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Alt 05.06.2011, 16:10
Nu85 Nu85 ist offline
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Registriert seit: 05.06.2011
Beiträge: 25
Standard Auch meine Mama hat den Kampf gegen den Krebs verloren...

Hallo,

ich bin neu hier und hoffe, ich werde von Euch gut aufgenommen…
Ich bin 25 J. und habe vor fast 4 Monaten meine liebe Mama an Darmkrebs verloren. Sie ist an Ihrem 59.ten Geburstag im Krankenhaus gestorben. Wenn ich diese zwei Zeilen so ausspreche, kann ich es immer noch nicht fassen, dass das wirklich passiert ist. Zwei Jahre lang hat sie gegen diese Scheiß-Krankheit gekämpft…Nach außen hin hat sie sich Außenstehenden gegenüber so gut wie nie was anmerken lassen, hat versucht ihr Leben wie gewohnt weiter zu führen. Sie war eine Kämpferin und hat sich um alles und jeden gekümmert, an sich hat sie so gut wie nie gedacht, hauptsache es ging allen um sie herum gut. Sie war ein wunderbarer, liebenswerter Mensch.

Kurze Schilderung zu Ihrem Krankheitsverlauf:

- 23.12.2008: Darmspiegelung aufgrund Blut im Stuhl => großer Tumor im Mastdarm
- Zahlreiche Untersuchungen folgten => Darmkrebs Stadium III, hat aber noch nicht gestreut
- 01-03/2009: Bestrahlung und Chemotherapie
- Ende 03/2009: große Operation, Tumor wurde entfernt und 12 Lymphknoten (die nicht befallen waren)
- Danach folgte als Vorsichtsmaßnahme nochmal 3 Monate lang Chemo und dann durfte sie sich im August 2009 in einer Kur erholen
=> Nachuntersuchung verlief positiv
- Doch schon Anfang Oktober 2009 stiegen die Tumormarker
=> Wieder erfolgten zahlreiche Untersuchungen => 2 Lymphknoten sind im Bauchraum mit Metastasen befallen. Die Ärzte meinten „ Gut dass keine Organe befallen sind“.
=> Von da an bestimmten zahlreiche Chemotherapien, Arztbesuche, Krankenhausbesuche, Untersuchungen etc. ihr / unser Leben und immer wieder hieß es von den Ärzten
„Gut dass keine Organge befallen sind“… mittlerweile glaube ich, es wäre „besser“ gewesen wenn ein Organ befallen gewesen wäre, dann hätte man es vielleicht einfacher entnehmen können.. keiner der Ärzte hat mal gesagt, dass es nicht gut aussieht, wenn sich bereits Metastasen im Körper gebildet haben…
=> Jede zweite Woche wurden Tumormarker abgenommen und uns per Fax zugeschickt ohne Kommentar => auch toll, oder?
=> Immer wieder haben wir gehofft, dass die Tumormarker gesunken sind, erst war das auch der Fall, dann schwankten sie und zuletzt stiegen sie nur noch an
=> Es waren immer mehr Lymphknoten mit Metastasen im Bauchraum befallen, dann im Hals-/Lungenbereich und zuletzt waren auch Metastasen im Kopf
=> Zusätzlich hatte sie dann auch noch eine Lungenentzündung

Allmählich denke ich bei dem Stadium, was meine Mama hatte, war die Krankheit leider nicht mehr aufzuhalten, aber man hätte vieles anders machen können bzw. die Ärzte hätten vieles anders machen können…man hätte ihr die Zeit, die ihr noch blieb erträglicher gestalten können...


