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  #76  
Alt 26.11.2010, 19:58
silverlady silverlady ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

das Lachen ist ein Teil der Trauer für den Verstorbenen

silverlady
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  #77  
Alt 27.11.2010, 02:24
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Lachen und Weinen, Tod und Leben, Sommer und Winter, Frühling und Herbst, Anfang und Ende. Gegensätze, die eigentlich keine sind. Gemeinsamkeiten, denn das eine kommt ohne das andere nicht aus.


Gute Nacht

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
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Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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  #78  
Alt 27.11.2010, 08:02
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mascha2600 mascha2600 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Morsche Helmut,
u. morsche @all,
gebe Dir mal wieder "voll umfänglich" recht ! (hach, manchmal geht halt doch der "Rechtsverdreher" mit mir durch)

Ich bin davon überzeugt, dass zur Trauer auch das Lachen gehört. Und es ist doch tatsächlich so, dass man mit dem/der Verstorbenen auch schöne, u. vor allem lustige Zeiten hatte, nicht ?
Wenn ich z.B. mit meinem Männe über meine Mutter spreche, erzähle ich ihm oft, welche komischen Situationen wir erlebt haben. Auch - oder gerade - in den letzten Monaten ihres Lebens. So erinnere ich mich immer wieder an folgende Begebenheit:
Etwa ein halbes Jahr bevor sie starb, bekam sie ihre erste Chemo u. kurz danach gingen die Haare aus. Weil sie so stark abgenommen hatte, passte die Perücke nicht mehr richtig. Eines abends bückte sie sich und die Perücke rutschte nach vorne aufs Gesicht....als sie sich aufrichtete, die Perücke ÜBER dem LACHENDEN Gesicht.....mein Vater u. ich sind fast vom Sofa gefallen vor lauter Gelächter.
Es gibt noch viele solche Situationen, an die ich mich mehr als gerne erinnere. Natürlich ändern diese nichts daran, dass ich sie nach wie vor vermisse. Aber es ist ein schönes (wie soll ich sagen: warmes) Gefühl, solche Zeiten mit ihr erlebt zu haben.

LG an EUch alle (u. vor allem an "Hardmuudsche").

Chris
von der wunderschönen, verschneiten ALB
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  #79  
Alt 27.11.2010, 19:09
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Also mir hilft es auch Trost zu finden, wenn ich hier mitlese! Es macht mir Mut!
__________________
Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .
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  #80  
Alt 27.11.2010, 23:52
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Abend.

Ihr habt mich verstanden. Das macht mir Mut. Danke.

Ich schiebe das alles jetzt mal beiseite und freue mich auf den ersten Advent. Dasselbe wünsche ich auch euch.


Liebe Grüsse

Helmut
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  #81  
Alt 28.11.2010, 03:37
christa-48 christa-48 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

ja helmut,
ich lese auch immer noch bei dir ,,,es wird weniger,, aber ich lese immer noch,,,,,,
bei mir "uns" es jetzt über 3jahre her, ich zähle nicht mehr die tage,,,,,

was du schreibst,, da finde ich mich oft selber wieder,,,mit meinen gedanken ,,,nach den 3 hinterbliebenen jahren,,,,
danke,,,,,,,schön, dass es dich gibt hier im forum

lg christa
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  #82  
Alt 28.11.2010, 11:10
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petra48 petra48 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,

