Meine Mutter hat es getroffen!

[HolgerS]

Hallo,

vielen Dank für Eure vielen und lieben Wünsche.
Gestern haben wir uns ganz lieb und schön von Mama im Familien- und Freundeskreis verabschiedet. Zunächst konnte jeder (den wir eingeladen hatten) sich von Mama verabschieden. Sie sah ganz friedlich und schön aus. War schön angezogen und gut geschminkt. Dann wurden in der Trauerhalle von der Frauengruppe der Gemeinde Gebete vorgelesen. Jeder hat dort seine innere Ruhe gefunden und "gut abgeschlosse". Alle sind dann in den Abendgottesdienst gegangen. Der Küster war über die Besuchermenge überrascht und hat schnell noch einen Kelch geholt.

Es war schön, dass so viele Leute bereits zur Verabschiedung gekommen sind. Es waren um die 100 Personen, die um Mama getrauert haben. Aber alle waren anschließend gelöst. Es war ja für Mama so auch das Beste.

Gut für uns auch, dass uns gestern viele Leute Beileid ausgesprochen haben. So wird es am Montag sicher etwas einfacher.

Gestern war auch die Todesanzeige in der Zeitung. Wir haben eine Foto von einem "Wegbegleiter" abgedruckt, den Mama im Krankenhaus geschenkt bekommen hat und auch heute noch in ihrer Hand hält. Unsere Schwester hat auch ansonsten die Anzeige sehr schön gestaltet. Ich möchte den Text der Anzeige hier mal reinsetzen.
Denn unser Dank gilt auch Euch


Wir haben dich gehabt, dafür danken wir.
Wir haben dich verloren, darum trauern wir.
Wir werden dich nie vergessen, das versprechen wir.
Wir werden dich wieder sehen, daran glauben wir.

Überall sind Spuren deines Lebens.
So viele Dinge, die wir so gerne noch mit dir geteilt hätten,
aber wenn wir dich brauchen, flüstern wir deinen Namen in unsere Herzen, ganz leise, und du wirst da sein.

In Liebe:
Wolfgang, Melanie, Holger und Niels
mit Christian, Maren, Anja, Philipp, Frederik, Hannah und Janne

Wir möchten allen danken, die dir im Leben Freundschaft und Zuneigung schenkten
und mit dir fröhliche und ernste Stunden verbrachten,
die in stiller Trauer deinen schweren Weg begleiteten und so viel Verbundenheit
zum Ausdruck brachten.



Dann haben wir noch Gebetskarten erstellt. Auf der linken Seite ist der folgende Text. Auf der rechten Seite ein ganz schönes Foto von Mama:


„Hast Du Angst vor dem Tod?“
fragte der kleine Prinz die Rose.
Darauf antwortete sie:
„Aber nein: Ich habe doch gelebt,
ich habe geblüht
und meine Kräfte eingesetzt,
soviel ich konnte.
Und Liebe, tausendfach verschenkt,
kehrt wieder zurück zu dem,
der sie gegeben.
So will ich warten auf das neue
Leben
und ohne Angst und Verzagen
verblühen.“
(Antoine de Saint-Exupéry)


Ich möchte Euch allen Mut machen, die vor der vielleicht letzten Phase stehen. Natürlich ist der Schmerz noch groß. Der Abschied war sehr schön und auch durch die Gebetskarte habe ich jetzt wieder andere Bilder von Mama vor Augen. Und Papa meinte gestern: "Habt Verständnis, wenn ich jetzt nicht jeden Mittag zu Euch zum Essen komme. Das ist dann nicht böse gemeint. Ich möchte mich aber nicht so abhängig machen und daher für mich selber kochen. Natürlich komme ich Euch auch mal besuchen." Auch wenn ich ihn natürlich jeden Tag gerne bei mir hätte, ich habe mich gefreut und bin sehr zuversichtlich.

[MarkusF]

Gut das es solche Menschen wie Dich gibt!!!!
...Das macht uns stark

[schnuckelchen]

Hallo Holger, hallo Niels,

ich hoffe ihr habt den gestrigen Tag einigermaßen überstanden.

