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  #1  
Alt 21.04.2009, 14:07
anakin anakin ist offline
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Standard Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Hallo an alle lieben Menschen hier,

Ich habe hier schon sehr viel mitgelesen, was mich letztendlich dazu ermutigt hat, auch einen Beitrag ins Angehörigenforun zu schreiben, denn ich habe mich lange nicht so richtig getraut.
Allerdings weiß ich immernoch nicht so genau, wie ich meine Gefühle und meine „ganze Geschichte“ am besten in Worte fassen kann.
Ich fange einfach mal an und zwar an dem Tag, der mein Leben zum ersten Mal total veränderte. Mein Papa hatte vor 12 Jahren einen schweren Unfall mit dreifachem Schädelbasisbruch, mehreren offenen Aterien, die Gehinrbluten verursachten und wochenlangem Koma.
Man sagte uns damals direkt nach der Not OP, wir wissen nicht, ob er die Nacht überlebt. Da war ich gerade 16 Jahre alt geworden und konnte eigentlich gar nicht fassen, was da geschah.
Es folgten Wochen voller Sorgen und Kummer, bis mein Papa aus dem Koma erwachte. Die nächsten 6 Monate waren noch schlimmer. Er litt unter starkem Gedächtnisverlust, Kurzzeitgedächtnis und totaler Verwirrtheit. Es war einfach nur furchtbar. Dann folgte irgendwann monatelange Reha bis er schließlich irgendwann fast wieder voll hergestellt war und sogar wieder arbeiten konnte.
Während der ganzen Zeit ging es mir selber aber dennoch erstaunlich gut. Ich war tapfer, ging zur Schule machte meine Prüfungen und habe selten geweint. Ich habe meine Mama so gut unterstützt, wie ich konnte und mich um meine jüngere Schwester gekümmert.
Erst 4-5 Jahre später folgte bei mir ein totaler Zusammebruch mit Angst- und Panikattacken.
Und eigentlich habe ich die ganze „Geschichte“ mit meinem Vater erst so richtig vor ca. 5 Jahren verarbeitet bzw. meinen Weg gefunden, damit zu leben und es als Erfahrung und eine Art "Lehre" in meinem Leben zu betrachten. Danach ging es mir seelisch immer besser und ich hatte auch keine panischen Ängste mehr.

Leider hatte das Leben für meinen Papa noch mehr in Planung.
Vor 3 Jahren erlitt er 7 Schlaganfälle, die ihn zu einem völlig anderen Menschen haben werden lassen. Er hatte trotz allem sehr viel Glück. Er kann noch recht gut laufen und sprechen aber sonst hat er sehr viele bleibende Schäden davon getragen und es für uns alle nicht einfach.
Aber auch hier haben wir einen Weg gefunden, damit umzugehen und die neue Lebenssituation anzunehmen und uns damit zu arrangieren. Erstaunlicherweise findet man ja immer einen Weg, mit allen Umständen oder Veränderungen irgendwie klarzukommen. Auch wenn es in einem selber ganz anders aussieht...
Soviel zu den Sorgen in meiner Familie. Aber es geht noch weiter...

Vor 11 Jahren (da war ich 17) lernte ich in der Schule meinen heutigen Mann kennen. Er ist mein größtes Glück aber auch gleichzeitig der traurige Grund, warum ich hier im Krebsforum registriert bin...

Auch hier hole ich kurz ein bißchen weiter aus:
Schatzis Vater verstarb im Alter von nur 23 Jahren (4 Monate nach seiner Geburt) an einem Herzfehler. Sein Stiefvater bekam 2005 die Diagnose Prostatakrebs und verstarb (ausgerechnet an dem Geburtstag von meinem Schatz) nur ein Jahr später, im März 2006 im Alter von 51 Jahren.

Wir hatten uns von seinem Tod und der Beerdigung noch nicht mal ansatzweise erholt, da ereilte uns das nächste Unglück. Keine Woche später erfuhren wir, dass Schatzi’s Opa (der Vater seines viel zu früh verstorbenen, leiblichen Vaters) an Leukämie erkrankt war.
Eine Chemo kam nicht in Frage, da auch der Opa einen Herzfehler hatte und ein Spenderherz implantiert bekommen hatte. Dieses ja doch fremde Herz hätte eine Chemo nicht überstanden und so mussten wir von Tag zu Tag zusehen, wie der Krebs ihn zerfrass. Ein halbes Jahr später, auf den Tag genau, nach dem Tod von meinem Schwiegervater, starb auch Opa an den Folgen von Krebs.

