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  #1  
Alt 15.04.2016, 22:16
lotol lotol ist offline
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Standard Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

mir ist zwar klar, daß ich mich - wie jeder von einem Lymphom Betroffene - in einer nur für mich gültigen, sehr subjektiven Situation befinde.

Dennoch will ich versuchen, etwas an evtl. "Hilfestellung" weitergeben zu können, wenn jemand völlig unerwartet und plötzlich mit einem Verdacht auf ein Lymphom oder Befund Lymphom konfrontiert ist.
Wie sich das bei mir entwickelte, beschrieb ich im Thema "Brauche eure Hilfe".

Über das Ergebnis einer von ihm veranlassten CT-Untersuchung informierte mich mein Internist. Es war Verdacht auf ein Lymphom.
Das sagte ich natürlich auch meiner Familie, die sich teils sofort mehr Sorgen als ich machte.

Am ehesten verstand meine Frau, daß ein Verdacht erst mal noch bestätigt werden muß. Und selbst danach eine definitive Diagnose "Krebs" nicht zwangsläufig wie eine Art "Todesurteil" einzuordnen ist.
Vor Jahrzehnten wurde sie wegen Brustkrebs operiert.
Danach Chemotherapie.
Sie und wir hatten das Glück, daß sie es überlebte.

Unser Sohn war schon etwas besorgter, und unsere Tochter brach bei unserem nächsten persönlichen Treffen in Tränen aus.
Erst beruhigte ich sie und erklärte ihr dann, daß als Ergebnis einer definitiven Diagnose ja immerhin die zwei Lymphom-Alternativen bestehen:
1) "gutmütig"
2) "bösartig"
Ferner sagte ich ihr, daß meine statistische Lebenserwartung bei vielleicht 80 Jahren liegt.

Und dann fragte ich sie:
Glaubst Du im Ernst, daß mich die beiden Alternativen sonderlich beeindrucken?
Du weißt doch, daß ich bisher kerngesund und auf keinerlei Medizin-Einnahme dazu angewiesen war.
Du weißt auch, daß mich noch nie die Ratschläge irgendwelcher Ernährungs-"Experten" interessiert haben.
Ich hörte viel mehr auf das, was mein Körper mir "signalisierte" und jeweils haben wollte:
Das bekam er dann auch.
D.h. ich lebte damit 9/8 meines Lebens ohne ernsthafte Gesundheitsprobleme.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich immer auf die Selbstheilungskräfte meines Körpers vertraute und das immer noch tue.
(Was nebenbei kein dumpfes Vertrauen ist, sondern eines, das sich immer wieder als berechtigt zeigte.)
Überleben werde ich auf das letzte Achtel meines Lebens bezogen weder die eine noch die andere Alternative.

Und wenn wir nun mal annehmen, ich hätte kein Lymphom:
Wer sagt Dir denn, daß ich die (angenommen) letzten 8 Jahre überhaupt überleben würde??
Ist doch alles nur Glückssache oder nicht?
Morgen oder übermorgen könnte ich an einem Herzinfarkt oder einem Gehirnschlag sterben.
Oder von der Stützmauer, die ich seit Jahren in einem anderen Anwesen saniere, herunterfallen und mir dabei das Genick brechen oder bei einem Autounfall sterben.
Meine Tochter sah das ein und änderte ihre Sicht dazu auch.
Nun ist es natürlich für Betroffene in meinem Alter o.ä. erheblich einfacher, die Dinge so zu sehen als wenn jemand wesentlich jünger ist.

Worauf ich aber eigentlich hinaus will, ist etwas ganz anderes:
Nämlich das o.g. Vertrauen in die Selbstheilungskräfte des Körpers, sowie auch die Belastbarkeit von diesen.

Das ist insofern von großer Bedeutung für die Krebsbekämpfung als die heutzutage "zweigeteilt" ist.
Bei meiner Frau gab es seinerzeit nur die Chemotherapie.
Verkürzt wird häufig nur von Chemotherapie gesprochen, was der Sache inzwischen aber nicht mehr gerecht wird.
=>https://www.leben-mit-lymphom.de/fl/...chemotherapie/
Ich denke, daß die mentale Einstellung zur Überwindung des Krebses eine nicht unerhebliche Rolle spielt.


