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  #1  
Alt 14.11.2017, 19:07
annemariechen annemariechen ist offline
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Registriert seit: 14.11.2017
Beiträge: 5
Standard Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Guten Abend,

ich bin froh das Forum gefunden zu haben. Es ist schön hier - Betroffene unter sich. Vielleicht ist noch jemand in meiner Situation ... und ich fühle mich dann nicht mehr so schlecht. Damit ihr mich besser versteht:

Mein Vater hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs. Im Mai 2017 diagnostiziert, 6 Chemos mit zwei Wochen Abstand bekommen und dann im Oktober 2017 totale Entfernung der Bauchspeichdrüse, Galle, Milz und etwas Magen. Die Chemos hatte er sehr gut weggesteckt, da sie genau auf ihn abgestimmt waren. Während dessen war er launisch, aber meine Mutti und ich haben die starken Stimmungsschwankungen auf die Chemos und die Schmerzen geschoben. Wir haben darüber weggesehen und manchmal gescherzt, dass er ein Torret-Syndrom entwickelt. (Bitte nicht als Beleidigung verstehen - er bewarf uns einfach mit Schimpfwörtern.)

Alles haben wir ertragen ... immer mit der Aussicht, dass, wenn er operiert wird, alles besser wird. Krebs frei nach der Op und wir bekommen unseren Papa wieder. Das war die Hoffnung. Jetzt ist es noch schlimmer geworden. Er beschimpft uns von morgens bis abends. Manchmal, wenn ich sage, dass wir alles tun für ihn, dann ist er kurz dankbar ... aber dann schlägt es wieder um und er schimpft.

Kennt das jemand? Ich habe hier so viel über Dankbarkeit gelesen ... wir tun wirklich alles ... fahre abends Kirschsaft kaufen ... oder Käse ... egal was...

Es könnte jetzt mit ihm bergauf gehen, aber er schimpft nur. Meine Mutti und ich sind so verzweifelt ... weiß jemand Rat. Lange kann ich das nicht mehr ertragen. Ich wünsche mir gar keine Dankbarkeit, sondern einfach Ruhe und keine Hasstiraden.

Ich danke für Eure Hilfe!

Lg Annemariechen
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  #2  
Alt 14.11.2017, 19:33
Gerbera Gerbera ist offline
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Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Herzlich willkommen hier!

Wie alt ist denn dein Vater? Könnte es sein dass er Dement wird? Oder wurde schon geschaut ob er vielleicht Hirnmetastasen hat oder ob er eine Depression hat?

Lieber Gruss und alles Gute!
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  #3  
Alt 14.11.2017, 21:47
annemariechen annemariechen ist offline
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Registriert seit: 14.11.2017
Beiträge: 5
Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Danke für Deine Fragen.

Mein Papa ist 69 Jahre alt und er hat keine Metatasen. Sie haben ihn vor der OP auf den Kopf gestellt. Denn, wenn sie Metastasen gefunden hätten, hätten sie nicht operiert. Das hatte die Charité als Bedingung gestellt.

An Demenz hatte ich auch schon mal gedacht. Während der Chemo hat er auch Dinge vergessen, die am Tag vorher passiert waren, aber ich dachte dann, dass das an der Chemo lag. Quasi Vergesslichkeit wegen der Anstrengung.
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  #4  
Alt 14.11.2017, 22:54
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Beiträge: 2.238
Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Liebe annemariechen,
wann wurde Dein Papa operiert?

Es war sicherlich eine mehrstündige Operation und seine psychische Verfassung kann noch eine Folge des Eingriffs und der Narkose sein.

Der enorme Streß, den so eine Operation darstellt, hinterläßt Spuren an Körper und Seele. Gerade die psychischen Belastungen dürfen keinesfalls unterschätzt werden.