In dieser ganzen, schweren Zeit haben wir uns immer wieder gegenseitig aufgebaut und unsere größte Stärke war, dass wir uns Beide hatten und wir wenigstens gesund waren. Welch Ironie des Schicksals...

Letztes Jahr bekamen wir die Diagnose, dass mein Schatz auch Krebs hat - Hodenkrebs. Dass wir den Krebs entdeckt haben, hab ich irgendwie meinem Bauch zu verdanken. Ich hatte einfach ein komisches Gefühl, aber auf nichts spezielles bezogen, es war einfach da... mehr nicht...und irgendwie hat mein Bauch mir gesagt, fühl doch mal ganz genau „da unten“ bei ihm nach. Und da haben wir die Verhärtung zum ersten Mal entdeckt. Ich bin deswegen bestimmt kein Held, aber ich habe schwer damit zu kämpfen, was wohl gewesen wäre, wenn uns nicht der Zufall darauf gestoßen hätte...Zu dem Zeitpunkt dachten wir uns bzgl. dieser Verhärtung ja noch gar nichts schlimmes dabei, denn wir kannten uns mit Hodenkrebs ja auch noch überhaupt nicht aus und wußten nicht, dass das ein Symptom dafür war!
Zum Glück war Schatzi sehr vernünftig und ist sofort in eine urologische Fachklinik gegangen, einfach, damit wir beruhigt sein konnten, dass da nichts schlimmes ist.
Dort erhielten wir leider ziemlich schnell anhand des Ultraschalls schon die Diagnose Hodenkrebs. Wir waren beide völlig schockiert. Wir konnten es überhaupt nicht fassen... Mein Schatz war gerade 27 geworden, wir hatten uns gerade halbwegs von den Todesfällen bekrabbelt und jetzt sollte er das selber haben??? Wir waren zu dem Zeitpunkt mitten in unseren Hochzeitsvorbereitungen, denn wir wollten im Aug heiraten...
Ich weiß bis heute nicht, wie ich wieder vom Krankenhaus nach Hause gekommen bin...Schatzi mußte direkt dableiben.
Der Krebs wurde durch das zufällige Bemerken der Verhärtung (mehr war es nicht, und wir hätten nie gedacht, dass wir einen bösartigen Tumor „in den Händen“ halten) im Anfangsstadium entdeckt und konnte restlos entfernt werden (da der befallene Hoden dann ganz weggenommen wird).

Die Chemo folgte. Er hat die Chemo sehr gut überstanden und wir haben 6 Wochen nachdem sie zu Ende war geheiratet. Mein Schatz wollte auch nicht, dass wir die Hochzeit verschieben, denn er sagte immer: Ich lasse mir doch vom Krebs nicht mein Leben bestimmen.
Ich war jeden Behandlungstag bei ihm, so lange ich in der Klinik bleiben dufte, und diese schwere Zeit hat uns mehr zusammen geschweißt, als ich selber je für möglich gehalten hätten.
Es war für uns noch viel mehr etwas Besonderes zu heiraten, das könnt ihr euch vielleicht vorstellen...trotz seiner Glatze war er für mich der schönste und tollste Mann der Welt und ich war mir noch nie in meinem Leben einer Sache so sehr sicher, wie an dem Tag, an dem wir uns das Ja-Wort gegeben haben.

Nächste Woche jährt sich die Diagnose bei meinem Schatz schon zum ersten Mal...die Zeit vergeht, aber die Ängste und Erinnerungen an diese Zeit sind geblieben. Auch wenn wir ja eine günstige Prognose hatten und haben ist dennoch seitdem nichts mehr wie vorher...für mich war es die reinste Hölle...so hilflos daneben zu stehen und nichts machen zu können. Das Bangen vor den Biopsie, Blut- und CTergebnissen und das GefühlsAuf und Ab, durch das man geht...manchmal können wir beide gar nicht glauben, wie wir das alles gepackt haben...

