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  #1  
Alt 26.11.2016, 21:26
Verlassen Verlassen ist offline
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Standard Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Ich hoffe sehr, dass ich hier etwas Hilfe finde. Vor einer Woche hat mein Mann bei der Kontrolluntersuchung erfahren, dass sich Metastasen gebildet haben und seine Lebenszeit nur noch begrenzt ist.

Er hat mir diese Mitteilung noch vom Krankenhaus aus per What's App geschickt. Er meinte, diese Nachricht müsste er erst einmal verdauen und war anschließend das ganze Wochenende nicht zu erreichen.

Am Montag hat er mir dann mitgeteilt, dass er alle Kraft und Zeit nun für sich braucht und es ihn für mich nicht mehr geben würde.

Wir haben mehrere Jahre eine sehr glückliche und liebevolle Beziehung geführt und er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Er hat alles für mich getan. Auch wenn ich mal krank war, war er immer für mich da. Ging es ihm selbst nicht gut, hat er es immer abgetan. Es durfte nie jemand sehen, dass es ihm auch mal schlecht gehen könnte. Und Hilfe annehmen ging auch nicht. Er hat immer alles mit sich alleine ausgemacht.

Ich weiß, dass er auch jetzt nur so reagiert, weil er mich schützen will und mir ersparen möchte, was auf ihn zukommt. Ich habe mehrmals versucht, ihm klarzumachen, dass es schlimmer für mich ist, wenn ich die Zeit nicht mehr mit ihm verbringen kann und ich weniger an den Krebs denken würde, wenn er einfach nur in meiner Nähe wäre. Aber er lässt sich nicht mehr umstimmen und hat sich getrennt.

Ich kann diese Reaktion einfach nicht verarbeiten, vor allen Dingen, weil ich weiß, dass er mich über alles liebt. Aber wie bringt er es fertig, mich mit seinem Entschluss so sehr zu verletzen? Er gibt mir gar keine Gelegenheit, ihm zu zeigen, dass ich sehr wohl mit dem, was kommt umgehen könnte - nicht aber mit seiner Entscheidung. Ich wäre so gerne für ihn da. Diesen Weg gehen doch in einer Beziehung immer zwei Leute und nicht einer alleine. Es gibt doch auch jemanden, der zurückbleibt.
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  #2  
Alt 26.11.2016, 21:54
Maria Sofia Maria Sofia ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Hallo,

habe Deine Geschichte gelesen und es tut mir sehr leid für Dich. Lass ihm etwas Zeit. Die Diagnose wird ein großer Schock für ihn gewesen sein. Für Dich natürlich auch. Kann sehr gut verstehen, dass Du für ihn da sein möchtest. Er wird sicher wieder zu Dir zurückfinden, wenn er mit der Situation besser umgehen kann. Drücke Dir die Daumen und sende Dir einen ganz lieben Gruß

Maria Sofia
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  #3  
Alt 26.11.2016, 22:03
Verlassen Verlassen ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Liebe Maria Sofia!

Ich danke Dir, für Deine schnelle Antwort.

Natürlich sitze ich immer noch hoffend und wartend zu Hause. Aber im Grunde genommen weiß ich, dass ich mir nichts vormachen brauche. Er ist ein sehr willensstarker Mensch, der zu dem, was er sagt auch steht. Und ich bin mir schon sehr sicher, dass er seine Meinung nicht ändern wird.

Ich glaube nicht, dass bei ihm ankommt, dass es für mich schlimmer ist, ihn nicht zu sehen, als ihn zu begleiten auf seinem Weg. Er will mich immer nur vor allem beschützen. Nur hier erreicht er leider genau das Gegenteil.

Er reagiert nicht einmal mehr auf Nachrichten von mir. Es ist, als wäre ein Schalter umgelegt worden und ich erkenne den Mann, den ich so sehr liebe nicht mehr wieder.
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  #4  
Alt 26.11.2016, 22:16
Dani1977 Dani1977 ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Hallo,

oh man, das tut mir total leid...