ich habe jetzt auch diesen Thread entdeckt.
Freue mich immer, von dir so treffende Zeilen zu lesen.
Wir lachen auch immer viel und denken lieber an die lustigen Zeiten mit meinem Mann, auch wenn ich mir lieber nochmal das Gemaule beim Sonntagsfrühstück anhören möchte, dass ich die Eier nicht richtig abgeschreckt habe. Einmal nur.....
Wir schauen wieder mehr nach Vorne. Meine Tochter ist jetzt glücklich verliebt und das tut mir auch sooo gut.
Allerdings - jetzt - in dieser traurigen - aber auch romantischen - Weihnachtszeit fehlt er ganz besonders.
Wir sind eben hinterblieben, ob wir das so wollten oder nicht.
Für das neue Jahr habe ich mir viel Veränderungen vorgenommen.
Raus aus dem Trott des Funktionierens. Aus dem Aushalten ist ein Überleben geworden. Wieder das Leben annehmen. Mehr neue Leute kennen lernen, sei es durch Veranstaltungen oder Kurse etc.
Habe einen Frauenstammtisch gegründet. Sind 8 nette verrückte Mädels. die sich regelmäßig treffen und einiges gemeinsam unternehmen.
Schon mal ein Anfang.
Auf alte "Freunde" muss ich nicht mehr warten....

Liebe Christa,

3 Jahre - es war an meinem Geburtstag - sind eine lange Zeit und doch wie gestern....
Wie geht es dir so?
Bei mir sind es 2,5 Jahre. Auch wie gestern und doch so fern.
Das Leben geht weiter und das ist auch gut so.
Die Zweifel, Alles richtig gemacht zu haben, werden weniger und doch ist Manches wieder da und doch so weit weg.

Liebe Morgana,

ich höre aus deinen Zeilen, dass es auch dir langsam besser geht.
Wollen wir doch den "Neuen" Mut machen, dass es weitergeht. Das Leben.
Es hat auch für uns noch sehr viel Schönes zu bieten.

@all:

Liebe Grüße
und einen besinnlichen 1. Advent.

Petra
__________________
Meine große Liebe *1952, BSDK seit 05/2006, friedlich in meinen Armen eingeschlafen am 29.06.2008
Meine Mutter *1925, BK seit 08/2006, OP und Bestrahlung, DK seit 06/2009 OP, Rezid. BK 10/2009, Lu-Metas 03/2013, eingeschlafen am 3.10.2013

Leuchtende Tage.
Nicht weinen, dass sie vorüber.
Lächeln, dass sie gewesen. (Konfuzius)

Geändert von petra48 (28.11.2010 um 11:15 Uhr)
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  #83  
Alt 28.11.2010, 11:14
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Ute08 Ute08 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,
ich kann mich Christa nur anschließen:
Schön, dass es dich gibt !
Du bringst mich manchmal zum Nachdenken, manchmal zum Lachen und manchmal zum Weinen - und all das ist gut so!
Dir alles Liebe und einen schönen 1.Advent
Ute
__________________
Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #84  
Alt 28.11.2010, 23:02
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Hinterblieben, nur wo?

Zitat:
Zitat von christa-48 Beitrag anzeigen
..... bei mir "uns" es jetzt über 3jahre her, ich zähle nicht mehr die tage,,,,,
Liebe Christa, drei Jahre, eine lange Zeit. Einerseits. Andererseits ist es manchmal, als sei es gestern gewesen. Doch es ist Erinnerung. Erinnerung, welche wir auch nicht vergessen wollen. Ich seh es an meiner Schwiegermutter. Sie merkt es selber nicht. Wir merken es und das finde ich schlimm.

Zitat:
Zitat von petra48 Beitrag anzeigen
Für das neue Jahr habe ich mir viel Veränderungen vorgenommen.
Raus aus dem Trott des Funktionierens. Aus dem Aushalten ist ein Überleben geworden. Wieder das Leben annehmen. Mehr neue Leute kennen lernen, sei es durch Veranstaltungen oder Kurse etc.
Liebe Petra, ich hoffe, dass das nicht zu den üblichen Silvestervorhaben wird . Du hast Mut. Glückwunsch! Auch ich habe inzwischen viele Menschen kennengelernt. Menschen, die ich mag und die mich so akzeptieren, wie ich bin. Fast alle haben Myriam nie gekannt.

