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  #286  
Alt 21.06.2008, 19:57
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PrinzessinAqua PrinzessinAqua ist offline
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Beitrag AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,
mich hat es sehr betroffen gemacht das zu lesen.
Ich denke aber auch dein Dad wird sich für die Chemo entscheiden und ich denke es ist ein versuch wert.

Er möchte eben gesund werden und diese Kraft trägt ihn und das is sehr gut so.

Wünsche euch ganz viel kraft.

LG
Manu
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Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren. Für uns bleibst du unvergessen, in unseren Herzen lebst du weiter!!

Papa Geb: 20.08.1942 - Gest: 15.09.2007
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  #287  
Alt 05.07.2008, 15:12
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Ihr Lieben!

Meinem Vater geht es sehr shlecht. Ganz ehrlich: ich glaube nicht, dass wir noch viele gemeinsame Monate haben werden. Unglaublich WIE rapide er abgebaut hat...
Er wiegt ca 57 Kg. Er ist so schwach, dass er nicht zu uns hoch kann und kaum noch außer Haus geht. Meist döst er in seiner Wohnung. Er will partout nicht zu uns ziehen, sondern alleine wohnen. Wie lange das ohne Pflegedienst geht, weiß ich nicht.Der Onkologe hat ihn Schmerzmittel gegeben, denn sein ganzer Rüken und sein Rippen schmerzen. So viele Lymphknoten sind befallen, dass es ein Wunder ist, dass noch kein Organ eine Metastase gebildet hat. Mir ist klar: es ist wird nicht lange dauern, bis Lunge oder Leber oder beides betroffen sind. Der Onkologe hat von einer harten Chemo abgeraten...ohne dioes explizit zu sagen, aber es war klar , dass er nicht glaubt, dass mein Vater dies durhstehen würde. Da er aber UNBEDINGT kämpfen will, haben wir uns für einen Mittelweg entschieden. Eine Chemo, die eher soft ist, wenig NB hat, den Krebs im besten Fall "einfriert", aber ihn nicht zerstören kann.Ist es die richtige Entscheidung? Wie der Onkologe uns sehr ehrlich sagt: im Zustand meines Vaters hat man nur zwishen Pest und Cholera die Wahl. Montag soll die Chemo beginnen, aber ich bin skeptish, ob er die schwache Chemo schaffen kann.

Wie einige von euch beschrieben haben, so ist auch mein Vater bemüht uns Mut zu machen. Er sagt IMMER auf die Frage, wie es ihm geht:"Bien, bien...! Doch gut, geht es ihm seit einem Monat nicht mehr.
Ich bin so traurig, wie ich es noch nie in meinem Leben war. Es fällt mir schwer den Zustand meines Vaters zu akzeptiern. Neulich meinte er melancholisch zu meiner Mutter:"Weißt du noch wie vor der Krankheit war?". Überhaupt reden die beiden viel über unsere Zeit in Bonn, als wir Kinder waren.
Am 21 September wird mein Vater 74. Falls er bis dahin lebt, wird dies sein letzter Geburtstag werden. Mag sein, dass es sehr negativ ist, so als würde ich ihm keine Chane geben. Aber ihr könnt euch nicht vorstellen, WIE schnell er in nur einer Woche verfallen ist....

