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Alt 20.08.2004, 03:21
René René ist offline
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Registriert seit: 20.08.2004
Beiträge: 5
Standard Warum?

hallo, ihr lieben,

ohnmächtig suchte ich nach informationen um meiner mutter (56J.) helfen zu können.

im märz diesen jahres klagte meine mutter über enorme bauchschmerzen und wir brachten sie dann zur untersuchung direkt in die klinik, wo meine mutter dann auch direkt stationär aufgenommen wurde.
damals hiess es, es wäre eine gallenkolik( dabei war die galle bereits vor 20 jahren entfernt worden). nach 10 tagen dann wurde meine mutter dann wieder entlassen. ausser einigen röntgenuntersuchungen und schmerzmitteln gab es nichts weiter.einige wochen später gab es ähnliche situation nochmal, allerdings wurde meine mutter schon nach 3 tagen wieder entlassen, ja man diagnostizierte eine fettleber( was auch immer das sein mag) und sagte, das man damit gut leben kann
anmerkung: meine mutter ist absoluter alkohol- und nikotingegener und lebte auch sonst sehr gesund...wurde aber seitens der ärzte zunächst auf erhöhten alkoholknsum befragt

leider nahm meine mutter innerhalb kurzer zeit 20 kilo ab( ok, ihr war es zunächst recht, dachte sie doch, es wäre auf ihre ernährungsumstellung zurück zu führen)

doch es folgten weitere wochen in denen meine mutter immer müde wurde und wenig appetit hatte, ja sogar nach dem essen sich übergeben musste( wir dachten erst sie würde in einen diätwahn verfallen). die bauchschmerzen blieben und das gewicht nahm weiter ab. so sprachen wir anfang juli bei einem weiteren arzt vor, dieser wies meine mutter erneut in eine klinik ein. diesmal wählten wir eine andere klinik, in der hoffnung, dass man der ursache auf den grund gehen würde.

einweisung 12. juli

wieder war meine mutter 10 tage in der klinik, die leberwerte waren nicht in ordnung, aber sonst sonografie etc. brachten keinen konkreten befund...und meine mutter sieht kerngesund aus, ja wirkt dort eher wie ein kurpatient.

nach diesen 10 tagen wurde meine mutter am 21. erneut nach hause entlassen..sie wollte zum friseur also brachten wir sie hin
donnerstag wollte sie sich vom hausarzt die medikamente holen, dieser untersuchte meine mutter nochmal und ertastete!!! ein apfelgroßes gewächs an der leber, da die behandlung? in der klinik begonnen wurde und wegen der schlechten leberwerte --> erneute einweisung in die klinik und wir bangten um mama

freitag 23. juli

mama brachten wir erneut in die klinik und machten zunächst unserem unmut über die art und weise der behandlung erst einmal luft...10 tage behandlung ohne befund und mit schlechten leberwerten entlassen, das darf nicht sein!!!
der chefarzt machte eine ultraschalluntersuchung und stelle flüssigkeit im bauchraum sowie einen tumor an der leber fest, aber genaueres sollte eine ct bringen, doch der arzt der diese befunde auswerten konnte , war in urlaub....wir wollten unsere mutter dann erst in eine weitere klinik bringen, doch wäre auch dort eine ct nicht vor mitwoch möglich gewesen

nachdem wir nun mama tagtäglich 1-2x besuchten ( es ging ihr immer noch entsprechend gut), wurde dann dienstag 27. juli in einer anderen klinik die ct gemacht und mittwoch 28. juli dann die erste punktion des tumors
der befund ließ fast eine woche auf sich warten, so dass wir mama am wochenende zuhause hatten. wir versuchten uns bei einer dampferfahrt abzulenken und allesamt neue kraft zu tanken
dann dienstag 3.august eine erneute punktion, diesmal tiefer in den tumor hinein

mama ist so tapfer und läst alles über sich ergehen, ja sie ist tapferer als wir alle zusammen

dann mittwoch, die ungeduld quält und am donnerstag 5. august dann( wir waren nachmittags zeitig zu besuch), kamen dann chefarzt und ein weiterer behandelnder arzt und brachten die diagnose, die uns alle aus der bahn warf...ich lief schreiend aus dem zimmer, so sehr schmerzte es....mama nahm es gelassen auf, als hätte sie es geahnt

cholangiozelluläres leberkarzinom 20 cm im durchmesser, weder chemo noch bestrahlung, noch eine op sollen heilung geben können

der befund wurde an die berliner charité geschickt um dort nach möglichen behandlungsmöglichkeiten anzufragen

ich selbst hatte schon wochen zuvor( da fand ich auch dieses forum) das internet durchforstet und fühlte mich zur leberlebendspende berufen, ich wollte helfen, denn was sollen wir ohne unsere mutter
wir sind zwar alle erwachsen ( zwischen 26 und 39 jahre + vater 64J.), doch mama nicht mehr in unserer mitte zu haben das schmerzt sehr...

