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  #1  
Alt 02.01.2008, 21:34
Mahuna Mahuna ist offline
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Registriert seit: 02.01.2008
Ort: Markt Indersdorf
Beiträge: 6
Standard Oma, fast 100 Jahre alt...was tun?

Hallo

ich habe mich hier die letzten Tage durchs Forum gelesen und nun auch hier angemeldet.

Es geht um unsere Oma (also die Oma von meinem Freund).....vorsicht, lang, ich erzähle jetzt mal vor welcher Entscheidung wir, d.h. mein Freund, sein Bruder und ich stehen.

Oma ist seit knapp 3 Jahren in einem Pflegeheim untergebracht. Sie hat vorher mehr recht als schlecht alleine gelebt, ist dann mal gefallen und lag die ganze Nacht auf dem Boden, bevor sie gefunden wurde.
Sie kam dann ins Krankenhaus, toi, toi, es war nichts gebrochen, aber das war dann eben der ausschlaggebene Punkt, daß sie eben nicht mehr alleine wohnen kann.

Außer uns drei gibt es leider niemanden mehr, wir sind alle berufstätig, deswegen haben wir für unsere Oma ein sehr schönes Pflegeheim gesucht.
Ihr gefällt es dort auch sehr gut. Sie fühlt sich dort wohl, hat tägliche Ansprache, kann an verschiedenen Aktivitäten mitmachen, kurz, sie sagt selbst daß sie sich dort gut aufgehoben fühlt.

Vor einem Jahr, einige Tage vor Ihrem 99.Geburtstag mußte sie ins Krankenhaus, da sie fast nicht mehr laufen konnte. Sie hatte einen entzündeten Fuß der nicht abheilen wollte. Ihr mußte erst 1 Zeh amputiert werden, leider blieb es nicht dabei, der ganze untere linke Fuß war schon am absterben und stellenweise schwarz, ihr mußte dann noch der Unterschenkel abgenommen werden.
Ab diesem Zeitpunkt ging es allerdings mit Ihrem geistigen Zustand schon rapide bergab, daß bereits vor der Amputation ein Betreuer für Oma eingesetzt werden mußte.
Nach Absprache zwischen uns drei fungiere ich jetzt als Betreuer für Oma, Entscheidungen treffen wir aber immer zu dritt, ich habe jedoch die Möglichkeit vom Arbeitsplatz aus auch mal zu telefonieren, deswegen fiel eben die Wahl des Betreuers auf mich.

Oma hat sich nach der Amputation wider Erwarten ganz gut damit abgefunden, nun nur noch im Rollstuhl zu sitzen, hat aber auch die letzten Monate geistig wieder ein ganzes Stück abgebaut. Sie sitzt halt den ganzen Tag im Rollstuhl, schaut aus dem Fenster oder auch Fernsehen.

Nun zu unserem Problem.
Sie hat wohl die letzte Zeit etwas geblutet. Dies ist jetzt ärztlich abgeklärt worden und ich wurde heute vom Heim angerufen, da der Bericht vom Krankenhaus vorliegt. Die Blutungen kommen wohl daher, daß Oma wahrscheinlich Gebärmutterhalskrebs hat und als Therapie wird Betrahlung empfohlen.
Auf meine Frage wie das von statten gehen soll hieß es, Oma soll 35x zur Bestrahlung. Dies würde ambulant im Krankenhaus stattfinden, d.h. zu jeder Bestrahlung müßte Oma ca. 35km einfach gefahren werden.
Der Hausarzt wird heute oder morgen nochmal zu Oma ins Heim kommen und sich auch nochmal den Bericht vom Krankenhaus anschauen. Vermutlich haben die bei der Empfehlung der Bestrahlungen jedoch nicht auf das Alter von Oma geschaut.

Ich weiß jetzt nicht ob es richtig ist, aber wir haben bereits heute schon gesagt, daß wir keine Bestrahlung machen wollen. Oma ist schmerzfrei, es sind nur diese Blutungen da, aber wir denken, daß die Bestrahlungen, oder auch schon die Fahrten dahin, Oma zu sehr zusetzen werden.

Sie wird am 12.2.08 100 Jahre alt, dies ist bereits ein gesegnetes Alter das nicht jeder erreicht, sie baut aber geistig die letzten Monate immer mehr ab und wir denken, daß wir Ihr das jetzt nicht mehr zumuten sollten.

Wie denkt ihr darüber? Ist die Entscheidung richtig? Wie würdet ihr entscheiden wenn ihr an unserer Stelle wärt?


