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  #1  
Alt 28.05.2013, 13:12
Frikadelle Frikadelle ist offline
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Standard Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Hallo, Ihr Lieben!

Ich bin neu hier. Ich wünschte, ich hätte mich nicht anmelden müssen ... Ihr wisst, was ich meine.

Ganz kurz zu mir: Die Diagnose meines Mannes: Malignes Melanom, befallener Lymphknoten, mehr wissen wir noch nicht. Untersuchungen stehen noch aus.

Die Diagnose ist nun genau eine Woche alt. Während mein Mann voller Zuversicht ist und sich mehr um die Flöhe unserer Katze sorgt als um seine Gesundheit (ernsthaft!), gehe ich seit sieben Tagen am Stock. Ich stehe völlig neben mir, esse nichts mehr, kämpfe ununterbrochen gegen die Tränen, möchte meinem Mann aber nicht die Zuversicht rauben, nehme mich also sehr zurück und versuche, in seiner Gegenwart so unbeschwert wie möglich zu sein.

Mein größtes Problem: Ich bin fürchterlich pessimistisch. War ich immer schon und witzigerweise gibt DAS mir etwas Hoffnung, weil ich weiß, dass selten etwas so heiß gegessen wird, wie ICH das koche. Obwohl ich weiß, dass es durchaus noch Grund zur Hoffnung gibt, plane ich schon mein Leben nach dem Tod meines Mannes ... GANZ schlimm! Wenn er von Renovierungsarbeiten im Haus spricht, denke ich sofort: Lohnt das noch?

Das kanns's doch nicht sein!

Wie geht Ihr damit um? Lebt Ihr (soweit möglich und solange nicht ganz konkrete Prognosen dagegen sprechen) weiter, als hättet Ihr noch dreißig Jahre? Plant Ihr? Wie lange im Voraus?

Lieben Gruß!
Frikadelle
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  #2  
Alt 28.05.2013, 16:48
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buffy197111 buffy197111 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Hallo Frikadelle,

ich kenne dieses Gefühl, von dem Du schreibst nur zu gut. Die erste Zeit nach dem 1. Befund war für mich auch die schlimmste Zeit, danach lernt man irgendwie mit der Krankheit zu leben. Sie reisst einem von Zeit zu Zeit aber trotzdem immer wieder die Füsse weg. Wir Angehörigen scheinen ganz anders mit der Krankheit umzugehen als die Betroffenen.

Ich habe auch oft die Gedanken "lohnt das noch?" oder plane auch ab und an mein Leben nach dem Tod meines Mannes. Wenn ich darüber nachdenke, zucke ich selber zusammen. Noch lebt er doch und das trotz der Krankheit gar nicht so schlecht, aber es scheint ein ganz natürlicher Mechanismus eines Angehörigen zu sein.

Moni kann ich nur bekräftigen: REDEN REDEN REDEN!!! Ich habe meinen Mann schon oft damit genervt, weil er nicht reden wollte, er zieht sich ganz gerne in sein Schneckenhaus und verarbeitet es auf seine Weise, er ist ein Meister im Verdrängen und lebt im hier und jetzt. Aber mir reicht das oft nicht. Und ich merke, dass es mir hilft, wenn ich reden kann. Ich finde auch, dass wir Angehörigen Rechte haben nicht nur die Kranken. Schliesslich dürfen wir Angehörigen auch nicht krank werden. Also versuche alles zu tun, so dass Du dabei gesund bleibst.

Am Anfang habe ich sogar ganz leichte Schlaftabletten genommen, weil ohne Schlaf geht gar nix. Mittlerweile nehme ich aber immer in akuten Situationen Neurodoron von Weleda, ist pflanzlich und mir hilft es.

Wir haben zum Beispiel im März unseren Urlaub für September gebucht. Mir war nicht gut dabei. Seit April wissen wir, dass der Krebs bei ihm wieder da ist. Und hoffen trotzdem, dass wir in den Urlaub fliegen können. Ausserdem suchen wir nach einer grösseren schöneren Wohnung trotz Krebs. Wobei ich immer darauf achte, dass ich diese auch alleine bezahlen könnte. Es ist alles nicht leicht, aber aufgeben wollen wir nicht und ich denke, den Kranken hilft es zu kämpfen und ich glaube auch, dass den Kranken Optimismus hilft!

