 mal 2 Meter beschränkt. Im weiteren Verlauf wurde ich mehrmals unvermittelt bewusstlos. Im Ergebnis kam es zu massiven Wortfindungsstörungen, viele alltägliche Verrichtungen konnten nicht mehr beschrieben werden. Erschwerend kommt der Verlust der Sprachfähigkeit hinzu.
Mit diesem Kurzbericht eines fast dreijährigen Leidensweges möchte ich Dir die Situation deiner Mama nach der Lungenentzündung näherbringen. Du musst immer wieder mit Desorientierungsphasen rechnen. Durch eine liebevolle Begleitung durch Dich können viele Fragen geklärt werden und Deiner Mama Lebensmut gegeben werden. Zu diesem schweren Weg wünsche ich Dir viel Kraft.

Mit vielen Grüßen.
Wolle2
  #17  
Alt 12.11.2016, 12:38
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Zitat:
Zitat von Dream Beitrag anzeigen
Ich habe es jetzt tatsächlich geschafft, meine Mutter zu motivieren für die nächsten Schritte, ihr aufgezeigt, wie sehr ihr Enkelkind sie noch braucht, da schon ihr Vater schwerkrank ist und nicht mehr lange leben wird. Gleich zwei zu verlieren, wär jetzt einfach zu viel für die 8-Jährige, die so sehr an ihr hängt. Jeden weiteren Tag mit ihr ist ein Geschenk für uns, woran wir zehren werden, wenn sie wirklich einmal stirbt und wir ihren Tod verkraften müssen. Seit sie zurück ist, lacht die Kleine wieder, vorher war sie ganz still und in sich gekehrt.
Wäre ich die Dame, würde ich mir solcherart Druck und Verantwortlichmachung aber ganz schnell verbitten.
Das muss doch ungeheuer belastend sein für sie, es nährt ihre Selbstlosigkeitsgedanken noch und mich wundern dann Gedanken in die Richtung "nicht zur Last fallen wollen" überhaupt nicht mehr.

Sorry, wenn ich das so direkt sage, aber für mich hört sich einiges sehr stark nach Manipulation an, was wohl auch irgendwie in eurem Familiensystem verankert ist.

Kann man sich da noch frei in seinen Entscheidungen fühlen?

Ich hatte eine zeitlang sehr intensiv mit Betreuern (also rechtlichen Betreuungen) zu tun und nach einer Weile verstand ich auch, weshalb Angehörige für sie so oft ein rotes Tuch sind.... vorher hab ich diese Abneigung der Betreuer gegenüber Angehörige scharf verurteilt.
Angehörige sind oftmals sehr gut im Druckausüben, Manipulation und Einmischerei und müssen in manchen Fällen sogar zum Wohle des Klienten vor ihnen (etwas oder sogar ganz) auf Distanz gehalten werden.

Die alte Dame hat doch eigentlich ziemlich klar ausgedrückt, was sie möchte und was nicht. Wieso wird das nicht einfach genau in diesem Sinne mit den behandelnden Ärzten durchgesprochen und durchgeführt?

Warum wird hier jetzt plötzlich von Forumsmitgliedern, die vielleicht von sich selbst auf diese Dame projizieren, von wilder Kampfentschlossenheit gesprochen, diese regelrecht (meinem Gefühl nach) eingeimpft, bzw soll eingeimpft werden?

Hallo! Es geht um eine 80jährige Frau, nicht um ein 15jähriges Mädchen! Sie wird sich viele Gedanken darüber gemacht haben und machen, und auch ganz wichtig, sie hat nicht den Körper eines 60jährigen, 70jährigen und selbst fünf Jahre machen da schon viel aus. Gerade auch in Bezug auf solch invasiven Therapien wie Chemo.

Wer nicht kämpfen will, oder vielleicht im Moment nicht, oder auch auf seine ganz eigene Art, der hat jedes Recht dazu. Ist sein Leben und nur seins. Da muss doch nicht von außen Kampfeswillen eingetrichtert werden.
Das ist auch wieder so ein Druckmittel... ich las übrigens hier schon oft und hörte es auch persönlich von Krebspatienten, dass ihnen dieses "Kampfgeschrei" ganz gehörig auf die Nerven geht und sie nicht mal den Begriff hören mögen.
Das sollte man sich auch mal überlegen.... dass man etwas vorsichtiger damit umgeht und ihn nur bei denen verwendet, die ihn selbst verwenden und auch so fühlen. Dann ist es auch völlig in Ordnung.

Vielleicht machen selbst Betroffenen ja auch andere Menschen mit der Diagnose, die nicht den kämpferischen Weg gehen möchten, einfach ein Stück weit große Angst. Und am besten soll jeder schnell auf Kampf umschwenken, das ist aber doch dann kein Eingehen auf den Willen desjenigen, um den es hier geht, sondern eher das Ausleben des eigenen Weges, der eigenen Gefühle.

Ich war echt ein bisschen erschrocken, als ich dieses Thema hier durchlas... Mische mich ja sehr selten ein, aber dazu musste ich jetzt einfach was sagen.

Ich hoffe sehr für deine Mutter, dass sie ihren Lebensmut für die letzte Zeit ihres Lebens wieder findet, tja und vielleicht leidet sie selbst ja gar nicht so stark (wie ihr) unter Desorientierung und dem Sehen "merkwürdiger Dinge", was du beschrieben hast?
Gelindert sollte das werden, was ihr zu schaffen macht und ihre Lebensqualität einschränkt, wie zB Schmerzen, Atemprobleme usw.


Das....

Zitat:
Das mit dem Feuer hinter dem Hintern machen, geht schlecht, da sie wirklich sehr ernst und verwirrt ist, aber ich versuche, sie zu strukturieren und ihre Gedanken in ein strukturiertes Denken zu lenken, damit sie darin Halt findet.
hab ich eben erst beim nochmal lesen gesehen und... mir fehlen die Worte.

