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  #1  
Alt 13.03.2012, 22:01
Norwi Norwi ist offline
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Registriert seit: 08.09.2011
Beiträge: 5
Standard Wenn alles überstanden ist - Um allen Betroffenen Mut zu machen

Als ich das letzte Mal einen Beitrag hier geschrieben hab (war gleichzeitig auch mein 1. Beitrag) war ich sehr deprimiert.

Ich hatte gerade erfahren, dass ich nun doch eine Chemo machen sollte und war nicht davon überzeugt das ganze durchzuziehn. - Auch während der Chemo wollte ich immer wieder die Therapie abbrechen. Genauso dachte ich über die Strahlenterapie.

Am Ende hab ich alles durchgezogen. Ich hab mich aber selber für jede einzelne Therapie entschieden, kein Arzt und kein Freund und kein Bekannter hat das für mich getan!!! Das war gut so für mich, denn nur so hatte ich das Gefühl selbst über mich und mein Leben entscheiden zu können, und nicht dass ständig von oben herab über mich entschieden wird.

Meine erste Chemo war am 19.8.2011, meine letzte am 11.1.2012. Vorige Woche hatte ich meine letzte Bestrahlung. Das Gefühl am Ende war unbeschreiblich. Wenn ich zurückdenke wie unendlich lang mir die Zeit am Anfang vorkam - ich dachte das übersteh ich nie - und jetzt ist es vorbei!!!

Seit September bin ich nun geschieden, aber ich habe einen ganz lieben neuen Partner an meiner Seite, welcher mich durch die ganze Scheiße hindurch super unterstüzt hat. Er stand mir zur Seite als ich gekotzt hab, hörte mir zu als ich das 1.000 mal wegen meiner Glatze heulte und hätte jede meiner Entscheidungen für oder gegen eine Behandlung mitgetragen.
Ich bin unheimlich dankbar für diesen Menschen, den hat mir wirklich der Himmel geschickt.

Seit einer Woche geh ich ohne Perücke, auch wenn meine Haare noch raspelkurz sind. Ich hab meine Perücke gehasst und auch wenn ich von vielen Seiten Koplimente bekommen habe, fühlte ich mich doch nie wohl mit ihr. Ich hatte mir nach dem Haarausfall versprochen so bald wie möglich ohne das Teil zu gehen. Für den 1. Ausgang "oben ohne" brauchte ich zwar etwas Überwindung, aber auch da hat mich mein Freund super unterstützt.
Ich fühl mich jetzt so viel wohler und bekomm ganz viel Komplimente.
Seit einer Woche werden meine Augenbraun auch wieder dichter und ich muss sie nicht mehr nachmalen. Heute hab ich entdeckt, dass ganz viele kleine Härchen am Wimpernkranz kommen.

Leute ich kann euch gar nicht sagen wie toll es ist wenn man nach so einer endlos langen Zeit endlich wieder Haare fönen und stylen kann und sich wieder Tag für Tag hübscher findet.

Mein altes Leben kommt langsam wieder zurück. Ich hatte so große Bedenken davor wie ich nach der Therapie wieder an mein altes Leben anknüpfen soll - aber das geht ganz einfach...

Also ich will damit allen die am Anfang oder grad mitten in der Therapie stecken Mut machen - die Zeit geht vorbei und danach fühlt man sich viel stärker als vorher.
Man ist sicher nicht mehr der gleiche Mensch wie vorher, aber ich denke das ist auch gut so...
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  #2  
Alt 14.03.2012, 21:14
Kati71 Kati71 ist offline
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Beiträge: 135
Standard AW: Wenn alles überstanden ist - Um allen Betroffenen Mut zu machen

Liebe Norwi,

viiiiiieeelen Dank für deinen Beitrag. Kommt genau zur rechten Zeit.
Hab ein Chemotief und mag nicht mehr.
Kann das Ende auch noch nicht absehen.
Finde mich mit Glatze furchtbar, jedenfalls in den letzten zwei Tagen und meine Leukos sind im Keller.

Ich klammere mich jetzt einfach an deinen Beitrag und mach noch ein paar Tage weiter!
Bekanntlich klettert man aus dem Depriloch ja irgendwann mal raus.

Grüße, Kati
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  #3  
Alt 14.03.2012, 21:24
Benutzerbild von Seerose73
Seerose73 Seerose73 ist offline
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Beiträge: 72
Standard AW: Wenn alles überstanden ist - Um allen Betroffenen Mut zu machen

Ich habe hier schon lange nicht mehr geschrieben, aber immer still mitgelesen.
Jetzt will ich auch mal wieder meinen Senf abgegen .

Als die Diagnose kam dachte ich (wie vermutlich die meisten in der Situation) so, dass wars also . Dann kamen die ganzen Untersuchungen, 2 Op´s, Chemo und Bestrahlung, das volle Programm eben. Immer wenn eine Hürde geschafft war kam die nächste und es ging immer irgendwie. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich das gar nicht selbst bin, sondern dass ich einen Menschen begleite, den ich sehr gut kenne.
In der Reha konnte meine Seele mich dann endlich "einholen" und ich habe alles einigermaßen verarbeitet.

Und jetzt ein Jahr nach Chemo Ende geht es mir richtig gut und ich kann es nicht glauben, dass ich das alles durchgemacht habe.
Ich arbeite wieder Teilzeit, nehme mir viel Zeit für meine Familie, meine Freunde und meine Hobbies und genieße das Leben.
Natürlich weiß ich, dass es vielleicht nicht immer so sein wird, aber ich versuche das Positive zu sehen.

Ich wünsche allen, die noch "Mittendrin" stecken ganz viel Kraft - auch ihr werdet es schaffen!!!

