Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 12.06.2017, 17:44
deslupo deslupo ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.06.2017
Ort: Österreich
Beiträge: 20
Beitrag True Story

Hallo Zusammen,

nachdem ich mich heute angemeldet habe, möchte ich nun ebenfalls meine Geschichte erzählen! Ich habe mir heute Nachmittag spontan frei genommen, um mich vor dem PC zu sitzen. Wieso? Weil Schreiben wie Balsam auf der Seele ist - es hilft ungemein (zumindest mir). Ich weiß gar nicht wo/wie ich anfangen soll. Werde versuchen die Geschichte von meinem Dad chronologisch darzustellen. Sollte das "eine" oder "andere" fehlen, dann bitte ich die Community um Nachsicht. Ihr könnt mir jederzeit schreiben/fragen stellen.

Ich habe mich bereits im Unterforum vorgestellt - kurzum:
Bin 31 und aus Österreich - aber in dieser Geschichte geht es nicht um mich, sondern um meinen Vater!

2-3 Worte zu meinem Dad:
Mein Dad wird im Herbst 56 und ging, bis vor kurzem, beruflich dem CNC-Fräsen/-Drehen nach.

Wo fang ich an, wo hör ich auf?!? Das Ganze ging Dezember 2016 los. Er beklagte sich über drückende Schmerzen im Brustbereich. Meine Eltern (beide sehr "old school") gingen von einer "Kleinigkeit" aus - ála Verkühlung o.ä. Es verging ein Monat, aber die Beschwerden wurden immer unerträglicher. Nach langem hin und her, beschloss mein Dad zum Arzt zu gehen. Dieser überweiste ihn zum Lungenfacharzt. Dieser wiederrum veranlasste unmittelbar ein Lungen-CT. Diagnose: Tumor im linken Flügel

KW 03/2017:
Diagnose beim Lungenfacharzt: Tumor im linken Lungenflügel! Zu diesem Zeitpunkt begann die Welt zusammen zu brechen! 1000 Gedanken, Sorgen, Ängste/usw. Wir saßen im "Karussell" der Emotionen - eine Achterbahn unbeschreiblichen Ausmaßes!!! Sowas lässt sich nicht in Worte fassen (egal in welcher Sprache). Nach der Diagnose rief der Arzt im KH an, und fragte ob noch ein Bett frei wäre... Auf Fragen ob das Krebs sei wich er aus - er meinte es müssen noch weitere Untersuchungen erfolgen.

KW 04/2017:
Mein Dad war bereits im KH. Es wurden sämtliche Untersuchungen durchgeführt: Blutbild, Urin, EKG, Lungenfunktion, CT, MRT und am letzten Tag die Biopsie/Gewebeentnahme. Danach wurde er entlassen - Lt. KH werde die Gewebeprobe ins Labor geschickt und analysiert - Dauer der Ergebnisse - ca. 1 Woche. Eine Woche kann verdammt lange sein!

KW 05/2017:
Termin im KH zur Besprechung der Diagnose. Es war der 02.02.2017. Bei der Hinfahrt war es so ruhig und still im Auto, sodass man eine fallende Stecknadel hören konnte. Unbeschreiblich und keine Worte für diese Situation. Wir gingen in ein Separee, wo uns die Ärztin die Diagnose mitteilte.

Diagnose lt. Kurzarztbrief:
kleinzelliges Bronchialkarzinom links hilär mit pleuralen Herden und Lebermetastasen (Stadium IV - cT4 N2 M1b) - inoperabel
Ich hatte butterweiche Knie und dachte der Boden unter mir würde gerade verschwinden!!! Meine Eltern brachen in Tränen aus und meine Schwester war wie blockiert. Jeder der sowas mitgemacht hat, weiß wie sich das anfühlt. Die Ärztin begann über Chemo + Bestrahlung zu reden.... - darauf baten wir sie um Bedenkzeit - wir wollten einfach blos weg. Es vergingen Tage der Stille. "Stille" ist nicht gleich "Stille" - ich geh mal davon aus, dass ich hierzu nicht näher darauf eingehen muss.

KW 06/2017:
Beginn der ersten Chemotherapie. Es wurden 4 Zyklen á 3 Wochen angesetzt
Dauer des Aufenthaltes im KH: 3Tage stationär
Mittel: Cisplatin/Etoposid
Dauer der Infusion: 1.Tag-ca.7Std. 2.Tag-ca.3Std. 3.Tag-ca.2.Std
Körperliche Verfassung: gut bis sehr gut - lediglich drückendes Gefühl auf der Brust. BMI lag zu diesem Zeitpunkt bei 30,2 (Gewicht = 92kg) - er hatte ein paar "Reserven" auf die Rippen.