Du versuchst, deine Mutter, ja sogar ihre Gedanken zu strukturieren!!??

Darf sie auch noch sie selbst sein, irgendwie? Mit allen Ecken und Kanten, die diese Erkrankung nun mal mit sich bringt?

Das würde ich mir sehr wünschen für deine Mama.
  #18  
Alt 12.11.2016, 19:09
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo p53

Du hast da einiges falsch verstanden und ich denke, dass Du es bist, die hier extrem projiziert, denn natürlich sage ich meiner Mutter ganz offen, wie ich es sehe. Das sind keine indirekten, versteckten Interventionen und Manipulationen. Sie weiß sogar, dass ich hier schreibe. Sie kennt meine Überlegungen, was ihr aus meiner Sicht guttun würde und natürlich mache ich nichts, was sie nicht will. Sie findet es hilfreich, wenn wir alles besprechen und für uns beide eine klare Tagesstruktur vereinbaren, zusammen. Alles, was ich hier geschrieben habe, haben wir gemeinsam besprochen und meine Mutter macht sich selbst Gedanken über ihr Derealisationserleben. Umso erleichterter ist sie, wenn ich ihr erzähle, was ich hier in diesem Forum dazu gelesen habe, dass es eben im Schock normal ist, dass auch andere hier Ähnliches erlebt haben. Und klar darf sie sterben, nur darf ich ihr durchaus sagen, dass ich sie noch behalten möchte und sie doch jetzt nicht so voreilig gleich sterben soll, sondern zuerst mal schauen müsste, wie das die Ärzte sehen. Ich schau auch nicht einfach zu, wie meine Schwester von der Brücke springt, sondern rede auch ihr gut zu, damit sie einen Grund hat zu leben, z. B. ihre kleine Tochter, die sie braucht. Nichts Anderes mache ich bei meiner Mutter, die durch den ersten Schock einfach einen Durchhänger hat, es also sicher falsch wäre, sie noch im negativen Denken zu bestärken.

Es sagt sich leicht, andere zu belehren, dass sie ihre Mutter einfach sterben lassen sollen, ohne Bemühung, dass es evtl. auch anders gehen kann. Es ist nicht DEINE Mutter. Du sprichst hier von einer Frau, die Du nicht liebst. Aber ich liebe sie. Also bitte ein bisschen mehr Respekt. Ich finde Deine Schreibart sehr herzlos. Es ist mir so was von egal, was irgendwelche Pfleger sagen, es geht hier nicht um einen wahllosen statistischen Fall, sondern um MEINE Mutter. Ich bitte Dich, in diesem Thread nichts mehr zu schreiben. Habe bitte so viel Rücksicht und Anstand. Ich muss mir das nicht geben, sondern erwarte mehr Einfühlungsvermögen. Ich tue mein Bestes und wer hier kämpft, bin vor allem ich, nämlich darum, meiner Mutter in dieser schweren Zeit beizustehen.
Zitat:
Zitat von Wolle2 Beitrag anzeigen
Mit diesem Kurzbericht eines fast dreijährigen Leidensweges möchte ich Dir die Situation deiner Mama nach der Lungenentzündung näherbringen. Du musst immer wieder mit Desorientierungsphasen rechnen. Durch eine liebevolle Begleitung durch Dich können viele Fragen geklärt werden und Deiner Mama Lebensmut gegeben werden. Zu diesem schweren Weg wünsche ich Dir viel Kraft.
Liebe/r Wolle2

Meinen herzlichen Dank an Dich und Deine Einfühlsamkeit. Dein Hinweis hat uns heute sehr geholfen. Ich hab meiner Mutter gesagt, was Du geschrieben hast, dass eben allein schon ihre Lungenentzündung ihre jetzige Schwäche auslöst, dass es nicht immer so sein muss, sie jetzt einfach Erholung braucht. Deine Worte kamen gerade zur richtigen Zeit.

Sie schläft jetzt. Wir beten nun jeden Tag zweimal zusammen und legen alles vor Gott. Das hilft uns beiden sehr. Es war noch Besuch da, aber das hat sie stark angestrengt, deshalb werden wir weiteren Besuch möglichst verschieben. Meine Mutter mag nicht so viel reden, das hat sie schon im Krankenhaus stark angestrengt, weil die Frau im Nebenbett pausenlos auf sie einredete. Auch mir ist das viele Reden zu viel. Meine Mutter und ich brauchen beide unsere Ruhe und einen ruhigen, strukturierten Tagesverlauf, wo ich ihr Essen mache, den Haushalt mache, sie umsorge, schaue, dass sie alles hat, was sie braucht, ohne dass wir nun ständig so viel reden. Ich warte immer, bis sie von selbst reden will.
__________________
LG Dream

Geändert von gitti2002 (12.11.2016 um 21:05 Uhr) Grund: zusammengeführt
  #19  
Alt 13.11.2016, 02:39
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo p53,

Zitat:
Die alte Dame hat doch eigentlich ziemlich klar ausgedrückt, was sie möchte und was nicht. Wieso wird das nicht einfach genau in diesem Sinne mit den behandelnden Ärzten durchgesprochen und durchgeführt?
Könnte es sein, daß es Deiner Aufmerksamkeit entgangen ist, wie sich Dreams Mutter zuletzt äußerte??
Wenn ich mich richtig erinnere, sprach sie davon, leben zu wollen.
Und in diesem Sinn handelt bzw. will Dream handeln.
Was ist daran auszusetzen?

Zitat:
Warum wird hier jetzt plötzlich von Forumsmitgliedern, die vielleicht von sich selbst auf diese Dame projizieren, von wilder Kampfentschlossenheit gesprochen, diese regelrecht (meinem Gefühl nach) eingeimpft, bzw soll eingeimpft werden?

Hallo! Es geht um eine 80jährige Frau, nicht um ein 15jähriges Mädchen! Sie wird sich viele Gedanken darüber gemacht haben und machen, und auch ganz wichtig, sie hat nicht den Körper eines 60jährigen, 70jährigen und selbst fünf Jahre machen da schon viel aus. Gerade auch in Bezug auf solch invasiven Therapien wie Chemo.