Zu meinem 1. Therapie-Zyklus.
(Als letzte Voruntersuchung wurde vorher noch das Herz untersucht. Ist i.O.
Wasser wurde dabei im rechten Lungenflügel festgestellt)
Der Zyklus lief wie geplant an:

1. Tag
Antikörper-Infusion.
Die wird deshalb anfänglich getrennt gemacht, damit die Verträglichkeit getestet werden kann.
In den nachfolgenden Zyklen werden dann AK und Chemo gleichzeitig zugeführt.

Von all den genannten Möglichkeiten an Wirkungen, die ich ggf. auch sofort melden sollte, wie z.B. Hitze- od. Kälteempfindungen, Kribbeln oder allergische Hautreaktionen usw. merkte ich rein gar nichts.
Während der Infusion aß ich Schokolade, trank auch noch Kaffee und aß Kuchen, weil ich Hunger hatte.

Hinterher kontrollierte meine Ontologin den Wasserstand im rechten Lungenflügel:
ca. 1 L Wasser - dachte, ich höre nicht recht. Ist ja kein Pappenstiel.
Zwar habe ich eine relativ große Lunge (ca. 6 L), weil ich meinen Körper durch Arbeiten schon immer (außer im Winter) "griffig" nehme, es ist aber dennoch ca. 1/6 des Volumens.
Ich fragte, woher das Wasser kommt.

Die Ontologin sagte, das hängt mit dem Lymphom zusammen und fragte:
Merken Sie davon irgendetwas?
Z.B. Kurzatmigkeit beim Gehen oder Treppensteigen?
Nachdem ich das verneinte, sagte sie:
Dann saugen wir das auch nicht ab, sondern lassen es drin, weil wir dadurch eine weitere Kontrollmöglichkeit für den Erfolg unserer Maßnahmen haben.

Anschließend fragte ich sie:
Ich weiß ja nun, daß ich ein bösartiges Lymphom habe, kenne aber die graduelle Einordnung von ihm nicht.
Ist das eher "mäßig" bösartig oder recht bösartig?

Ihre Antwort war:
Es ist eher "böse" bösartig.
Dazu muß ich Ihnen aber auch gleichzeitig sagen, daß sich das auf Anhieb zwar weniger gut anhört.
Tatsächlich verhält es sich aber so, daß "böse" bösartig beinhaltet, daß die Zellteilungsrate deshalb relativ hoch ist.
Und genau darauf ist die Chemotherapie bestens "einstellbar".
D.h. es ist im Grunde genommen viel schwieriger, "mäßig" wachsende Lymphome zu bekämpfen als "böse" bösartige.

Naja - obwohl ich mich bzgl. Bösartigkeit zunächst nicht so fühlte, als hätte ich mit meinem Lymphom das "Große Los" gezogen, sind das nachvollziehbare und stichhaltige Argumente.

Die sich auch relativ leicht verifizieren lassen; denn ich habe durchschnittlich relativ große Lymphknoten, die auch schnell dahergewachsen sind.
Der Knoten in der linken Leiste hat etwa die Größe von einem ganz kleinen Hühnerei, das unter der Haut ist.
Wenn die Maßnahmen - wie gewünscht - erfolgreich sind, sollte sich der Knoten fühlbar schnell zurückbilden. So wie alle anderen analog auch.
Wird sich zeigen.

2. Tag.
Chemo-Infusion.

Zunächst Infusion von Kochsalzlösung und dann am Schluß Zufuhr der Chemo durch die Ontologin.
Mit großer Spritze (D ca. 2,5 bis 3 cm, gefüllt auf ca. Länge 10 cm mit rötlich/lila Flüssigkeit).
Ontologin:
Da bekommen Sie jetzt Ihren Campari.
Ich:
Da ist aber doch bestimmt kein Alkohol dabei.
Ontologin:
Nein - ich spritze das langsam zu, und wenn Sie das Geringste dabei merken, sagen Sie es sofort - nicht den "Helden spielen".
Ich:
Nein - bin da kein Held und sage, wenn sich etwas verändert.

Gemerkt habe ich auch dabei überhaupt nichts.
Auch nichts mit Übelkeit oder sonstwas danach.

Ganz im Gegenteil. Ich aß anschließend übermäßig viel.
Trank dazu 3 L Malzbier und "gönnte" mir am Schluß 1/2 L richtiges Bier.

Insgesamt:
Alles halb so wild, wie man das evtl. erwartet.
Vielleicht aber auch hier wieder nur Glückssache.