Alles Liebe,

alicia
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  #288  
Alt 05.07.2008, 19:11
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,
es tut mir sehr leid, dass dein Vater jetzt so abbaut und deine Traurigkeit darüber kann ich gut nachvollziehen. Aber - und da möchte ich dir wirklich Mut machen - das heißt jetzt nicht, dass dein Vater schon bald sterben muss! Mit einer niedrig dosierten Chemo (ich nehme an in Tablettenform) kann man den Krebs zwar nicht heilen, aber ihn in Schach halten und das bei noch recht viel Lebensqualität. Vielleicht baut es deinen Vater wieder auf, wenn er merkt, dass die Chemo ihn nicht so fertig macht, wie er vielleicht befürchtet. Ich kenne jemanden, der bei Darmkrebs mit Metastasen durch diese low-dose-Chemo 8 (!) Jahre gelebt hat und dabei voll berufstätig als Manager war. Also bitte verliere die Hoffnung nicht! Ich würde auf jeden Fall auch biologische Therapien hinzufügen wie z. B. Selen, Curcumin usw. Das muss man allerdings aus eigener Tasche bezahlen. Eine gute Beratung bekommst du bei www.biokrebs-heidelberg. de.
Google auch mal nach "metronomischer Chemotherapie", dies ist so eine Therapie mit niedrigen Chemos, z.Zt. in der Erprobung und gilt als erfolgsversprechend.
Ich wünsche dir, dass du bald dein Lachen wiederfindest.
Ulla
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SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
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  #289  
Alt 05.07.2008, 22:40
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_Viola_ _Viola_ ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,

es tut mir sehr Leid zu lesen, dass es Deinem Vater so schlecht geht.

Dein Vater ist ein Kämpfer, genau wie es meiner war. Aber auch die größten Kämpfer haben irgendwann keine Kraft mehr. Bei dieser Krankheit gibt es immer Höhen und Tiefen, halt wie eine Achterbahn.

Ich wünsche Deinem Vater, dass er durch die leichte Chemo wieder etwas an Lebensqualität gewinnt und Euch doch noch etwas von der gemeinsamen Zeit bleibt.

Sollte es nicht der Fall sein, was ich sehr bedauern würde, dann lasst ihn gehen. Gebt ihm das Gefühl, dass er das darf. Dadurch wird es ihm leichter fallen diese Welt zu verlassen.

Ich weiß wie schwer das ist. Sicher kannst Du keinen klaren Gedanken mehr fassen. Aber wenn es so weit ist, dass die Krankheit nur noch aus Quälerei besteht, dann ist das Ende eine Erlösung.

Ich kann Dir gar nicht sagen, wie erschüttert ich war, als ich das heute gelesen habe. Gebt trotzdem die Hoffnung nicht auf.

Ich wünsche Deinem Vater und Deiner gesamten Familie, dass sich das Blatt noch zum Guten wendet und ganz viel Kraft Euch allen.

Deinem Vater alles nur erdenklich Gute. Wichtig ist, dass er sich nicht quälen muss.

Liebe Grüße
Viola
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  #290  
Alt 07.07.2008, 13:19
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Gärtner Gärtner ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia!

Ich kann dem, was Viola gesagt hat, nur zustimmen und auch Ulla hat Recht.
Dein Vater hatte ein schönes Leben mit einer guten Familie, die sich viele gerne wünschen würden. Und mit 73 Jahren ist es natürlich nicht ungewöhnlich für jeden, auch dem Tod ins Auge zu sehen.
Wenn es denn so weit ist, dann ist es soweit. Man kann dann nur wünschen, dass das Ende keine große Qual ist und froh sein, wenn es im Kreise von Menschen kommt, die einen lieben.
Ich denke auch, dass Eure Entscheidung die richtige ist. Ullas Beitrag macht Mut. Vielleicht gibt es die Chance, dass bei vertretbarer Lebensqualität noch einige Zeit mit Freude am Leben gewonnen werden kann.
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Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres. (Einstein)
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  #291  
Alt 07.07.2008, 16:11
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PrinzessinAqua PrinzessinAqua ist offline
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Beitrag AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,
deine Zeilen haben mich sehr zum durchatmen und nachdenken gebracht. Ich verstehe deine Ängeste sehr gut, wenn ich zurück denke was vor einem jahr alles auf mich eingeprasselt ist. da hatte mein dad auch nur nch 57 KG.