Wer nicht kämpfen will, oder vielleicht im Moment nicht, oder auch auf seine ganz eigene Art, der hat jedes Recht dazu. Ist sein Leben und nur seins. Da muss doch nicht von außen Kampfeswillen eingetrichtert werden.
Es geht hier nicht um evtl. Projektionen anderer, sondern darum, daß Dream um Unterstützung bat!
Genauer gesagt, um Unterstützung, wie er seine Mutter "retten" kann.

Mag ja sein, daß Du in einer identischen Situation zu Deiner Mutter, falls sie sterben wollen würde, sagen würdest:
Na, dann stirb halt (krass formuliert).

Das ist aber Deine Sache!
Damit will ich nicht sagen, daß ich so etwas für verwerflich halte.
Ganz im Gegenteil bin ich Deiner Meinung:
Jeder kann über sein Leben uneingeschränkt selbst verfügen.

Nun hängt das aber auch ein wenig davon ab, welche Einstellungen jeweils vorhanden sind.
Unschwer ist in Dreams Fall erkennbar, daß diese Einstellungen vom christlichen Glauben geprägt sind.
Womit sich Suizid, jeder Gedanke daran, oder Beihilfe dazu verbieten.

Und da redest Du dann von Manipulation(en) usw. ??
Hast wohl nicht mehr alle Sinne beieinander.

Im Übrigen ist kämpfen zu wollen, keine Frage des Alters, sondern der Einstellung.
V.a. dann, wenn man erklärtermaßen doch eher leben als sterben will.

Du wirst ja nun nicht abstreiten können, daß klipp und klar hinterfragt wurde, was Dreams Mutter nun will oder nicht.
Und nachdem das klar ist, steht es Dir nicht zu, Dreams Handeln zu kritisieren.

Es geht um seine Mutter.
Und nicht um die Deinige.

Ich wünsche Dir wirklich, daß Dir in Deinem Leben eine vergleichbare Situation erspart bleibt.


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #20  
Alt 13.11.2016, 05:33
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo liebe Dream,

es ist Sonntag früh, morgen ist Diagnose-Termin für Euch, und Du schriebst:
Zitat:
Meiner Mutter geht es nicht gut. Das Ganze war einfach zu viel für sie. Entweder ist sie körperlich in einem wirklich sehr schlechten Zustand oder dann ist es psychisch. Obwohl sie keinen Alkohol trinkt, wirkt sie wie betrunken. Sie kann nicht mehr gut zwischen Traum und Realität unterscheiden. Diesmal erschien ihr nicht nur das Licht des Kochherds verändert, sondern auch die Stube in ihrer Größe und Einrichtung, obwohl sie seit Jahren gleich wohnt. Sie hat offenbar ein Derealisationserleben. Vielleicht aus Erschöpfung oder weil sie immer noch im Schock ist. Sie kann auf einmal die einfachsten Dinge nicht mehr, z. B. beim Handy eine Tel-Nummer wählen oder eine Einkaufsliste korrekt durchgeben. Oder dann spült sie Geschirr und dieses ist immer noch verschmutzt, ohne dass sie es merkt.
Das klingt alles gar nicht gut.
Du erinnerst Dich, daß ich w.o. fragte, ob Deine Mutter evtl. noch mehr Zeit braucht, um die ganze Situation "bewältigen" zu können?

Ich kann beim besten Willen nicht annähernd beurteilen, inwieweit Deine Mutter (rein körperlich) die Strapazen der vorherigen Behandlung "überstanden" hat.
Zumindest so weit, daß sie sich in der Lage fühlt, den Termin am Montag auch wahrnehmen zu können.
Bitte frag sie danach, ob sie sich das zutraut.

Wenn nicht, überleg Dir bitte, ob es dann nicht besser wäre, den Termin abzublasen und zu verschieben.

Was die Desorientierung anbelangt, könnte das eine Folge der vorherigen Behandlung sein:
Körperliche Schwächung überlagert mit psychischer Überforderung.
Beides kann "Hand in Hand" laufen.
Könnte auch in Richtung PNP gehen:
http://www.medizinfo.de/neurologie/p...ursachen.shtml

Nochmal:
Frag Deine Mutter bitte eindringlich, ob sie den Diagnose-Termin wahrnehmen will.
Denn es kommt nur auf ihren Willen an.

Zitat:
Es kommt mir so vor, als würde sie innerlich auf Wanderschaft gehen wie eine Pilgerin, nur noch auf Gott und den Himmel ausgerichtet. Als mein Vater früher ähnlich sprach, starb er bald darauf. Entweder ist es der Schock, die Krankheit oder der Vorlauf eines Sterbeprozesses, so mein Eindruck. Wirklich kämpferisch sieht anders aus. Sie steht immer noch neben sich und sie hat Angst vor Montag, dem Termin. Wir haben ihren Rollator optimiert, daran hält sie sich nun innerlich fest, dass wir diesen Weg gemeinsam schaffen.
Nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich Dir als völlig "Andersgestrickter" nur eines raten kann:
Mach Deiner Mutter bitte irgendwie klar, daß ihr Gott und der Himmel herzlich wenig dabei helfen können, zu überleben.
Als sie "stützende" Punkte des "inneren Haltes" vielleicht - ja.

Aber dennoch braucht sie Ärzte, eine definitive Diagnose, ihr eigenes Wollen (zu überleben) und natürlich auch jede Menge Glück.
So einfach ist das aus meiner Sicht.

"Münz" das bitte so um, daß diese Zusammenhänge auch Deiner Mutter klar werden.
Die richtigen Worte dazu wirst Du schon finden können.

Sie "vergibt" sich nichts dabei, sich einer Diagnose zu unterziehen.
Angst davor braucht sie auch nicht zu haben.
Welche Angst denn genau??

