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  #1  
Alt 26.06.2009, 04:38
Nymphelia Nymphelia ist offline
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Registriert seit: 26.06.2009
Beiträge: 6
Standard Was passiert da auf einmal?

Hallo ihr Lieben,

ich schreibe einfach mal drauf los, weil es einige Gedanken gibt, die einfach raus müssen.
Angefangen hat für mich alles am 3. Juni. Da sagte mein Vater mir, dass er entweder eine harmlose Wucherung oder Krebs hätte. Er war wohl aufgrund von Schluckbeschwerden beim Arzt gewesen. Dieser stellte dann die Vermutung auf und entnahm gleich Proben. Mein Vater wusste es schon etwas länger, aber er hatte extra gewartet bis ich meine mündliche Prüfung (Abi) hinter mir hatte. Die Welt brach für mich zusammen, aber ich fing mich gleich wieder, tröstete ihn, sagte ihm, dass viele jetzt für ihn da wären. Kurz darauf ging es auch los mit 'nem Aufenthalt inner Uniklinik zur weiteren Probenentnahme. Sie mussten wohl tiefer in den Hals und Gewebe entnehmen und das halt unter Vollnarkose. Ich war die so oft es ging bei ihm, er hatte wahnsinnige Angst vor der OP. Danach wurde er entlassen, er durfte nach Hause. Erstmal. Die Ungewissheit war die ganze Zeit da. Ich war oft bei ihm zuhause oder er bei mir. Ich spürte die ganze Zeit über seine Angst. Letzte Woche sollte dann die nächste OP stattfinden zur Entfernung des kranken Gewebes, das nun wirklich Krebs war. Ich durfte in alle Besprechungen mit rein und das war auch gut so, da mein Dad vieles, aufgrund seiner Nervosität durcheinander bringt. Man wisse zwar noch nicht, wo der Krebs überall ist, deswegen würde man weitere Proben entnehmen, aber das unterm Gaumen sei bösartig. Man würde auch gleich die Lymphknoten entfernen, da das die erste Station für Metastasen sei usw. usf. Die Chancen auf Heilung seien aber gut. Mein Vater wurde ein paar Tage später stationär aufgenommen, doch noch am selben Tag wurde er entlassen. OP verschoben. Ich weiß, sowas kann vorkommen, aber es ist eine Zerreißprobe. Jetzt am Montag war die OP. Der erste Lymphknoten ist weg, ein Teil des Gaumens auch. Der Arzt sagt, die OP sei gut verlaufen, man müsse jetzt das Ergebnis der weiteren Proben abwarten. Wie ich es hasse! Und was mich auch wütend macht, ist, dass die meinem Vater noch am selben Tag normales essen vorsetzen wollten. Als ich meinte, dass er doch wohl Schmerzen habe, sagten sie "Oh ja, dann gibt es Schonkost." Ich war verwirrt, denn in allen Besprechungen wurde immer von einer Sonde gesprochen... Aber okay. Mein Vater versuchte zu trinken (ihm hatte das zuvor keiner gesagt, dass er das wieder darf) und es kam ihm aus der Nase wieder raus und er spuckte Blut. Und er hatte Schmerzen ohne Ende. Ich habe ihm "befohlen", dass er sich ans Pflegepersonal melden solle, falls das mit der Schonkost etc. nicht geht. Ich musste nach Hause... Am nächsten Tag hatte er dann auch die Sonde. Ich war bis auf heute auch immer da. Es stört ihn zwar sehr, dass er nicht sprechen kann/darf, aber er schreibt dann. Wann die zweite OP ansteht, weiß weder er noch ich.
Ich weiß gar nicht, was da auf einmal alles passiert. Ich weiß nur, dass ich mit einem male eine tickende Zeitbombe geworden bin. Ich bin so wütend. Wütend auf dieses Pflegepersonal, wütend auf diese Krankheit, aber am meisten wohl auf meine Hilflosigkeit.
Freunde beruhigen mich und rufen mir immer wieder ins Gedächtnis, dass es gute Heilungschancen gibt. Das weiß und daran glaub ich auch fest. Aber trotzdem bleiben diese Ohnmachtsgefühle, die einen übermannen. Und Fragen... Unendlich viele Fragen. Wie kann ich meinem Dad Hoffnung machen? Wird er wieder schlucken können? Werden die Schmerzen verschwinden? Was kann ich noch tun? Ist es richtig, dass ich am Samstag mit meinem Abizeugnis und entsprechender Kleidung zu ihm fahre? Freut er sich darüber oder wird es ihn nur noch mehr kränken, da er nicht mit auf den Ball darf? Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.
Heute sollte ich ihn nicht besuchen kommen, er meinte, ich hätte mir einen Tag Pause verdient. Ich dachte "ok, vielleicht hat er Recht, es bringt ja nichts, wenn ich irgendwann gar nicht mehr kann". Aber jetzt weiß ich, dass ich sowieso nur an ihn denke, ihm Kraft schicke usw.