Ich schicke euch ganz liebe Grüße
Anja

[HolgerS]

Hallo Anja,

vielen Dank für die Nachfrage.

Eigentlich dachte ich, dass wir am Freitag durch das Beten schon einiges geschafft haben. Aber mit dem Läuten beim Eintreten des Pfarrers in die Kirche war es um mich geschehen. Gedanken wie "die letzte Messe für Mama" haben mich um meine Fassunge gebracht.

Es war insgesamt ein sehr persönlicher Abschied. Mama darf richtig stolz sein. Die Kirche war wie am Freitag sehr voll, es gab persönliche Ansprachen und sogar einen Tanz. Anschließend ging es dann in der Trauerhalle weiter. Überraschend fand ich, dass es da eigentlich ging. Obwohl man kurz vor dem Sarg saß und die ganzen Blumen mit den Abschiedsgrüßen gesehen hat.

Heftiger wurde es dann noch einmal am offenen Grab. Der Moment, wo Mama durch die Sargträger hinabgelassen wurde, war sehr traurig.

Dann war es aber geschafft und die innere Ruhe kam zurück. Der Beerdigungskaffee war recht gelöst. Es waren so ca. 120 Personen eingeladen. Gegen 13.00 Uhr war es dann geschafft. Wir sind noch einmal zum Grab gegangen (die Erde war schon aufgefüllt) und haben uns die Gestecke und Kränze angeguckt. Wir haben für die Enkelkinder ein schönes Blumenherz erstellen lassen. Das haben wir gestern und heute für die Danksagung fotografiert.

Natürlich ist man immer wieder traurig. Dieser Weg war noch einmal schwierig. Aber jetzt ist es geschafft. Die schönen Erinnerungen haben nun wieder Platz im Herzen, auch wenn es noch traurige Momente geben wird.

Papa haben wir jetzt schon 3 Urlaubsreisen gebucht.

Wir werden das schaffen und Mama in guter Erinnerung behalten.

[Anke LE]

Hallo Holger,

ja, der endgültige Abschied, die Trauerhalle - das tut schon alles verdammt weh.
Ich war bisher nur 3 mal bei Papa am Grab, ich schaff es nicht. Obwohl meine Gedanken sehr oft bei ihm sind, täglich.
Das mit den Urlaubsreisen finde ich sehr mutig, bei Mama wäre im Traum nicht daran zu denken gewesen. Auch, weil sie nicht zu den Reiselustigen zählt
Meine Gedanken waren am Montag die ganze Zeit bei Euch.
Ich wünsch Euch alles alles Gute und vielleicht lesen wir uns ja ab und an trotzdem immer mal noch....

Herzlichst aus Leipzig

Anke

[HolgerS]

Hallo Anke,

ich bin eigentlich gerne am Grab. Allerdings habe ich es diese Woche nicht oft geschafft. Mittwoch war ich in der Mittagspause mal da. Der Alltagsstress ist leider schnell wieder da.

Eigentlich wollte ich täglich zu Mama (so wie die letzten Wochen im Krankenhaus). Aber das schaffe ich einfach nicht. Ich hatte diese Woche jeden Abend Programm.

Na ja,

morgen fahre ich wieder zu ihr.

[sannilein]

[FONT="Comic Sans MS"][SIZE="7"]Hallo ihr beiden,
hab meine Ma am 28 06 07, nach drei monaten, an den gleichen scheiss kerl verloren, wie ihr!
hab mir heute abend euren "text" durchgelesen", und hab soooo dicke augen vom weinen, obwohl ich euch nicht kenne. es tut mir so leid um eure mama.
aber glaubt mir, auch wenn ihr meint ihr oder euer dad könnt nicht damit umgehen, es gibt hoffnung, auch wenn es ímmer wieder rückschläge gibt.
so wie bei mir heute abend, hab eure story gelesen, und es hat mich umgehauen,weil es uns vor einem jahr genau so ging.
es ist einfach eine scheiss krankheit, würde mich freuen von euch zu hören.
wünsche euch alles gute aus bremen,
mit den besten grüssen, sandra.