Etwa 20 Stunden nach der Chemo-Zufuhr erfolgte eine ungewohnte Reaktion, die aber an sich mit Übelkeit nur unvollständig beschreibbar ist.
Denn die Übelkeit war nur die Folge von fast schlagartigem "Quackern" im Bauch, verbunden mit Druckaufbau unter fast krampfartigen Schmerzen.

Der Druck mußte irgendwie abgebaut werden, und nachdem der normale untere Abgang ja üblicherweise "verriegelt" ist, stellte sich das Gefühl ein, daß notfalls der obere Abgang per Übergeben freigemacht werden sollte.
Das wollte ich natürlich nicht und ging sofort auf die Toilette, um den Druck auf dem "Normalweg" abzubauen.
Klappte auch => Durchfall.

Das wiederholte sich kurz hintereinander noch zweimal gleichermaßen ablaufend, wobei der Durchfall mengenmäßig rapide abnahm.
Dann war es vorbei.

Danach trank ich Kaffee und aß dazu, bis ich satt war.
Später auch wieder ganz normales schmackhaftes Essen.
Keine Spur von Geschmacklosigkeit oder Appetitlosigkeit.
Alles ganz normal.
Incl. Rauchen nach dem Essen.
Natürlich kenne ich das hier:
.hexal.de/arzneimittel/chemotherapie/massnahmen.php

Bzgl. Alkohol und Nikotin verhält es sich aber m.E. so, daß ein Körper ggf. jahrzehntelang eine gewisse Zufuhr gewohnt ist.
Gut, man kann das reduzieren.
Doch welchen Sinn sollte es haben, den Körper zusätzlich auch noch unter totalen "Entzugs-Streß" zu setzen, wenn es u.a. darum geht, auch die körpereigene Abwehr bestmöglich zu aktivieren??

Sende lieber mal - weiß gar nicht, ob es hier ein Zeilen-Limit gibt.

Liebe Grüße
lotol
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  #2  
Alt 16.04.2016, 04:14
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

an dem letzten Gedanken will ich nochmal sinngemäß anknüpfen.
Hier halte ich es mit dem Ausspruch von Helmut Schmidt:
"Willen braucht man. Und Zigaretten!"

Ich weiß - jeder Nichtraucher hält das für total bescheuert.
Und jeder Raucher weiß, daß Nikotin ein Aufputschmittel ist, mit dem sich sehr viel "wegdrücken" läßt, wenn man das will oder sofort braucht:
Hunger, Schmerzen, Müdigkeit, Unwohlsein, Nachlassen der Konzentration usw. usw.
Daß Nikotinkonsum schädlich ist, weiß auch jeder Raucher und nimmt das in Kauf.

Es geht mir dabei eher um den Gedanken, daß jeder für sich selbst entscheiden muß, was er für richtig hält, um seinen Körper bestmöglich weiterhin so fit zu halten, daß er seinen Beitrag zum Kampf gegen den Krebs leisten kann.
Damit will ich sagen, daß nur das und nichts anderes die Aufgabe von uns Betroffenen ist.
Es bringt nichts, sich halb verrückt wegen irgendwelcher Veränderungen von irgendwelchen Werten zu machen.
Das richtig einzuordnen ist nicht unser Job.
Ganz abgesehen davon, daß i.d.R. kaum jemand dazu in der Lage sein dürfte.

Jeder hat ein anderes Lymphom, das mit entspr. Mitteln bekämpft werden muß.
Die Auswahl/Anpassung/Variation der Mittel obliegt den Ärzten, die unseren Kampf unterstützen.

Vielleicht mag es dem einen oder anderen auch helfen können, sich auf das uralte "panta rhei" (Alles fließt) zu besinnen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heraklit
V.a. Absatz: Werden und Vergehen.

Wir sind es gewohnt, die Dinge eher statisch zu sehen, was jedoch sowieso nicht stimmt, weil sich alles in ständiger Veränderung befindet.
D.h. wir nehmen die Veränderungen - wenn überhaupt - meistens nur als "schleichende" wahr.

Und dann sind wir plötzlich mit einem Lymphom konfrontiert.
Als Realität, die ggf. sofort bekämpft werden muß.
Schnellstmöglich und innerhalb kürzester Zeit ist dazu alles zu aktivieren, das zur Verfügung steht.