Welche Handlungs-Alternative sie nach der Diagnose wählt, ist ihre Sache.
Eigentlich müßte sie aus meiner Sicht in ihrem eigenen Interesse daran interessiert sein, welches Ergebnis die Diagnose erbringt.

Es geht hierbei nicht um "Entmündigung", sondern darum, einem geliebten Menschen dabei zu helfen, das für ihn Richtige tun zu können.
Das kann er aber nur dann tun, wenn Sachverhalte festgestellt wurden.
Auch das ist so einfach.

Überdenk und besprich das alles mit Deiner Mutter.
Und handelt danach in Übereinstimmung.
Besprich auch mit ihr, ob es nicht vielleicht angebrachter wäre, zunächst mal etwas gegen ihren Zustand der Desorientierung zu tun.
Tiefergehend:
Wie soll sie sich auf etwas konzentrieren können, wenn sie die Orientierung "verloren" hat?

Frag sie bitte auch das.
Denn es ist nicht einfach, ggf. die Verantwortung für das Handeln eines anderen Menschen zu übernehmen.

Du brauchst absolute Klarheit - wie eingangs bereits gesagt!!
Auch in Deinem eigenen Interesse, um nicht später "von Zweifeln zerfressen" zu werden, das Richtige getan zu haben.

Wirst das aber schon schaffen.
Dein Bemühen hier im Forum, den "richtigen Weg" "abzusichern", deutet darauf hin.
Entscheidungen, notfalls auch stellvertretend für Deine Mutter, mußt Du aber selbst treffen.

Diese "Last" kann Dir niemand abnehmen.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #21  
Alt 13.11.2016, 11:52
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Danke für Deine liebevolle Unterstützung, lotol!

Der Termin morgen könnte uns eher die Entlastung bringen, nachdem meine Mutter sowieso vom Schlimmsten ausgeht. Der davor zuständige Arzt rief sie nochmal an und das Fräulein der Hämatologie erklärte uns über Telefon, dass sie nur Blut geben müsse und noch nichts gemacht wird als diese Blutbeurteilung durch die Hämatologie-Spezialistin.

Ich hab mir auch schon überlegt, meine Mutter dahingehend zu schonen, dass ich evtl. erst später anrufe nach dem Termin und die Ärztin dort erst dann näher befrage und ansonsten diesmal nur frage, was als nächsten Termin vereinbart werden müsste und ob wir meiner Mutter noch etwas Zeit geben können bis dahin. Meiner Mutter ist es wichtig, ein paar Medikamente zu bekommen, die sie seit dem Krankenhausaufenthalt vermisst und nicht verschrieben erhielt, z. B. gegen ihren Husten. Ich kaufte zwar etwas in einer Apotheke, die von einer Ärztin geführt wird, der ich die Diagnose mitteilte, damit sie uns möglichst das Richtige gegen den Husten gibt. Aber auch diese meinte, dass eigentlich die zuständigen Ärzte etwas verschreiben müssten. Deshalb will meine Mutter diesen Termin schon wahrnehmen.

Ich werde bei der Apotheke der Ärztin nach Reiserollstühlen fragen, damit es künftig noch leichter wird für die Termine. Meine Mutter sagte, dass sie welche haben. Falls diese überteuert sind, sah ich im Internet recht günstige, zusammenklappbare, ähnlich wie faltbare Kinderwagen.

Meine Mutter ist sehr blass, das Wichtigste ist jetzt für sie, Medikamente zu bekommen gegen ihre Symptome. Sie kann längeren Gesprächen nicht mehr folgen. deshalb werde ich den Termintag möglichst schonungsvoll für sie gestalten und von vornherein auch den derzeitigen Zustand meiner Mutter ansprechen, damit sie die notwendigen Medikamente erhält, die ihr beim Austritt aus der Geriatrie nicht gegeben wurden.

Meine Mutter und ich besprachen schon alle Allfälligkeiten rund um den Termin. Wir wollen beide wissen, welche Art von Lymphdrüsenkrebs sie nun hat. Was meine Mutter offenbar schon weiß, dass sich die Lymphknoten in Brust und Lunge befinden und sich wohl schon Metastasen gebildet haben. Ganz gesichert ist die Diagnose laut Oberarzt aber nicht. Meine Mutter wurde in einer speziellen Röhre geröngt, wahrscheinlich MRI. Jedenfalls gab es da den Befund und die Erstdiagnose, die mir meine Mutter erst nach ihrer Klinikentlassung mitteilte, als sie zuhause wieder etwas Orientierung fand.

Der Rest der Familie und die Freunde aus dem Dorf wissen, dass noch weiter behandelt wird, aber wir geben keine klaren Infos raus, weil meine Mutter sonst keine Ruhe mehr hätte. Es war ihr schon zu viel, als eine Nachbarin uns half und danach länger mit uns redete, sodass meine Mutter gleich ablehnte, als die Nachbarin uns morgen zum Termin fahren wollte. Sie möchte lieber in aller Ruhe und ohne viel Reden mit dem Bus zum Termin, zusammen mit mir, wir machen dann die Runde mit einer Tageskarte, damit sie möglichst wenig gehen muss, das hat bei ihrem Klinikaustritt auch gut funktioniert. Wir sind da ein eingespieltes Team, ich begleite sie Schritt für Schritt. Doch künftig will ich einen Reiserollstuhl für sie bereithaben, falls sie gar nicht mehr gehen kann.

Mein Vorschlag für meine Mutter und die Ärzte wäre, meine Mutter bei jedem Termin nur wenig zu belasten, d. h. jetzt Blutabgabe, deren Beurteilung und die Bitte um Medikamente. Weitere Untersuchungen wieder mit einem Abstand von 14 Tagen oder so, auch in kleineren Häppchen, wenn das geht. Meine Mutter braucht möglichst noch Zeit, aber gleichzeitig Medikamente. Sonst wäre vielleicht auch noch der Zwischenbesuch beim Hausarzt nötig, damit ihre Medikamente, die sie sonst noch hat, auf die neue Situation besser eingestellt werden.