Ich muss sagen, ich kann beide Seiten verstehen. Die Menschen, die so eine Diagnose bekommen, denen wird der Boden unter den Füssen weggerissen, viele werden - liest man hier und ich kann es auch selber bestätigen - agressiv gegenüber den Angehörigen, dazu kommen Depressionen. Ich denke, bei deinem Mann kommt jetzt alles zusammen.

Kann mich Maria Sofia nur anschließen, auch wenn ich weiss, wie schwer dir das fallen muss. Ich denke, er braucht Zeit. Aber ich glaube auch, das er sich melden wird.

Wünsche dir ganz viel Kraft und drücke euch die Daumen.

Dani
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  #5  
Alt 26.11.2016, 22:43
Verlassen Verlassen ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Danke, Dani.

Depressiv ist er definitiv nicht. Eher sehr nüchtern und auch aggressiv verhält er sich nicht. Wenn wir uns mal für ein paar Minuten begegnen, redet er ganz normal mit mir. Und er hat auch schon ganz klare Vorstellungen, wie es schlussendlich ablaufen soll. Ich soll mit seiner Beerdigung nicht einmal ansatzweise in Berührung kommen.

Ich fühle mich gerade sehr ausgeschlossen, vor den Kopf gestoßen und so gar nicht verstanden. Und die Aussage, wir hätten sehr schöne Jahre miteinander gehabt, aber nun wäre es eben zu Ende und er müsse seinen Weg alleine gehen, macht das ganze nicht besser.

Ich lese oft, dass Ehepartner nach einer solchen Diagnose sehr ruppig reagieren oder aber auch aggressiv. Aber ich habe hier nirgendwo gelesen, dass jemand aufgrund der Diagnose ausgezogen ist und seinen Partner ohne einen Trost zurückgelassen hat. Jeder hat die kostbare noch verbleibende Lebenszeit noch mit seinem Partner verbringen und für ihn da sein dürfen - auch wenn es zu Beginn vielleicht etwas schwierig war.

Ich finde, das das ein ganz wesentlicher Teil ist, um mit der Verarbeitung beginnen zu können.
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  #6  
Alt 26.11.2016, 23:32
Dimolaidis Dimolaidis ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Puh.

Weisst du vielleicht ob er das Drumherum um diese Erkrankung mit ihrem möglichen Ende aus Sicht eines Angehörigen mal näher erlebt hat? Familie, Freunde, Kollegen? Er nicht möchte das du etwas durchmachen musst weil er gesehen hat wie belastend es sein kann?

Objektiv betrachtet ist das Verhalten natürlich unmöglich, aber ich kann mich etwas da hineinversetzen. Ich bin zB so gestrickt das ich für Freunde, Partnerin alles mache, Fels in der Brandung, mehrfacher Trauzeuge. Aber selbst nicht zulasse das jemand etwas für mich macht. Schon ein Geburtstagsgeschenk für mich stört mich. Dadurch geraten Freundschaften leicht ins asymmetrische. Ich weiss das alle für mich da sind, aber ich würde es nie abrufen. Ich würde nicht zu 100% ausschliessen ebenfalls so wie er zu reagieren. Weil man einfach nicht das Tam Tam um sich herummöchte, der Mittelpunkt der anderen, um andere mit der Belastung zu verschonen. Ist es ein Selbstwertproblem, das Gefühl sein Leben kontrollieren zu müssen und im Griff zu haben wobei man nicht weiss wie es selber weitergeht?

Diese Barriere aus Stolz muss durchbrochen werden, irgendwie. Mit klaren Worten und ich fürchte du wirst die meiste Arbeit haben ihn zu bearbeiten,
weil er seinen Weg gehen will, der ihm vielleicht selbser nicht gut tut.

Krankenhäuser haben Psychoonkologen die auch für Angehörige zuständig sind. Wende dich an so jemanden. Wichtig ist zuerst zu verstehen warum er so gehandelt hat und das dann für sich zu bewerten.

Alles Gute.
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  #7  
Alt 27.11.2016, 01:48
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Hallo Verlassen,

es gibt zwar nichts, das es nicht gibt, aber aus meiner Sicht paßt das alles hinten und vorne nicht zusammen.

