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  #1  
Alt 29.10.2008, 12:21
Stefans Stefans ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 428
Standard Bestattung mit Urnenübergabe in D

Hallo,

ich bin mir nicht sicher, ob dieses posting in's Forum für Angehörige, Hinterbliebene oder in "Rechtliches" gehört. Die Moderation möge es verscheiben, falls nötig...

Es geht um folgendes: meine Frau hat fortgeschrittenen BK mit Metastasen, nicht operierbar, und die Wahrscheinlichkeit, dass die Chemo, die sie jetzt anfängt, ihr Leben (um welchen Preis auch immer) verlängert, liegt bei ihrer "Befundlage" bei gerade mal 10%. Also Zeit, sich mit dem Unausweichlichen zu befassen.

Vorsorgevollmacht und Testament haben wir längst, und wir möchten beide, dass der/die andere im Todesfall des Partners dafür sorgt, dass wir nicht auf einem Friedhof beerdigt werden, sondern hier Zuhause. Meine Frau unter ihrem Lieblingsbaum, ich im nahegelegenen See.

Dass das nach deutschem Bestattungsrecht unmöglich ist, wissen wir. Die Schleichwege über eine vermeintliche Auslandsbestattung, wie sie unter wehwehweh postmortal de-eh beschrieben sind, kennen wir auch. Nun gibt es aber mittlerweile in D Bestatter, die im Netz einen kompletten Service der Feuerbestattung "ohne Bestattungspflicht" anbieten. Von der Abholung des Leichnams bis zur Übergabe der Urne an die Angehörigen.

Weil das ja nun nach deutschem Recht eindeutig allenfalls "halblegal" ist, würde mich interessieren, ob jemand hier mit solchen Angeboten schon Erferhungen gemacht hat. V.a., ob das wirklich zuverlässig funktioniert. Ich nehme mal an, dass die anbietenden Bestatter das deutsche Recht genau so "austricksen", wie man es auch als Privatmensch machen würde. Nur, dass sie halt den bürokratischen Kram erledigen, mit dem man sich als Hinterbliebener in der Trauer nicht auch noch herumärgern möchte.

Viele Grüße,
Stefan
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  #2  
Alt 29.10.2008, 14:06
Tantchen Tantchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.08.2007
Ort: Nordwest-Niedersachsen
Beiträge: 73
Standard AW: Bestattung mit Urnenübergabe in D

Hallo,

ich habe im engeren Familienkreis folgende Erfahrung gemacht: Mein Cousin starb plötzlich am Sekundentod. Der örtliche Bestattungsunternehmer ermöglichte es meiner Cousine (der Witwe) so - es gab eine Trauerandacht in der Kirche, dann wurde der Sarg vom Bestattungsunternehmr übernommen, der Leichnam wurde in einem Krematorium in Holland eingeäschert, meine Cousine erhielt dann Nachricht über den Bestatter, dass sie
- und ab da war sie ausschliesslich alleinverantwortlich für die Urne und deren Inhalt- die Urne im Krematorium abholen könne. Sie hat sie dann ohne Probleme erhalten und musste auch in Deutschland hinterher nicht nachweisen, wo der Leichnam bzw. die Urne verblieben ist. Was sie damit tat, war ausschliesslich ihre Angelegenheit. Die Asche meines Cousins wurde dann an einem Flussufer ausgestreut .....

Es hat sich auch hinterher niemand direkt erkundigt, ob und wo denn die Urne beigesetzt sei. Viele nahmen sicherlich einfach an, dass es eine Beisetzung in aller Stille/im engsten Familienkreis in der vorhandenen Großfamiliengrabstätte gegeben hätte. Das ist aber sicherlich ja bei ganz vielen Urnenbegräbnissen so.

Das ganze ist jetzt schon über zwei Jahre her. Du siehst - es ist möglich und machbar und es hat die ganze Familie auch erleichtert, dass diese Möglichkeit - die im übrigen auch ein Wunsch des Verstorbenen war - so genutzt werden konnte.

Ich hoffe, Dir mit dieser Geschichte ein wenig geholfen zu haben und wünsche Dir und Deiner Frau ganz viel Kraft.

Liebe Grüße
Tantchen
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  #3  
Alt 30.10.2008, 01:13
mischmisch mischmisch ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.04.2008
Beiträge: 1.074
Standard AW: Bestattung mit Urnenübergabe in D

Hallo Stefan,

erstmal bin ich froh dass du das Thema hier ansprichst.
Ich selbst hab mich vor 3 Jahren damit beschäftigt (Bk Okt. 05).
Nachdem heraus war dass ich keine Metastasen hatte trat das Thema etwas
(aber nur e t w a s ) in den Hintergrund.

Ich freu mich deshalb über die Antworten von Tantchen und Britta und werde mich demnächst beim Bestatter um die Ecke informieren.

Ob das halblegal ist oder nicht interessiert mich, wie ja auch dich, Stefan, eigentlich nicht, vielleicht kann man ja aber Ärger schlau vermeiden.