Ich muss sagen, dass sie fast ohne klaren Befund aus der Klinik entlassen wurde. Erst aufgrund meines besorgten Nachfragens, weil meine Mutter sich immer noch so schlecht fühlte, wurde die MRI durchgeführt und begriffen, dass sie nicht einfach nur eine Lungenentzündung hatte. So erklärt sich auch, warum die Medikamente nicht anschlugen gegen ihre Lungenentzündung.

Schon vorher fiel nur mir auf, dass ihr Husten nicht normal ist und viel zu lange dauert. Sie wurde erst in die Klinik überwiesen, als ihr Fieber nicht nachließ. Nachdem ich hier einige gleichgelagerte Fälle las, wäre es doch möglich, dass meine Mutter schon in einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit ist. Ihre Symptome passen zu Lymphdrüsenkrebs, auch ihre abweichenden Blutwerte, dann das MRI. Die Frage ist wohl eher, wie viel Zeit ihr noch bleibt, welche Art es ist und ob noch eine schonungsvolle Behandlung möglichst ist, um den Krebs zu bremsen und meiner Mutter noch ein paar Jahre zu geben. Vor allem geht es auch um die medikamentöse Verbesserung ihrer jetzigen Symptomatik. Ich werde nichts gegen den Willen meiner Mutter durchdrücken, doch ihr Mut machen, es zuerst abklären zu lassen, denn die Ärzte haben sie nicht abgeschrieben. Dafür weiß man noch zu wenig. Es wurde auch noch keine Gewebeprobe entnommen für die Pathologie.
__________________
LG Dream
  #22  
Alt 13.11.2016, 16:39
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo liebe Dream,

es freut mich sehr für Euch, daß Deine Mutter den Termin morgen wahrnehmen will.
Denn wenn sie dazu entschlossen ist, wird sie sich schon auch irgendwie "zusammenrappeln", um das durchstehen zu können.

Zitat:
Der Termin morgen könnte uns eher die Entlastung bringen, nachdem meine Mutter sowieso vom Schlimmsten ausgeht. Der davor zuständige Arzt rief sie nochmal an und das Fräulein der Hämatologie erklärte uns über Telefon, dass sie nur Blut geben müsse und noch nichts gemacht wird als diese Blutbeurteilung durch die Hämatologie-Spezialistin.

Ich hab mir auch schon überlegt, meine Mutter dahingehend zu schonen, dass ich evtl. erst später anrufe nach dem Termin und die Ärztin dort erst dann näher befrage und ansonsten diesmal nur frage, was als nächsten Termin vereinbart werden müsste und ob wir meiner Mutter noch etwas Zeit geben können bis dahin.
Im wesentlichen geht es bei der Diagnose darum, Gewißheit über den momentanen Zustand Deiner Mutter erreichen zu können.
Ich gehe davon aus, daß beim Termin die bisherigen Feststellungen vorliegen.

Bei Lymphdrüsenkrebs sind zwar "Durchleuchtungen" aller Art sowie Blutauswertungen hervorragende Mittel, um tendenziell Abartigkeiten feststellen zu können.
Letztlich kann aber genauer Aufschluß darüber, wie bösartig der Krebs ist, nur durch eine Gewebediagnose erfolgen.
Denn erst danach können Ärzte beurteilen, was wann am sinnvollsten zu tun ist.
Auch, ob sofortiger Handlungsbedarf besteht oder nicht.

Deine "Schonungs-Überlegungen" sind naheliegend.
Es ist aber so, daß z.B. nach jeder Untersuchung die Ergebnisse von den Ärzten erläutert und bzgl. ihrer Bedeutung erklärt werden.
Dazu kann man dann auch Fragen stellen.
Und von derartigen Gesprächen würde ich Deine Mutter nicht "ausgrenzen", weil sie ja die direkt Betroffene ist.
Denke, Deine Mutter braucht Dich diesbzgl. nicht als "Schonungs-Filter".

Vier Ohren hören mehr als zwei, und der "Empfang" wird sicherlich auch unterschiedlich sein:
Aber es ist der direkteste Empfang, den ihr hinterher besprechen und bewerten könnt.

Ich machte selbst die Erfahrung, daß man in diesen Gesprächen anfangs manches gar nicht richtig versteht.
Und erst danach manches richtig "durchsickert" und dadurch erneut Fragen entstehen:
Schließ Deine Mutter bitte davon nicht aus.
Denn sie muß an der Entscheidungs-Findung möglichst direkt beteiligt sein.
Nicht nur, weil sich das einfach so gehört, sondern auch, weil sie Entscheidungen voll mittragen muß.

Die Ärzte und nur die Ärzte können medizinische Entscheidungs-Hilfen bieten und auch aufzeigen, wohin ggf. Behandlungen führen können.
Entscheiden muß aber letztlich jeder selbst, was er zu tun gedenkt.

Viel Glück Euch beiden morgen beim Termin.


Liebe Grüße
lotol
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3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #23  
Alt 13.11.2016, 19:10
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Danke, lotol!

Bei den späteren Anrufen hätte ich natürlich meine Mutter gleich neben mir gehabt und auf Lautsprecher geschaltet, so wie wir es bisher taten. Ich dachte nur an Möglichkeiten der Schonung, weil meine Mutter beim letzten Besuch der Nachbarin auf einmal erklärte, dass sie unser Gespräch gar nicht mehr verstehe, und sie sehr fahl aussah. Also darf das einfach nicht zu lange und anstrengend werden für sie. Dazu kommt, dass sie schwerhörig ist und ihr Hörgerät nicht mehr so viel verbessert beim Hören, wie sie in letzter Zeit feststellte. Aber sie will es auch genau wissen und wir werden beide möglichst präsent sein im Gespräch mit der Ärztin und auch alles Nötige fragen, das will meine Mutter auch so, denn diese Ungewissheit jetzt ist für uns beide unerträglich. Die Ärztin wird sicher auch etwas lauter reden, wenn sie merkt, dass auch ich lauter rede mit meiner Mutter.

