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  #1  
Alt 15.03.2009, 08:45
ghostwhisper ghostwhisper ist offline
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Standard Lebensweise eines Krebspatienten

Als direkte Begleiterin meines Mannes hat er einige Lebensstrategien entwickelt dir mir zu schaffen machen.
An Darmkrebs erkrankt mit Leber- und Lungenmetas lebt er mitunter auf der Überholspur. Nach dem Motto ich habe nur ein Leben und lebe dies so wie ich es will - finde das relativ egoistisch denn auch ich habe nur ein Leben.
In 2 Wochen steht die nächste OP an - Entfernen der Lungenmeta.
Ich habe nun seit ca. 2 Jahren dies alles mitgemacht und frage mich mitunter was ist eigentlich noch mein Leben? Ständig bereit sein zur Motivation und bereit zur Begleitung sei es Chemo Arztbesuche Hospitalisationsaufenthalt mit nächtelang nicht richtig schlafen - dass ich mittlerweile denke hoffentlich nicht noch jahrelang - ich bin mitunter müde über die Auseinandersetzung mit dem Leiden der Krankheit und die Gedanken was ist wenn?
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  #2  
Alt 15.03.2009, 09:46
Benutzerbild von stellina
stellina stellina ist offline
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Standard AW: Lebensweise eines Krebspatienten

hallo ghostwhisper,
erst mal herzlich willkommen hier. ich weiß, was du meinst, obwohl da ein riesen unterschied ist.
ich mache das auch seit 2 jahren, mein mann hatte auch darmkrebs op. aber keine metas irgendwo, jedenfalls bei entlassung. seitdem keine untersuchung mehr, lehnt er ab. auch mein leben blieb auf der strecke, allerdings durch die demenz meines mannes (nach narkose). er macht garnichts mehr, außer schlafen, dösen, essen, 10 min. spaziergang. das wars. natürlich kam mir auch oft die frage, wo ich eigentlich bleibe. erst jetzt, nach 2 jahren, hab ich mein leben mal wieder in angriff genommen. ich tue etwas nur für mich, denn ich werde hier gebraucht und zwar gesund an körper und seele.
das ein mensch mit der diagnose noch mehr leben will ist verständlich. das man dann egoistisch wird ist wohl normal. aber auch du hast nur das eine leben und kannst auch egoismus entwickeln. du mußt nicht auf der strecke bleiben. versuch dir deine freiräume zu schaffen, ecken im alltag, die nur für dich sind. versuch mit deinem mann zu reden über deine bedürfnisse. natürlich spielt es für einen menschen eine große rolle, wenn er konfrontiert wird mit der aussicht, daß das leben schneller zuende sein könnte, als er dachte. aber dich denke, du kannst viel besser für ihn da sein, wenn du ausgeglichen bist. und das geht nur, wenn du auch an dich denkst.
ich wünsche dir alles gute, schreib hier immer, wenn dir was auf der seele liegt. wir sitzen alle in einem boot. tina.
__________________
Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
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  #3  
Alt 15.03.2009, 21:01
mahanuala mahanuala ist offline
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Beiträge: 944
Standard AW: Lebensweise eines Krebspatienten

liebe ghostwhisper

herzlich willkommen hier , auch wenn der anlass ein trauriger ist .

ich kann deine gedankengänge gut verstehen...und obwohl meine situation anders ist (meine frau ist ´2,5 jahre nach der diagnose)zumindest lt nachsorgeuntersuchungen *gesund*...)....bin ich oft nicht in angehörigen foren unterwegs gewesen weil die von dir aufgworfenen fragen oft untergehen und ich mir wie ein grünes männchen vorkam, daß ich solche fragen uind empfindungen hatte, wie du sie schilderst.

bei uns ging es *nur* 8 monate so oder jetzt vor nachsorgeuntersuchungen oder bei auftauchenden beschwerden ist es so, daß es immer irgendwie mitschwingt...es könnte wieder losgehen...