Aber ich denke wenn es die chance gibt mit der Chemo, das ihr es versuchen solltet. Aber wenn ihr das das Gefühl habt das dein Dad zu sehr leidet notfalls eben abbrechen. Die kraft wo dein dad hat macht ihn stark und wenn sie nichts mehr machen würde wäre es sicher nicht gut für ihn und am ende würde es euch sehr stark belasten.
So war es bei meinem Dad wo sie einfach nichts mehr gemacht haben, ab da ging es richtig los mit dem abbauen.

Ich bin ende Juli anfang August 2 wochen in berlin vll können wir uns ja mal treffen wenn du möchtest.

LG
Manu
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Papa Geb: 20.08.1942 - Gest: 15.09.2007
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  #292  
Alt 07.07.2008, 16:43
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia...............oh wie schrecklich, - ist's doch so rapide den Berg runtergegangen mit Deinem Dad......es tut mir unendlich leid für Euch/Dich...daß nun nach kurzen Monaten des Aufatmens das große Zittern wieder weitergeht,- nur mit einer irgentwie noch hoffnungsloseren Prognose.....

Wenn ich all Deine Zeilen lese, dann fallen mir die anderen Texte ein,- mit denen Du uns allen soviel Freude gegeben hast,- die Geburtstagsvorbereitungen,- die Familienfeiern,- wie Dein Dad mit Deinem Sohn singt und tanzt und Euch alle so gern bekocht hat,- und nun geht alles wieder von vorne los,- das Zittern und bangen und sich fürchten und dazu noch viel größere Angst als bei der ersten Diagnose,- mehr Respekt vor der "kleinen Chemo" als vor der großen vor OP........und und und........glaub mir eines,- ich verstehe Dich sooo gut.

Aber: Schau,- mein Dad hatte nicht die Chance jemals wieder eine Chemo zu machen,- er hatte jetzt einen Monat lang Bestrahlungen wegen seiner ultraschnell riesengroß gewordenen äußeren Metastasen,- die sind nun erstmal fast wie weggezaubert,- ordentlich zurückgedrängt,- aber wir wissen bis heute nicht genau ,- wo und welche und vor allem wieviele Metastasen er im Körperinneren so hat,- wir wollen es auch nicht genau wissen,- haben nur letzte Woche wegen seiner extremen Rückenschmerzen ein CT machen lassen,.- Gottseidank sind es "nur" kaputte Wirbelkörper,- er hatte immer Rückenschmerzen ,- aber er hatte auch immer viel Muskulatur,die das kaputte Rückrad unterstützt hat,- seit seinem Koma und dem septischen Schock hat er keine Muskeln mehr,- nirgends mehr...................aber er steht inzwischen mit Rollator allein aus dem Bett auf und geht hin-und wieder auch mal allein auf's Klo,- daran war vor 8 Wochen überhaupt nicht zu denken.............irgentwie arrangiert sich mein Paps ganz gut mit allem,- nimmt sein Schicksal an,- was Dein Papa so wie Du ihn immer geschildert hast,- sicherlich auch tut.

Daß er nicht bei Euch leben will verstehe ich..........er möchte Euch keine Last sein,- auch wenn Ihr es gerne tun würdet,- er ist zu selbstständig und besorgt um Dich,- um das er das annehmen kann.

Wenn er Unterstützung braucht,- muß halt eine Pflegestation ran,- glaube fast das wäre ihm unter Umständen lieber,- den Hauptakt beim Pflegen,- kochen ,- putzen lieber Nichtfamilienmitgliedern zu überlassen, und für Euch einfach nur Besuche,- wo Ihr Zeit miteinander verbringt.

Bei uns läufts so,- daß meine Mum alles tut,- alles was sie kann ,- wir Kinder kommen einfach nur in erster Linie um Zeit mit Vater zu verbringen,- Mutter läßt sich eh schwer helfen........na und das mit der nächtlichen künstlichen Ernährung die er einfach braucht,- da er schlecht ißt,- und auch seine Metastasenwundversorgung übernimmt die Pflegestation,- die für diese Leistungen direkt von der Kranken-und nicht von der Pflegekasse bezahlt werden.