Wir sprachen übrigens schon über die nächsten Schritte. Meine Mutter ist schon misstrauisch und ängstlich, aber ich erzählte ihr von Dir und wie Du das geschafft hast. Der nächste Schritt wäre dann wohl die besagte Gewebeentnahme. Ich nehme an, das geschieht unter Narkose, aber doch sollte dieser Eingriff grundsätzlich nicht gefährlich sein, oder? Also wenn sie noch kein Ja dazu findet, müsste sie eben dann noch Bedenkzeit haben. Auf der anderen Seite zeigte sie heute eine rigide Seite im Sinne von: Jetzt gehen wir da gemeinsam durch, morgen machen wir das, sie hat das öfter wiederholt. Im Sinne von: Wenn schon, dann gleich. Und sie hat auch schon laut darüber nachgedacht, wie wir eine mögliche Behandlung und Chemotherapie vor der Familie verbergen und verharmlosen könnten, denn diese darf nichts vom Krebs wissen, außer wegen der Lungenentzündung und altersbedingte übliche Abklärungen, weil meine Mutter sonst nicht mehr in Ruhe gelassen wird, was sie aber gerade jetzt dringend braucht. Sie hat es mir auch nur gesagt, weil wir zusammen wohnen und sie auf mich angewiesen ist und ich als Schmerzkranke ebenso ruhebedürftig bin und sie deshalb verstehe. Die Energie der Gesunden wär nicht aushaltbar für uns, auch nicht für mich, dann könnte ich meiner Mutter nicht mehr ausreichend zur Seite stehen.

Als gutes Zeichen werte ich auch eine Bemerkung meiner Mutter heute: Eine Angehörige rief sie an und erzählte ihr ahnungslos von einer Frau im Sterben, deren Verwandten ihr immer wieder sagen: Lass endlich los! - Meine Mutter ärgerte sich richtig darüber, wie man eine Kranke einfach so zum Sterben überreden kann, damit es schneller gehe. Das sei pietätlos! findet sie. Wusste ich es doch, das sie nicht einfach loslassen wird, vor allem nicht, wenn es noch jemand so haben will. Wir stellten uns vor, wer von unseren Angehörigen auch so reden würde, wenn sie es wüssten, es gäbe durchaus einige. Gut, dass sie es nicht wissen. Es wird nicht pünktlich gestorben, dafür ist meine Mutter dann schon zu eigenwillig!

Ganz lieben Gruß an Dich, lotol! Gott segne und behüte Dich!
__________________
LG Dream
  #24  
Alt 13.11.2016, 19:41
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream.

Ich wünsche Dir für morgen alles Gute für den Termin. Ich freue mich darüber, dass Deine Mama über weitere Schritte zur Behandlung nachdenkt.

Mit lieben Grüßen.
Wolle2
  #25  
Alt 14.11.2016, 00:45
lotol lotol ist offline
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Daumen hoch AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo liebe Dream,

danke, daß Du mir Gottes Segen wünschtest und daß er mich behüten möge.

Zitat:
Aber sie will es auch genau wissen und wir werden beide möglichst präsent sein im Gespräch mit der Ärztin und auch alles Nötige fragen, das will meine Mutter auch so, denn diese Ungewissheit jetzt ist für uns beide unerträglich. Die Ärztin wird sicher auch etwas lauter reden, wenn sie merkt, dass auch ich lauter rede mit meiner Mutter.
Das klingt ganz gut.
Sicher kann man auch Gespräche per Telefon führen, und Eure Beweggründe dafür sind nachvollziehbar.
Andererseits ist es so, daß persönliche Gespräche - sofern machbar - jedenfalls besser sind.
Denn unsere Ärzte sind auf Grund ihrer Erfahrungen bis zu einem gewissen Grad auch Psychologen.
Und - wenn wir Glück haben - auch hervorragende Beobachter.
Soll heißen:
Auf Grund unserer Reaktionen wissen sie relativ genau, was sie uns jeweils "zumuten" können.
"Scheibchenweise", damit wir das besser "verdauen" können.

Ist ja alles nicht gerade "ein Pappenstiel", womit Krebs-Patienten samt Angehörigen ggf. konfrontiert werden müssen.
Das geht per Telefon nicht so gut.

Zitat:
Wir sprachen übrigens schon über die nächsten Schritte. Meine Mutter ist schon misstrauisch und ängstlich, aber ich erzählte ihr von Dir und wie Du das geschafft hast. Der nächste Schritt wäre dann wohl die besagte Gewebeentnahme. Ich nehme an, das geschieht unter Narkose, aber doch sollte dieser Eingriff grundsätzlich nicht gefährlich sein, oder? Also wenn sie noch kein Ja dazu findet, müsste sie eben dann noch Bedenkzeit haben.
Die Ängstlichkeit Deiner Mutter ist verständlich.
Es besteht aber weder Veranlassung zu Mißtrauen, noch zu Angst vor einer Gewebe-Entnahme:
Das ist an sich "ein Klacks", der halt durchgeführt werden muß, um bestmögliche Klarheit zu schaffen.
Dazu ist auch keine Narkose erforderlich.
Sondern nur eine örtliche Betäubung per Spritze - vergleichbar mit einer Spritze wie beim Zahnarzt.
D.h. die Gewebe-Entnahme erfolgt bei vollem Bewußtsein.
Per Schnitt(en) oder Hohlnadel-Absaugung.
(Wenn jemand das interessiert, kann er dabei evtl. auch zuschauen, wie das gemacht wird. Beschrieb ich bei mir im Thema mich betreffend.)

Das ist wirklich keine großartige Affäre, vor der jemand sonderlich Angst haben müßte.
Zumal das ja dazu dienen soll, um definitiv Klarheit schaffen zu können.
Was (unbedingt) sein muß, muß sein - so ist das zu sehen.