Zitat:
Ich fühle mich gerade sehr ausgeschlossen, vor den Kopf gestoßen und so gar nicht verstanden. Und die Aussage, wir hätten sehr schöne Jahre miteinander gehabt, aber nun wäre es eben zu Ende und er müsse seinen Weg alleine gehen, macht das ganze nicht besser.
Das ist nachvollziehbar, und es tut mir leid für Dich, daß es so ist.
Möglicherweise wirst Du auch noch dazu gezwungen sein, das eine oder andere in Eurer Beziehung anders einzuordnen/zu bewerten.

Geht mich zwar nichts an, aber wenn Du es magst, sag doch bitte etwas zu Eurer Beziehung.
Verheiratet?
"Lebensgefährten"?
Oder ist er verheiratet und hat eine Beziehung zu Dir?

Ganz abgesehen davon ist für mich das Handeln Deines "Mannes" völlig unverständlich.
Und für mich scheint es fragwürdig zu sein, ob er Dich wirklich liebt.

Zitat:
Natürlich sitze ich immer noch hoffend und wartend zu Hause. Aber im Grunde genommen weiß ich, dass ich mir nichts vormachen brauche. Er ist ein sehr willensstarker Mensch, der zu dem, was er sagt auch steht. Und ich bin mir schon sehr sicher, dass er seine Meinung nicht ändern wird.
Wozu steht also der nicht Depressive? :
Zitat:
Vor einer Woche hat mein Mann bei der Kontrolluntersuchung erfahren, dass sich Metastasen gebildet haben und seine Lebenszeit nur noch begrenzt ist.

Er hat mir diese Mitteilung noch vom Krankenhaus aus per What's App geschickt. Er meinte, diese Nachricht müsste er erst einmal verdauen und war anschließend das ganze Wochenende nicht zu erreichen.

Am Montag hat er mir dann mitgeteilt, dass er alle Kraft und Zeit nun für sich braucht und es ihn für mich nicht mehr geben würde.
Ah ja, so "blendet" ein "Liebender" also eine ihn liebende Frau "aus".
Einfach so?
Ist schon bemerkenswert!

Was will dieser Typ denn eigentlich?
Etwa den (evtl. nur vermeintlich) kümmerlichen Rest seines Lebens noch so richtig "einen draufmachen"?
Ohne Dich?

Zitat:
Ich glaube nicht, dass bei ihm ankommt, dass es für mich schlimmer ist, ihn nicht zu sehen, als ihn zu begleiten auf seinem Weg. Er will mich immer nur vor allem beschützen. Nur hier erreicht er leider genau das Gegenteil.

Er reagiert nicht einmal mehr auf Nachrichten von mir. Es ist, als wäre ein Schalter umgelegt worden und ich erkenne den Mann, den ich so sehr liebe nicht mehr wieder.
Ein gut gemeinter Rat, der Dich vielleicht überraschen wird:
Schick Deinem "Mann" eine schriftliche Nachricht (per SMS oder E-Mail).
Ungefähr mit diesem Inhalt:
Wenn es unbedingt Deine Absicht ist, mich zutiefst verletzt zurückzulassen - dann krepier eben in drei Teufels Namen alleine!!
Und melde Dich ja nie wieder bei mir!

Wenn er darauf immer noch nicht reagiert, weißt Du wenigstens, woran Du mit ihm bist:
Evtl. mußt Du ihn so schnell als irgend möglich schlicht und einfach "vergessen".
Ist vielleicht für Dich auch einfacher als mit ständig enttäuschter Hoffnung auf eine Reaktion weiterleben zu müssen.

Um es noch genauer zu sagen:
Wenn Dein Mann nicht einmal darauf reagiert, ist er es auch nicht wert, daß Du Deinerseits auch nur den geringsten Gedanken an ihn verschwendest.
Sieh dann lieber zu, daß Du Dich schnellstmöglich von ihm emotional "ablösen" kannst.

Wünsche Dir viel Glück bei der weiteren Entwicklung in Deiner Situation.