Die Pflegestufe ist seit vorgestern auch durch bei uns,- gibt die Stufe 3, .-und zwar ohne wenn und aber,- wirklich "Glück gehabt",- wobei sich keiner von uns großartig darüber freuen konnte,- die schlappen 700 Euro mehr auf dem KOnto monatlich machen unseren Vater nicht wieder gesund,- dafür würden wir ALLES geben,- so wie IHR auch..................aber das Schicksal fragt eben nicht,- sondern passiert einfach so.

Alicia,- ich schicke Dir all meine Kraft,- die ich nicht für meinen Vater brauche.............und daß Dein Dad weiterhin so zäh bleibt und Euch noch so lang es gut geht ,- erhalten bleibt.

Traurige aber sehr von Herzen kommende Grüße von Marion,- die vor zwei Monaten auch nicht geglaubt hat,- daß mein Vater seinen 72.ten Geburtstag am 16.Juli.2008 noch erlebt,- aber siehe da,- nun feiern wir ihn nochmal ganz groß........................Mittwoch nächster Woche.

Bleibt gesund und stark.........

Bye von Marion.
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  #293  
Alt 07.07.2008, 19:06
irmgard05 irmgard05 ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia, ich möchte mich den anderen anschließen, ohne all das, was ich ebenfalls denke, zu wiederholen. Es ist schön, dass deine Eltern sich beide gut verstehen und sich an ihre, eure, gemeinsame Vergangenheit erinnern können. Ich bin übrigens auch in Bonn auf- und herangewachsen. Liebe Grüße Irmgard
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  #294  
Alt 08.07.2008, 09:16
tanny9903 tanny9903 ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,

auch ich bin völig geschockt,(hatte seit Wochen ein Blockade hier zu schreiben) möchte aber Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft senden.
Ich finde es sehr schön das sich Deine Eltern über früher unterhalten!
Unser Helmut hat sich alle Familien Videos(incl. Super 8 Filme) noch angeschaut in den letzten Wochen, ich denke er wollte sich selber erinnern wie schön sein Leben war...

Redet über alles (wenn Ihr könnt) es gibt nichts schlimmeres als wenn man irgendwann das Gefühl hat etwas nicht gesagt zu haben. Wir haben sehr viel geredet und Helmut hat meiner Mama noch ein sehr schönen Abschiedsbrief geschrieben.

Genießt jeden Tag....!

Ganz liebe Grüße
Tanny
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  #295  
Alt 24.07.2008, 15:23
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia.........................Du glaubst nicht wie oft ich an Euch denken muß.

Wie geht es Deinem Vater denn inzwischen?
Hat er die "leichte Chemotherapie" wirklich angefangen???

Es tut mir so weh zu wissen,- auch andere die ich hier aus dem Forum kenne leiden ebenso wie wir...............hatte doch so fest daran geglaubt, daß Dein Vater es schafft wieder gesund zu werden................aber dieser SPK ist ein verdammt gemeiner.

Alicia,- hoffentlich bleibst Du bei Kräften,-Du hast alles und SOVIEL für Deinen Papa getan.............dafür hab ich Dich immer bewundert............ich drücke Euch so sehr die Daumen,- daß Dein Vater seinen Geburtstag noch feiern kann im September und er,- falls er es nicht schaffen kann länger durchzuhalten..............einfach nicht mehr als nötig leiden muß.

Wie Du weißt sieht es bei uns auch mehr als dunkelgrau aus am HOrizont.......mein Vater hat vor einer Woche seinen 72.ten Geburtstag gefeiert,- aber er war sehr traurig an diesem Tag,- nachdenklich in sich gekehrt und eigentlich keinen Moment lang entspannt und halbwegs glücklich..............was ihm wohl an diesem Tag besonders durch den Kopf gegangen ist............er weiß doch auch genau,- daß er mit seiner schlechten Prognose und den vielen Metastasen überall seinen 73.ten Geburtstag wohl nicht erleben wird dürfen.