[HolgerS]

Hallo Sandra,

es ist wirklich eine schreckliche Krankheit. Morgen ist die Beerdigung eine Woche "alt". Uns geht es relativ gut. Natürlich werden noch viele traurige Momente kommen (wie Du es nach selbst nach einem 3/4 Jahr noch beschreibst). Aber das Ende der Leidenszeit gibt auch die Möglichkeit, sich nun die schönen und glücklichen Erlebnisse vors Auge zu holen.

Lieben Gruß nach Bremen

[sannilein]

Hallo Holger,
ja da hast du wohl recht. Die schönen Erinnerungen sollte man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Aber es wird für euch alle nicht einfach. Das erste Jahr (höre ich immer von Freunden die das gleiche durchgemacht haben ) ist das schwerste, und ich kann da nur zustimmen, die ersten Geburtstage und das erste Weihnachten sind so schrecklich....
Aber ich drücke Euch die Daumen und bin mit meinen Gedanken wieder ein bisschen zurückversetzt......
Alles Liebe, Sandra

[sommi]

Hallo Holger,

vielen Dank für deine Anteilnahme.

Als ich dir kondoliert habe, war ich ganz traurig, weil auch wir uns immer für unsere Mutter da waren, so wie ihr. Man konnte das in deinen Beiträge spühren, das ihr genauso eine tolle Fam. seit wie wir.

Das mich (uns) das Schicksal denn so schnell auch einholt, hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht geglaubt. Aber es ging dann ganz schnell. Innerhalb 6 Tagen verschlecherte sich der Zustand unserer Mutter von Tag zu Tag. Es war entsetzlich. Sie ist dann in Frieden am 15.02. eingeschlafen, auch wir waren alle dabei.

Jetzt sind unserer Mütter im Himmel und vllt. lernen sie sich kennen.
Uns bleibt nur die Hoffnung auf ein Wiedersehen und dass unsere Mütter nicht mehr leiden müssen.

Auch euch wünsche ich für die kommende Zeit viel Kraft und das wir immer an die schönen Erinnerungen an unsere Mütter denken.

LG

Andrea

[Krasi]

Hallo Holger, hallo Niels,

mit vielen, vielen Tränen habe ich gerade (nach Monaten) Eure letzten Einträge gelesen. Habe immer wieder an Euch gedacht und natürlich an Eure Mutter, doch erst heute wieder den Mut gehabt hier im BSDK Forum zu lesen.
Eure Mutter wird stolz auf Euch sein und glücklich eine so herzlich fürsorgliche Familie zu haben, zu wissen wie sehr Ihr für und um sie gekämpft habt, wie liebevoll Ihr sie gepflegt und wie sehr Ihr für sie da gewesen seid.
Es ist so schwer gehen zu lassen, auch wenn man weiß es ist eine Erlösung.
Ich hoffe Euer Schmerz wird den schönen Erinnerungen mit Eurer Mutter weichen. Es heißt die Zeit heilt alle Wunden, doch manche Wunden brauchen sehr viel Zeit.

LG
Silke

mein SchwiPA erkrankte im 12.2005 an BSDK und verstarb am 24.11.2006
meine Mutter erkrankte im 06.1989 an BK und verstarb am 24.10.1994

[HolgerS]

Hallo Silke,

auch ich lese erst heute Deinen Beitrag und bin den Tränen nahe.

Es vergeht kein Tag, wo ich nicht an unsere Mutter denke. Manchmal ist dieser Gedanke "normaler" Teil meines Lebens geworden und manchmal könnte ich laut schreien. In den letzten Tagen geht es mir wieder schlechter als in den letzten Wochen. Ich vermisse sie so sehr. Ich hätte nicht gedacht, dass nach den schwierigen Wochen nach dem Tod wieder so eine Phase (auch wenn sie sicher nicht ganz so stark ist) kommt. Vor wenigen Tagen konnte ich nicht einschlafen, da ich die Bilder im Krankenhaus vor Augen hatte.
Ich musste immer wieder an die Zeit denken, als ich morgens am Todestag um kurz vor 8.00 Uhr alleine im Krankenhaus bei ihr saß und auf meine Schwester und meinen Vater gewartet habe. Es war eine so veränderte Situation zum Vorabend. Noch heute denke ich, warum bist du an dem Tag nicht noch länger bei ihr geblieben. Sie war da ganz anders als in den Tagen zuvor.
In dieser Woche haben wir Urlaubsbilder und andere Fotos (u. a. von Weihnachten) bestellt. Es war schön zu sehen, wie gut Mama dort noch aussah. Das hat wieder Trost gespendet. Die letzte Phase ging zum Glück relativ schnell.

