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  #1  
Alt 08.09.2006, 22:05
Benutzerbild von Lena88
Lena88 Lena88 ist offline
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Standard An meine liebe Mama

Hallo Mama!

Seit du nicht mehr da bist, habe ich hier schon viel gelesen. Es tut gut sich alles von der Seele zu schreiben, man leidet miteinander, gibt einander Trost, man sieht dass man nicht allein ist.
Es war ein schweres halbes Jahr für uns alle. Ein Jahr wie in einer Achterbahn, es ging auf und ab, mal hatte wir Angst, dann waren wir wieder Zuversichtlich. Ich habe dieses halbe Jahr sehr intensiv gelebt, mir wurde bewusst was überhaupt leben heisst. Ein halbes Jahr mit vielen eindrücklichen Erlebnissen. Manche waren wunderschön, andere grausam und taten weh. Ich bewundere dich wie du das durchgestanden hast. Deine Lebensfreude und dein Witz hast du nie ganz verloren. Ich mag mich noch erinnern wie du zu mir gesagt hast: "Du bisch scho immer chli es Luusmeitli gsi". Das habe ich wohl von dir
Wir wussten alle, dass dein Leben wohl bald ein Ende haben wird und auch letzten Freitag (vor einer Woche), als ich dich im Spital besuchte wusste ich dass du bald gehen wirst. Es tut trotzdem unheimlich weh, da die Hoffnung auf ein Wunder bis am Ende blieb. Ich bin froh, dass ich mich von dir so schön verabschieden konnte. Jedes mal wenn ich im Spital bei dir auf dem Bett sass und ich dich ansah, lächelte ich mit Tränen in den Augen. Das Lächeln dafür, dass du ein wunderbarer Mensch warst, ich so viel von dir gelernt habe und ich dich einfach unheimlich lieb habe. Die Träne dafür, dass dein Leben jetzt schon vorbei sein soll.
Weisst du was am schwierigsten für mich ist? Du warst immer da wenn es mir schlecht ging oder ich etwas schweres Verarbeiten musste. Du warst die, die mich in den Arm nahm und mich verstand ohne Worte. Du gabtest mir immer Trost. Der Tod vom "Grö" (Grossvater) letztes Jahr hätte ich wohl ohne dich nicht so leicht durchgestanden.
Aber es ist so schön zu sehen wie viele liebe Menschen ich um mich habe. Reby & Tobias passen gut auf mich auf. Auch alle deine lieben Freundinnen sind immer für uns da. Ich bekomme viele liebe Karten, die mir immer wieder ein bisschen Trost schenken.
So Mami ich gang scho bald go schlafä, muss ja morn schaffä. Aja im Gschäft sind au alli mega lieb zu mir.
Ha di ganz fescht lieb
dis Schatzinski
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  #2  
Alt 09.09.2006, 17:27
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Lena88 Lena88 ist offline
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Standard AW: An meine liebe Mama

Hallo Mama

*huch* bin gerade vom Arbeiten nach Hause gekommen. Wir hatten viel zu tun und im Geschäft herrscht immer noch ein Kaos.
Heute haben mir meine Mitarbeiterinnen eine Karte überreicht. Frau Grob hat sie geschrieben. Ich habe schon gestern mit ihr geredet, da ihr Mann vor ein paar Jahren auch an Krebs gestorben ist. Sie hat drei Jungs. Zwei waren im selbern Alter wie Agnetha und ich. Es tat sehr gut mit einer Person zu reden, die das selbe schon durchgemacht hat. Sabrina Brunschwiler hat mir auch eine liebe Karte zukommen lassen. Du magst dich ja sicher noch erinnern, als sie ihre Mutter verlor, ich war ja damals mit ihr in der selben Klasse.
Heute war ein wunderschöner Tag, aber das hast du ja sicher gesehn von deiner Wolke herab.
So jetzt gehe ich noch duschen, dann esse ich mit Agnetha und Papa Znacht und dann gehe ich zum Tobias.
Ich kann es noch gar nicht glauben, dass am Montag deine Beerdigung sein soll Aber es war schön dich so friedlich daliegen zusehen. Ich stelle mir immer vor wie du auf einer Wolke schwebst und von all dem Leid befreit bist
hab dich lieb
küssli...
dis schatzinski
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  #3  
Alt 11.09.2006, 18:47
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Lena88 Lena88 ist offline
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Standard AW: An meine liebe Mama

Hallo Mama!

Kann meine Gefühle kaum beschreiben...
Heute war deine Beerdigung, es war wunderschön. Als ich sah wie viele Menschen den Weg hier her gefunden haben, kamen mir schon die Tränen. Das zeigt dass du einfach ein wundervoller Mensch mit einem grossen Herz warst. Tobias hat mich ganz fest gehalten, das tat unheimlich gut. Irene hat für dich ein wunderschönes Herz aus Rosen und Hopfen gemacht. Ich hoffe du kannst es sehen! Der Pfarrer hat für dich noch mein Gedicht vorgelesen, ich hätte es wohl nicht über das Herz gebracht.
Heute ist mir richtig klar geworden, dass du nie mehr zurückkerst Mama du fehlst mir unglaublich fest!! Ich hoffe fest, dass Agnetha, Papa und ich diese schwere Zeit gut überstehen. Auf eine Art bin ich positiv eingestellt, doch in manchen Momenten habe ich das Gefühl die ganze Welt stürze über mir ein. Du warst immer die, die mich verstand, da wir so ähnlich fühlten. Wiso musstest du schon so früh gehen??
Ich lese jetzt ein Buch von Elisabeth Kübler-Ross, du hast ja auch Bücher von ihr gelesen. Ich hoffe es hilft mir ein bisschen. Ich denke an dich, als ein
ha dich soooo gärn
küssli...
dis schatzinski
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  #4  
Alt 13.09.2006, 22:02
Benutzerbild von struwwelpeter
struwwelpeter struwwelpeter ist offline
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Lächeln AW: An meine liebe Mama