Ich wünsche euch alles alles Gute für die Zukunft. Und scheue Dich nicht uns weiter zu löchern ... Es tut nämlich so gut hier im Forum zu lesen, dass man nicht alleine ist... LG MEL
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Tobias Müller 27.12.1982 - 29.09.2014
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  #3  
Alt 28.05.2013, 16:54
Frikadelle Frikadelle ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Vielen Dank, Moni!

Nein, ich will nichts schön reden. Ich merke nur momentan an an den Aussagen meines Mannes, dass er sich der Tragweite noch nicht bewusst ist. Ich denke, nach dem "große Gespräch" mit den Ärzten in vier Wochen wird sich das ändern. So lange zumindest möchte ich ihm seine Unbeschwertheit noch lassen. Es bringt ja nichts, wenn er sich jetzt genauso verrückt macht wie ich. Danach werden wir sicherlich über einiges reden - was wir auch jetzt schon tun, aber halt mit mehr Optimismus, als ich empfinden kann.

Mir geht's um längerfristige Dinge. Ich habe von Frauen gelesen, die sich mit Krebsdiagnose noch für ein Kind entschieden haben. Könnte ich nie tun! Ich würde auch kein Haus kaufen. Aber ich persönlich frage mich bereits, ob man noch einen Urlaub planen sollte ... Ich hab, wie gesagt, keine Lust mehr, über Renovierungen nachzudenken. Wenn ich dem nachgebe und wir haben Glück und wir haben noch viele schöne Jahre - dann können wir ja nicht all die Planungen ewig hinausschieben, weil es sein KÖNNTE, dass er nächstes Jahr nicht mehr lebt ... oder übernächstes ... oder überübernächstes ... Aber was ist realistisch? Man kann ja nicht immer nur an den nächsten Tag denken, gerade wenn man auf seinem Weg noch ganz am Anfang steht.

LG
Frikadelle
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  #4  
Alt 28.05.2013, 17:04
Frikadelle Frikadelle ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Danke auch Dir, Mel! Als ich meine Antwort geschrieben habe, war Deine noch nicht da. :-)

Ja, ich denke mal, das ergibt sich mit der Zeit, oder? Momentan weiß ich nicht: Haben wir noch Wochen oder Jahre? - Ich bin ja latent zuversichtlich, weil er diesen Krebs wohl schon seit zwanzig Jahren hat (kein Arzt hat je was gesagt! ) und er bis heute keine Probleme damit hatte. Ich will jetzt nicht hoffen, dass wir durch die OP irgendwas "geweckt" haben, was im andern Fall die nächsten zwanzig Jahre geschlafen hätte ...

Danke auch für Deine Aufmunterung zu "löchern". ;-) Einerseits will ich mich gar nicht mit dem Thema beschäftigen, andererseits google ich mir seit einer Woche die Finger wund. Ich komm gar nicht mehr zum Arbeiten ...

LG
Frikadelle
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  #5  
Alt 28.05.2013, 20:41
Benutzerbild von buffy197111
buffy197111 buffy197111 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Frikadelle, wenn ich lese, was Du schreibst, dann könnte ich das sein als wir im Dez. 2010 den Befund bekommen haben. Ich hatte die gleichen Fragen und Sorgen und ich wollte auch vieles nicht wissen, habe mich aber andererseits auch überall informiert. Jetzt ist es nicht mehr so schlimm, aber die Krankheit bestimmt unser Leben und sie wird immer da sein, aber wir haben halt auch gelernt wieder unser Leben zu geniessen. Ich war auch zwischendurch mal bei einer Psychologin. Aber das Forum hilft mir mehr als die Psychologin, hier sind - leider - Gleichgesinnte, die verstehen mich. LG MEL
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Tobias Müller 27.12.1982 - 29.09.2014
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  #6  
Alt 28.05.2013, 22:12
Magda77 Magda77 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Liebe Frikadelle,
herzlich Willkommen bei uns :-)