Ach Alicia.................am liebsten tät ich Dich drücken........scheinen wir doch wieder mal an genau demselben Punkt zu stehen.

Ich wünsch Euch allen viel viel Kraft..........für alles was noch kommen wird.

Mach mir direkt Sorgen,- da Du schon seit einigen Wochen gar nichts mehr hast hören lassen.................ich hoffe es ist nicht das Schlimmste passiert?

Toi...toi..toi...............von Marion.
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  #296  
Alt 03.08.2008, 12:13
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Meine Lieben,

ich habe mich lange nicht gemeldet, denn es ist kaum ein Tag vergangen,an dem ich nicht völlig erschöpft ins Bett gegangen bin. Meinem Vater geht es sehr schlecht. Seit einigen Tagen liegt er in der Onkologie des Virchows, er kann seit ca 2 Wochen nichts essen und trinken, wird über den Port ernährt, hat Schmerzen und bekommt Morphium. So weit die Kurzfassung. Dem Einzug ins KH waren viele Tage vorangegangen, in denen mein Vater leugnete Schmerzen zu haben. Er nahm dramamtisch ab, weil er mir gegenüber verheimlichen konnte, wie wenig er ißt und dass er sich ständig übergibt.
Mein Onkel Angel ist mal wieder hier, um bei ihm zu sein. Eigentlich eine große Hilfe, aber leider hat er die Strategie meines Vaters, meinem Bruder und mir "etwas vorzumachen" unterstützt. Meinem Vater kann man sein verhalten nicht vorwerfen, denn er will uns schonen, er will nicht, dass wir leiden. Aber mein Onkel hätte uns gegenüber ehrlicher sein können - dann hätte ich eher gemerkt, dass die Schmerztherapie nicht richtig eingestellt war.
Irgendwann einmal, als er kaum noch aus dem Bett kam (und mein Onkel immer noch zu mir meinte, meinem Vater gehe es gut), war sein Zustand klar und ich ließ sofort einen Notarzt kommen und ihn ins Virchow bringen.
Der zweite Zyklus der Chemo, wurde ausgesetzt. Ein CT zeigte, dass der Tumor erheblich gewachsen ist und gegen die Speiseröhre drückt.
Eine ziemlich unsensible Ärztin meinte gestern (im Beisein seines Zimmergenossens!!!!!!), dass er ca 6-8 Wochen hätte. Dass eine weitere Chemo keinen Sinn macht. Zu mir meinte sie, ob ich mich schon um einen Platz in einem Hospiz gekümmert hätte, die Wartezeit wären 6-8 Wochen und da sollte ich mich sputen...ich war wie versteinert. Nicht nur, weil der Inhalt einen, bei aller Gedanken, die ich mir schon gemacht hatte, trotzdem völlig aus der Bahn wirft, sondern weil ich nicht fassen konnte, wie man als Ärztin so wenig gesunden Menschenverstand besitzen kann.
Bisher hatten wir mit allen Ärzten viel Glück, auch mit dem Pflegepersonal. Nur nette, warme Menschen, doch ausgerechnet jetzt, wo liebevolle Zuwendung extrem wichtig ist, muss eine so blöde Kuh Dienst haben!!!
Sein Onkologe ist in Urlaub, er hat mir allerdings seine Handy Nr. gegeben, um ihn im Notfall zu erreichen.
Bevor er fuhr mobilisierte er "seinen" HOME CARE Arzt, so dass mein Vater von Zuhause aus versorgt werden kann. Home Care kümmert sich auch um die Auswahl des Pflegedienstes.
Mein Onkel hat angekündigt, dass er sobald alles geregelt ist nach Spanien zurückkehrt. Er hat lange nicht akzeptieren wollen, wie krank mein Vater ist. Jetzt erträgt er kaum den Gedanken, dass mein Vater sterben wird.