Liebe Grüße
Seerose
__________________
Sei eine erstklassige Ausgabe deiner selbst, statt eine zweitklassige von jemand anderem! (Judy Garland)
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  #4  
Alt 15.03.2012, 15:02
Norwi Norwi ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Wenn alles überstanden ist - Um allen Betroffenen Mut zu machen

Hi!

Schön dass euch mein Beitrag gefällt!!

Aufgegeben wird nur ein Brief - durchhalten und stark sein ist die Devise!!

Ich weiß nur zu gut wie man sich fühlt, wenn das Ende noch so weit weg ist.

Von der psyche her hatte ich zwischen der 1. und der 2. Chemo meine schlimmste Zeit. Das war als die Haare anfingen büschelweise auszufallen. Meine Freunde konnten nicht verstehen warum mich das so runterzog...ich glaub das kann auch keiner nachvollziehn ders nicht gerade durchmacht. Meine beiden besten Freundinnen und auch mein Freund wollten sich dann sogar solidarisch mit mir eine Glatze scheren. Aber das hab ich nicht zugelassen.
Ich hab auch zu meinem Arzt im KH gesagt, wenns das mit dem Haarausfall in Griff bekämen, dann wäre diese scheiß Chemo sicher viel leichter für uns Frauen zu ertragen. Ich hatte das Gefühl mir wird alles weibliche genommen. Zuerst wird an meiner Brust rumgeschnitten, dann werden mir meine langen Haare und nach und nach Wimpern und Augenbraun genommen und zum Schluß auch noch meine Hormone.
Entgegen aller Ratschläge die Haare schon vor der Chemo kürzer schneiden zu lassen, habe ich sie nie abgeschnitten. Mir ist wirklich jedes Haar einzeln ausgefallen. Ich bin davon überzeugt, dass das Haareschneiden oder rasieren auch nichts dran geändert hätte. Zum Schluß hatte ich nur mehr verzeinzelt ein paar lange Haare - da war ich dann schon neugierig wie lang sich die noch halten würden.

Für mich war es am Anfang unvorstellbar "nur" mit Tuch rauszugehn - und nach einer Weile war es mir egal - irgendwie wächst man da rein.

Ich hatte mein ganzes Leben lang lange Haare und hätte mir um alles Geld in der Welt nie eine Kurzhaarfrisur schneiden lassen - jetzt freu ich mich über meine 2cm-Frisur und bin glücklich damit.

Ich glaub ich hab während der ganzen Therapie irgendwie gar nicht gecheckt, dass ich - jetzt kommt das böse Wort - KREBS hab und was das in Zukunft für mich bedeutet. Das verarbeite ich auch jetzt erst nach und nach. Aber ich lass mich dadurch nicht abstempeln!! Den wichtigsten Schritt für ein neues und gesundes Leben hab ich schon vor meiner Chemo gesetzt. Das war die Trennung von meinem Mann.

Von nun an heißt es positiv denken und lernen sich wieder an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen und keinen einzigen Tag nur mehr so dahinleben...
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  #5  
Alt 15.03.2012, 15:58
Benutzerbild von suze2
suze2 suze2 ist offline
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Standard AW: Wenn alles überstanden ist - Um allen Betroffenen Mut zu machen

hall ihr mutmacherinnen!
man sieht, wie unterscheidlich das erlebt wird. mir waren die haare piepegal - und bei meiner ersten erkrankung war ich ja auch "erst" 46 (bin jetzt 7 jahre danach, ander anderen brust erkrankt). ihr seid natürlich teilweise jünger, aber ich glaube, es erlebt wirklich jede anders.

am schlimmsten war für mich, dass ich einen teil meiner unbeschwertheit verloren habe.
was natürlich mit dem gentest und dem nachweis von BRCA 1 nochmal gewichtiger wurde.

eine freundin hat sich damals die haare geschoren und sagte: "jeder mensch sollte einmal im leben seinen kopf nackt gesehen haben". das fand ich witzig. und meinen kopf fand ich auch schön. auch das quasi haarlose und nicht von haaren umrahmte gesicht.

danke euch jedenfalls. die angst und der schrecken schießen uns wohl alle immer wieder durch den kopf - aber eine gewisse optimistische gelassenheit kann nie schaden.

herzlich: suzie
__________________
seit 2005 bin ich ein angsthase
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  #6  
Alt 15.03.2012, 15:58
Norwi Norwi ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Wenn alles überstanden ist - Um allen Betroffenen Mut zu machen

Zitat:
Zitat von Bodolino Beitrag anzeigen
Den Mann hab ich noch und möcht ihn auch behalten. Danke, Norwi.
Sorry!! Das soll natürlich jetzt nicht heißen, dass sich alle Brustkrebsdamen von ihren Männern trennen sollen - nur bei mir war das schon längst überfällig. Habs von Jahr zu Jahr den Kindern zu liebe aufgeschoben und weiter durchgehalten, aber meine Seele ist dabei langsam zu Grunde gegangen. Ein Jahr bevor ich den Knoten entdeckt hatte, war ich schon so fertig, dass ich nicht mehr schlafen konnte und trotzdem schaffte ich es nicht einmal meiner Mutter über unsere Eheproblem zu erzählen.

Ich machte immer nur "gute Miene zum bösen Spiel". Hab mich immer mehr verbogen und aufgegeben...

Jetzt weiß ich aber, dass ich mehr auf mich hätte schaun müssen.

Geändert von gitti2002 (20.03.2012 um 11:04 Uhr) Grund: Beiträge anderer User nicht in der vollen Länge noch mal als Zitat ins Forum stellen
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