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  #1  
Alt 10.03.2013, 12:20
klaus_mueller klaus_mueller ist offline
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Registriert seit: 10.03.2013
Beiträge: 1
Standard Schwierige Entscheidung

Hallo zusammen

mein Vater ist 63 Jahre alt, seit 45 Jahren Raucher und in einem insgesamt eher mittelmäßigem körperlichen Allgemeinzustand. Aufgrund einer Nervenkrankheit (Polyneuropathie seit 12 Jahren) hat er in den letzten Jahren ziemlich "abgebaut"
Da er aber noch soweit fit ist, dass er sich komplett selbst versorgen und alleine raus gehen kann, schien alles nicht so dramatisch zu sein.
Erst als uns auffiel, das er immer mehr abgenommen hat (20 Kilo un 2 Jahren) haben wir ihn zum Arzt geschickt. Das war schwierig, da er das eigentlich nicht wollte.
Dann kam die Hammerdiagnose nach dem MRT: Lungentumor 15 cm lang, 8 cm breit und etwa 6 cm ..... in der Tiefe. Der komplette linke Lungenflügel ist betroffen, der Tumor an Rippenfell und "Mittelstrang" festgewachsen. Auch ist im Tumor selber bereits eine Fläche von 2,5 cm "abgestorben"
Deutlich vergrößerte Lymphknoten in den Nieren und an der Milz, was nach Aussage der Ärzte wohl Metastasen sind. Er hat plötzlich sehr niedrigen Blutdruck und manchmal Konzentrationsschwächen.
Jetzt zu der eigentlichen Frage:
Mein Vater ist ein liebenswerter, aber störrischer älterer Mann, der nun jede Behandlung ablehnen will. Selbst die Biopsie will er nicht machen lassen, von Chemo will er schon gar nichts hören.
Die Hausärztin sagte mir in einem Gespräch, diese Diagnose sei sowas wie ein Todesurteil, operieren könne man da gar nichts. Man solle ihn in Ruhe lassen und nichts künstlich verlängern. Die Hausärztin kennt uns seit 20 Jahren.
Morgen soll er in die Fachklinik zum Gespräch....wegen Biopsie und Chemo. Aber er weigert sich.
Jetzt weiß ich nicht, was wir machen sollen, ihn überreden, wenigstens zum Gespräch zu gehen ... gegen seinen Willen.
Einfach nichts machen und der Krankheit seinen Lauf lassen ... wobei es ihm aktuell eigentlich ziemlich gut geht. Mal abgesehen, von niedrigen Blutdruck geht es ihm aktuell sehr gut. Er isst sehr viel, hat großen Appetit und keine wirklichen Atembeschwerden.
Ich weiß, dass mir hier niemand eine Prognose geben kann, aber vielleicht eine Einschätzung, ob wir von Tagen, Wochen oder Monaten reden.
Schmerzen hat er keine, aber die werden wahrscheinlich irgendwann kommen, oder? Und die Luftnot bestimmt auch.
Wir wissen nicht, was wir tun sollen ... im Moment wissen wir eigentlich gar nichts mehr ...
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  #2  
Alt 10.03.2013, 21:00
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard AW: Schwierige Entscheidung

Hallo Klaus,

es tut mir sehr leid, dass dein Vater auch von dieser Krankheit betroffen ist. Gegen seinen Willen solltet ihr ihn keinesfalls zu irgendetwas zwingen. Aber ich würde euch empfehlen, dass er Kontakt aufnimmt zur Palliativmedizin. Lungenkrebs, der bereits Metastasen gestreut hat, ist meistens nicht mehr heilbar und ein Schmerztherapeut könnte sehr wichtig für deinen Vater werden.

Wahrscheinlich ist deinem Vater durchaus bewusst, dass die Krankheit lebensbedrohlich ist und vielleicht möchte er sich einfach nicht "quälen" müssen mit Chemotherapie etc. Das kann ich sogar gut nachvollziehen. Und wenn es ihm derzeit eigentlich gut geht, hat er womöglich auch Angst, dass er in die Spirale gerät, sobald er eine Therapie beginnt. Es ist seine Krankheit, sein Körper und sein Leben. So schwer es euch fällt, doch seine Entscheidung werdet ihr akzeptieren müssen. An eurer Stelle würde ich ihm signalisieren, dass ihr für ihn da seid, was auch immer kommen mag. Und dass ihr nicht wollte, dass er Schmerzen leidet. Früher oder später wird der Krebs womöglich Schmerzen verursachen und deshalb ist es gut, wenn man einen Palliativmediziner hat. Diese haben sich auf die Behandlung unheilbar kranker Menschen spezialisiert und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sie wirklich einen tollen Job machen. Außerdem ist ihr Ziel, die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten.

Wenn es möglich ist, würde ich ein offenes Gespräch mit deinem Vater suchen. Es kann ja auch sein, dass er jetzt nur dicht gemacht hat, weil ihm einfach alles zu viel ist und die Diagnose ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hat.Alles, alles Gute für euch
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 11.03.2013, 01:48
Benutzerbild von rosa.sputnik
rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Registriert seit: 13.11.2008
Ort: Austin, TX, USA + früher Düsseldorf
Beiträge: 550
Standard AW: Schwierige Entscheidung

Meine Mom hatte zu keiner Zeit Schmerzen... zum Glueck. Sie hatte auch Lungenkrebs... es muss also nicht immer zu Schmerzen kommen.
Ansonsten kann ich mich Mirilena nur anschliessen. Lasst ihn entscheiden...
Ich kann jeden verstehen der sich der Behandlung widersetzt... ich wuenschte auch meine Mom haette sich nicht in diese Behandlungsspirale ziehen lassen. Sie waere frueher gestorben, ja... aber es waere ihr auch vieles erspart geblieben.

Ich wuensche Euch alles Gute und viel Kraft

Jasmin
__________________
Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
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  #4  
Alt 11.03.2013, 09:46
Bremensie Bremensie ist offline
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Registriert seit: 25.11.2007
Beiträge: 758
Standard AW: Schwierige Entscheidung

Euer Vater weiß das er früher oder später an seinem Krebs sterben wird. Akzeptiert seine Entscheidung. Sprecht aber mit ihm darüber dass er sich mit euch gemeinsam erkundigt wie eine künftige Schmerzbehandlung aussehen kann. Mein Lebenspartner ist auch an Lungenkrebs verstorben. Von der Diagnose bis zu seinem Tod hat es 1/2 Jahr gedauert. Er hat sich für eine Chemo entschieden gehabt. Die Lebensqualität war allerdings nicht sehr gut. Aus meiner Erfahrung heute würde ich sagen das ihm eine gute Palliativmedizin mehr Lebensqualität verschafft hätte auch wenn sein Leben kürzer wie ein 1/2 Jahr gewesen wäre.
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
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