Meinem Bruder und mir geht es zwar genauso, aber damit die Zeit, die er hat, erträglich bleibt, muss viel organisiert und abgestimmt werden.

Mein Vater "packt" sie Sitution wie seine ganze Krankheit bewundernstwert gut: er ist ruhig, er will nicht, dass wir traurig sind (also "hübsche" ich mich so viel es geht auf, um so nett wie möglich auszusehen), er will die Kinder sehen, aber nach einiger Zeit merkt man, dass er ermüdet und der Lärm ihn stört. Er ließt immer noch viel, aber er döst viel vor sich hin. Seine Gedanken wandern ab und er erzählt von seinen Eltern , von seinen Reisen durch Lateinamerika, von unserer Kindheit. Abders als bisher, hat mein Vater angefangen Abschied zu nehmen - ohne dass er ein Wort über seine Tod verliert.

Meine Mutter ist hier, denn mein Sohn kommt erst jetzt in den Kindergarten, unsere Nanny ist für drei Wochen in Urlaub und ausgerechnet jetzt muss ich zwei Projekte, an denen ich ein Jahr gearbeitet hab zuende bringen. Ein Projekt übernimmt ein Kollgege, das andere aber ist eng an mich gebunden. Ohne meine Mutter ginge gar nichts mehr, denn sie bekocht uns und passt auf Pablo auf.

Nächste Woche kommt mein Onkel der Mönch , dann Adrian, dann mein Bruder,der mit seiner Familie in Urlaub gefahren ist und entsetzlich darunter leidet, nicht hier zu sein. Mein Vater hat ihm verboten aus dem Urlaub zurückzukehren. Irgendwie haben wir alle nicht geglaubt, dass er so schnell abbauen würde - selbst mein Bruder nicht.

Ich bin völlig überlastet. Seit einigen Tagen hab ich ein Pfiepsen im Ohr, Tag und Nacht und ich hoffe, dass ich keinen Tinitus hab, sondern dass es mit der heftigen Sommergrippe, die mich ereilt hat in Verbindung steht.

Allen liebe Grüsse,

alicia
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  #297  
Alt 05.08.2008, 10:04
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ela68 ela68 ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,

als ich Deinen Beitrag gelesen habe,dachte ich es wäre unser,vieles ist sehr ähnlich.

Leider gibt es keine Worte die jetzt ein bisschen trösten könnten,auch wenn ich Dir jetzt schreiben würde,denke auch mal an Dich wegen deinem piepsen im Ohr,weiß ich das Du denken würdest,ist die verrückt,mein Papa ist krank und ich soll an mich denken?? So erging es mir damals auch.

In Gedanken bin ich sehr oft bei euch und wünsche Dir und Deiner Familie eine lange intensive schöne Zeit (hört sich blöd an,aber auch in dieser Zeit gibt es eine schöne Momente)

Wünsche Euch viel Kraft

LG
Ela
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  #298  
Alt 05.08.2008, 21:29
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Alicia,
ich bin sehr traurig, wenn ich das lese. Ich glaube, ganz viele hier denken an euch und schicken euch Kraft, so wie ich.
Ulla
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  #299  
Alt 05.08.2008, 22:16
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Meine lieben Freunde, liebe Ela, liebe Ulla,

ich hoffe euch mit dieser Anekdote ein wenig zu erheitern. Ich war heute früh im Virchow, nachmittags besuchte meine Mutter ihn und sie kam schmunzelnd und Kopf schüttelnd zurück. Als sie in das Zimmer meines Vaters trat, war er bis auf die Unterwäsche ausgezogen. Eine hübsche und junge Lateinamerikanerin massierte gerade seinen Körper mit allerlei Ölen. Sie pflegte auch seine Füsse und lobte seinen Körperbau...mein Vater bleibt bis zum Schluss ein Geniesser! Sie ist eine selner vielen Fans, ständig klingelt sein Handy, ständig hört man eien Frauenstimme am anderen Ende weinen oder jammern. Mein Vater ist was Freuen angeht wirklich ein Phänomen, für mich als Tochter natürlich sonderbar mitzuerleben, aber anderseits rührt es mich. Und es freut mich, dass er bis zum Schluss so positiv und freundlich und angenehm und charmant bleibt!