Und was sein muß, leiten letztlich unsere Ärzte in die Wege.
Auch, damit ihnen weder Fehler in der Einordnung, noch bzgl. evtl. Behandlungs-Möglichkeiten unterlaufen können.

Wenn es die Ärzte Deiner Mutter für angebracht halten, sicherheitshalber eine Gewebe-Analyse durchzuführen, wäre es aus meiner Sicht ratsam, das möglichst zeitnah zu tun.
Denn dadurch ergibt sich schnellstmögliche Gewißheit, was Sache ist bzw. auch angebracht ist, weiterhin zu tun.

Zunächst geht es dabei insgesamt nur um die Feststellung des Status quo Deiner Mutter.
Sowie auch nur um mögliche Perspektiven einer evtl. Behandlung.

Wenn der Status quo als solcher bekannt ist, kann Deine Mutter immer noch frei wählen, was sie tun will.
Aber sie trifft diese Wahl dann unter erheblich mehr Klarheit über die Konsequenzen ihrer Wahl.

Kein Mensch will Deiner Mutter irgendetwas "aufzwingen".
Du nicht, und auch ihre Ärzte nicht.
Sie kann über ihr weiteres Leben frei entscheiden!

Versuch bitte, ihr das klarzumachen.
Denn es hilft ganz gewaltig, sich nur selbst (in freier Entscheidung) etwas "aufzuzwingen".
Was auch immer das sein mag - man will das tun.

Wovor sollte man denn Angst haben, wenn man entschlossen ist, etwas "durchziehen" zu wollen??
Aus meiner Sicht gibt es dabei nur zwei Alternativen:
1) Man kämpft, um den Krebs überleben zu können...oder
2) Man kämpft (wenn alles nur noch hoffnungslos ist), um schnellstmöglich sterben zu können.
Letzteres aber nur dann, wenn man sich selbst "am Ende" fühlt und einfach nicht mehr (unter den jeweiligen Bedingungen) weiterleben will.

Wie es aussieht, will Deine Mutter derzeit weiterleben.
Bestärk sie darin, das zu tun.
Denn der Tod gehört zwar zum Leben mit dazu.
Ist aber keine wirkliche Alternative.
Denn dann ist das Leben "Aus und vorbei".
Vergangen und erloschen.
Wie das in der Natur halt nun mal so ist.

Viel Glück Euch beiden bei den Ergebnissen am Montag.
Du wirst doch auch davon etwas hören lassen?
V.a. auch, wie die Ergebnisse auf Deine Mutter wirkten.
Hoffe mit Dir: ermutigend.


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
  #26  
Alt 15.11.2016, 11:54
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Vielen Dank fürs Daumendrücken, Wolle2 und lotol!

Ich wünsche auch euch viel Kraft und eine heilsame Entwicklung, mit der ihr gut leben könnt!

Der Tag gestern war sehr erschöpfend für meine Mutter. Wir haben uns total verschätzt, was den Weg anbelangt, dann noch den Bus verpasst durch den Anruf eines Verwandten, wodurch es spät wurde und die Busverbindungen so schlecht wurden, sodass meine Mutter am Ende doch einige unnötige Wege überstehen musste, die ich ihr lieber erspart hätte. Gut, dass der Rollstuhl bestellt ist für künftige Termine.

Die Lymphknoten sind offenbar noch klein, da sei nichts Aggressives am Werk, erklärte die Hämatalogin. Sie sieht keinen schnellen Handlungsbedarf, auch angesichts des geschwächten Zustands meiner Mutter, wo eine Chemotherapie gar nicht in Frage käme. Den Lymphdrüsenkrebs als Verdachtsdiagnose hat sie nicht bestätigt, das sei alles noch zu unspezifisch, um eine solche Diagnose stellen zu können. Da war offenbar der vorher behandelnde Oberarzt etwas voreilig mit seiner Verdachtsdiagnose, wobei er darauf hinwies, dass er eine andere Ansicht vertrete als die Hämatalogin. Er relativierte seine Verdachtsdiagnose auf die Hoffnung, dass der Krebs zwar bösartig, aber ansonsten harmlos sein könnte für die nächsten Jahre.

Als nächstes müssten weitere Röntgenbilder gemacht werden, auch vom Bauchraum. Es könnte auch ein anderer Krebs sein, der zu den Lymphknoten streut. Die Lunge muss auch näher untersucht werden. Es wäre noch so viel abzuklären, was aber nur schrittweise möglich ist aufgrund des geschwächten Zustands meiner darüber hinaus ängstlichen Mutter. Das sei aber vertretbar, da die Lymphknoten noch klein sind. Die Aktivität der Blutkörperchen sei nicht normal, aber die Entzündungswerte im Blut haben sich gebessert.

Die Klinikärztin wird uns den nächsten Termin noch durchgeben. Die Abklärung wird aber eher über Monate laufen und nicht über die nächsten Wochen. Es muss auch abgeklärt werden, wo die Gewebeentnahme gemacht wird. Die Ärztin sprach von einer Entnahme über einen Schlauch im Rachen.

Ich überlege, wie ich meine Mutter auch dann zuhause behalten könnte, wenn sie zum Pflegefall wird. Im Moment kann sie noch allein auf die Toilette und sich auch allein waschen und umziehen, wenn sie ausreichend Zeit hat. Allerdings war sie gestern so erschöpft nach dem Termin, dass ich sie teilweise doch ausziehen musste. Sie erbrach sich und schlief auf dem Sessel ein. Erst nach ein paar Stunden konnte sie ins Bett.
__________________
LG Dream

Geändert von Dream (15.11.2016 um 11:58 Uhr)
  #27  
Alt 15.11.2016, 19:16
kölnerin kölnerin ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo Dream

zumindest die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln könntest du deiner Mutter ersparen, sprich mit dem Arzt und der Krankenkasse und lasst euch einen Taxischein geben. Evtl. solltet ihr auch darüber nachdenken eine Pflegestufe zu beantragen.