Ich hoff, ich verletze hier niemanden, denn hier sind ja noch ganz andere Schicksale als unseres...ich möchte nämlich niemanden zu Nahe treten, eben weil wir ja (und daran halte ich auch jeden Tag fest) das große Glück haben, hoffen zu können und zu dürfen, dass wir noch viele Jahre (hoffentlich, hoffentlich) zusammen haben werden und dass der Krebs hoffentlich nie wieder kommen wird...

Manchmal bin ich wirklich total glücklich und dankbar für alles, was sie letztes Jahr für meinen Schatz getan haben und dann auf einmal überkommt mich Wut und so eine tiefe Trauer und dann bin ich den Rest des Tages echt nicht mehr zu gebrauchen...

Ich habe so viele eurer Beiträge gelesen und es hat mir sooo sehr geholfen zu lesen, wie liebevoll sich hier die Menschen, die sich ja auch alle überhaupt nicht kennen, gegenseitig helfen, dass auch mich gern hier bei euch „anschließen“ möchte. Denn auch wenn wir uns noch nie gesehen haben, so verbindet uns alle doch etwas leider sehr trauriges...

Vielen Dank an alle, die meine „Geschichte“ bis zum Ende gelesen haben...ist doch leider sehr lang und stellenweise etwas unbeholfen geworden, obwohl ich noch so viel mehr hätte sagen können....
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  #2  
Alt 21.04.2009, 14:22
Lorina Lorina ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Liebe Anakin,

ich wünsche euch alles Glück der Erde! Schön, einmal etwas Positives in bezug auf diese Krankheit zu lesen, durchgemacht habt ihr ja auch mehr als genug!

Lg,
Lorina
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  #3  
Alt 21.04.2009, 14:57
anakin anakin ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Liebe Lorina,

vielen lieben dank für deine Wünsche! Ich habe mich sehr gefreut, dass mir jemand so schnell geantwortet hat und dann auch noch mit so lieben Worten.

Ich hoffe, dass es deinem Papa schon besser geht bzgl. der Schmerzen.
Ich wünsche dir und deinen Lieben auch alles erdenklich Gute und euch allen viel Kraft!

LG
Anakin
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  #4  
Alt 21.04.2009, 15:42
Benutzerbild von Cosmic
Cosmic Cosmic ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Zitat:
Zitat von anakin Beitrag anzeigen
...trotz seiner Glatze war er für mich der schönste und tollste Mann der Welt...
Trotz? Eher wegen seiner Glatze. Sagt zumindest meine Lebensgefährtin von mir...

Gerade solche Geschichten wie Eure, die Mut machen, gehören in ein Forum, welches von so viel Leid geprägt ist. Für Euch auch weiterhin viel Glück.
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  #5  
Alt 21.04.2009, 16:06
Benutzerbild von Sadie
Sadie Sadie ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Liebe Anakin,

du hast ja wirklich schon viel Leid erleben müssen in deinem jungen Leben, aber aus deinen Zeilen spricht auch positive Zuversicht. Das finde ich gut, denn wie du ja richtig sagst, es findet sich dann immer ein Weg.

Vor allem deine Ängste kann ich sehr gut nachempfinden. Mein Mann hatte 2005 mit 39 eine sehr schlimme Gehirnblutung mit sehr wenig Überlebenschancen. Nach wochenlangem Koma, 4 schweren OPs am offenen Hirn und langer künstlicher Beatmung hat er sich langsam ins Leben zurückgekämpft. Es war ein schwerer Weg mit Sitzen-, Schlucken-, Essen- und Laufenlernen. Heute kann er zwar wieder arbeiten, ist aber zu 70% schwerbehindert und unser Leben ist nicht mehr das Gleiche. Gedächtnis-, Konzentrations- und Ausdauerprobleme. Das kennst du ja alles von deinem Vater leider.
2006 und 2008 gabs noch mal herbe Rückschläge mit KH-Aufenthalten.Was geblieben ist, ist die Angst, bei mir und bei unserem Sohn, der jetzt 10 Jahre alt ist. Seit der langen Komazeit ist seine Leber extrem geschädigt und nachdem man lange alles versucht hat, findet nun am 5. Mai eine Biopsie statt. Da ist sie wieder, die Angst, dass da noch was ist.

Zudem haben wir 2008 seinen lieben Vater und allerbesten Großvater unseres Sohnes innerhalb von 8 Wochen an Krebs verloren. Im Frühjahr ist einer unserer besten Freunde mit 39 an einem Hirntumor gestorben.
Ich erzähle dir das nur, dass du merkst, du bist nicht allein, auch ziehen
das "Glück" manchmal magisch an.