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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  #8  
Alt 27.11.2016, 09:28
Ines11 Ines11 ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Hallo
Ich kann dich sehr verstehen. Ich habe ähnliches auch erst durch!
Mein Lebensgefährte (mittlerweile 8 Jahre Beziehung + 1 gemeinsames Kind) bekam bei einer Kontroll Untersuchung ebenfalls mitgeteilt das er Metastasen hat und schnell handeln muss. Ohne Behandlung hätte er eine vermutliche Lebenszeit von 1-2 Jahren maximal.
Die Diagnose teilte er mir aber nicht mit. Er rief mich an und nannte irgendwelche irrelevanten Gründe und trennte sich telefonisch von mir! Ich hab gebettelt und gefehlt, Tage lang.. keine Reaktion von ihm! Einen Tag hat er unsere gemeinsame Tochter abgeholt. Sie kam völlig verweint heim und er sahs noch etwa 30 min im Auto vor unserer Haustür und weinte ebenfalls! Ich war in dieser Zeit völlig fertig!
Ich habe dann durch seine Schwägerin erfahren, daß er bei der Diagnose wohl sehr randaliert hat in der Klinik.
Ich habe selbst aber nur Kontakt mit ihm gehabt per SMS wenn es um unsere Tochter ging. Dies ging etwa 8 Wochen so, bis er irgendwann Nachts anrief und mit mal in der Tür stand!
Naja was soll ich sagen, mittlerweile ist er wieder in Chemo Behandlung. Aber er ist bei uns!
Er tat das alles um uns zu schützen... Man muss so eine Diagnose auch erst mal verkraften!
Seine Werte sind gut, die Metastasen schlagen sehr gut auf die Chemo an... und wir geben ihm die kraft diesen Kampf zu schaffen!!!
Lass deinem Partner erst einmal in Ruhe... er braucht diese Zeit!!!
Ich bin mir sicher er wird zur Vernunft kommen!!!
Ich wünsche es euch sehr!!!
Fühl dich gedrückt
Lg Ines
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  #9  
Alt 27.11.2016, 09:36
Verlassen Verlassen ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Danke euch beiden.

@ Dimolaidis

Schon seines Berufes wegen, weiß er was da durchzustehen ist und deswegen bin ich mir auch so sicher, dass er sich nur meinetwegen so verhält, um mich zu schützen. Und das ist auch der Grund, warum ich sagen kann, dass das nicht die depressive Seite, sondern die "nüchtern" betrachtete ist. Natürlich ist das trotz allem ein Schock, wenn man selber betroffen ist, aber er steht allen Dingen im Leben gefasster gegenüber, als normal üblich.

Ihn zu "bearbeiten" ist das schwierigste an der Sache, weil ich kaum Gelegenheit habe, ihn zu sehen und auf meine Nachrichten reagiert er nicht. Er meint, wir können irgendwann nochmal in Ruhe über das alles reden, sagt mir aber nicht wann und ich weiß, dass es an seinem Entschluss nichts ändern wird.

Du schreibst, Du würdest nicht ausschließen können, dass Du es genauso machst. Es würde Dir tatsächlich gelingen zuzusehen, wie Deine Partnerin daran zerbricht, dass sie Dir nicht beistehen kann? Wie willst Du ihr das erklären? Das ist das, was mich beschäftigt. Wie kann man denken, man liebt seinen Partner mehr, indem man ihm mit der Situation nicht belasten möchte, wenn feststellen muss, dass er gerade an DIESER Entscheidung zerbricht?

Liebe Ines!

Ich danke Dir, für Deine Nachricht. Ich bin so froh, lesen zu können, dass ich anscheinend doch nicht die einzige bin, die so etwas durchstehen muss.

Nein, randalieren würde er nicht und die Wahrheit hat er mir ja auch nicht verschwiegen - wenn ich es auch per What's App nicht gerade ganz fair fand. Er ist ein ruhiger, besonnener und rational denkender Mensch.

Wenn natürlich auch noch ein Kind im Spiel ist, sieht das ganze noch eine Stufe schlimmer aus. Wie soll man es dem Kind erklären?

Ich habe noch nie in meinem Leben so viel geweint wie jetzt gerade. Ich muss mich regelrecht zwingen, etwas zu essen. Und dieses Leere macht mich fertig. Wie hast Du das durchgestanden die ganzen Wochen?