das was du beschreibst das kenn ich (Leider)auch denn seit ca 3 wochen hat meine geliebter papa die schreckliche Diagnose Magenkrebs bekommen leider schon mit vielen Metastasen
Meine Mama und ich sitzen oft zusammen und auch uns geht es so.Wie lange macht Papa noch?Wird er noch seinen geb am 26.11 erleben?Was ist mit Weihnachten?und wenn er nicht mehr da ist wie werden wir das schaffen?Fragen über Fragen...ganz fürchterlich.Deswegen leben wir heute und hier und machen absolut keine Pläne.Wir genießen jeden lieben tag mit Papa und freuen uns wenn es ihn gut geht.Es ist verdamt schwer den seit der DSiagnose hat sich unser Leben komplett geändert.manchmal hab ich das Gefühl ich stehe völlig neben mir oder ich bekomme riesen Wut weiss aber nicht auf was,dazu kommen noch momente wo ich ständig weinen muss...ich habe gemerkt das ich seit Papas Diagnose viel mehr sensibler bin und ich absolut auf alles anfällig bin.Letztens auf der Arbeit hat mein Chef zu mir in einen sehr ruhigen Ton gesagt das ich die Scherre in die Schublade packen soll und nicht oben ins Regal...ich habe plötztlich so ein Heulkrampf bekommen,das war einfach zuviel für mich.Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und drück dich ganz fest
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  #7  
Alt 29.05.2013, 11:40
Frikadelle Frikadelle ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Danke, Ihr beiden!

Naja, bisschen planen muss man schon. Wie gesagt, kann man ja nicht alle Entscheidungen auf den Sanktnimmerleinstag vertagen. Wir haben ja durchaus Hoffnung, dass er noch eine ganze Weile lebt.

Ich hoffe mal sehr, dass es wirklich mit der Zeit etwas besser wird, dass man sich an die Diagnose gewöhnt. Ein Stück weit.

LG
Frikadelle
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  #8  
Alt 29.05.2013, 11:50
Benutzerbild von Nicole13
Nicole13 Nicole13 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

hallo frikadelle( cooler name! )!
ich denke, jeder muß erstmal mit dieser diagnose klar kommen. wir leben jetzt seit 7 wochen damit. mittlerweile geht es so einigermaßen. aber man ist jetzt doch irgendwie in einer anderen welt.
ich finde es so schlimm, dass nicht ein paar tage mal ruhe ist. jeder tag ist wieder neu. mein freund ist jetzt erstmal wieder zu hause. war 6 wochen am stück im krankenhaus. hat mittwoch/donnerstag seine 3. chemo bekommen, seit freitag zu hause, dienstag muß er wieder rein,wenn nichts dazwischen kommt.
jetzt muß in unserem haus noch einiges renoviert werden. das machen jetzt handwerker von unserem pflegedienst. darüber freuen wir uns jetzt total.
ER hat sogar schon etwas geplant....
UND heute kam dann wieder der schock für mich. der palliativarzt kam heute zum blutabnehmen. hat ihn das 2. mal gesehen. sagte zu ihm, dass es mit dem essen immer noch nicht klappt. daraufhin er: ja, aber ich habe ihnen doch beim letzten mal gesagt, dass es ihm zu hause sehr schnell viel schlechter gehen würde. hallo?? warum durfte er dann nach hause? fakt ist, ihm geht es zu hause nicht schlechter als im kh. mich ärgert es dann, das jemand so ein urteil fällt, wenn man denjenigen ja gar nicht kennt und weiß, wie schlecht er schon mal ausgesehen hat.
möchte dir damit sagen, dass man nur noch wirklich in kleinen abschnitten planen kann, so wie es die anderen auch schon geschrieben haben. ich kann es auch nicht immer verstehen. aber es ist anscheinend so.
bei mir ist es schon so, dass der tag für mich gelaufen ist, wenn es ihm etwas schlechter geht.
ich hoffe für euch, dass ihr euch schnell in die neue situation hineinfindet.
und natürlich wünsche ich euch ganz viel kraft....

ganz liebe grüße
nicole
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  #9  
Alt 29.05.2013, 12:52
Laesperanza Laesperanza ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Hallo Nicole, muss mich jetzt mal ganz kurz einmischen. Der Palliativ-Pfleger hat sich ja anscheinend schon 2 x blöd ausgedrückt (wahrscheinlich schon mehrmals, nur wirst Du halt auch nicht alles hier schreiben). Kann man da nicht vom Dienst einen anderen Pfleger anfordern? Ich finde das echt daneben. Man braucht ja inicht noch jemanden, der einen noch weiterrunterzieht.
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  #10  
Alt 29.05.2013, 16:11
Grisu62 Grisu62 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Hallo Frikadelle,

ja, man gewöhnt sich an die Diagnose und das Leben mit dem Damokleschwert... soviel habe ich in den letzten sieben Monaten lernen können, müssen. Trotzdem hadere ich in regelmäßigen Abständen mit der Situation, die mir ihren Takt diktiert und mich meinen eigenen nicht finden lässt.