was ich auch als sehr schwierig empfand war das verhalten der umwelt, die mich nicht mehr als person wahr nahm...sondern sich nur noch nach dem befinden meiner frau erkundigt, egal ob ich grippe und fieber hatte oder egal ob ich mit dem steuerberater telefonierte ( der war der ansicht, jetzt sei doch meine gestellte frage nicht so wichtig nur die gesundheit meiner frau)...oder ob ich stress im job hatte, ich war als eigenständige person nicht mehr *present* offenbar...

in den meisten foren tauchen nur heldenhafte, opferbereite angehörige auf, die offenbar oft auch nur wundervolle erfüllte beziehungen haben oder hatten...und ich war offenbar die einzige, die nicht so opferbereit war.

ich habe mir dann therapeutische begleitu
ng gesucht, damit mir jemand mal einmal die woche zuhört...nur mir

die frau war super, denn sie hatte erfahrung in der angehörigenberatung und hat mir gehoplfen, meine sachen sortiert zu bekommen, damit ich nicht auch noch zusätzlich unter schuldgefühlen leide

lt ihrer aussage ist das oft ein problem bei angehörigen schwer erkrankter menschen, daß sie in solche situationen geraten und selbst wenig unterstützung haben und auch noch damit rechnen müssen, daß die umwelt sie egoistisch findet.
mir hat das sehr geholfen mit jemandem zu sprechen, die solche situationen kennt und doch an meiner seite ist .

liebe grüße
mahanuala
__________________
once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
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  #4  
Alt 16.03.2009, 05:00
ghostwhisper ghostwhisper ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Lebensweise eines Krebspatienten

lieben danke fuer euer mitgefuehl - ich schaue schon dass auch etwas zeit fuer mich uebrig bleibt was jedoch nicht einfach ist da ich noch voll berufstaetig bin und ein mensch bin der versucht alles auf die reihe zu bekommen
was das krebsleiden anbetrifft lasse ich mir nicht viel vormachen - dazu habe ich schon aus lebzeiten zu viel erlebt und durch meine taetigkeit bin ich nicht so leicht zu beirren was behandlungen usw. anbetrifft
ich sehe jedoch unterschiede in verhaltensweisen betroffener krebspatieten - die einen ertragen es still und leise und leben ihr leben weiter und sind dem anderen verstaendnisvoller (denke dass diesen bewusst ist dass man dem gegenueber achtsamer geworden ist) - einige lassen den kopf haengen und hadern schon mit ihrem schicksal (sind depressif und reissen dadurch andere mit ins tief hinein) und wiederum andere leben auf der ueberholspur (so als ob sie nie richtig gelebt haetten oder etwas verpasst haetten)
auch ich habe mir gesagt, dass, wenn ich es psychisch nicht mehr schaffe mir hilfe holen werde und gott sei dank finde ich immer wieder die krafft weiter zu machen - ich habe mir glaubenssaetze geschaffen die mir helfen jeden tag zu leben - so z.bspl. jeder tag geht zu ende, morgen ist ein neuer und jeder tag ist anders - was heute nicht so gut war, ist morgen wieder besser - dass soll heissen, geht es mir heute nicht so gut ist es halt eben so und schere mich einen kehrricht darueber was andere davon halten, ist halt nun mal so - der morgige tag wirds dann zeigen und sicher wieder besser werden. ich muss nicht schauspielern nur damit meine mitmenschen zufrieden sind. mitleid ist sowieso nicht die richtige verhaltensweise - sondern aufs mitgefuehlt kommt's an und das haben wenige menschen in unserer heutigen schnellebigen und egoistischen welt.
auch habe ich festgestellt dass menschen nicht so richtig wissen wie sie mit uns angehoerigen umgehen sollen da sie selbst nicht die erfahrungen haben - habe ich durch vielem nachdenken feststellen muessen und auch mir gesagt dass ich, wenn ich nicht durch mein bisheriges leben diese erfahrungen gemacht haette - wohl auch diese reaktionen an den tag gelegt haette - von daher habe ich vielen verziehen und denke dass sie nicht anders koennen
bestes beispiel war zum jahreswechsel wo man sich ein gutes neues jahr wuenscht - da war doch eine kollegin die sich unschluessig war wie sie mir das uebermitteln sollte - ihre worte waren "ich weiss nicht wie ich dir das sagen soll, in deiner situation, kann man da ein gutes neues jahr wuenschen"?
was glaubt ihr habe ich darauf geantwortet?
"aber mit sicherheit, denn gerade jetzt kann man die wuensche besser denn je gebrauchen"! stark, oder!?
das kam wie aus der pistole geschossen, schon damals stellte ich mich dem mitleid quer und versuche das beste aus jeder situation zu machen.
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  #5  
Alt 16.03.2009, 05:31
ghostwhisper ghostwhisper ist offline
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Standard AW: Lebensweise eines Krebspatienten