Zitat:
Zitat von Ute08 Beitrag anzeigen
Du bringst mich manchmal zum Nachdenken, manchmal zum Lachen und manchmal zum Weinen - und all das ist gut so!
Liebe Ute, das finde ich auch gut so. Naja, das mit dem Weinen, das mag ich nicht so besonders. Ok, mir geht es auch manchmal so, wenn ich die Beiträge von anderen lese. Viele jedoch machen mich nachdenklich und sind mir selbst eine Hilfe. Was ich jedoch am liebsten habe ist, wenn sie mich zum Lachen bringen . Das passiert oft genug.



Vorgestern war ich einkaufen. Man(n) muss ja vorsorgen fürs Wochenende. Ich hatte mal wieder richtig Lust was zu kochen. Nicht viel, nix grosses. Beim Metzger gabs Gyros fix und fertig. Ein wenig Wurst. Lyoner, eine Teewurst und frische Hausmacherblutwurst. Die ist für Montag. Reis hab ich zu Hause. Ein Risotto mit gebratener Blutwurst , ich mag das sehr. Ein kleiner Eisbergsalat musste auch noch ins Körbchen. Wo sind die Nudeln? OK, hab sie. Ein Camember. Am Krabbeltisch gabs Arbeitsleuchten. Kann ich gebrauchen beim Renovieren. Hab keine zu Hause. Also rein damit.

An der Kasse. Ihr kennt alle die Auslagen dort. Zigaretten, Süssigkeiten für die Kinder. Sonderangebote. Während man so an der Kasse steht und wartet, könnte man ja auf die Idee kommen: das brauchst du auch noch . Steht da ein Kontainer mit CD's. Ice Age. Ich schaue genauer hin: plus Ice Age 2 (jetzt taut's). Ich liebe diesen Film. Hab ihn mir mal ausgeliehen. Ok, ne Doppel-DVD für siebenneunundvierzig? Gebongt.

Gleich abends hab ich mir beide Folgen angesehen. So gelacht hab ich schon lange nicht mehr. Cid, Manni und Diego, die Helden des Films haben es mir angetan. Ihre Menschlichkeit mit allem, was dazu gehört. Besonders interessant finde ich dieses seltsame Eihhörnchen.

Ständig und wie besessen versucht es diese Eichel zu erwischen. Kaum hat es sie in der Hand, ist sie auch schon wieder weg. Erinnert mich an Syssifus aus den grieschichen Sagen. Trotz aller Rückschläge und Gefahren versucht es immer wieder, diese Eichel zu erhaschen. Ohne wirklichen Erfolg. Im Gegenteil. Durch seine rastlosen Bemühungen, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, verändert es die Welt des kleinen Häufleins Urzeittiere, ohne es zu bemerken.

Eine tragische Figur, dieser Scrat. Steckt in uns auch sowas wie in diesem Tierchen? Auf der Suche nach dem Glück? Scrat ist besessen auf seine Eichel ohne zu sehen, was unten im Tal passiert. Freundschaft, sogar Liebe. Not, Angst, Begeisterung, Freude, Lachen ... all diese menschlichen Gefühle.

Seltsam, was so ein "Kinderfilm" an Gedanken auslöst. Seltsam? Ein Spiegel.


Alles Liebe

Helmut
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  #85  
Alt 02.12.2010, 01:52
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

"Ich wünsche mir nicht, dass du zurück kommst."

Heute Abend sass ich unten in der Wohnung nach getaner Arbeit. Eine Zigarette, ein Fläschchen Bier, ich mach das immer so. Dann kann ich sehen, weiss fertig ist, kann überlegen, was als nächstes dran kommt, mache mir Gedanken, wie ich dies oder jenes Problem beim Renovieren lösen kann.

Natürlich sehe ich auch den Dreck und Staub auf dem Boden. In der Küche liegt ein Berg an abgelösten Tapeten, zum Teil in Säcke verpackt, Bauschutt oder einfach nur bereits zusammengefegter Staub und Abfall. Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit. Noch ein bisschen fegen, Werkzeug aufräumen, Feierabend. Na denn Prost!