Sinnbildlich gesehen, ist der Krebs dann in's Visier genommen und wird so lange mit vollen Breitseiten https://de.wikipedia.org/wiki/Breitseite
"beschossen", bis er "plattgemacht" ist.
So weit, wie das möglich ist.
Die Breitseiten werden auf zwei Ebenen "abgefeuert".
1) AK
2) Chemo
Und von Breitseite/Breitseite (= Zyklus/Zyklus) wird nachjustiert.
Um die Nachjustierung der Breitseiten brauchen wir uns nicht zu kümmern, weil das die Ärzte machen.
Aber:
Die Breitseiten schlagen nicht in einem anderen Schiff, sondern in unserem eigenen Körper ein.

Was innerhalb kürzester Zeit sehr viel Kraft (=Energiezufuhr) erfordert, damit wir das aushalten und möglichst unbeschadet überstehen können.
Nur darum muß sich jeder selbst kümmern.
Ruhig auch im Übermaß essen, was gerade schmeckt.
Denn in unserem Körper "tobt" ab dem ersten Zyklus eine Abwehrschlacht ihm völlig unbekannten Ausmaßes.
Weit jenseits all dessen, was er bisher jemals zu bewältigen hatte.
Die Chancen, den Krebs besiegen zu können, haben sich durch die heutige Kombination von AK + Chemo erheblich verbessert.


Besiegbar war er auch früher schon.
Und weil wir das aus eigenen Erfahrungen in unserer Familie bereits kennen, war es mir ein Anliegen,
einerseits vielleicht dazu beitragen zu können, gewisse Ängste und Unsicherheiten bzgl. Therapie-Einstieg bei anderen Betroffenen abbauen helfen zu können und was noch viel wichtiger ist,
andererseits evtl. Sichtweisen vermitteln zu können, die dazu geeignet sind, die mentale AK-Ebene stärken zu können.

Ich denke, es hat wenig Sinn, vom Ablauf meiner weiteren Zyklen zu berichten.
Weil die noch subjektiver sein werden als alles, was ich zum Thema schrieb.

Allen von NHL Betroffenen wünsche ich von ganzem Herzen das Glück, das auch dazugehört, den Krebs besiegen zu können.

Liebe Grüße
lotol
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  #3  
Alt 17.04.2016, 02:46
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

will nun doch noch etwas berichten, das allen von NHL Betroffenen genau so viel Auftrieb bzw. Mut machen kann, wie das bei mir der Fall ist.

Am Mittwoch ca. 15 Uhr war die AK-Zufuhr beendet.
Und am Donnerstag ca. 15 Uhr die Chemo-Zufuhr.

Samstag nachmittag, war ich mir noch nicht ganz so sicher, wie jetzt.
Kaum zu glauben:
Bereits ca. 55 Stunden nach der Chemo-Zufuhr ist eine deutliche Wirkung feststellbar.
Alle fühlbare Knoten in sämtlichen Größen werden kleiner und bilden sich merklich zurück.

Manche kleinere vorher vorhandene "Knoten-Ketten", wie z.B. der rechtsseitige im Hals (etwa vom Unterkiefer bis zum Schlüsselbein verlaufend), sind bereits komplett weg.
Die linksseitige Knotenkette im Hals, die stärker ausgeprägt war, ist in der oberen Hälfte weg, und die untere Hälfte wird wahrscheinlich morgen weg sein.

Ein größerer (ca. 2 cm) Knoten unterhalb des Unterkiefers ist um ca. 50 % kleiner geworden, und auch der Knoten in der Leiste wurde deutlich kleiner und weicher.

Ansonsten:
- Verdauung völlig unregelmäßig mit relativ wenig "Mengen-Ausstoß".
Vermute, daß erheblich mehr als sonst vom Körper regelrecht "absorbiert" wird.
- unregelmäßiges "Quackern" im Bauch verbunden mit Blähungen
- Geschmackssinn völlig normal
- keine Spur von Appetitlosigkeit - ganz im Gegenteil.
Ich esse erheblich mehr als sonst tagsüber. Und auch abends.
Muß ich auch tun; denn der Winter hat mich erkältungsmäßig sowie durch das Krebswachstum insgesamt "geschlaucht".
Wiege irgendwas zwischen 70 bis 75 kg bei 1,87 m Größe und muß mir Reserven "hinfressen".
- Unwohlsein tritt fast nur beim Autofahren auf (wg. Beckengurt).
Auf dem Beifahrersitz liegen Schokolade, Kartoffelchips und Pistazien gegen Unwohlsein sowie zum Essen nach Lust und Laune bereit.
Auch eine Flasche mit Wasser zur "Ausschwemmung".
Wenn das noch nichts hilft, drücke ich Unwohlsein mit Rauchen weg.
- Keinerlei sonstige ungewohnte Reaktionen feststellbar


Jedem NHL-Betroffenen wünsche ich, daß seine Therapie ähnlich positiv beginnt.