liebe mahanuala,

vielen dank fuer deine antwort jedoch muss ich dir sagen dass in diesen foren natuerlich mehr ueber die krebsleiden gesprochen, recherchiert und beraten wird
ich selbst habe auch schonmal darin gestoebert und musste feststellen, dass es nicht eigentlich das ist was ich suchte.
wieso bin ich jetzt erst hier nach zwei jahren - ganz klar - habe bisher alles mit mir alleine ausgemacht und nur durch eine bemerkung eines lieben menschen habe ich begonnen ein sogenanntes tagebuch zu fuehren und mich nochmals auf diese seite begeben um mich mitzuteilen und vielleicht kann ich ja auch anderen hilfestellung geben.
was jedoch deine person anbetrifft so sage ich dir dass du natuerlich nicht beachtet worden bist - ist ja klar - stell dir mal vor - es ist genau das gleiche wenn ein paar ein baby bekommt - wer erhaelt da wohl mehr aufmerksamkeit?
na, hast du die antwort?
du wirst von keinem eine anleitung oder beschreibung erhalten wie du dich zu verhalten hast oder wie du damit umgehen sollst - das alleine kannst nur du!
so ist es in der erziehung der kinder als auch mit dem umgang eines krebspatienten - nur du kannst das beste daraus machen.
deine praesenz wird dadurch wahrgenommen, indem du das thema ansprichst und dich damit miteinbeziehst.
heldenhaftigkeit opferbereitschaft usw. gehoeren wohl fuer die menschen zur selbstverstaendlichkeit die sich offensichtlich nicht tiefsinnig damit auseinander setzen und sich selbst ein bild der achtsamkeit und praesenz verschaffen, weil sie ansonsten uebersehen werden - sicher so manche beziehung kann liebevoller werden aber es gibt auch die beziehungen die daran scheitern koennten
man muss nicht immer stark sein - schwaeche kann auch wieder staerken hervorrufen wenn man es zulaesst
und wieso sollte man schuldgefuehle haben?nur weil der andere krank ist oder man selbst mal nicht so handelt wie es erwartet wird?
ich denke das leben ist so wie es ist und alles was getan wird hat man doch gewollt, oder?
ich freue mich dass du den mut hattest dir hilfe zu holen und so unterstuetzung bekommen hast
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  #6  
Alt 09.04.2009, 06:59
ghostwhisper ghostwhisper ist offline
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Standard AW: Lebensweise eines Krebspatienten

So die OP ist nun gelaufen und Gott sei Dank dieses Mal besser als letztes Jahr.
Ich habe auch mittlerweile wieder meine Arbeit aufnehmen können, so dass ich dadurch wieder meinen eigenen Rhythmus finde und es tut mir gut.
Ich bin etwas ungeduldig auf das Ergebnis der Pathologie und wann die bevorstehende 2.OP geplant wird.
Ich bin dieses Mal etwas zuversichtlicher was den Verlauf angeht, jedoch nicht aus den Augen verlierend wie sich alles weiter entwickeln wird.
Ich persönlich bin voller Energie und freue mich, dass es mir gut geht.
Ich denke ich habe gute Engel die mich begleiten.
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