nach dieser heftigen diagnose fragten wir erneut, ob wir mama wieder übers wochenende heimnehmen dürfen
wir durften
nachdem wir zuhaus erst einmal den tränen den lauf liessen, legte mama papiere zurecht, damit papa alles im "fall des falles" finden würde...das tat sehr weh

dann stand der wochenendeinkauf noch an und mama wollte mit...ja wir gehen ein eis essen...und dann wollte mama mit dem papa ins fotoatelier, eine aufnahme machen lassen...ich weiss nicht, woher diese frau all die liebe und die kraft
nimmt, ja mama schaffte es, auf den fotos glücklich auszusehen...doch im anschluss folgten wieder tränen, endlos viele tränen

als mama sich am samstag 7. august unwohl fühlte und sich im bett plötzlich übergeben musste, hatte ich enorme angst.
nachdem alles gereinigt war, nahm mama meine hand bedankte sich und erzählte mir von ihrem traum
"ich möchte in meinem silberhochzeitskleid aufgebahrt und in einer urne beerdigt werden, mein grabstein soll einfach sein wie ich es war"
ich wollte es nicht hören, aber vielleicht war es ihr ein trost, dieses geklärt zu wissen

also brachten wir mama, die sich nach diesem schwächeanfall wieder etwas erholte in die klinik, dort meinte sie sich sicherer aufgehoben

weitere besuche folgten, wir warteten wieder fast eine woche auf das ergebnis aus berlin
täglich fragten wir bei den ärzten nach, aber berlin lies auf sich warten

dann am freitag 13. august kam die traurige gewissheit...berlin kann nichts machen
nach einem weiteren gespräch mit dem chefarzt, beschlossen wir zusammen mit mama die klinik zu verlassen

da eine cousine von mir vor jahren lebertransplantiert wurde, kamen wir an die uniklinik hamburg eppendorf und holen dort am 23. august eine weitere meinung über die behandlungsmöglichkeit bzw. eventueller lebendtransplantation ein

mama kennt ihre chancen und ich möchte diese chancen auch nicht überbewerten, ich sagte zu mama, wenn dann nichts wird, was dann, dann müssen wir unsere verbleibende zeit so liebevoll als möglich verbringen

ich bin zur zeit arbeitslos und hartz 4 wird ab januar zugreifen, aber diesen weg möchte ich mit meiner mutter noch gemeinsam gehen, papa ist zwar stark, aber ich weiss wie sehr es schmerzt.
täglich fliessen hier zuhaus die tränen..mama und papa sitzen händehaltend und schauen sich musiksendungen an..und wieder tränen

ich weiss nicht, wie es mal werden wird...ich habe angst vor dem was da kommt

ich musste es einfach mal aufschreiben

wir haben zwar freunde, doch fertig werden muss man dann mit allem doch allein
inzwischen sind die fotos fertig und ich bin irgendwie froh, das mama diesen entschluss fasste, ja ich nahm sogar mamas stimme heimlich auf, nur um etwas "lebendiges" von ihr später zu haben

ich wünsche es mir sehr, dass wir noch eine lange zeit miteinander haben, aber aus diesem forum erfuhr ich, wie froh ich über jeden tag sein muss, den wir als familie noch erleben


ich hoffe, die höhere macht gibt uns noch einige gemeinsame monate , wochen, was auch immer...nur noch mehr leiden soll mama nicht...sieht man mama laufen, würde man denken, sie wäre ein gesunder mensch, doch leider ist sie sehr krank

was kann ich weiter noch tun? wie kann ich mama helfen oder später auch papa?

soviele fragen und man sucht nach dem WARUM!!!


danke an dieses forum

gruß
rené
(ich werde im september 36, eigentlich ist man da längst erwachsen, aber diese zeit ließ mich wieder kind werden, ich fühle mich hilflos)
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