Liebe Grüße
lotol
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  #4  
Alt 14.05.2016, 14:53
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

der Beitrag von Sandra 1812 (Krebs weg .. Spätfolgen...) hat mich bzgl. dessen, daß wir uns in unserer evtl. Not allein gelassen fühlen könnten, recht nachdenklich gemacht.
Genau so, wie auch die Antwort von Angelika 7, die auch Sandra 1812 irgendwie behilflich sein und Mut machen wollte.

Was bleibt uns denn großartig anderes übrig, als uns gegenseitig in unseren teils total beschissenen Situationen Mut zu machen?

Damit will ich nicht sagen, daß Veranlassung besteht, uns hilflos der jeweiligen Situation "ausgeliefert" zu sehen.
Denn das ist keineswegs so:
Ärztliche Profis stehen/kämpfen auf unserer Seite gegen den Krebs an.
Mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen, und das sind nicht wenige.

Meine Ontologin erklärte mir (nachvollziehbar), warum permanente Fortschritte im Kampf gegen den Krebs möglich und erreichbar sind:
In Datenbänken werden systematisch Einzelfälle ausgewertet, damit durch den Rückgriff auf die Ergebnisse ständige Verbesserungen/Verfeinerungen der angewendeten Mittel erreicht werden können.
D.h. wir können davon ausgehen, daß sich unsere Ärzte auf "sicherem Boden" bewegen, wenn Therapie-Mittel beibehalten oder ggf. angepaßt werden.

Bzgl. Speicherung von Daten gibt es Zeitgenossen, die überall einen Mißbrauch von Daten "wittern" und dazu Unglaubliches verbreiten.
Das geht dann teils bis an die Grenzen übler Nachrede, die auch bzgl. dieses Forums existiert:
=> http://community.netdoktor.at/forum/...n-der-foristen

Ganz abgesehen davon, daß sich zeigen wird, ob hier im Forum "zensiert" wird, bleibt es m.E. völlig unverständlich, warum die gen. Zeitgenossen nicht selbst ein Forum oder einen Blog eröffnen, um darin das zu diskutieren, was ihnen ein Anliegen ist.
Denn schließlich ist es jedem unbenommen, die Dinge so zu sehen, wie er das für richtig hält.

Bezogen auf Heilungs-Möglichkeiten/-Chancen von Krebs ist es auch jedem unbenommen, z.B. auf homöopathische oder sonstwelche Mittel zu vertrauen oder womöglich gar zum "Wunderheiler Eusebio" zu gehen, der vermutlich nur mehr verspricht, als er jemals erreichen kann.

Denn in einem Punkt "beißt die Maus todsicher keinen Faden ab":
Letztlich laufen in unseren Körpern nur chemische Umsetzungsprozesse ab.
Völlig unabhängig davon, in welcher Form "die Chemie" zugeführt wird.
Nur effektiv wirksam muß sie sein, was sich ja auch jederzeit überprüfen läßt.
Womit wir wieder bei den o.g. Datenbänken wären, deren Auswertungsergebnisse allen Patienten nützen können.

Wir im Forum können nicht recht viel mehr tun, als von (unseren) Ergebnissen zu berichten, weshalb ich mich auch entschlossen habe, weiterhin von meinen Ergebnissen zu berichten, um allen anderen Betroffenen Mut zu machen.

Natürlich kann eine Therapie bei jedem anders gelagert sein.
Aber dennoch dürften grundsätzliche Abläufe annähernd identisch sein, weil diese die Basis für die permanente Überprüfung der Wirksamkeit der Therapie sind, die ggf. angepaßt wird.

Ich habe ein follikuläres Lymphom Grad 3, Stadium III A.
Stadium III A bedeutet zunächst, daß überall im Körper abartig bösartig vergrößerte Lymphknoten vorhanden sind.