Tja, geht mir durch den Kopf, früher war das anders. Vieles, was ich jetzt selber tun muss, wäre mir abgenommen worden. Früher wäre "sie" dagewesen. Hätte gefegt, selber Hand angelegt. Wir hätten uns die Arbeit geteilt, mache Wege wären mir erspart geblieben.

"Nein! Ich will sie nicht mehr zurück haben."

Wenn ich sie nicht mehr zurück haben will, was dann? Wenn ich akzeptiert habe, was dann? Wer hilft mir bei solchen Dingen? Ok, ich kann meine Kinder fragen. Sie wären sofort im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereit. Geht es nur darum? Um Hilfe bei der Arbeit? Auch, jedoch nicht nur.

Heute Abend war der neue Mieter da. Es ging um die Einrichtung. Wo werden z.B. Steckdosen gebraucht. Da eh alles neu gemacht werden muss, kann ich seine Vorstellungen ja berücksichtigen. Der nächste Mieter muss sich dann nach dem richten, was vorhanden ist. Für mich ist das gehüpft wie gesprungen. Wir haben uns auch noch überGott und die Welt unterhalten. Unter anderem auch darüber, dass ich gerne Musik höre und das manchmal auch laut. Ihn stört das nicht. Ok, ich muss mich da halt ein bisschen einschränken. Kein Problem.

Jedenfalls viel mir auf, dass man, wenn man alleine ist, garnicht mehr bemerkt, wie laut das Radio dröhnt. Es fehlt der Bezug. Ich meine damit, dass, wenn jemand mit mir redet und ich nicht verstehe, dass ich dann weiss: aha, die Musik ist zu laut.

Wumm! Da war es dann, das Loch, als ich da unten sass. Ist es so, dass, solange man nicht loslässt oder akzeptiert, eine gewisse Nähe (wenn auch nur gewünscht) existiert? Man hält sich zumindest gedanklich eine Option offen. Dass man diese Nähe verliert sobald man loslösst? Dass man sich bewusst wird, wie gross die Leere tatsächlich ist? Ich weiss ja, dass diese Leere nicht mehr von ihr gefüllt werden kann. Ist so. Ok. Doch dann kommt die Frage: wer oder was kann es?


Gute Nacht

Helmut
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  #86  
Alt 02.12.2010, 08:31
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mascha2600 mascha2600 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallöle Helmut,
grad hab ich Dein letztes Posting gelesen. Gute Frage "wer oder was kann diese Leere füllen" ?
Ich glaube, dass zum jetzigen Zeitpunkt nichts und niemand diese Leere füllen kann. Dieses Gefühl, "halbiert" worden zu sein und das Gefühl, dass einen diese Stille (sowohl innen als auch außen) kirre macht. Das Gefühl, dem eigenen Leben "zuzuschauen", aber nicht richtig teilzunehmen. Man ißt, lacht, trinkt, "funktioniert", ist aber nicht richtig "dabei". Man wünscht sich so sehr, zufrieden, ausgeglichen, ja sagen wir - erfüllt - zu sein und kann es doch nicht. Wenn man manchmal das Gefühl hat, die Trauer u. der Schmerz reißt einem das Herz bei lebendigem Leib raus. Vor langer Zeit hab ich das mal mit einem waidwunden Tier verglichen, dass sich "angeschossen" irgendwo verkriecht u. die Wunden leckt. Zumindest ging es mir so.
All diese Empfindungen werden erst mit der Zeit "vergehen" und irgendwann - urplötzlich - wirst Du feststellen, dass Du wieder "lebst".

Ich war in den vergangenen Jahren durch die Schicksalsschläge die ich einstecken musste davon überzeugt, niemals mehr aus tiefstem Herzen sagen zu können: "Ich bin glücklich u. zufrieden". Glaub mir, dieses Glücklich- und Zufriedensein kommt wieder zurück. Gaaaanz langsam, etwa wie ein kleines Kind, das gerade laufen lernt. Aber es kommt zurück !!!! Bis dahin ist es sicher wohl noch ein relativ weiter Weg und keiner kann Dir diesen abnehmen. Du wirst diesen Weg alleine gehen, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen, müssen.
So gerne ich Dir eine vernünftige Antwort auf Deine Frage geben würde......ich kann es nicht. Niemand wird es (leider) können, außer Dir selbst.

