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Alt 05.06.2012, 10:49
Veggie1963 Veggie1963 ist offline
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Registriert seit: 11.06.2008
Beiträge: 24
Standard Meine geliebte Mama

Liebe Mama,

Heute hättest du deinen 69. Geburtstag gefeiert, aber es sollte nicht sein. Du hattest jahrelange Autoimmunerkrankungen - zuerst nephrotisches Syndrom (wurde "geheilt"), dann Morbus Crohn. Letztere Erkrankung konnten die Ärzte einfach nicht in den Griff bekommen - du hast viele Medikamente ausprobiert, anfangs halfen sie und du warst guten Mutes, später ließ die Wirkung nach und es stellte sich heraus, dass es nicht das richtige Medikament war. Du hast all die Jahre tapfer durchgehalten, hattest vor allem in den letzten Jahren nur mehr bedingte Lebensqualität, aber du wolltest leben. Dann ist Papa innerhalb von nur 5 Monaten an BSDK verstorben. In der Zeit seiner Erkrankung warst du sehr stark, du hattest zu dieser Zeit - eigentlich das ganze Jahr 2008 - keine Krankheitsschübe. Das Jahr 2009 war eigentlich auch okay, aber schon durchwachsener. Im August/September 2009 hast du dir deine Zähne machen lassen und danach bekamst du eine geschwollene Wange. Die Ärzte tippten auf Entzündung und Eiterherd, du bekamst Antibiotikuminfusionen, die überhaupt nicht halfen, sondern schlimmer noch, Nebenwirkungen bei dir hervorriefen. Ein anderes Spital hat dann genauer untersucht und im Jänner 2010 wurde ein Lymphom diagnostiziert. Dies war ein schlimmer Schock - hast du denn nicht schon genug leiden müssen und jetzt auch noch Krebs?! Die Ärzte waren aber guten Mutes, weil der Krebs noch im Anfangstadium war. Du bekamst Bestrahlungen und eine leichte Chemo. Trotzdem du alles tapfer mitgemacht hast, hat es deinen ohnehin schon kranken Körper noch mehr mitgenommen. Du konntest fast nichts essen (und auch trinken viel dir schwer), weil durch die Bestrahlungen die Mundschleimhaut geschädigt war. Die Chemo hat deinem Darm, der vorher schon so sehr durch Morbus Crohn gelitten hat, noch mehr belastet. Im März 2010 - du hast die Bestrahlungen und die Chemo hinter dich gebracht - wurde dein Zustand so akut (du warst vollkommen ausgetrocknet, warst extrem dünn, konntest fast nur liegen, etc.), dass ich dich ins Spital gebracht hatte. Dort wurde zu allem Überfluss auch noch eine Lungenentzündung und Noraviren im Darm diagnostiziert. Du musstest kurze Zeit auf die Intensivstation, aber die Ärzte konnten dich dann doch ganz gut aufpäppeln. Die nächsten Monate verliefen ganz gut, obwohl du immer noch Probleme mit manchen Speisen hattest. Der Darm spielte allerdings immer mehr verrückt. Immer wieder bekamst du auch Fieber. Im September 2010 war es dann so weit, dass du wieder ins Spital musstest. Wieder einmal war dein Gesundheitszustand sehr besorgniserregend, aber eigentlich nicht so extrem wie im März (da dachte ich wirklich, du stirbst mir auf der Fahrt in Spital weg!). Im Spital versuchten sie, dich wieder aufzupäppeln (Blutkonserven, künstliche Ernährung, etc.). Leider spielte dein Darm aber nicht mit, du bekamst nach einigen Tagen Darmblutungen, die nicht gestillt werden konnten. Zuerst wurde noch ein Geschwür entfernt, aber es wurde nicht besser. Zu diesem Zeitpunkt wurde die schwerwiegene Entscheidung getroffen, eine Not OP bei dir durchzuführen. Sie wollten Teile des Darms - dort wo die Geschwüre waren - entfernen und dir einen künstlichen Darmausgang legen. Du warst in einem schlechten Allgemeinzustand und die OP war ein großes Risiko, aber du hast sie gut überstanden. Wir waren so froh darüber! Nach ein paar Tagen auf der Intensiv, kamst du auf die normale Station. Es war ein Auf und Ab - einen Tag ging es dir total gut und du machtest Fortschritte, am nächsten Tag das genaue Gegenteil. Du bekamst wieder eine Lungenentzündung, konntest wieder fast nichts essen und generell war deine Verdauung total gestört. Aber weil du uns immer wieder überrascht hast, immer wieder hast du dich aufgerappelt und es ist dir wieder besser gegangen, waren wir irgendwie doch guten Mutes. Aber es hat nicht sollen sein. Scheinbar war die Lungenentzündung nicht in den Griff zu bekommen, was auf deinen schlechten Allgemeinzustand zurückzuführen war. Eines Tages, es war ein Sonntag (der 28. November 2010) - du hattest am Vortag wieder einen schlechteren Tag mit Fieber, aber am Sonntag früh hat mir die Schwester am Telefon gesagt, dass es dir schon wieder viel besser ginge - und wir kamen dich nach dem Essen besuchen. Du hattest eine Atemmaske auf, dein Haar war total nassgeschwitzt, du hast uns mit großen Augen angesehen, wolltest noch etwas zu uns sagen, aber dein Atem hat nur gerasselt. Voller Panik rief ich die Schwester und bald kam dann auch die Ärztin. Sie versuchte, die Flüssigkeit aus den Atemwegen rauszusaugen, aber es misslang. Dann bekamst du eine Spritze und ab da warst du ganz ruhig und bist sofort ganz tief eingeschlafen. Aus diesem tiefen Schlaf bist du nie mehr erwacht und am Montag (29. November 2010) frühmorgens bist du in den Tod rübergeschlafen.

Dies ist eine lange Geschichte, aber es war Zeit, dass ich sie erzähle.

Ich vermisse dich und Papa ganz toll, kann es noch immer nicht verstehen, dass ihr nicht die Chance hattet, gemeinsam sehr alt zu werden - nicht mal 70 habt ihr schaffen dürfen. Ich denke sehr oft an euch und liebe euch sehr.

Bussi
Veggie
__________________
Mein geliebter Papa:
BSDK Diagnose (inoperabel) Jänner 2008
Von uns gegangen am 01.06.2008
Meine geliebte Mama:
Morbus Crohn über viele Jahre
Diagnose Lymphom Jänner 2010
Von uns gegangen am 29.11.2010
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