Herzliche Grüße,
Elisabethh.
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  #5  
Alt 14.11.2017, 23:08
Jedimeisterin Jedimeisterin ist offline
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Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Liebe annemariechen,

herzlich willkommen hier. Ich denke, die OP und Chemo und auch das Alter macht deinem Vater psychisch zu schaffen. Ihr könntet einen Psychoonkologen
zu Rate ziehen, der eurem Vater und euch weiterhilft. Und selbst wenn dein Vater jetzt ziemlich labil ist, Beschimpfungen brauch man sich nicht gefallen lassen. Das sollte er durchaus merken.

LG Jedi
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  #6  
Alt 14.11.2017, 23:11
annemariechen annemariechen ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Es ist circa sieben Wochen her. Mir war gar nicht, dass so etwas auch auf die Narkose zurückführbar ist. Vielleicht hat es sich dadurch so intensiviert.

Danke Elisabeth. Das hilft mir.

Ich weiß, dass es für ihn eine wahnsinnige Belastung war. Alles was in den vergangenen Monaten passiert ist, aber irgendwann schwinden auch bei uns die Kräfte. Wir geben uns so viel Mühe - so wie jeder Angehöriger. Ich hoffe Ihr versteht meine Verzweiflung einigermaßen. Danke
Zitat:
Zitat von Jedimeisterin Beitrag anzeigen
Und selbst wenn dein Vater jetzt ziemlich labil ist, Beschimpfungen brauch man sich nicht gefallen lassen. Das sollte er durchaus merken.
Ich weiß. Es bringt mich an den Rand der Verzweiflung. Er will es aber nicht hören, wenn wir sagen, dass er nicht meckern soll und nicht unzufrieden sein soll. Er hat sooo viel Glück gehabt, aber ... er ist einfach nicht zufrieden.

Stimmt, wahrscheinlich ist er depressiv - psychisch angeschlagen.

Geändert von gitti2002 (14.11.2017 um 23:49 Uhr)
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  #7  
Alt 14.11.2017, 23:31
Ceddy Ceddy ist offline
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Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Hallo annemariechen,
ich denke dein Vater hat Angst, Angst was vielleicht noch kommen könnte. Das ist Stress für ihn. Er war das Familienoberhaupt, der Mann im Haus und jetzt .....Er ist krank, schwach, kann nicht mehr all die Dinge machen, die er gerne machen möchte. Das ist wahnsinnig schwer für ihn zu akzeptieren. Er hat Zukunftsangst, Angst vor dem Sterben, er will LEBEN.
Es macht ihn wütend, das ER diese Krankheit bekommen hat.

Jeder geht damit anders um.

Ihm hilft vielleicht, das es schimpft und brüllt. Innerliche verzweifelte er.

Die ganze Liebe, die von euch bekommt, er freut sich so sehr, hat aber ein schlechtes Gewissen euch gegenüber, weil er sieht, wie sehr auch ihr leidet. Er möchte stark sein, aber seine Nerven sind schwach.

Verheizt ihm, er kann nichts dafür.

Andrea
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  #8  
Alt 15.11.2017, 00:30
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Beiträge: 2.238
Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Liebe annemariechen,
bitte besprecht einmal mit den behandelnden Ärzten über die Probleme, die es jetzt mit dem Papa gibt. Eventuell kann man ihn zum Neurologen überweisen.

Für viele ältere Menschen ist die Hilflosigkeit, die sie erleben, schwer zu ertragen. Sie versuchen sich zu wehren, in dem sie ihre Mitmenschen beschimpfen, meistens treffen sie die, die sie am meisten lieben.
Im Krankenhaus bekommt man mit anderen Patienten ins Gespräch, erfährt von deren Schicksal, auch dies kann traumatisierend auf den einzelnen wirken.

Es kommen viele Faktoren zusammen, die dann einen Menschen überfordern.

Meistens rät man dann zur Konsultation beim Psychologe oder Psychoonkologen. Leider gibt es dort oft sehr lange Wartezeiten.

Für heute abend möchte ich Dir und Deinen Lieben ein großes Kraftpaket auf die Reise schicken.