Das für mich Schlimme ist der Zwiespalt: einerseits gar nichts mehr planen können, weil man gar nicht weiß, was und wieviel zu welchem Zeitpunkt noch möglich sein wird - und andererseits habe ich vor dem Tag X so unglaublich viel Angst - wir leben seit 30 Jahren miteinander - dass ich versucht bin, mit viel Gedankenplanung den Schrecken kleiner werden zu lassen. Und dann kommt das schlechte Gewissen, dass ich doch nicht darüber nachdenken darf, wie sein wird, wenn mein Mann nicht mehr lebt. ich fühle mich dann immer, als würde ich mir dadurch diesen Tag herbeireden...

Reden hilft - leider verweigert sich mein Mann nach wie vor den meisten Gesprächen. Ich habe ihm dann irgendwann klipp und klar gesucht, dass ich mir dann eben andere Gesprächspartner suchen muss... ich würde sonst verrückt. So habe ich jetzt ein paar mir sehr nahestehende Menschen, mit denen ich über all das rede, was mir auf der Seele brennt. Das gefällt ihm auch nicht, aber bisher hat es bei ihm keine Änderung in der Haltung gegeben.

Bei uns ist es übrigens er, der ständig davon redet, dass er in der kurzen, ihm noch zur Verfügung stehenden Zeit nichts mehr macht, was auch nur irgendwie zukunftsorientiert ist - selbst der Gartenzaun wird nicht mehr repariert... das macht mich manchmal ganz wuschig, denn ich empfinde es dann manchmal (ganz ungerecht) als ein aus der Verantwortung stehlen - denn wenn wir es jetzt nicht machen, bleibt es unerledigt - und dann muss ich es machen, wenn ich irgendwann allein bin...

Liebe Grüße
Grisu
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"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
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  #11  
Alt 29.05.2013, 16:29
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buffy197111 buffy197111 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Da wir jetzt schon über 2 Jahre mit dieser Krankheit leben, haben wir wirklich gelernt damit umzugehen. Wie schon geschrieben klappt es mal mehr mal weniger gut. Ich muss aber auch dazu sagen, dass es meinem Mann überwiegend gut geht. Es gibt für uns nur relativ wenig Einschränkungen, da sind andere hier viel viel schlimmer dran. An manchen Tagen fällt es mir auch sehr schwer, darüber hier im Forum zu lesen, denn dann bekomme ich tierische Angst vor dem, was noch auf uns zukommen kann, wenn die Ärzte es bei meinem Mann doch nicht mehr heilen können und ich weiss nicht, ob ich dafür dann stark genug bin, aber ich glaube, dann funktioniert man einfach nur noch, wenn es sein muss. Der mit dem Holzhammer kommt wahrscheinlich erst später.
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Tobias Müller 27.12.1982 - 29.09.2014
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  #12  
Alt 29.05.2013, 16:36
Kaffeemaschine Kaffeemaschine ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

iebe Frikadelle,

ich bin auch Angehörige, mein Vater hat Krebs, und wir sind alle nicht so die Optimisten... Deshalb will ich hier mal eine Lanze für den Pessimismus brechen:

Immer wieder ging und geht es meinem Vater viel länger gut, als wir dachten.

Hätte er sich nach seinen eigenen Prognosen gerichtet, hätten wir viele schöne gemeinsame Jahre verpaßt!

Ich will die schlimmen Zeiten nicht schönreden, aber es kann vieles gutgehen und wenn man innerlich schon die Gedanken an das Schlimmste wälzt, genießt man die Erleichterung und Freude besonders.

Was sich noch lohnt.. ich finde, alles, woran Dein Mann Freude findet (und sei es die Freude, zu planen und zu träumen). Wie lange Ihr später Nutzen von etwas habt, kann jetzt niemand wissen, also warum nicht zumindest versuchen!

Wenn es um Dinge geht, die für Dich alleine eine ernsthafte Belastung wären oder die Euch jetzt viel Unnehmlichkeiten bedeuten, sieht es anders aus. Ich hoffe, Ihr könnt das offen zusammen besprechen, so schwer es auch fällt..

Irgendwie macht man immer
„was, wenn” Pläne, egal wie makaber es sich anfühlt, um wenigstens innerlich ein bißchen vorbereitet zu sein. Ich brauche das jedenfalls, um Zukunftsängste etwas wegzuschieben, vielleicht ist es bei Dir ähnlich.
Deinem Mann geht es kein bißchen besser oder schlechter dadurch! Daß Du ihm sein eigenes Tempo läßt, über seine Situation nachzudenken und zu sprechen, auch wenn es Dich so belastet, finde ich sehr einfühlsam.