Geändert von gitti2002 (27.11.2016 um 15:24 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
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  #10  
Alt 27.11.2016, 10:08
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Liebe Verlassen,
du schriebst:
Zitat:
Schon seines Berufes wegen, weiß er was da durchzustehen ist und deswegen bin ich mir auch so sicher, dass er sich nur meinetwegen so verhält, um mich zu schützen. Und das ist auch der Grund, warum ich sagen kann, dass das nicht die depressive Seite, sondern die "nüchtern" betrachtete ist. Natürlich ist das trotz allem ein Schock, wenn man selber betroffen ist, aber er steht allen Dingen im Leben gefasster gegenüber, als normal üblich.
Dies ist das gemeine an den Berufen, wie er einen hat, dass man immer wieder Menschen vor Augen hat, die mit ähnlicher Diagnose, den Weg gingen, der ihm nun bevorsteht.
Für mich ist es wichtig, dass man heute (kommt auch auf die Erkrankung an) viel mehr Behandlungsmöglichkeiten hat, als noch vor 20 oder 30 Jahren. Damals bedeuteten manche Diagnosen das sichere Todesurteil, heute hat man doch etliche Behandlungsmöglichkeiten.
Zitat:
wenn ich es auch per What's App nicht gerade ganz fair fand.
Es war für ihn erstmal leichter Dir es überhaupt mitzuteilen. What´s App ist doch ein Begleiter für viele von uns geworden.
Wenn Du ihm Nachrichten schickst,weiß er, dass Du an ihn denkst und für ihn da bist.

Ich möchte Dir ein großes Kraftpaket und einen lieben Gruss auf die Reise schicken.
Elisabethh.
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  #11  
Alt 27.11.2016, 10:22
Gucky Gucky ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Tja, was geht im Kopf eines Mannes vor, der gerade so eine Nachricht erhalten hat.
Ich kann da nur aus meiner Sicht sprechen.
Im Februar dieses Jahr bekam ich meine Diagnose Lungenkrebs, unheilbar, Lebenserwartung 4 Monate bis 4 Jahre.
Wir, also meine Frau und ich, hatten zu dieser Zeit noch eine schwerbehinderte erwachsene Tochter, die wir im Januar ins Hospitz geben mußten.
Mir gingen auch solche und noch viel schlimmere Gedanken durch den Kopf.
Ich war nie krank und hatte auch so keine gesundheitlichen Probleme und dann so etwas.
Ich entschied mich zu kämpfen. Meine Familie unterstützte mich hervorragend und ich durfte noch einen schönen Sommerurlaub mit ihnen verleben.
Im September wurde es noch einmal kitisch.
Das Hochgefühl lies nach und der Lungenkrebs meldete sich mit aller Macht zurück. Vom vielen Husten bekam ich auch noch Kopfschmerzen.
Als wenn das alles noch nicht genug wäre, verstarb meine Tochter im September.
Und wieder stand ich vor der Frage, lohnt es sich zu kämpfen?
Auch hier entschied ich mich nochmals fürs Kämpen, natürlich zusammen mit meiner Frau.
Ich bekam eine neue Therapieform, die, so zumindest mein derzeitiger Eindruck, sehr schnell anschlug.
Nun steht Weihnachten vor der Tür und mein Sohn will im Mai heiraten. Das sind für mich Argumente weiter zu kämfen.
Aber das geht nur mit der Unterstützung meiner Familie.
Das, denke ich, solltest Du ihm nahelegen. Es kann noch soooo viele schöne Momente geben, für euch beide.
Wenn er sich jedoch aufgegeben hat, dann solltest Du es, so schwer verständlich es auch für dich im Moment ist, akzeptieren und ihn gehen lassen.

Mit freundlichen Grüßen Gucky

Geändert von Gucky (27.11.2016 um 10:25 Uhr)
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  #12  
Alt 27.11.2016, 10:25
Verlassen Verlassen ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Danke Dir, Elisabeth. Natürlich ist WA ein Begleiter in der heutigen Zeit geworden. Nur solche Nachrichten, die sollte man persönlich überbringen, sich in den Arm nehmen können. Und ob der Partner danach erst einmal eine Zeit für sich braucht, ist auch verständlich. Mit all dem hätte ich auch nicht das Problem gehabt. Aber gar nicht nach erst wieder nach Hause kommen und sagen, dass man den Weg komplett alleine gehen will, das finde ich schon sehr egoistisch. Schließlich gehen so einen Weg immer zwei, wenn man sich liebt. Und selbst wenn er mich, wie jetzt, von sich stößt, ist der Weg für mich deswegen nicht verschwunden. Er ist für mich ein sehr viel steinigerer als zuvor geworden und er wird für mich nicht enden.