[Elfie]

Lieber Holger, lieber Nils,
ich habe vor zehn Jahren
meine Mutter nach kurzem, aber schlimmem Todeskampf zu Hause an BSDK verloren. Die Bilder kamen jahrelang immer wieder und ich konnte auch nicht sehr gut über diese Zeit sprechen ( vielleicht hätte ich Hilfe annehmen sollen?) Aus meiner Erfahrung kann ich Euch nur sagen, dass die Zeit zwar nicht alle Wunden heilt, doch dass diese Erlebnisse verblassen und mehr in den Hintergrund treten, dass man sich dann mehr an die schönen Zeiten erinnert. Denkt immer daran, dass Eure Mutter nun nicht mehr leiden muss, denkt an die schönen Zeiten, haltet weiterhin so zusammen wie bisher und lebt jeden Tag bewußt. Ihr werdet es auch schaffen mit der Erinnerung an Eure Mutter Euer Leben toll zu meistern. LG Elfie

[HolgerS]

Hallo Elfie,

vielen Dank für Deinen Zuspruch.

Ich sag mal so: momentan ist jeder Tag anders. Es sind immer wieder Gedankensprünge, die an bestimmte Momente erinnern. Heute musste ich auf einmal im Auto an die Telefonate kurz vor dem Tod unserer Mutter denken, dich ich geführt habe, um meinem Bruder, meinem Schwager und meiner Frau Informationen zu geben. Da kämpfe ich dann immer mit den Tränen.


Leider ist es bei mir momentan so, dass ich eher an die schrecklichen Momente denke. Daher hoffe ich, dass Du Recht behälst und die schönen Erinnerungen wieder in den Vordergrund rücken.

Holger

[angie II]

Lieber Niels, lieber Holger!
Ich habe mir gerade euren ganzen thread durchgelesen und das hat wirklich gedauert.
Ganz ehrlich, ich bin super stolz auf euch, wie ihr euch um eure mom gekümmert habt. Es tut mir leid, dass der Kampf mal wieder verloren wurde.....
Und es tut mir leid, dass ihr eure Mutter verloren habt.
Aber ihr wart immer für sie da und ihr müsst einfach eine tolle Familie sein.
Es sind doch dann oft eher die Töchter, die sich kümmern und sich damit auseinander setzen.
Ich wünschte mir, bei uns würden sich auch die 2 Söhne kümmern, aber leider ist da verdrängen angesagt (geht um meine Schwiegermutter). Da sind beide gleich.
Woran das liegt, ich weiss es nicht.Wenn es meine Mutter wäre, ich würde alles in Bewegung setzen, aber das mache ich eigentlich jetzt schon, vielleicht weil meine Mama schon lange nicht mehr da ist.

Nun ist eine Zeit vergangen für euch.
Ich weiss nur, als ich im Krankenhaus war und meine Mama an Apparaten liegen sah, alles voller Blut und nicht wirklich zugedeckt(sie hatte immer sehr gefroren), dieses Bild kam dauernd hoch. Konnte nicht schlafen und ich konnte es nur abändern, als ich ganz für mich allein am Sarg Abschied nehmen konnte.Die Bilder verblassen, glaubt mir, es dauert nur so ewig.....
Ihr habt nun selbst Familie und es sieht so aus, als ob euer Papa auch zurecht kommt. Ich wünsch euch alles erdenklich Gute für die Zukunft und haltet weiterhin zusammen, denn ihr seid eine tolle Familie.....