Meine Mama war bis zuletzt voll bei Bewusstsein und klar trotz Metastasen im Kopf. Gott sei Dank. 2 Tage vor Ihrem Tod hat sie erfahren dass Sie Metastasen im Kopf hat, ich glaube das war für sie ihr persönliches Todesurteil und ich denke sie wußte das somit ihr langer, harter Kampf gegen den Krebs verloren war. Sie wollte nicht dass wir sie noch länger so leiden sehen müssen und ist dann an Ihrem Geburtstag von uns gegangen. Sie hat an dem Tag nochmal alle Ihre Lieben gesehen und mein Bruder (34 J.) und ich waren dabei als sie gestorben ist. Ich bin froh, dass wir dabei waren und Sie auf ihrem letzten Weg begleiten durften. Aber es ist auch schwer das zu verarbeiten. Die Bilder sind immer in meinen Kopf und trotz das wir dabei waren, kann man nicht begreifen, dass sie wirklich tot ist, dass sie nicht mehr wieder kommt. Ich warte immer noch darauf dass sie gleich die Tür herein kommt und sie mich anlächelt und wir uns einfach in den Arm nehmen…
Es ist alles so schrecklich, ich habe das Gefühl, dass mir jetzt erst (nach 4 Monaten) so langsam bewußt wird, was eigentlich passiert ist.

Meine Mama und ich hatten ein sehr enges und inniges Verhältnis, wir waren Tag täglich zusammen. Wir haben zusammen gewohnt (meine Eltern haben sich vor einigen Jahren getrennt) und dementsprechend habe ich ihren ganzen Leidensweg intensiv miterlebt. Dafür konnte ich ihr auch so gut es ging immer zur Seite stehen und für Sie da sein.

…und jetzt ist Sie nicht mehr da… ich fühle mich so allein. Ich habe zwar tolle Freundinnen, die mir zur Seite stehen und auch nach 4 Monaten noch für mich da sind und mir zuhören, ich habe einen tollen Freund und noch meinen Bruder, aber der geht damit ganz anders um, er hat seine eigene Familie.. trotzdem fühle ich mich so alleine. Eine Mutter ist immer für einen da, merkt wenn etwas nicht stimmt, wenn es einem nicht gut geht, hat für alles eine Lösung und baut einen mit ihrer positiven, zuversichtlichen und lieben Art immer wieder auf… mit ihr war einfach alles so schön und einfach…

Jeder Tag (besonders sonntags) ist momentan eine Qual, morgens und abends ist es besonders schwer für mich. Tausende Gedanken und Fragen quälen mich jeden Tag … Man fragt sich „was hat das Leben ohne meine Mama noch für einen Sinn“? und doch geht es irgendwie weiter, ich weiß zwar nicht wie … aber die dinge nehmen ihren lauf, der alltag geht eigentlich wie gewohnt weiter… irgendwie funktioniert man nur…man fühlt sich wie bewusstlos und fragt sich wo die Zeit seit dem Tod hin ist… wie viele gerne sagen „mit der Zeit wird es besser“ oder „Die Zeit heilt alle Wunden“…ich denke in dieser Situation trifft das eher nicht zu…es wird vielleicht anders, aber besser… ? im Moment habe ich das Gefühl, dass es eher schlimmer wird und unerträglicher… Die Sehnsucht wird immer größer…man weiß oft einfach nicht weiter… ich wäre so gerne bei ihr.

Ich war schon oft in diesem Forum und wollte etwas schreiben, aber dann hat der Mut mich wieder verlassen…vielleicht war ich auch noch nicht so weit… ich würde mich hier gerne mit Betroffenen austauschen, die ein ähnliches Schicksal miterlebt haben. Vielleicht kann man sich gegenseitig Kraft geben, Erlebnisse und Erfahrungen austauschen.
Ich hoffe von Euch zu hören. Vielleicht kann ich dem einen oder anderen auch irgendwie ein bißchen helfen...


Meine liebe Mama: 1952-2011

Du warst der Sonnenschein in meinem Leben. Ich werde Dich immer lieben und Du wirst in meinen Gedanken immer bei mir sein! Du fehlst mir so schrecklich!

„Für die Welt bist Du nur ein Mensch,
für einen Menschen kannst Du die Welt sein“
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