Und die Nachrichten, die ich ihm schicke, die liest er nicht. Das Handy wird ausgestellt. Das sehe ich ja. Schluss heißt für ihn Schluss. Ich weiß nur nicht, wie ich das überstehen soll.

Lieber Gucky!

Es tut mir sehr sehr leid, was eure Familie durchmachen muss. Das Schicksal ist so grausam. Und ich bewundere Deinen Mut und Deine Stärke, das alles durchzustehen.

Es ist nicht so, dass mein Mann aufgegeben hat. Er wird im Dezember eine OP angehen und er möchte so lange es geht in seinem Beruf arbeiten können. Ich weiß nicht, wie viel Zeit ihm bleibt, denn auch darüber hat er mit mir nicht geredet. Er kämpft schon auf seine Art - nur eben alleine und nicht mit mir zusammen.

Wenn Du irgendwann gehen musst, Gucky - was, wie ich hoffe noch sehr lange hin ist, dann hast Du Deine Frau aber zumindest mit dem Gedanken zurück gelassen, dass sie alles für Dich tun konnte und bis zum Schluss an Deiner Seite sein konnte. Diese Möglichkeit nimmt er mir aber ganz. Ich werde mit dem Gedanken weiterleben müssen, dass ich nicht an seiner Seite sein durfte. Für mich wird es keinen Trost geben.

Geändert von gitti2002 (27.11.2016 um 15:25 Uhr) Grund: zusammengeführt
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  #13  
Alt 27.11.2016, 10:40
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Liebe Verlassen,
Zitat:
Aber gar nicht nach erst wieder nach Hause kommen und sagen, dass man den Weg komplett alleine gehen will, das finde ich schon sehr egoistisch.
In seinen Augen ist dies schon der richtige Weg, ist halt für den Angehörigen, den er da vor den Kopf stößt, so schwer zu ertragen.
Wenn er mit Dir persönlich gesprochen hätte, dann müßte er auch die Reaktionen von Dir sehen, dazu fehlte ihm ebend die Kraft, deshalb die Nachricht auf What´s App.
Meistens bitten die Patienten,die solche schlechten Nachrichten erhalten den behandelnden Arzt um Hilfe, wie sie die Botschaft ihren Angehörigen überbringen können.Die Doktoren bieten dann ein gemeinsames Gespräch an. Nur welche Informationen dann an den Angehörigen gegeben werden, entscheidet der Patient.

Zitat:
Und die Nachrichten, die ich ihm schicke, die liest er nicht. Das Handy wird ausgestellt.
Die Nachrichten hat er ja erhalten, auch wenn ihm die Energie fehlt,darauf einzugehen.

Versuch doch mal mit dem Angehörigen von ihm, mit dem Du Dich am besten verstehst in Kontakt zu treten. Wo wohnt er denn zur Zeit?
Er braucht einfach die Zeit, um die neue Situation irgendwie zu begreifen. Um zu verstehen, dass mit dem Beenden der Beziehung für Dich die Geschichte (bitte entschuldige den Ausdruck) nicht erledigt ist und Du in einen Alltag ohne ihn gehen kannst, fehlt ihm die Kraft.

LG Elisabethh.

Geändert von Elisabethh.1900 (27.11.2016 um 11:14 Uhr)
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  #14  
Alt 27.11.2016, 11:28
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Liebe Verlassen,