KW 07+08/2017:
die ersten paar Tage (nach der Chemo) fühlte er sich wie "erschlagen" und vor allem erschöpft. Schließlich verlor er auch seine Stimme. 2-3 Tage später ging es wieder bergauf. Er meinte, dass die Chemo nicht so schlimm wäre - schließlich hinterließ sie kaum/gar keine Spuren. Wir waren erleichtert - jedoch hatten wir KEINE Ahnung!

KW 09/2017:
2ter Zyklus. Ablauf, Dauer, Medikament = 1.Zyklus

KW 10+11/2017:
auch nach dem 2ten Zyklus verlor er seine Stimme - jedoch dauerte die Erholungsphase bereits 3-4 Tage. Weiteres fing der Haarausfall an. Ich kann ihn da blos zitieren: "Ich wachte auf und sah wie die Haare im Polster blieben" - ergo - er rasierte sich alle Haare ab (er legte keinen großen Wert auf die Haare - was ihn mehr zermürbte, war die Tatsache, dass nun jeder seine Krankheit wahrnehmen konnte)

KW 12/2017:
3ter Zyklus. Ablauf, Dauer, Medikament = 1.+2.Zyklus

KW 13+14/2017:
der Ablauf ähnelte der anderen Chemos - jedoch verlängerte sich auch hier diese Erholungsphase.

KW 15/2017:
4ter Zyklus. Ablauf, Dauer, Medikament = 1.+2.+3. Zyklus

KW 16+17/2017:
gleicher Ablauf wie oben bereits erwähnt. Jetzt kam noch der psychische Aspekt hinzu. Es hieß nun 3 Wochen abwarten und danach hätte er wieder die große Untersuchung. Abertausende Fragen schwirrten im Kopf herum!

KW 18/2017:
Große Untersuchung stand an. Ich kann dieses Gefühl kaum beschreiben - es fühlte sich wie Februar an. Diese Hilflosigkeit und das "Nichts tun können" zermürben einen regelrecht! Es raubt dir jegliche Lust an Job/Freizeit/usw. - ganz zu schweigen wie sich ein Betroffener fühlen muss!
Es folgte die Diagnose: Lt. Ärztin konnte der Wachstum ein wenig gebremst werden! Es tat sich ein weiteres schwarzes und tiefes Loch auf. Es stand nun im Raum, ob mein Dad weitere Chemos machen wollte - er bejahte und die Ärzte stellten ihn auf ein anderes Medikament um. Das "Spiel" ging von vorne los - jedoch unter ganz anderen Voraussetzungen. Er war ja von den 4 Chemos sichtlich mitgenommen - psychisch sowie physisch!!!

KW 18/2017:
Beginn 1.Zyklus der 2ten Chemotherapie. Es wurden wieder 4 Zyklen á 3 Wochen angesetzt
Dauer des Aufenthaltes im KH: 2Tage stationär
Mittel: Epirubicin/Cyclophosphamid
Dauer der Infusion: 1.Tag-ca.4Std. 2.Tag-ca.3Std.
Körperliche Verfassung: schlecht bis sehr schlecht. Große Schmerzen im Brust- und Bauchbereich. Die Schmerzmittel (Hydal) wurden höher dosiert (von 4mg auf 8mg)

KW 19+20/2017:
der Allgemeinzustand verschlechtert sich von Woche zu Woche. Er isst kaum noch was und die Blutwerte sind im Keller.

KW 21/2017:
2ter Zyklus. Ablauf, Dauer, Medikament = 1.Zyklus

KW 22+23/2017:
auf Grund der großen Schmerzen, wurde bei ihm die Bestrahlung angeordnet - diese wurde ausschließlich auf den Rippen gemacht (insgesamt waren es 5). Vor der Bestrahlung wurden die Blutwerte erneut untersucht - HB lag bei 4g/dl! Das nächste Problem stand vor der Haustür. Auf Grund der schlechten Blutwerte verordneten die Ärzte eine Bluttransfusion an. Er kam am WE aus dem Krankenhaus und meinte "er fühle sich so gut wie seit Monaten nicht mehr"! - eines der wenigen guten Nachrichten!

KW 24/2017:
bevorstehender 3ter Zyklus. Ablauf, Dauer, Medikament = 1.+2.Zyklus

momentane Körperliche Verfassung: sehr schlecht. Die einfachen Dinge des Alltages kann er noch selbst meistern (duschen/umziehen/usw.) Stehzeiten von länger als 15min (oder Rasen mähen) gehen mittlerweile nicht mehr. Er isst kaum was und ist mittlerweile bei 77kg angelangt. Er hat in den ersten 4 Monaten 5kg verloren - im letzten Monat so etwa 10kg! Die Chemo zerrt regelrecht an ihm.

Er ist von Natur aus ein Kämpfer - so kennen und schätzen wir ihn! Ich hätte mir auch nichts anderes erwartet - bin stolz auf ihn und somit bin ich guter Dinge, dass er auch die 2te Chemo bis zum Ende durchzieht!!


Im diesen Sinne - be strong!
CU Lupo
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:01 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55