LG
Claudia
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  #2  
Alt 02.01.2008, 22:31
Benutzerbild von nikita1
nikita1 nikita1 ist offline
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Beiträge: 1.748
Standard AW: Oma, fast 100 Jahre alt...was tun?

Liebe Mahuna

es ist wichtig zu wissen, in welchem Stadium der Krebs ist, um eine Entscheidung zu fällen.
Ist der Krebs fortgeschritten, wird deine Oma in kurzer Zeit grosse Schmerzen bekommen. Dann sind Bestrahlungen angebracht, denn so wird der Tumor verkleinert, oder verschwindet ganz.

Ist es ein Anfangsstadium, würde ich nichts machen lassen, denn die Zellteilung bei alten Menschen ist sehr langsam, der Krebs braucht dann viele Jahre, um zu wachsen.
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton
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  #3  
Alt 03.01.2008, 06:22
Mahuna Mahuna ist offline
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Registriert seit: 02.01.2008
Ort: Markt Indersdorf
Beiträge: 6
Standard AW: Oma, fast 100 Jahre alt...was tun?

Hallo,

in welchem Stadium der Krebs ist, weiß ich leider nicht. Die Untersuchung war eben, weil sie die letzte Zeit leicht geblutet hat.
Ich wurde gestern ja nur angerufen und mir wurde gesagt, es besteht Verdacht und deswegen soll sie bestrahlt werden.
Leider wohnen wir nicht vor Ort, sondern ca. 40km weg, das macht alles auch noch etwas schwieriger, wir sind aber jedes Wocheende bei ihr.

Wir sind halt eben nur in diesem Zwiespalt in wie weit wir Oma noch was zumuten können, da sie jetzt 100 Jahre alt wird, geistig schon sehr abgebaut hat und auch körperlich.
Nach der Amputation vor einem Jahr hat sie viele Wochen danach gebraucht, bis sie einigermaßen wieder auf der Höhe war, aber man merkt einfach daß sie immer weniger wird.

Ich bin am Samstag wieder im Heim. Da werde ich mal persönlich mit der Stationsleitung sprechen um mehr rauszukriegen wie der aktuelle Stand ist.
Vielleicht werde ich ja auch heute oder morgen nochmal angerufen wenn der Arzt im Heim war.

Ich würde ja auch mit Oma mal drüber sprechen was sie meint, aber leider ist sie geistig eben nimmer so da, daß sie versteht was ich ihr erzählen würde
Sie würde dann nur ja, ja sagen und im nächsten Atemzug mich fragen, welcher Tag ist heute, ist es glatt draußen und dann gleich wieder welcher Tag ist heute und dann reagiert sie wieder garnicht weil sie einen nicht versteht was man sagt, sie lächelt einen dann immer nur so lieb an.....menno, das macht alles so schwer für uns hier zu entscheiden.

LG
Claudia
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  #4  
Alt 03.01.2008, 09:42
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Registriert seit: 22.11.2006
Ort: Ende aus, Micky Maus
Beiträge: 2.176
Standard AW: Oma, fast 100 Jahre alt...was tun?

Hallo Claudia,

also sie wäre die erste 99jährige die mir bekannt ist, wo überhaupt noch eine Krebstherapie egal in welcher Form gefahren wird.

Aus meiner (natürlich weit entfernten) Sicht, würde ich einfach erstmal den endgültigen Befund abwarten. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, kann man immer noch entscheiden.

Meine Entscheidung in Deiner Position: keine Therapie, wenn es dann doch zu Schmerzen kommt, eine effektive Schmerzmedikation die von einem HomeCare-Arzt verordnet und betreut wird.

Sorry, jetzt wirds deutlich, aber ehrlich: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der Zwischenzeit einen zufriedenen, "natürlichen" Tod sterben darf ist ja nicht ganz unerheblich in diesem Alter. Und den hat sie sich mit 99 Jahren nun wirklich mehr als verdient. Aber eine Therapie in jedweder Form dürfte aus meiner Sicht den Verwirrtheitszustand eher weiter verschlechtern da 35 Bestrahlungen schon Leute in meinem Alter arg zusetzen.... Wie soll es da einer 99-jährigen ergehen ?

Mein Tip ist also ganz klar, zu versuchen, ihr einen so schönen Lebensabend zu bereiten, wie es eben geht, ihn aber nicht mit aller Gewalt in die Länge ziehen.