ja, ich glaube auch, dass er Zeit braucht. Bitte verzweifle nicht gleich. Er wird nicht von heute auf morgen sterben, und sicher kommt er irgendwann wieder etwas auf den Boden zurück.
Nach Deiner Beschreibung war er bisher der "Macher", der "Kümmerer" in Eurer Beziehung. Deshalb glaube ich, es ist nicht nur der Hintergrund des Dich-schützen-wollens, sondern auch, dass er diese Funktion jetzt nicht mehr einnehmen kann, sondern sich die Sache um 180° drehen würde. Insofern ist es ein ähnliches Problem wie bei Ines. Vielleicht hat es tatsächlich was mit dem Selbstbild, dem Selbstwertgefühl zu tun.
Ich würde ihn nicht bedrängen, ihn aber wissen lassen, dass ich für ihn da bin und an ihn denke. Vielleicht liest er doch Deine WA-Nachrichten (das siehst Du ja), und auch wenn er nicht darauf reagiert, kommt was an.
Alles Gute! Safra
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  #15  
Alt 27.11.2016, 11:59
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Nach seiner Diagnose ist er einfach gegangen

Hallo Verlassen,

der Reaktion deines Partners dir gegenüber bezüglich seines weiteren Lebensweges ist nicht schön für dich, milde ausgedrückt.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sehr dich solch Verhalten verletzt und wie alleingelassen du dich fühlst. (hatte auch mal einen ähnlich tickenden Freund)

Nun kommt ein Aber, das dir möglicherweise nicht gefallen wird.

Du kennst ihn nicht erst seit gestern und du wusstest auch schon aus vorangegangen Ereignissen, wie er sich verhält und auf welche Weise er eure Partnerschaft lebt und auch leben möchte.

Du wirst einen erwachsenen Mann nicht ändern können, weder zuvor und noch weniger jetzt. Du hast dich darauf eingelassen, auch wenn du möglicherweise nun aus verständlichen Gründen diese Wahrheit nicht sehen möchtest, weil sie nun mit voller Härter auf dich trifft.

Du kannst dir jederzeit Hilfe bei Fachleuten oder auch in Angehörigen-SHGs suchen, aber du wirst keinen Therapeuten finden, keinen seriösen, der dir dabei hilft, deinen Partner "auf Kurs" (deinen!) zu bringen oder ihn umzustimmen.

Das ginge über eine Paartherapie, auch dort müsste er aber einwilligen und freiwillig mitgehen.

Ich finde das immer sehr schwierig, wenn zwei solche unterschiedliche "Welten" aufeinander treffen und ihren Lebensweg gemeinsam gehen.... einer sehr empathisch, prosozial eingestellt, immer für andere da mit sehr viel Helferenthusiasmus und der andere part alles lieber alleine mit sich ausmacht und keine Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen möchte (dadurch sehr egoistisch und unsozial wirkt).

Da muss zwangsläufig ein Gefälle und Ungleichgewicht entstehen.... ich sehe das sogar bei Feundschaften und Bekanntschaften. In schwierigen Situationen wird das dann oft zum Problem, während es im Alltag halbwegs verdeckt und auch schöngeredet wird.

Kann es sein, dass du dein Selbstwertgefühl auch ein bisschen daraus ziehst, für andere gerne da zu sein? Und dich nun doppelt vor den Kopf gestoßen fühlst?
Wenn du von ihm verlangst, er soll sich nun auf dich und deine Bedürfnisse einlassen, wäre das natürlich genau der gleiche Egoismus, dem man ihn vorwirft. Da ginge es dir mehr um dich und deine Gefühle, als wirklich um ihn....

Also ist loslassen nun vielleicht doch das beste, wenn er seine Meinung ändert, kann er ja jederzeit wieder Schritte auf dich zugehen. Das kannst du ihm ja auch liebevoll (ohne Drängen und subtiler Manipulation) signalisieren.

Ich persönlich würde ihm keinesfalls nachlaufen oder mit Schuldgefühlen bombardieren und ihm ein schlechtes Gewissen machen ob seines Verhaltens.
Wie gesagt, du wusstet seit Jahren, wie er ist und wenn du damit nicht klar kommst, hättest du eben die Konsequenzen ziehen müssen. So hart das klingt. Man kann und soll Menschen nicht umerziehen in Beziehungen. Enweder man nimmt sie so wie sie sind oder muss eben für sich die Reißleine ziehen. Darauf hoffen, dass der andere sich schon noch in (die "richtige") Richtung entwickeln wird, scheint selten erfolgsversprechend. Ist ja auch irgendwie anmaßend....

Denke doch mal über Unterstützung für DICH nach.
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