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  #1  
Alt 18.12.2013, 23:19
Sternschnuppe89 Sternschnuppe89 ist offline
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Registriert seit: 18.12.2013
Beiträge: 4
Standard Den Verlust von Papa nicht begreifen können...

Hallo ihr Lieben,

im April 2013 erhielt mein Vater die Diagnose Lungenkrebs mit Metastasen in Knochen und Leber. Es war damals unbegreiflich für mich, ich konnte es nicht fassen. Kurze Zeit später folgten 6 Chemo-Zyklen und am Ende der Behandlung (August 2013) war der Haupttumor nur noch 1 cm gross und die Metastasen waren weg. Mein Vater hat die Zeit über keinerlei Nebenwirkungen gehabt. Ihm ging es gut. Ein Wunder - sagten selbst die Ärzte.

Mein Vater war schon immer ein Kämpfer. Bereits 2008 erlitt er einen Aortariss und überlebte dies, nachdem er 2 x klinisch tot war.

Nach der Chemo folgte eine prophylaktische Hirnbestrahlung. Die machte mein Vater auch noch gut mit. Kurz danach zog er sich eine sehr schwere Lungenentzündung zu und kam ins KH. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass sein Haupttumor wieder aktiv ist, jedoch keine Metastasen da sind. Die Lungenentzündung wurde mit Antibiotika und Infusionen behandelt. Ihm ging es sehr schlecht. Den Tumor wollten sie anschließend bestrahlen, aber zunächst musste sich die Lungenentzündung stabilisieren. Das war das erste Mal seit der Diagnose, wo ich meinen Vater richtig kraftlos und psychisch angeschlagen erlebt habe. Ich habe so sehr mitgelitten. Seit der Diagnose hielten wir alle noch fester zusammen und kämpften zusammen. Mein Vater sagte immer: Dieser Krebs schafft mich nicht!!!

Die Lungenentzündung wurde 4 Wochen behandelt. Laut den Ärzten war eine Besserung aufgetreten. Dann begann die Bestrahlung. Nach ca. 3 Wochen stellten die Ärzte Wasser in der Lunge fest - wohl von der Entzündung. Dieses wurde abgepumpt. Die Bestrahlung lief zwei Wochen nebenher, Nebenwirkungen zeigte mein Vater keine auf. Ihm ging es mal besser, mal schlechter. Ich bemerkte nur, dass er kaum noch Kraft hatte und seelisch sehr gelitten hat. Aber noch soviel Wochen Krankenhaus ist das doch normal dachte ich... Die Bestrahlung war nach 10 Tagen fertig und Papa wurde entlassen. Ich hätte mir persönlich gewünscht, dass nochmals alles abgecheckt wird, doch dies war nicht der Fall.

Als ich ihn am Entlasstag gesehen habe, dachte ich, dass ein fremder Mann vor mir steht. Mein Vater war auf einmal nicht mehr in der Lage alleine zu laufen, oder zu atmen. Er hat nichts mehr gegessen und getrunken. Er redete nicht mit uns darüber. Wir wussten nicht was los ist und machten uns große Sorgen. Zunächst dachten wir, er verweigert es einfach. Aber 2 Tage später brachten wir ihn wieder ins KH. Die Ärzte stellten Nierenversagen fest, Papas Körper war fast ausgetrocknet. Erneut bekam er Infusionen. Er sah immer schlechter aus, ich erkannte meinen Vater nicht mehr. Er war wie weggetreten. Zunächst meinten die Ärzte das sei normal nach der Bestrahlung, aber ich konnte das nicht glauben. Zudem stellte ich Mittags fest, dass Papa Blut im Urin hatte. Ich ging sofort zu Ärztin und auch sie reagierte sofort und veranlasste ein CT. Es wurden wieder 3 Liter Wasser festgestellt, die sofort abgepumpt wurden. Papa sah sehr mitgenommen aus, ich kann das Gefühl, das ich während dem Ganzen fühlte, nur so beschreiben: Als ob mir jemand mein Herz rausreißen wollte.

Am nächsten Tag hieß es, die Leber wäre nun auch geschädigt. Angeblich soll sie voller Metastasen sein, doch eine Woche vorher war von denen noch nichts zu sehen. Die Ärztin machte deutlich, dass mein Vater sterben wird. Man wird ihm nicht helfen können, da sich die Leber nicht erholen wird. Ich ging "lediglich" von Nierenversagen aus - nun auch noch die Leber? Ich verstand die Welt nicht mehr. Woher sollen die ganzen Metastasen denn innerhalb einer Woche kommen? Das war das erste Mal, dass ich hören musste, dass Papa sterben wird. Dabei lag er im Bett und kämpfte wie ein Tier. Er wollte uns nicht im Stich lassen und als ich mit Tränen vor ihm stand, schaute er mich an und sagte: Weine nicht, es wird doch alles gut.

Ich verstand die Welt nicht mehr, war wie in einem Schock. Niemand ging davon aus, dass die Einlieferung mit dem Tod enden wird.