Deine Einstellung ist aber großartig und aus deinen Zeilen spricht sehr viel Liebe zu deinem Mann. Ich wünsche euch sehr, dass euch eine glückliche zukunft bevorsteht. Lasst euch nicht unterkriegen!

LG Sadie
__________________
________________________________________

[B]D. (mein allerliebster Schwiegerpapa) - Prostatakrebs und Hirnmetastasen
Du wirst immer in meinem Herzen sein!
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  #6  
Alt 21.04.2009, 16:09
tina n. tina n. ist offline
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Rotes Gesicht AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Liebe Anakin

Habe Deine Geschichte bis zum Ende gelesen,weil man gar nicht Glauben mag,was Ihr schon "durchstehen" musstet.

Wenn jemand ein gesundes,glückliches Miteinander verdient hat,dann seid Ihr das.



Wünsche Euch von Herzen,nie wieder mit einem "Schalentier",in Berührung zu kommen.

Liebe Grüsse Tina n.
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  #7  
Alt 21.04.2009, 16:47
anakin anakin ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Ich bin sehr gerührt über eure lieben Antworten...aber es ist so widersprüchlich oder? Man ist irgendwie froh, nicht allein dazustehen und auf der anderen Seite ist man bestürzt, wie hart das Leben zu manch anderen Menschen ist...

@Cosmic: stimmt, eher wegen seiner Glatze :-)
Ganz im Ernst, es war mir völlig egal, ob er Haare hatte oder nicht, er selbst fand sein Gesicht in der Zeit sehr fremd, man verliert ja nicht nur die Haare auf dem Kopf...aber für mich war es völlig egal! Alleine sein Lächeln, wenn ich in die Klinik kam und auch sein Lachen an unserer Hochzeit waren schöner als jegliche Haare auf dieser Welt.
Danke für deine Worte, das hat mir gut getan. Wie gesagt, ich hatte ein wenig Angst unsere Erfahrungen hier reinzuschreiben, weil wir ja doch (zumindest wieder bis zur nächsten Nachsorge) ein riesen Glück gehabt haben bis jetzt...

@Sadie: Oh mein Gott Sadie! Als ich deine Zeilen las hab ich mich wieder zurückversetzt gefühlt. Genauso war es bei uns mit Papa auch...ich kann dich soooooooooo gut verstehen ehrlich!
Das Leben hat euch auch nicht geschont und ich finde auch in deinen Zeilen viel Zuversicht, auch trotz deiner Angst. Ich hoffe sooo sehr für euch, dass bei der Biopsie ein gutes Ergebnis herauskommt und du, dein Mann und dein Sohn euch erstmal nicht mehr sorgen müßt. Aber wie du schon geschrieben hast, die Angst bleibt uns leider immer...und es gibt so viele undankbare Menschen, die wirklich vom Schicksal verschont geblieben sind und so undankbar und garstig sind...das macht mich oft sehr traurig und auch wütend.
Ich wünsche euch von Herzen, dass alles gut wird und es hat mir sehr gut getan zu lesen, dass man nicht allein ist. Das weiß ich ja eigentlich auch, aber es ist immer so, dass nur Menschen wie ihr hier wirklich verstehen könnt, was man fühlt. Das meinte ich mit es ist so widersprüchlich...auf der einen Seite hilft es einem auf der anderen Seite macht es einen auch sehr sehr traurig...
Aber ich danke dir sehr, dass du mich an deiner Geschichte hast teilhaben lassen. Aber wie schade, dass wir genau das gemeinsam haben...
Vielleicht magst du mir ja schreiben, wenn die Biopsieergebnisse vorliegen?

@tina n:
Es hat mich sehr gefreut, deine Wünsche für uns zu Lesen. Vielen lieben Dank!
Das war ja heute mein erster Beitrag hier im Angehörigenforum und ich bin schon sehr gerührt, direkt so liebe Worte von euch zu lesen.
Ist wirklich Balsam für die Seele...