Liebe Lena88, ich habe soeben Dein Tagebuch gelesen, nicht nur einmal,sondern mehrfach! Ich fühle mit Dir, und es tut mir für Dich unendlich leid.Am Sonntag, 11.09.habe ich auch einen tiefen Tag der Trauer gehabt. Genau vor einem Jahr, an dem Jahrestag von Ground Zero, ist meine Mutter im Krankenhaus verstorben. Voriges Jahr fühlte ich auch sehr viel Schmerz, aber den wirklichen Verlust, den habe ich erst mit der Zeit "verinnerlicht". Heute versuche ich jede Kleinigkeit aus der Vergangenheit noch einmal neu aufzunehmen. Die Erinnerung bleibt, ein schmunzeln über die eine oder andere Erinnerung wird auch wieder kommen. Dir alles Liebe und Gute Struwwelpeter
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  #5  
Alt 13.09.2006, 22:14
BlackStill BlackStill ist offline
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Standard AW: An meine liebe Mama

Hallo Lena88,

ich mach auch grade eine solche schwere Zeit durch, bloß bei mir war es mein Opa, den es immer schlechter ging und am 7.7.2006 dann im Krankenhaus verstarb.
Wir trauern jetzt noch immer über ihn, so kommt meistens ein kleiner bis großer Familienteil zu seinen Grab, wo ein Engel drauf steht, um zu schauen, dass es diesen an nichts fehlt.
Doch die Trauer ist in jeden immer noch fest verankert und dieses Wochenende ist dann auch noch die Oma verstorben, zwar nicht an Krebs, aber dadurch wurde von jeden die Zeit noch härter und kein Tag mehr vergeht nicht mit Tränen.
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  #6  
Alt 14.09.2006, 17:07
Benutzerbild von Lena88
Lena88 Lena88 ist offline
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Standard AW: An meine liebe Mama

Hallo Mama

Wie die Zeit schnell vergeht, jetzt ist schon Donnerstag!
Als ich nochmals bei deinem Grab war sah ich immer noch die vielen Leute vor mir, die deine Beerdigung begleiteten. Mit all diesen Menschen kommen Erinnerungen hoch. Weisst du noch wie wir früeher bei Moni wahren? Den grossen Garten den sie dazu mal hatten, hatte mich sehr beeindruckt. Oder auch mit Daniela, all die tollen Winterurlaube in Riom. Wunderschöne Kindheitserinnerunge, diese werden ewig in meinem Herzen bleiben. Ich möchte mich bei dir (und natürlich auch bei Papa) bedanken, dass Agnetha und ich so eine schöne Kindheit hatten. Ich weiss er war nicht leicht für dich, vorallem als ich meine Pubertätsschübe hatte. Doch wir haben den Weg immer zu einander gefunden. Und in den letzen Jahren warst du ein super Gesprächspartner für mich. Ich habe dich gerne um Hilfe gebitten und du hatest immer einen Rat für mich. Ich habe mir viel gemerkt, was du mir mitgegeben hast und denke oft daran wenn ich wieder in solch eine Situation komme, Danke!
Gestern hat Tobias bei uns Znacht gegessen. Ich ging dann mit ihm nach Pfäffikon auf das Römerkastell (mit dem Auto, ich weiss du würtest jetzt sagen, für das kann man das Velo nehmen). Es war wunderschön, die Aussicht auf den See, ein feiner Wind der wehte, ich hab dabei an dich gedacht. Heute bin ich mit ihm um 5.00 uhr aufgestanden, ja du hast richtig gelesen 5.00 uhr ich hab mit ihm gefrüstückt und bin dann wieder ins Bett Papa ist heute in Bern, deshalb frühstückte ich um 8.00uhr das zweite mal alleine. Danach habe ich gelernt (habe 5 Prüfungen!!). Dann hat Jaqueline angerufen, sie wusst noch nichts von deinem Tod. Sie war richtig geschockt und hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie erst heute anrief. Ich hab ihr gesagt, sie müsse sich kein schlechtes Gewissen machen, sie habe ja immer an dich gedacht, ich denke das ist in deinem Sinne. Ich musste auch gleich wieder weinen, als ich ihr das am telefon sagte. Am Mittag haben Agnetha und ich Frühlingsrollen gegessen mmmm.. und am nachmittag habe ich nomals gelernt und ging einkaufen. Jetzt muss ich auch nochmal hinder die Bücher und dann zu Lynn, der Sonnenschein, wie du sie immer nanntest
Mam ich hab dich lieb & vermisse dich!
Küssli...
dis Schatzinski
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