Ich umarme Dich u. wünsche Dir einen schönen Tag.

LG Chris (von der saukalten, verschneiten Alb)
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  #87  
Alt 02.12.2010, 08:41
Micha65 Micha65 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,

loslassen, der Wunsch nach Rückkehr, Angst die Nähe zu verlieren wenn man loslässt.

Ich sehe es so, du hast Myriam losgelassen indem du ihren Tod akzeptiert hast. Denn du wünscht dir nicht mehr das Unmögliche, dass sie zurückkommt.

Nein es geht nicht nur um die Hilfe bei der Arbeit.
Nähe, Erlebnisse, Arbeit und Gedanken mit jemandem teilen zu möchten, liegt dieses Bedürfnis nicht in der Natur von uns Menschen?

Einen geliebten Menschen ganz loslassen: Soll dies wirklich so sein?
Ihn nicht mehr vermissen? In Gedanken nicht mehr ab und zu bei ihm zu sein?

Ich möchte das oben geschrieben erste "loslassen" ersetzen durch "festhalten":
Hält man am Anfang der Trauer nicht eher fest, akzeptiert und lässt dann soweit wie möglich los. Hoffentlich nie ganz, das fände ich sehr traurig.

Wo ist der Übergang von der Trauer in ein neues Stadium - dem ebenso berechtigten Traurigsein? Kann man ihn überhaupt definieren?

Liebe Grüsse
Micha65
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Nimm Dir Zeit für die Freude und das Lachen, die Liebe und das Glück, Entspannung und Begeisterung.
Nimm Dir Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
(unbekannt)
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  #88  
Alt 02.12.2010, 17:41
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

So hin und wieder verleitet ihr mich doch immer noch zum Schreiben....

"Loslassen", ich hab diese Empfehlung mancher Mitmenschen an mich immer gehasst, mag den Ausdruck irgendwie immer noch nicht. Nein, auch ich will nicht vergessen. Will meine Liebe und mein altes Leben nicht loslassen. Ich halte (mich) noch immer fast täglich an dem fest, was mein Mann für mich war und auch heute noch ist. Akzeptieren und damit leben lernen, dass es kein Nocheinmal geben kann, dass er nicht zurückkommen wird, egal wie sehr ich mich nach ihm sehne. Annehmen, dass ich wieder glücklich sein darf, ohne ihn. Wir wollten diesen Abschied nicht, mussten eine Trennung hinnehmen, die wir weder verursacht noch abwenden konnten.

Ich bin schon eine Weile auf meinem Weg durch die Trauer, im Oktober waren es 6 Jahre. Losgelassen in Form von vergessen und nicht mehr traurig sein, habe ich bis heute nicht. Die Veränderung im Schmerz habe ich registriert und bin froh darüber. Den Schmerz der Anfangszeit, der körperlich zermürbt, man würde es auf Dauer nicht aushalten. Der Übergang geht nahtlos, die Abstürze werden kürzer, die Abstände dazwischen länger, man ertappt sich dabei, dass man sich wieder auf etwas freut, leider kommt es auch wieder dazu, dass man sich über Unwichtiges aufregt. Es ist schleichend und irgendwann findet man das, was ich unter Seelenfrieden verstehe.

Was bleibt ist die innere Veränderung. Die Welt dreht sich zwar weiter, aber nichts ist mehr wie es einmal war. Da ist eine Stelle in mir reserviert, da ist - um mit Helmuts Worten zu sprechen - ein besonderes Zimmer in meinem Herzen. In dieses Zimmer ziehe ich mich tagtäglich zurück, berate mich auf eine neue Art und weise mit Claus, wenn eine Entscheidung ansteht, sehe seine Augen, sein Lächeln und vermisse ihn schrecklich.