Als Betreuerin bist Du ja auch immer in der Zwickmühle so entscheiden zu müssen, wie es Deine Oma für sich wohl bei voller geistiger Leistungsfähigkeit auch machen würde. Hier würde ich dann auch den sehr engen Kontakt zu den Ärzten pflegen und entsprechend situativ entscheiden.

Egal wie Du Dich entscheidest.... vielleicht wirst Du immer zweifeln, ob Deine Entscheidung(en) so richtig war(en). Aber dies ist völlig normal und legitim. Wenn Ihr die Entscheidungslast innerhalb der Familie auf mehrere Schultern verteilt, ist das sehr schlau und hilfreich in solchen Situationen.

Ich wünsche Euch viel Kraft für die nächste Zeit und alles Gute.
__________________

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  #5  
Alt 03.01.2008, 12:40
Stephani Stephani ist offline
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Registriert seit: 20.08.2005
Beiträge: 1.078
Standard AW: Oma, fast 100 Jahre alt...was tun?

Hallo Claudia!
Ich kann mich nur dem Vorschreiber anschließen. Bei meiner Mutter (84) wurde letztes Jahr im März Lungenmetastasen festgestellt. Ausgehend von Eierstockkrebs der 2005 entfernt wurde. Sie hat Chemo bekommen die sie gut vertragen hat und dann wurde im September 2 Micorknochenmetastasen festgestellt. Es folgte Bestrahlungen (20) und Knocheninfussionen. Die Bestrahlung hat sie anfangs auch sehr gut vertragen bis zur 10. dann hat ihr Körper immer mehr abgebaut und ich mußte sie Ende November ins Krankenhaus bringen. Dort wurde unteranderem eine Lungenverklebung durchgeführt (wegen Wasser) und sie bekam ein Lungenödeme und schwere Herzryhthmusstörungen. Am 11.12. ist sie dann für immer von uns gegangen, bis dahin waren es schlimme Wochen im Krankenhaus. Im nachhinein würde ich behaupten das es meiner Mutter ohne Bestrahlung und mit ihrem Lebensmut heute besser ginge. Ich glaube wirklich das bei einer Person in dem Alter nach Möglichkeit keine Bestrahlung durchgeführt werden soll. Wir waren zum Beispiel im September noch in Urlaub und meine Mutter war guter Dinge und sagte immer wenn es mir weiter so gut geht werde ich mein Urenkel im Mai doch noch kennen lernen.
Für ein intensives Gespräch mit den Ärzten und dann entscheide im Sinne deiner Oma.
Ich wünsche euch viel Kraft für die Entscheidung.

LG

Ingrid
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  #6  
Alt 03.01.2008, 18:26
Mahuna Mahuna ist offline
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Registriert seit: 02.01.2008
Ort: Markt Indersdorf
Beiträge: 6
Standard AW: Oma, fast 100 Jahre alt...was tun?

Hallo,

danke Ingrind und Dirk für Eure Meinungen.
Ich bzw. wir sehen es genauso. Zumindest jetzt mal ohne genauere Angaben zu diesem Befund bzw. Theraphieempfehlung zu haben.
Oma sollte mit ihren fast 100 Jahren noch einen schönen Lebensabend haben, naja, schön soweit es eben jetzt noch geht.
Ich glaube ehrlich gesagt auch, daß ihr Bestrahlungen sehr zusetzen werden und möchte ihr das eben nicht mehr zumuten.
Mir als Betreuerin war es ja schon ein Greul das wegen der Amputation zu entscheiden, aber auch da haben wir vorher zu dritt alles für und wider durchdiskutiert. Es war ja schon das Risiko ob sie die Narkose überlebt, aber ohne OP wäre sie innerhalb kürzester Zeit auf alle Fälle an einer Blutvergiftung gestorben. Daher haben wir halt damals gesagt, ok, machen wir die OP mit dem Risiko der Narkose, wenn sie die überlebt, dann hat sie auf alle Fälle wieder die Chance normal, wenn auch im Rollstuhl, weiterzuleben.
Aber es ist schon echt ein saudummes Gefühl, daß meine Unterschrift entschieden hat, daß ihr ein Bein abgenommen worden ist. Irgendwie hab ich mich da wie ein Henker gefühlt.

Mir haben jetzt Eure Meinungen bezüglich der Bestrahlungen schon echt geholfen und ich bin froh,
daß wir nicht alleine so denken wegen der Entscheidung gegen die Bestrahlungen.

Ich halte euch auf alle Fälle auf dem Laufenden wie es mit Oma jetzt weitergeht.

LG
Claudia
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