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  #1  
Alt 14.09.2001, 19:02
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Standard Egoistisch?

Bei meiner Mutter wurde Anfang diesen Jahres Lungenkrebs diagnostiziert. Nach endlosen Untersuchungen, einer OP wg. Wasser in der Lunge und unerträglich langer Wartezeit haben die Ärzte nun endlich mit der Chemo begonnen. Inzwischen haben wir sogar eine Psychologin zur Betreuung gefunden, bei der die Wartezeit auf einen Termin nicht 2 Jahre beträgt! Meine Mutter ist so hilflos und braucht so viel Zuspruch. Nachdem ich zu Beginn noch sehr viel Kraft hatte und sie mehrmals in der Woche besucht habe, merke ich nun wie ich dafür kaum mehr Kraft aufbringen kann. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, aber ich weiss nicht wie ich mein eigenes Leben sonst weiterleben kann. Ich bin natürlich immer noch für sie da, aber meine Gedanken kreisen nicht mehr ständig um ihre Krankheit. Bin ich zu egoistisch, ich weiss doch wie sehr sie mich braucht und wie schnell es vorbei sein kann?! Ich versuche wohl das Ganze auch zu einem gewissen Grad einfach zu verdrängen, aber wenn ich dann hier die Berichte und Einträge lese, dann überkommt mich so ein unglaublich beklemmenden Gefühl und denke eigentlich müßte ich alles stehen und liegen lassen und die letzten Momente mit ihr geniessen?!
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  #2  
Alt 15.09.2001, 23:53
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Standard Egoistisch?

Hallo Melanie,

egoistisch - vielleicht - aber haben nicht auch wir ein Recht auf Egoismus?

Darf denn der Krebs unser ganzes Leben bestimmen? Dürfen wir deshalb nicht mehr lachen, uns mit Freunden treffen, dem Beruf nachgehen, ein "normales" Leben führen?

Als mein Vater damals mit der Chemo begonnen hatte und oft im Krankenhaus lag, fiel das zusammen mit einem beruflichen Wechsel von mir, in dessen Folge ich oft mehrere Tage hintereinander im Ausland war, ausgerechnet noch in seinem geliebten Italien. Und am Anfang saß ich im Flieger und hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich mich über meinen beruflichen Erfolg freute, während er an den Tod dachte. Im Mai war ich in Urlaub und machte eine Fernreise und ließ mich von dem Gedanken runterziehen, dass er nie wieder so eine Reise machen könnte. Aber verdammt: es ist brutal, aber das Leben geht weiter!

Unsere Eltern brauchen jetzt unseren Zuspruch, unsere Stärke und unsere Liebe - aber wie sollen wir das schaffen, wenn wir zwischendrin nicht mal alles beiseite schieben? Wie sollen wir sonst unseren Akku aufladen?

Auch ich denke nicht mehr rund um die Uhr an den Krebs und habe deswegen auch ein schlechtes Gewissen und versuche mich dann immer zu beruhigen: ich besuche meine Eltern regelmässig (aber auch nicht mehrmals die Woche), mache Erledigungen für sie, die sie nicht mehr besorgen können und sie wissen, ein Anruf von ihnen und ich lasse alles stehen und liegen und bin da - aber trotzdem muss das normale Leben auch weitergehen. Irgendwie muss ich Geld verdienen - wie soll ich denn meinen Job machen, wenn ich ständig an den Krebs denke? Ich habe eine Wohnung - und leider noch keine Heinzelmännchen gefunden, die bei mir aufräumen... Ein gutes Stück Vedrängung ist bei allem auch dabei, aber wie du sagst: wie soll man sonst sein eigenes Leben schaffen?

Liebe Melanie, ich weiß leider nicht, wie es deiner Mutter im Moment geht. Meinem Vater geht es noch einigermaßen gut, aber es ist klar, dass es noch sehr viel schwieriger werden wird. Ich kann nicht jetzt schon all meine Kraft aufbrauchen.

Vielleicht mag das für andere egoistisch sein, aber nur so kann ich die Kraft sammeln, die ich für meinen Vater und meine Mutter brauche.