Ich wünsche euch allen alles Gute und gebe alle guten Wünsche auch von Herzen an euch

Eure Anakin
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  #8  
Alt 21.04.2009, 16:47
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Liebe Anakin,

deine Gesichte hat mich sehr berührt! Wieviel bekommt eine Familie aufgebürdet? WIEVIEL kann man ertragen?
Hier habt wohl bei allem hier geschrien. Jetzt ist aber bitte Schluss damit .
Ich kann deine Ängste und das Wechselbad der Gefühle, dass du beschreibst sehr gut nachvollziehen.
Du schreibst, die Zeit vergeht aber die Ängste bleiben! Ja, so ist es. Die Diagnose bei meiner Mam ist fast 5 Jahre her und dennoch die Angst, die Unsicherheit, die Hilflosigkeit ist immer noch da. Vor jeder Nachsorge und auch im Alltag. Mal mehr, mal weniger.
Aber man erlebt und lebt auch intensiver und kann glaube ich, dass Glück endlich spüren und begreifen. Wir wissen jetzt, was wirklich Glück ist! Wir sehen die kleinen Dinge und erfreuen uns daran. Aber es ist eben immer dieses Wechselbad was einem zu schaffen macht. Es wird nie wieder so sein wie früher. Aber das heisst nicht, dass es nicht schön sein kann.

Ich wünsche euch beiden von Herzem alles, alles Gute
Ylva
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  #9  
Alt 23.04.2009, 12:07
anakin anakin ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Liebe Ylva,

das, was du schreibst bringt es wirklich auf den Punkt.
man erlebt und lebt wirklich sehr viel intensiver und kann dass Glück ganz anders wahrnehmen, spüren und begreifen.
Du hast vollkommen Recht: Wir wissen jetzt, was wirklich Glück ist! Wir sehen die kleinen Dinge und erfreuen uns daran. Aber es ist wirklich eben immer dieses Wechselbad was einem zu schaffen macht.
Weißt du, genau das habe ich mir in der ganzen schweren Zeit immer gesagt: Es wird nie wieder so sein wie früher. Aber das heisst nicht, dass es nicht schön werden kann...

Ylva, du hast mir wirklich aus der Seele gesprochen

Darf ich euch erzählen, was ich nach Ende der Chemo gemacht habe?
Haltet mich nicht für verrückt und lacht bitte nicht aber:
Ich habe mir den Namen meines Schatzes in tibetischen Schriftzeichen tättowieren lassen...ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt und der Entschluß dazu stand dann während der Chemo von selber irgendwie felsenfest.
Warum soll ich damit warten bis er irgendwann einmal geht? Ich will heute jeden Tag mit ihm leben und genießen und warum dann ihn nicht auch heute schon für immer verewigen? Denn er wird (egal, was je passiert, ob ewig glückliche Ehe oder vielleicht Trennung, man weiß ja nunmal nicht, was die Zukunft bringt) immer Teil meines Lebens sein, egal was kommt.

Womit ich selber nicht gerechnet habe, ist eine innere Ruhe, die mich danach erfüllt hat. Jetzt habe ich ihn immer bei mir. Überall und immer...
Ein bißchen merkwürdig oder? Aber schön....

Ich wünsche euch allen alles Gute!
Eure Anakin

PS: Nächster Entschluß: Meine Familie (als Schrift) werden die nächsten sein, die ich immer bei mir tragen will...zu Lebzeiten schon...
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  #10  
Alt 23.04.2009, 12:47
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Liebe Anakin,

es tut so gut, das man verstanden wird. Es ist traurig was wir und unsere Lieben durchmachen mussten und müssten aber auch für uns ist es nicht leicht. Und deswegen tut es umso besser wenn man auf Verstädnnis stösst, dass "da draussen " so oft fehlt. Der Austausch hier, hilft mir sehr. Deine Worte haben mich berührt. Zum einen, weil ich sie voll und ganz nachvollziehen kann! Jedes einzelne Wort und weil ich deine Angst kenne, gehen sie mir sehr nahe. Ich weiss welche Gefühle du durchlebst und ich frage mich manchmal wie man das tragen kann und das obwohl ich nur Angehörige bin und es meiner Mam wieder besser geht. Da haben andere hier viel grössere Päckchen zu tragen! Aber auch wir muessen diesen Weg gehen und ich finde wir machen das ganz gut !!!

Das mit deinem Tattoo finde ich super klasse !!! Wenn du magst zeig uns dochmal ein Foto in der Fotogalerie!?

Ich hoffe Euch geht es soweit gut?

