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  #1  
Alt 25.07.2003, 08:54
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warum?

Hallo Ihr lieben Leute!
Ich bin froh einen Platz gefunden zu haben an dem ich mir einfach mal etwas von der Seele schreiben kann.
Meine Mama ist am 30.6. an den Folgen von Darmkrebs gestorben. Es war eine Erlösung für sie. Sie ist so elend verreckt, dass ich allen Glauben verloren habe. Normalerweise benutze ich solche Worte nicht, aber ich finde kein anderes was es besser trifft. Sie ist abgemagert bis auf die Knochen, ihr Oberbauch wuchs in überdimensionale Größe aufgrund der Lebermetasthasen. Sie konnte nichts mehr Essen, nicht mehr auf Toilette gehen, gar nichts mehr und hat dies alles bei vollem Bewusstsein mitbekommen. Auch hohe Morphiumdosen konnten dort nicht helfen. Es hat mir das Herz zerissen ihr Leid mit anzusehen. Sie nach fünfeinhalb Jahren Kampf so elend zugrunde gehen zu sehen. Ich habe mir Erlösung für sie gewünscht und meine Mama fehlt auch nicht erst seit dem Zeitpunkt ihres Todes, sie fehlt schon seit Beginn der Krankheit, hat uns nie die volle Wahrheit über ihren Zustand gesagt und war immer traurig.Diese ganzen Chemotortouren etc. waren die reinste Hölle, pausenlos. Ich war zum Zeitpunkt ihres Todes bei ihr, habe ihren letzten Atemzug miterlebt. Die Nacht vorher war sie schon ins Koma gefallen und um genau 14 Uhr des nächsten Tages ist sie gestorben.Mit 50 Jahren. Sie wusste es. Und sie wollte gehen. Ich bin die letzten vier Wochen wieder nach Hause gezogen und habe mich Tag und Nacht um sie gekümmert. Das hilft mir sehr damit umzugehen. Mein Vater hat es alleine auch emotional nicht geschafft. Er war immer der labilere, meine Mutter die starke Persönlichkeit. Das hat sie an uns Kinder weitergegeben. Sie fehlt mir so sehr und ich muss mich bemühen nicht über die Vergangenheit und die Zukunft nachzudenken,aus Selbstschutz.Jeder Gedanke schmerzt. Ich fühle mich so leer. Warum? Warum muss ein Mensch so unwürdig sterben? Warum muss ein Mensch über einen so langen Zeitraum so unmenschlich leiden, psychisch und physisch? Ich bin so wütend und schmerzerfüllt... Ich weiß zum jetzigen Zeitpunkt nicht wie es weitergehen soll. Ich kann auch nicht mehr hoffen... denn wie ich schmerzlich erfahren musste bringt es nichts. Ein kleiner Trost ist, dass wir alle nur Gast auf Erden sind.
Wenn ich vielleicht einen kleinen Ratschlag loswerden darf: An alle denen der Tod eines Angehörigen oder Nahestehenden durch Krebs noch bevorsteht, wenn ihr die Chance habt: Seht in das Antlitz eures Lieben, prägt euch den Gesichtsausdruck ein. Meine Mutter, der die Furchen nach fünfeinhalb Jahren Qual ins Gesicht geschrieben waren, hatte endlich ihren Frieden gefunden. Keine Schmerzen, kein Leid , keine Qual nur noch Erlösung und Frieden konnte man wahrnehmen. Dieses Bild macht mir den Tag erträglich. So wie in diesem Moment hatte ich sie seit Jahren nicht mehr gesehen.

In herzlicher Verbundenheit

MariaMarilly@web.de
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  #2  
Alt 25.07.2003, 09:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warum?

Liebe Maria,

auch ich habe meine liebe Mama im letzten Jahr verloren. Sie ist ebenfalls an Darmkrebs gestorben. Von der Diagnose bis zum Tod hat es nur 2 1/2 Monate gebraucht. Als die Krankheit festgestellt wurde, hatte sie schon Metastasen in den Lymphknoten und der Leber.Vorher war sie, von einem Bronchialasthma abgesehen, immer fit und unternehmungslustig.
Meinen Vater habe ich bereits vor 20 Jahren, ebenfalls an diese besch.... Krankheit (Leberkrebs) verloren.
Auch nach über einem Jahr steigen mir noch die Tränen in die Augen, wenn ich an diese 10 Wochen denke. Das war die schlimmste, schmerzlichste, anstrengendste, aber auch intensivste Zeit meines ganzen bisherigen Lebens!
Warum ein vorher so aktiver Mensch so leiden muss, weiß ich auch nicht. Für meine Mama war, glaube ich, das Schlimmste, dass sie nichts mehr konnte, nicht alleine laufen, zur Toilette gehen usw.
Mama war eine unglaublich starke und disziplinierte Frau, die eigentlich ihr ganzes Leben lang - immer so im "Vorbeigehen" - anderen geholfen hat, und nun musste sie selbst Hilfe annehmen, das ist ihr bitter schwer gefallen.
Tröstlich war für mich, dass es uns möglich war, sie ganz intensiv zu begleiten.
Eine Versorgung zu Hause war zum Schluss leider nicht mehr möglich, wir hätten allein die medizinische Versorgung schon nicht gewährleisten können. Sie war die letzten drei Wochen erst auf einer Palliativstation und zum Schluss im Hospiz - dankenswerte Einrichtungen im übrigen, für die jede Spende lohnt! -, und in dieser Zeit war sie keine Minute mehr allein, es war immer einer von uns da.
Meine Mama ist nicht mehr da und sie fehlt mir immer noch unglaublich. Da ist keiner mehr, den ich fragen kann, keiner, der mich so gut kennt. In der ersten Zeit habe ich mich wie amputiert gefühlt.
Trotzdem bin ich irgendwo auch dankbar, dass ich, wenn es denn schon so kommen musste, die Möglichkeit hatte, sie so zu begleiten, und du hast vollkommen Recht: auch ihr Gesicht war vollkommen friedlich, glatt und entspannt, sie sah fast so schön aus wie ein ganz junges Mädchen, alle Qualen wie weggewischt.
Und wir waren da!

Ganz liebe Grüße, Frauenzimmer
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