Liebe Grüße
Janka
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  #3  
Alt 17.09.2001, 10:33
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Standard Egoistisch?

Hallo!

Ich muss der Janka absolut recht geben. Als bei meinem Dad vor 1 Jahr Krebs festgestellt wurde, dachte ich auch, das ist nun mein Lebensinhalt, und alles dreht sich um die Krankheit. Doch dann habe ich mir gedacht, mein Leben muss weiter gehen: Arbeiten, Freund usw.
Liebe Melanie, Du bist nicht egoistisch, nur weil Du mal an Dich denkst. Doch dies musst Du machen, denn sonst hast auch Du bald keine Energien mehr, um für Deine Mutter da zu sein.
Meine Eltern habe ich 1-2 mal die Woche besucht, habe auch Sachen für sie erledigt. Aber sie wussten auch, dass ich immer telefonisch erreichbar war. Das bin ich auch heute noch, obwohl mein Dad leider vor 3 Wochen den Kampf verloren hat.
Liebe Melanie, ich wünsche Dir und Deiner Mutter viel Kraft, vor allem viel Glück!!

Ruth
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  #4  
Alt 17.09.2001, 10:50
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Standard Egoistisch?

Herzlichen Dank an Janka und Ruth!
Es ist gut zu wissen, dass man mit solchen Sorgen nicht alleine dasteht!
Am Wochenende habe ich meine Mum besucht und sie ist so tapfer: nachdem sie jetzt ihren ersten Chemo-Zyklus bekommt, hat sie sich gleich nochmal ihre Haare knallrot gefärbt. Seit ein paar Tagen gehen sie ihr nun stärker als normal aus... Aber es geht ihr nach Verabreichung der dritten Chemo-Infusion wenigstens nicht mehr so schlecht wie beim allerersten Mal! Sie hat jetzt auch ihren Arzt gewechselt, der sie ganz gut mit sehr teuren Medikamenten gegen Übelkeit eingestellt hat. Ihr vorheriger Arzt wollte ihr die nicht verschreiben aus Kostengründen! Mein Rat: wirklich nach einem Arzt suchen, bei dem man sich gut aufgehoben fühlt!!!
Meine Mum plant jetzt schon für Weihnachten einen Urlaub gemeinsam mit meinem Dad und ich hoffe dass es ihr bis dahin auch noch so gut geht!
Liebe Grüße
Melanie
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  #5  
Alt 02.10.2001, 12:18
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Standard Egoistisch?

Hallo Melanie,
kannst Du mir bitte die Medikamente gegen die Übelkeit deiner Mama nennen?
BEi meinem Vater tritt sie auch immer wieder auf, auch jetzt Monate nach der Chemo. Daher wäre ich Dir dankbar- vielleicht hat euer Arzt ja die
besseren Mittel.
P.S. denke auch, daß wir unsere Leben nicht vom Krebs bestimmen lassen sollten, unsere Mütter, Väter wollen das ja auch nicht und planen
zum Glück die schönen Seiten ein.
Für deine Mama alles alles Gute!
Liebe Grüße an Euch alle
Conni
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  #6  
Alt 08.10.2001, 14:02
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Standard Egoistisch?

Hallo Conni!
Hat etwas gedauert weil meine Mum ein paar Tage in Urlaub war. Aber jetzt habe ich die Infos zu dem Medikament! Es heisst ANEMED und ist von Hoechst. Der Wikstoff ist Dolasetronmesilat. Es sind 3 Filmtabletten, die ziemlich teuer (ca. 200.-) sind und die gleich nach der Chemo über 3 Tage eingenommen werden sollten. Der Hausarzt wollte die meiner Mum aufgrund der hohen Kosten auch nicht verschreiben, aber beim Internisten hat's dann gottseidank doch noch geklappt! Denn mit diesen Tabletten geht's meiner Mum nach der Chemo so gut, dass sie ganz guten Appetit hat und sich allgemein ganz o.k. fühlt.
Wünsche Dir und Deinem Dad viel Glück und hoffentlich hat der Tip weiterhelfen können!
Liebe Grüße
Mel
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