Für euch alle, für deine Frau, für dich und das ganze "Viecherzeug"
eine Zeit, die ihr gut zusammen verbringen könnt.....

Lieber Gruss
Rosita
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  #4  
Alt 30.10.2008, 12:20
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 428
Standard AW: Bestattung mit Urnenübergabe in D

Hallo,

erstmal Danke! für die Antworten. Auch, weil das zeigt, dass ich mit dieser Frage nicht völlig "neben der Spur" liege...

Die genannten Lösungen der (angeblichen) Auslandsbestattung lassen sich bei postmortal o.ä. nachlesen. Nötig sind sie eigentlich nur, weil es in D leider verboten ist, die Urne nach der Feuerbestattung an Angehörige auszuhändigen. Die Urne darf nur kriegen, wer dazu "autorisiert" ist. Also z.B. ein holländisches Krematorium, bei dem man sie dann wieder abholt oder sich zusenden läßt, statt sie dort anonym bestatten zu lassen. Jeder weiss, wie das geht. Jeder weiss, dass es verboten ist. Aber jeder weiss auch, dass es da keine Strafverfolgung gibt. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass beim "Reimport" der Urne nach D diese behördlich beschlagnahmt wird. Weswegen empfohlen wird, vor der Rücksendung der Urne die "Hundemarke" in der Asche bzw. die Signatur an der Urne zu entfernen - damit die deutschen Behörden die Asche niemandem mehr zuordnen können und damit keine Handhabe zur Beschlagnahmung haben. Pervers, aber wohl leider "typisch deutsch" :-(

Das deutsche Bestattungsrecht ist halt das restriktivste der Welt. Sargzwang sogar bei Verbrennung (Muslime u.a. können aus religiösen Gründen eine Ausnahmegenehmigung bekommen), Friedhofszwang... Den Bestatter "um die Ecke" fragen, wie Rosita schrieb: ich weiss nicht so recht. Denn das deutsche Bestattungsrecht wird von 2 Lobbies zementiert. Den Bestattern, die an Verbrennungen ohne Feier und ohne Beerdigung schlichtweg wenig verdienen; und den Kirchen, für die Friedhofsgebühren eine große und sehr willkommene Einnahmequelle sind. Das sagt natürlich niemand, sondern es wird von den Profiteuren mit Krokodilstränen religiös verbrämt. Widerlich, IMHO.

Was mir Mut macht, ist, dass es inzwischen immer mehr Menschen auch in D gibt, die auch ihre letzte Ruhe selbstbestimmt regeln möchten. Wenn ich da an meine Großeltern denke, gestorben vor 10-20 Jahren: im Krankenhaus gestorben, sofort den Bestatter engagiert, den Toten noch einmal im Kühlkeller anschauen - wo er schon zur Beerdigung gekleidet und so scheusslich geschminkt war, dass er aussah wie eine billig hergestellte Puppe. Grauenhaft. Und dann nichts wie weg, schnellstmöglich beerdigen. Aus den Augen, aus dem Sinn :-(

Meine Frau und ich möchten das anders. Egal, wer zuerst stirbt. Der Leichnam wird Zuhause aufgebahrt (kein Problem, auch wenn mensch im Krankenhaus stirbt - dann transportiert der Bestatter den Leichnam halt nach Hause statt ins Kühlhaus), damit Angehörige und Freunde in Ruhe Abschied nehmen können. Das geht immer für 3 Tage, mit Sondergenehmigung auch für 5 Tage. Der Leichnam wird auch selbst hergerichtet und gekleidet. Nicht mit dem 08/15-Totenhemd vom Bestatter, sondern mit seiner eigenen Kleidung. Und er wird nicht so pervers geschminkt, dass ihn niemand mehr wieder erkennt. Und er bekommt keine Wattebällchen in die Backen gestopft, damit er schön "lebendig" pausbäckig aussieht.

Ich weiss, ich schweife ab. Und befasse mich mit Dingen, die noch gar nicht aktuell sind. Aber wenn es mal soweit ist, möchten wir uns die Sache nicht aus der Hand nehmen lassen. Schon gar nicht mit der "Ausrede" bzw. Illusion, dass der Tod heutzutage scheinbar "porentief rein" zu sein hat. Keimfrei gestorben in der Klinik, und sofort (von anderen) hygienisch präpariert für den letzten Gang.

Ich weiss es doch auch nicht :-( Zumal das, bevor es soweit ist, ohnehin nur ein was-wäre-wenn-Thema ist. Aber ich glaube, dass es etwas mit Respekt vor dem Verstorbenen zu tun hat, sich mit unangenehmen Dingen wie Leichenwäsche zu befassen und (ganz unneigennützig) "Totenwache" zu halten, wie es früher hiess. Also einige Tage Zeit zu haben, um im Angesicht des geliebten Menschen Abschied zu nehmen. Keine Ahnung. Wir werden das noch früh genug sehen :-/

Viele Grüße,
Stefan
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