Die Therapie ist zweiteilig aufgebaut und die Zyklen laufen im Prinzip (incl. der Kontrollen) immer gleich ab.

Mir wird/wurde an AK zugeführt:
700 mg Rituximab in 500 mL NaCl 0,9 %
Und gleichzeitig an "Chemo":
- 1300 mg Cyclophosphamid in 500 mL NaCl 0,9 %
- 90 mg Doxorubicin (applikationsfertig)
- 2 mg Vincristin (applikationsfertig)

Eine Woche nach der Zufuhr sind die Blutwerte i.d.R. völlig i.O.
Nach etwa 10 Tagen "rauscht" aber die körpereigene Abwehr "in den Keller", was bei der Blutkontrolle nach zwei Wochen auch feststellbar ist.
Etwa 5 Tage danach sollten dann die Blutwerte wieder i.O. sein, damit nach 3 Wochen der nächste Zyklus beginnen kann.
So lange die Abwehr (mehr oder weniger) im Keller ist, muß man darauf achten, sich keine Infektion "einzufangen".
Falls das doch geschieht, sofort reagieren und das Behandlungzentrum verständigen, damit dort darauf (gegensteuernd) reagiert werden kann.

Derzeit bin ich im zweiten Zyklus, und die Blutwerte (nach einer Woche) waren i.O.
Anschließend wurden per Ultraschall alle Lymphknoten erneut "vermessen".
Alle hatten sich gewaltig verkleinert, was den Rückschluß erlaubt, daß die Therapie - wie gewünscht - dem Krebs ganz ordentlich zusetzt bzw. ihn vernichtet.

Der Wasserpegel im rechten Lungenflügel ist auf ca. 1,5 L angestiegen.
Gegen Ende der nächsten Woche wird in Verbindung mit der nächsten Blutkontrolle etwas Wasser "abgezapft", damit das separat analysiert werden kann.

Ansonsten:
Alles unverändert.
Bis auf den zwangsläufigen Haarausfall sowie die etwas unregelmäßige Verdauung merke ich rein gar nichts Ungewöhnliches.
Keinerlei Nebenwirkungen, von denen häufig die Rede im Zusammenhang mit den Therapien ist.

Bzgl. Gewicht hatte ich mich verschätzt.
Das lag deutlich unter 70 kg.
Ich esse weiterhin exzessiv ganz gezielt "Kalorien-Bomben", und das Gewicht steigt dadurch nun auch langsam an.

Hoffe, daß auch die weiteren Berichte zum Verlauf meiner Therapie ebenfalls Betroffenen Mut machen können.

Liebe Grüße
lotol
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  #5  
Alt 22.05.2016, 02:39
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

nach zwei Wochen im zweiten Zyklus erfolgten:
1) wie üblich Kontrolle der Blutwerte.
Sind völlig i.O.
Ich befinde mich wieder auf der ansteigenden Kurve der Aktivierung meiner Immunwerte.

Meine Ontologin verzichtete auf eine nochmalige Zwischenkontrolle der Werte, weil mein Gesamtbefinden ganz gut ist und sich die Werte analog zum ersten Zyklus entwickelten.
Sie schärfte mir aber nochmal ein, daß ich beim geringsten Anzeichen der Veränderung meines Befindens - insbesonders bei Fieber - sofort reagieren und das Behandlungzentrum verständigen sollte.
Der dritte Zyklus soll drei Wochen nach dem zweiten beginnen.
Also wie üblich.

2) das Wasser in der Lunge wurde komplett entfernt.
Auch um es analysieren zu können.
Genau genommen befindet es sich gar nicht in der Lunge, sondern im Pleura.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pleura

Der für die Ultraschall-Untersuchungen zuständige Arzt sah sich das vorher nochmal an und markierte die Einstichstelle, um das Wasser entfernen zu können.
Anschließend setzte ich mich auf eine erhöhte Liege.
Die Einstichstelle (am Rücken) wurde erst per Spray etwas "vereist".
Dann Schmerzbetäubungsspritze - kennt man vom Zahnarzt her.
Danach, fast gleichzeitig mit der Vorwarnung, daß es nun etwas weh tun wird, wurde eine Kanüle gesetzt.