Liebe Grüße
Ylva
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  #11  
Alt 27.04.2009, 12:41
anakin anakin ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Hallo ihr Lieben,

@Ylva, du sagst mal wieder etwas sehr wahres. Ich erlebe oft, dass natürlich alle unsere Freunde versuchen, sich in uns hineinzuversetzen. Und natürlich haben sie uns mehr als nur beigestanden und tun dies auch immer noch, aber sie können unsere Ängste (glücklicherweise für sie selber) nicht nachvollziehen...dafür haben sie andere Ängste, das weiß ich. Sie haben das ja noch ganz anders miterlebt und mit uns gezittert als mein Schatz und ich...

Deshalb tut es mir hier wirklich sehr sehr gut, alles schreiben und "herausschreien" zu können, denn ihr wisst alle leider nur zu gut, wovon ich speche...

Heute ist seine Diagnose genau 1 Jahr her...und heute machen die Gefühle auch wirklich mit uns, was sie wollen...kommen wir nicht gegen an...
Ich hoffe einfach, dass je mehr Zeit vergeht, es immer mehr abflauen wird...und man sich wirklich voll und ganz darauf konzentrieren kann, dass (bis jetzt zumindest) alles gut geworden ist...
__________________
April 2008: Diagnose bei meinem Mann (Alter 27): Nicht-seminomatöser Keimzelltumor (Hodenkrebs),
Stadium PT1 N0 M0
Mai 2008: OP
Juni 2008 - Juli 2008: 2 Zyklen PEB Chemotherapie
bis jetzt toi toi toi

Immer daran glauben, nach jedem Regen kommt auch wieder Sonnenschein...irgendwann...!
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  #12  
Alt 27.04.2009, 18:34
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Sadie Sadie ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Oje Jahreszahlen und bestimmte Daten, da kann ich auch ein Lied davon singen.

Und dass die Welt da "draußen", wie Ylva es so treffend beschreibt, kann nicht verstehen, wie es in uns aussieht. Auch das kenne ich gut. Ich hab schon so oft gehört: "Sei doch froh, dass es euch nicht schlechter geht". Das ist im Prinzip richtig und darüber bin ich froh, trotzdem kriecht immermal das Schreckgespenst Angst hoch und macht sich sehr breit. "Unsere" Leberbiopsie rückt näher und die Angst wird auch nicht kleiner. Ich kann dich also gut verstehen. Ich schick dir mal einen Teil meiner Kraft...

Ganz liebe Grüße
Sadie
__________________
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[B]D. (mein allerliebster Schwiegerpapa) - Prostatakrebs und Hirnmetastasen
Du wirst immer in meinem Herzen sein!
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  #13  
Alt 27.04.2009, 18:36
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Sadie Sadie ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

ach ja, Annika, superschöne Fotos in der Fotogalerie
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[B]D. (mein allerliebster Schwiegerpapa) - Prostatakrebs und Hirnmetastasen
Du wirst immer in meinem Herzen sein!
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  #14  
Alt 27.04.2009, 22:05
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Desi Desi ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Huhu Anakin oder Annika!
Wollte dir auch mal in deinem Eckchen schreiben.
Die Fotos in der Galerie sind wirklich super schön. Mein Gott wenn ich lese was ihr in eurem jungen Leben schon so alles durchmachen musstet, unglaublich.
Und trotz allem strahlt ihr auf den Fotos so eine Lebensfreude aus, das ist super. Richtig ansteckend.
Ich wünsche euch, das diese verdammte Krankheit euch für den Rest eures langen langen Lebens in Ruhe lässt.
Ich wünsche es euch jedenfalls von ganzem Herzen.
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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  #15  
Alt 27.04.2009, 22:59
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte (leider sehr sehr lang geworden...)

Hallo Annika,

ja es ist ein ständiges Auf und Ab, ich glaube wir müssen uns daran gewöhnen, es akzeptieren und aufpassen das die Ab´s nicht unseren Alltag beherrschen...oft ist es so schwer das Gleichgewicht zu halten, nicht? Auch wir dürfen mal verzweifeln. Aber ihr schafft das ihr Beide!! Ihr habt noch soviel vor, ihr schaut sooo schön aus.
Und wenn du in das dunkle Loch fällst, komm schnell hierher, ich zieh Dich raus

Liebe Grüße
Ylva
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