Er ist in sehr gefasster Stimmung. Durch die Ernährung hat er zugenommen (er wiegt jetzt 63 Kilo) und auch wenn er schwach ist, hat er auch ganz normale Momente. Eine Chemo, die den Tumor eventuell verkleinern könnte, hat er abgelehnt. Was ich richtig finde, denn Heilung ist nicht mehr möglich udn die Nebenwirkungen wären enorm. Vielleicht kann man bestrahlen, vielleicht legt man einen Stent. Mein Onkel, der Mönch, landet jeden Augenblick, so dass ich in den kommenden Tagen etwas auf der besucherfront entlastet werde. Im übrigen stellte ddie Ohrenärztin fest, dass ich eien Hörsturz gehabt habe und leider fiepst und piepst es immer noch. Ein Tinitus. Jetzt kriege ich Tabletten und ich hoffe, dass diese lästigen Geräusche weggehen...

Ich weiß, dass viele von euch an uns denken und bin darum dankbar. Ela, deine Anteilnahme ist wirklich tröstlich, danke auch dir Ulla!!!!!

Liebe Grüsse,

alicia
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  #300  
Alt 09.08.2008, 10:13
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Ihr Lieben,

es geht ihm sehr schlecht. Die Massage war vermutlich die letzte seiner Art, die mein Vater geniessen durfte. Man hat ihn einen Stent eingebaut, seither spuckt er nur noch, er würgt, er hat ungemein schnell abgebaut. Keine Ahnung wieso. Vielleicht ist jede Veränderung in seinem Zustand eine Verschlimmerung. Er döst nur nocht und redet von sich aus kaum fünf Minuten die Stunde. Das Morphium scheint ihn zu benebeln.
Mein Vater will so nicht weiterleben, das weiß ich. Alles, was ihn ausmacht, seine Energie, seine Freude an Menschen, seine Neugier, seine Liebe zu seiner Familie ist erloschen. Nicht, dass er uns nicht liebt, ganz im Gegenteil, aber er kann es uns nicht mehr zeigen. Mein Onkel der Mönch begleitet seinen Zustand sehr liebevoll, Angel, der Onkel, der schon so lange hier ist und uns rührend unterstützt hat, ist hingegen überfordert und macht merkwürdige Dinge. Meine Mutter sitzt traurig und grimmig und völlig in sich gekehrt auf dem Sofa. Gestern hatten sie 44sten Hochzeitstag. Sie haben sich vor über zehn Jahren getrennt, aber nie scheiden lassen. Als meine Mutter ihn gestern besuchte, meinte sie:"Weißt du, was wir heute für einen Tag haben?". Als sie ihn das Datum nannte, meinte er:"Heute haben wir vor 44 Jahren geheiratet".
Am Ende gibt es für beide keine romantische Wiedervereinigung, aber doch Freundschaft und Versöhnung.

Mir geht es sehr sehr schlecht. Ich bin unendlich traurig, weil mein Sohn am Montag zum ersten Mal in den Kindergarten geht und mein Vater ihn nicht begleiten kann. Überhaupt wird eine Lücke im Leben meines Sohnes entstehen, die kein Mensch schließen kann. Denn er ist der Großvater vor Ort - alle anderen Großeltern leben nicht hier. Ich kann mir nicht vorstellen ohne meinen Vater zu sein. Aber ich sehe ihn liegen und weiß, dass er nicht in diesem Zustand leben will. Mein Bruder kommt erst am 19 August zurück - keine Ahnung wie lange mein Vater danach noch weitermachen kann.

Alles Liebe,

alicia
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