Während ich dann da saß, fragte ich, ob das aus mir abgesaugt wird.
Anwort:
Nein, das ist umgekehrt wie bei einer Infusion. Es läuft durch die Schwerkraft aus Ihnen heraus und in einen tiefer liegenden Beutel hinein.
Insgesamt waren es ca. 2 L Flüssigkeit bis nichts mehr ablief!
Dickflüssiger als Wasser und weißlich gefärbt.

Der Arzt fragte mich noch, ob ich mal operiert worden sei.
Nachdem ich das verneint hatte, meinte er noch:
Ist eine merkwürdige Sache, weil so etwas an sich nur nach schweren Operationen auftritt, bei denen das Lymphsystem massiv verletzt wurde.

Auch die Ontologin meinte, daß es sich um etwas anderes handeln könnte, das mit dem Lymphom nichts zu tun hat.
Und das ich schon viel länger habe, ohne es jemals als störend bemerkt zu haben.
Ursache (bisher) unbekannt.
Wird sich zeigen, welche Anhaltspunkte die Analyse ergibt.

Die 2 L Flüssigkeitsverlust machten sich natürlich sofort bzgl. Gewicht negativ bemerkbar:
Wiege wieder unter 70 kg.
Muß folglich das "Hinfressen" an mich noch weiter erhöhen.


Liebe Grüße
lotol
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  #6  
Alt 29.05.2016, 13:08
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

am Freitag begann der dritte Zyklus durch Infusion der gleichen Mittel wie bei den vorhergehenden.

Die Mittel scheinen wie gewünscht zu wirken, und die Blutwerte sind i.O.

In den beiden ersten Zyklen wurden die von mir ertastbaren Lymphknoten enorm zurückgebildet.

Derzeit kann ich eigentlich nur noch an dem in der Leiste den Erfolg der Therapie kontrollieren:

- äußerlich ist kaum mehr eine Auswölbung zu sehen

- innerlich ist nur noch ein länglicher Knoten fühlbar. Vielleicht ca. 15 mm lang bei Durchmesser ca. 5 mm

Das sieht alles nach Erfolg aus, wobei es mir relativ gut geht.
Auch den Gewichtsverlust durch die ca. 2 L Wasserentnahme konnte ich durch "Hinfressen" nahezu kompensieren.
Was bei mir gar nicht so einfach ist, weil ich schon immer Unmengen vertilgen konnte, ohne daß etwas an mir "hängen" bleibt.
Momentan esse ich (zusätzlich) zum regulären Essen abends mindestens 1000 bis 1500 kcal, damit mein Gewicht "hochzieht".
Meist in Form von Erdnuss-Flips (200 g = 1000 kcal) und einer Tafel Schokolade (ca. 550 kcal).


Bei den Zyklen setzen die Ärzte am Schluß immer die Chemie-Einspritzungen.
Die Schwestern dürfen das nicht tun. Wahrscheinlich, damit bei evtl. Komplikationen sofort ein Arzt reagieren kann.
Wie dort reagiert wird, ist ohnehin vorbildlich - geht alles ratzfatz und angemessen.

Am Freitag sagte meine Ontologin zu mir:

Bevor ich Ihnen jetzt die "guten" Spritzen gebe, habe ich erst noch eine schlechte Nachricht.
Im aus der Lunge punktierten Wasser befanden sich bösartige Zellen, die mit dem Lymphom nichts zu tun haben.
Ursache ist bisher unbekannt, aber es deutet darauf hin, daß ein weiterer bösartiger Tumor existiert.

Am Montag früh kommen Sie, damit wir uns das genauer ansehen können.
Erst Ultraschall-Kontrolle, ob sich erneut Wasser angesammelt hat.
Falls ja, wird das entfernt, damit beim nachfolgenden CT alles klar erkannt werden kann.
Auch das Herz wird nochmal untersucht.
Dann sehen wir etwas klarer, was die Ursache sein könnte.
Am Mittwoch rufen Sie mich dann an, damit Sie das Ergebnis bekommen.

Das hat mir gerade noch gefehlt:
Eine weitere "Krebs-Baustelle".
Möglicherweise ein Kampf an zwei Fronten gegen den Krebs.
Wird sich zeigen, was ggf. dann getan werden muß.

Hat jemand von Euch Vergleichbares schon mal "durchgemacht" ?
Zwei unterschiedliche Krebse bekämpft?
Und wie läuft das dann?
Wird da einer nach dem anderen "plattgemacht"?


Liebe Grüße
lotol
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