Grüße aus Köln
  #28  
Alt 15.11.2016, 19:27
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo kölnerin

Wir wohnen nicht in Deutschland. Bisher mussten wir Transportkosten ins Krankenhaus immer selbst bezahlen, trotz Einreichen und Rezept etc. Es gibt so oder so einen Selbstkostenanteil, den wir nicht bezahlen können. Deshalb versuchen wir, das Bestmögliche zu tun. Das mit dem Rollstuhl sollte gehen. Der Weg gestern wäre trotz der Komplikationen mit einem Rollstuhl gut bewältigbar gewesen. Und das ändern wir ja jetzt. So viele Termine werden es in nächster Zeit nicht werden, die Abklärung wird sich über mehrere Monate erstrecken.

Wir wollten ursprünglich einen Pflegeplatz in einem Heim suchen, aber meine Mutter nervt sich derart über das viele Reden von anderen, dass es in nächster Zeit besser ist, sie zu zuhause bei mir zu behalten, da hat sie ihre Ruhe, da ich wie sie auch nicht so viel reden mag. Wir sind ein eingespieltes Team. Sie möchte zwar jemanden um sich haben, aber das Reden strengt sie einfach an. Kann ich gut nachvollziehen. Ob eine Pflegehilfe zuhause möglich ist, müsste ich nachfragen. Bisher versuchen wir es mit Hilfsmitteln. Ein bisschen Bewegung braucht meine Mutter, um nicht vorzeitig bettlägerig zu werden. Heute ging es ihr besser. Vielleicht erholt sie sich wirklich noch von ihrer Lungenentzündung und ist dann trotz dieser kleinen Lymphknoten wieder fitter. Wir wollen nun einfach ihr Immunsystem stärken mit guter Ernährung und angepasster Bewegung im Haus. Möglichst wenig Stress und viel Zuwendung von mir.
__________________
LG Dream

Geändert von Dream (15.11.2016 um 19:31 Uhr)
  #29  
Alt 15.11.2016, 20:11
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Liebe Dream.

Ein Platz in der gewohnten Umgebung statt eines Heimplatzes mit Mehrbettzimmer ist auf jeden Fall für Deine Mutti die bessere Lösung. Allerdings stellt das für Dich eine enorme Belastung dar, vor allem dann, wenn eine gesundheitliche Einschränkung bei deiner Mutti eintritt. Bewegung ist unbedingt nötig und wenn sie kurzzeitig nur auf Sitzen an der Bettkante beschränkt ist. Nur liegen schafft zusätzliche Probleme, wie zum Beispiel Durchliegewunden.
Wenn Du es schaffst, Deine Mutter im eigenen Heim zu versorgen, wäre das der optimale Weg. Ich habe selbst zwei Jahre Pflegeheim mit allen Tiefen hinter mir. Glücklicherweise hatte ich überwiegend ein Einzelzimmer. Geschwätzige Zimmernachbarn hätte ich nicht auf Dauer ertragen.

Mit vielen Grüßen.
Wolle2
  #30  
Alt 15.11.2016, 21:14
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo liebe Dream,

Zitat:
...
...Als nächstes müssten weitere Röntgenbilder gemacht werden, auch vom Bauchraum. Es könnte auch ein anderer Krebs sein, der zu den Lymphknoten streut. Die Lunge muss auch näher untersucht werden. Es wäre noch so viel abzuklären, was aber nur schrittweise möglich ist aufgrund des geschwächten Zustands meiner darüber hinaus ängstlichen Mutter. Das sei aber vertretbar, da die Lymphknoten noch klein sind. Die Aktivität der Blutkörperchen sei nicht normal, aber die Entzündungswerte im Blut haben sich gebessert.
Angesichts der Situation, in der Deine Mutter ist, klingt das Ergebnis zunächst ganz gut.
D.h. Deine Mutter wird die notwendige Zeit haben, um sich von den vorherigen Strapazen erholen zu können.

Zitat:
Die Klinikärztin wird uns den nächsten Termin noch durchgeben. Die Abklärung wird aber eher über Monate laufen und nicht über die nächsten Wochen. Es muss auch abgeklärt werden, wo die Gewebeentnahme gemacht wird. Die Ärztin sprach von einer Entnahme über einen Schlauch im Rachen.
Wie hat all das Deine Mutter aufgefaßt?
Konnte sie ein wenig von ihrer Ängstlichkeit "abbauen", nachdem nun nicht mehr so viel (zeitlicher) "Druck" befürchtet werden muß?

Zitat:
Ich überlege, wie ich meine Mutter auch dann zuhause behalten könnte, wenn sie zum Pflegefall wird. Im Moment kann sie noch allein auf die Toilette und sich auch allein waschen und umziehen, wenn sie ausreichend Zeit hat. Allerdings war sie gestern so erschöpft nach dem Termin, dass ich sie teilweise doch ausziehen musste. Sie erbrach sich und schlief auf dem Sessel ein. Erst nach ein paar Stunden konnte sie ins Bett.
Denke, Du wirst auch solche Überlegungen (Pflege daheim) mit Deiner Mutter besprechen.
Das ist auch gut so.
Denn es kann ihr Sicherheit vermitteln und dadurch auch helfen, evtl. Angst abbauen zu können.

Zitat:
Ein bisschen Bewegung braucht meine Mutter, um nicht vorzeitig bettlägerig zu werden. Heute ging es ihr besser. Vielleicht erholt sie sich wirklich noch von ihrer Lungenentzündung und ist dann trotz dieser kleinen Lymphknoten wieder fitter. Wir wollen nun einfach ihr Immunsystem stärken mit guter Ernährung und angepasster Bewegung im Haus. Möglichst wenig Stress und viel Zuwendung von mir.
Ja, und viel Erfolg beim "Hochpäppeln".
Auch bezogen auf Deine Gesundheit.


Liebe Grüße
lotol
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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