Tschüß,
Elisabethh.
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  #9  
Alt 15.11.2017, 05:07
lotol lotol ist offline
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Beiträge: 716
Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Liebe annemariechen,

Zitat:
Ich weiß, dass es für ihn eine wahnsinnige Belastung war. Alles was in den vergangenen Monaten passiert ist, aber irgendwann schwinden auch bei uns die Kräfte. Wir geben uns so viel Mühe - so wie jeder Angehöriger. Ich hoffe Ihr versteht meine Verzweiflung einigermaßen. Danke
Bei allem Verständnis für einen Krebskranken gibt es ja dennoch auch Grenzen, was er seinen Angehörigen zumuten darf.

Ungeachtet all seiner "Befindlichkeiten" sollte man das ihm vielleicht auch mal klipp und klar und unmißverständlich verdeutlichen.

Absolut NICHTS kann das Verhalten Deines Vaters Dir/Euch gegenüber entschuldigen.
Und NUR das muß man sich auch mal zu benennen trauen.
Fahr(t) ihm folglich mal gründlich ein's vor den Latz, damit er wieder zur Besinnung kommt.
Zitat:
Er beschimpft uns von morgens bis abends. Manchmal, wenn ich sage, dass wir alles tun für ihn, dann ist er kurz dankbar ... aber dann schlägt es wieder um und er schimpft.
Ich würde mir so etwas wirklich nicht bieten lassen.
Unter gar keinen Umständen.

Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung

Geändert von gitti2002 (15.11.2017 um 14:41 Uhr) Grund: NB
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  #10  
Alt 15.11.2017, 08:58
Benutzerbild von micha54
micha54 micha54 ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 542
Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Hallo,

auch mein Vater hatte so eine Art, Ängste und Befindlichkeiten mit Vorwürfen und Brüllen zu äußern. Wobei das eine innere Stimmung war, die sich an dem nächsten greifbaren Menschen abgelassen hat.

Bei genauerer Betrachtung war er eigentlich schon immer so, nu meine Mutter hatte das jahrelang gepuffert, war Empfängerin seines Geschreis und hat ihn beschwichtigt. Er kann ja nichts dafür. sagte sie immer.

Meine Erkenntnis daraus war, dass man auch solchen Menschen Grenzen setzen muss. Ein klares NEIN muss manchmal sein. Mein Vater konnte sehr wohl erkennen, dass er ohne Hilfe untergehen würde, obwohl er eigentlich gesund war.

Übrigens: den Krebs (Brust, GH, NCC) hatte meine Mutter...sie hatte bis zuletzt gekocht, gewaschen, sein Geschrei angehört.

Und ja, das tut weh, es zerreißt einem manchmal das Herz, wie Menschen sich gegenseitig psychisch zerfleischen.

Gruß,
Michael
__________________
Malignes Melanom pT4bN0M0, Clark IV TD12mm, Stadium IIC, 20 Jahre verschleppt
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  #11  
Alt 15.11.2017, 17:33
Clea Clea ist offline
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Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 561
Standard AW: Bitte helft mir - ich weiß nicht weiter

Mein Schwiegervater hatte einen Schlaganfall.
Davon hatte er sich ganz gut erholt, gint am Stock und bekam einen Arm nicht mehr richtig haoch.
Irgendwann wurde er grantig, launisch. Dann fing er an zu schimpfenund begrüßte uns nicht mehr mit Namen. Aber Schimpfwörter, die gingen.
Und mittlerweile spricht er gar nicht mehr, kommt kaum noch aus dem Rollstuhl hoch. Demenz aus dem Lehrbuch.
Uns wurde gesagt, dass der Schlaganfall das Ganzebegünstigt hat.
Bei unserer Nachbarin wurde es durch eine Lungenentzündung erst richtig schlimm.
Was ich sagen will, oft ist es ein Auslöser, ein Stressfaktor, Sauerstoffmangel, eine Narkose. Aber eigentlich müsste so etwas im MRT zu erkennen sein, würde ich meinen.
Sprich auf jeden Fall mit dem Arzt darüber, eine Demenz gehört ebenso behandelt wie eine Depression.
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