Ich glaube, mit dem Planen haben meine Eltern nicht viel anders gemacht, solange mein Vater halbwegs fit war. Die gemeinsame Zeit, Urlaube, Hobbys wird wertvoller.. In den letzten Monaten wollte er noch viel Angefangenes erledigen, wirklich wichtige Dinge, aber auch Sachen, bei denen meine Mutter und ich den Kopf geschüttelt haben. Wir haben ihn unterstützt, weil es ihm auf der Seele lag. Vieles ist geschafft, anderes ist liegengeblieben, aber nichts, was uns jetzt belastet oder ärgert. Damit hat es sich gelohnt, finde ich, auch wenn ich selber die Zeit vielleicht anders gestaltet hätte.

Jetzt sind die Pläne leider schon sehr kurzfristig: ein Monatswechsel, ein Sportwettkampf, das angekündigte schöne Wetter.. vor dem Champions League-Finale haben wir immerhin fleißig spekuliert und gefiebert. Kleine Freuden.

Liebe Frikadelle, ich wünsche Euch alles Gute und Grund für möglichst langfristige Pläne!
Liebe Grüße
Kaffee
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  #13  
Alt 29.05.2013, 21:36
Benutzerbild von Nicole13
Nicole13 Nicole13 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Zitat:
Zitat von Laesperanza Beitrag anzeigen
Hallo Nicole, muss mich jetzt mal ganz kurz einmischen. Der Palliativ-Pfleger hat sich ja anscheinend schon 2 x blöd ausgedrückt (wahrscheinlich schon mehrmals, nur wirst Du halt auch nicht alles hier schreiben). Kann man da nicht vom Dienst einen anderen Pfleger anfordern? Ich finde das echt daneben. Man braucht ja inicht noch jemanden, der einen noch weiterrunterzieht.
Hallo!

Es ist noch nicht einmal ein Pfleger, es ist der PalliativARZT. Was ich im Grunde noch schlimmer finde.... Zumal er ihn nur 2x bisher gesehen hat. Wir überlegen gerade, einen anderen zu suchen. Möchte nächste Woche aber erst mit der Ärztin im Krankenhaus darüber sprechen. Die ist komischerweise immer ganz zuversichtlich....
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  #14  
Alt 30.05.2013, 09:34
cicabohna cicabohna ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

[QUOTE=Grisu62;1192758]Hallo Frikadelle,

.
Zitat:
Trotzdem hadere ich in regelmäßigen Abständen mit der Situation, die mir ihren Takt diktiert und mich meinen eigenen nicht finden lässt.
Du sprichst mir aus dem Herzen. Diese "Zwischenwelt"...gefangen im Hier und Jetzt. Man kann nicht zurück und nach vorne gehts auch nicht wirklich. Ich plane auch manchmal meine Zukunft mit meiner Tochter. Ich muss mir Arbeit suchen...kann ich die Wohnung behalten, das Auto? Wie oft muss ich die Kleine in die Krippe bringen? Wer bezahlt das?...ich schaue sogar nach anderen Männern!!!! Potenzielle Väter!!! Ich fühle mich sooo schrecklich dabei, aber ich glaube, das ist die Psyche...ich bin ja kein schrecklicher Mensch. Auch wenn ich mich dann so fühle. Es ist einfach die Angst. Die Angst um unsere Tochter....unsere Zukunft.
Viel Kraft bei euch ist noch gar nichts verlohren.
lg cica
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  #15  
Alt 31.05.2013, 10:11
Frikadelle Frikadelle ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Hallo, Ihr Lieben!

Ganz lieben Dank für Eure vielen Antworten!

Ich glaube, ein ganz gewaltiger Unterschied liegt darin, wie weit die Krankheit schon jeweils fortgeschritten ist. Ich meine: Mein Mann hat durchaus noch Chancen. Aber statt mich daran zu klammern und zuversichtlich zu sein, verabschiede ich mich innerlich schon!

Manchmal fühle ich mich, als lebe er schon gar nicht mehr (nach einer Woche seit der Diagnose!) und habe dann fast das Gefühl einer Geistererscheinung, wenn er zur Tür herein kommt und so lebendig und fit ist wie eh und je. Da hab ich wirklich ein schlechtes Gewissen - und es nutzt ja nichts. Deswegen geht's weder ihm noch mir besser; im Gegenteil! Aber man kann so schlecht aus seiner Haut ...

Ich wünsche Euch allen viel Kraft für die Gegenwart und Zukunft!

LG
Frikadelle
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