So, das war's vorerst von mir.
Ich habe bestimmt eine Menge vergessen, aber es musste einfach mal raus.
Und vielleicht hat einer von euch ja ein paar Worte oder Tipps für mich.
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  #2  
Alt 26.06.2009, 10:17
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Was passiert da auf einmal?

hallo nymphelia,

ersteinmal willkommen hier im forum und gratulation zu deinem bestandenen abitur!

zu dem krebs deines vaters findest du in der entsprechenden rubrik "andere krebsarten" bestimmt regen austausch, da dort auch angehörige von patientInnen mit krebs im gesichtsbereich schreiben.

mein vater starb vor jahren an leukämie, deshalb kenne ich die rolle als tochter und angehörige eines krebspatienten. ich möchte dir schreiben, dass du schon ganz viel "richtig" gemacht hast als angehörige: du bist für deinen papa da, stehst ihm bei, setzt dich für ihn ein beim pflegepersonal etc.
dieses gefühl des "ausgeliefertsein" im kh ist nichtjedermanns sache. wenn man nicht sprechen darf, sicher nochmal mehr.

ich würde versuchen, so gut es geht gespräche mit den ärzten zu bekommen. ein heft anlegen, wo ich meine und die fragen des papas notiere um sie dann in den gesprächen zu stellen. nie alle kraft aufbrauchen, sondern sich da aufregen wo es was bringt und anderes gelassener zu sehen. geniesse deinen abi-ball, denn auch das ist wichtig. und wenn ich dein papa wäre, würde ich mich freuen, meine tochter glücklich zu sehen. so einen termin gibt es nur einmal im leben.

handel nach deiner intuition, du scheinst eine clevere, liebenwerte junge frau zu sein

viele gruesse, vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...

Geändert von vintage (26.06.2009 um 10:21 Uhr)
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  #3  
Alt 26.06.2009, 23:15
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Registriert seit: 05.06.2009
Ort: Ba-Wü
Beiträge: 202
Standard AW: Was passiert da auf einmal?

hei Nymphelia,

klar gehst du mit deinem Abi-Zeugnis (Glückwunsch dazu auch von mir! ) zu deinem Papa!!!! Was glaubst du, wie sehr es íhn freut - und wie stolz er auf seine Tochter dann ist!
Du schreibst doch selber, daß er extra deine mündliche Prüfung abgewartet hat, bis er dir etwas sagte.

Bin auch Tochter/Angehörige - bei mir ist es meine Mama. Bin zwar gut 30 Jahre älter als du, aber das ändert nicht wirklich viel an der Situation.
Meine Mutter hat vor 15 Jahren einen Krebs im gleichen Bereich wie dein Papa gehabt - und sie hat überlebt.
Leider hat sie jetzt wieder einen neuen Krebs im Halsbereich entwickelt, den man nicht mehr operieren kann. Sie hat jetzt keine Chance auf Heilung mehr. Bei deinem Papa sieht das aber anders aus - für ihn besteht Hoffnung auf Heilung. Also..... Kopf hoch, positiv denken..... ich drück euch alle Daumen.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #4  
Alt 30.06.2009, 21:08
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Was passiert da auf einmal?

liebe nymphelia,

Zitat:
Zitat von Nymphelia Beitrag anzeigen
Jetzt am Montag war die OP. Der erste Lymphknoten ist weg, ein Teil des Gaumens auch. Der Arzt sagt, die OP sei gut verlaufen, man müsse jetzt das Ergebnis der weiteren Proben abwarten. (..) Wird er wieder schlucken können? Werden die Schmerzen verschwinden?
es sind ja nun ein paar tage vergangen. wie geht es deinem papa?

ich sende mal einfach ein dickes kraftpaket an euch zwei!!!

lg, vintage
__________________
lieben gruß, vintage



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starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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