Mittlerweile habe ich mich ganz und gar wieder dem Leben zugewandt, lebe glücklich und zufrieden, habe Zukunftspläne und oftmals das Gefühl: Mir gehört die Welt :-), zwar mit der ganz besonderen Angst, es könnte nochmal geschehen aber auch voll Dankbarkeit, dass es das Schicksal wieder gut mit mir gemeint hat. Zum zweitenmal im Leben. Aber alles, was ich auch tue, tue ich wie in folgendem aus einem Film entnommenen und etwas gekürzten Text im Herzen:

Ich trage Dein Herz bei mir
ich trage es in meinem Herzen
nie bin ich ohne es, wohin ich auch gehe gehst Du mit mir
und was auch nur von mir allein gemacht wird ist dein Werk, mein Schatz
Hier ist das tiefste Geheimnis um das keiner weiß
hier ist die Wurzel der Wurzeln und die Knospe der Knospe
und der Himmel des Himmels
eines Baumes namens Leben, der höher wächst als unsere Seele hoffen und unser Geist verstehen kann
das ist das Wunder, das den Himmel zusammen hält:
Ich trage Dein Herz, ich trage es in meinem Herzen

Nein, nicht loslassen...

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #89  
Alt 02.12.2010, 20:43
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebe Mitleser/innen, der Beitrag von Andrea spricht mir aus der Seele, deshalb kann ich gar nicht umhin dazu etwas zu schreiben.

"Loslassen", ich weiß gar nicht, was ich loslassen sollte: meine Erinnerung, meine Lebensprägung durch die gemeinsame, lange Zeit mit meinem Mann?

Ich kann mich jetzt nicht neu erfinden, aber ich kann vorwärts-leben.
Ich halte Zwiesprache, aber nicht weil ich ohne den Rat meines Mannes nicht auskomme, sondern aus Verbundenheit und Teilhabe meiner Vergangenheit in der Gegenwart - und das empfinde ich weder schwarzseherisch noch düster, im Gegenteil, das gibt mir Beständigkeit.


Freundliche Grüße
Geske
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  #90  
Alt 03.12.2010, 07:24
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mascha2600 mascha2600 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen Geske,
Du hast recht und hast es völlig auf den Punkt gebracht:
Wieso sollte "der Hinterbliebene" sich auch völlig neu erfinden ? Dies würde ja bedeuten, dass das "alte" Leben - ich will jetzt nich sagen "schlecht" gewesen - aber evtl. unnütz, bzw. nicht "gut" gewesen. Es erinnert mich ein wenig an die Sprüche wie "den Krebs als Chance" nutzen, "positive" Aspekte des Krebs usw. usw. die mir begegneten, als ich krank wurde.

Ich finde die "Zwiesprache" mit einem Verstorbenen weder unsinnig, noch schlecht oder realitätsfern. Es zeigt einfach, dass man mit diesem Menschen über den Tod hinaus verbunden ist und das ist gut so !! Was mich anbelangt, so "rede" ich selbst 23 Jahre nach dem Tod meiner Mutter noch mit ihr, will sagen, dass ich mich oft frage, wie sie in der einen oder anderen Situation reagiert, oder was sie gesagt hätte.

Inzwischen kenne ich beide Seiten: Einmal als Angehörige (meine Mutter starb 1987 an BK, mein Vater 2007) und als Betroffene (seit 2007 BK).
Niemals könnte ich mein "altes" Leben hinter mir lassen. Meine Eltern gehören zu meinem Leben dazu und durch meine Erinnerungen bleiben sie es auch. Was mich anbelangt, hatte ich schon mal geschrieben, dass ich hoffe (wenn bei mir der Sensenmann klopft), dass ich auch nach meinem Tod zum Leben meines Mannes dazugehöre, auch wenn er - was ich hoffe - irgendwann mal eine neue Partnerin haben sollte.

LG Chris
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