Die Nacht war noch gut. Papa trank und wollte kämpfen. Am Morgen aß er einen Pudding. Ich war ganz überrascht und dachte, dass er es vllt. doch packt. Wir wichen nicht von ihm und gaben ihm das Gefühl, dass wir bei ihm sind und ihn unterstützen. Doch dann klagte Papa über Schmerzen im Bauch, die so schlimm wurde, dass er Morphium bekam. Noch immer wollte ich den immer näher rückenden Tod nicht wahrhaben. Ich saß die ganze Zeit bei Papa am Bett und hielt seine Hand. Durch das Morphium war er immer mehr weggetreten. Ab und an schrie er auf und strampelte und hob die Arme. Ich beruhigte ihn immer wieder, nahm seine Hand und sagte wie lieb ich ihn habe und das er sich keine Sorgen um uns machen muss. Immer und immer wieder sagte ich ihm diese Worte und jedes Mal schaute er mich dabei an und drückte meine Hand. Seine Atemzüge hatten immer längere Pausen und um 17.38 Uhr hörte sein Herz auf zu schlagen und ich hatte Papa an der Hand. Als ich sah, dass er nicht mehr atmet, musste ich aus dem Krankzimmer rennen. Ich ging an ein Fenster und schaute mit seinem Teddy im Arm hinauf in den Himmel...


Warum? Warum ging alles so schnell und was war auf einmal passiert?
Das ganze ist jetzt 5 Wochen her und ich bin einfach nur unendlich verzweifelt und traurig

Papa, ich liebe dich!!!
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  #2  
Alt 19.12.2013, 08:28
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Beiträge: 1.152
Standard AW: Den Verlust von Papa nicht begreifen können...

liebe sternschnuppe89
es tut mir leid, daß du deinen papa verloren hast. mein aufrichtiges mitgefühl.
in deinen zeilen kann man die große liebe zwischen euch fühlen und es ist schön, daß du ihn begleiten konntest.
ich wünsch dir für die kommende schwere zeit ganz viel kraft. leb deine trauer aus, wie auch immer sich das gestalten mag.
ich hoffe, du findest auch hier einen guten raum dafür.
stille grüße von tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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  #3  
Alt 19.12.2013, 11:27
Sternschnuppe89 Sternschnuppe89 ist offline
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Registriert seit: 18.12.2013
Beiträge: 4
Standard AW: Den Verlust von Papa nicht begreifen können...

@fraunachbarin - vielen Dank für deine lieben Zeilen!

Ich werde es versuchen, so gut es eben möglich ist.
Es gibt Tage, da geht es einigermaßen und es gibt Tage, da bricht eine Welt für mich zusammen... Besonders jetzt vor Weihnachten
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  #4  
Alt 20.12.2013, 00:03
elisabetz elisabetz ist offline
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Beiträge: 127
Standard AW: Den Verlust von Papa nicht begreifen können...

Liebe Sternschnuppe,

es macht mich ganz traurig, deine Zeilen zu lesen.
Ich hoffe dass du liebe Menschen hast, die dich unterstützen und dir ein wenig Trost geben können.
Das war ja sehr plötzlich, wie dein Papa gestorben ist. Manchmal fragt man sich schon, was die Ärzte sich bei ihrer Behandlung so denken.

Bei meinem Papa war es so, dass es zwei Monate nach der Op, die angeblich ja so erfolgreich und gut verlaufen ist, nach etlichen CTs, wo nirgends metastasen gefunden worden, eine Woche nach dem letzten ct plötzlich alles voller Lymphknotenmetastasen gewesen ist... danach hatten wir keine zwei Monate mehr bis zu seinem Tod. Ich wusste wochenlang, dass er sterben wird und dennoch war ich dann nicht "vorbereitet", es war zu plötzlich, für mich total UNERWARTET. weil er Stunden vorher noch sich hinsetzen konnte, mit uns geredet und gelacht hat und vom morgigen Tag sprach...

Der Tod ist ein Schock für uns, auch weil es eben so weh tut, seinen Vater zu verlieren. Der Schock kommt auch vom Schmerz.
Es tut mir so leid, dass du deinen Vater so jung verloren hast. Ich wünsche dir liebe Menschen, die dir beistehen können und erlaube dir, zu weinen,
Elisa
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  #5  
Alt 20.12.2013, 17:56
Benutzerbild von little_mermaid
little_mermaid little_mermaid ist offline
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Beiträge: 98
Standard AW: Den Verlust von Papa nicht begreifen können...

Auch ich möchte dir sagen, dass es einfach ein riesen Schock ist und einen nichts, aber auch garnichts darauf vorbereitet. Ich selbst habe das Gefühl einen Filmriss im Sommer 2013 zu haben, als mein Vater nur drei Monate nach seiner Erstdiagnose starb.
Ich möchte dieses Jahr noch nicht mal Weihnachten feiern.

Alles, alles Gute für dich und den Rest deiner Familie, grade zu dieser Zeit des Jahres.
__________________
Mein Papa (54): Ende Februar 2013 Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen im ganzen Körper. Drei Chemos. Am 16.05.2013 in den Armen meiner Mutter verstorben. Papa, wir lieben dich!!

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=58546
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  #6  
Alt 23.12.2013, 22:34
Sternschnuppe89 Sternschnuppe89 ist offline
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Registriert seit: 18.12.2013
Beiträge: 4
Standard AW: Den Verlust von Papa nicht begreifen können...

Vielen Dank für eure Worte!

Es ist diese Tage wirklich besonders grausam, immer wieder bekomme ich Heulkrämpfe und will versuchen zu verstehen was passiert ist.
Sobald ich seine Sachen sehe, oder Situationen kommen, wo ich an ihn erinnert werde, habe ich das Gefühl durchzudrehen.
Ich vermisse ihn so sehr und wünschte mir, ich könnte meinen Papa noch einmal in den Arm nehmen und fest drücken


______________________________

Am Ende war es kein Sterben, sondern Erlösung

06.11.2013 - Ich liebe dich Papa
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