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  #1  
Alt 15.02.2012, 09:25
Danyhilflos Danyhilflos ist offline
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Registriert seit: 07.02.2012
Ort: Frankenthal
Beiträge: 3
Standard Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Hallo liebe Mitfühlenden und Begleiter,

ich würde gerne von euch wissen wie Ihr mit dem Sterben oder dem Tod umgeht.
Ich habe das Problem, dass ich mich nicht traue zu meinem Stiefvater zu gehen ich breche sofort in Tränen aus
Ich habe das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weg gerissen wird...
Ich fühle mich so alleine (bin ich ja eigentlich gar nicht, mein Mann, meine Tochter und meine Mama sind ja auch da).
Mein Stiefvater kommt heute auf die Palliativstation zur Chemo, da er Dialysepatient ist und sie dort eher eingreifen können als wenn sie es ambulant machen würden. Er hat sehr abgenommen und ich sehe wie er von Tag zu Tag weniger wird. Mir macht das Angst, große Angst, ich habe Ihn doch so lieb und würde Ihm gerne was von seinem Leid abnehmen.
Ich bin im Moment so nahe am Wasser gebaut, dass es mir unangenehm ist.

Vielen Dank für eure Antworten

Dany
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  #2  
Alt 15.02.2012, 09:46
Nicole85 Nicole85 ist offline
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Registriert seit: 13.02.2012
Beiträge: 23
Standard AW: Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Hallo Dany,
ich kann deine Gefühle wirklich gut verstehen. Meine Oma wird es definitiv nicht schaffen und ich weiß, dass sie sterben wird.

Gibt es denn für deinen Stiefvater noch Hoffnung?

Wenn ich meiner Oma so zuschaue, wie sie nach dem Tod bettelt, weil sie keine Kraft mehr hat, wünsche ich ihr diesen. Ich sehe es für sie als Erlösung und versuche ihr soweit ich kann zu helfen, um die letzte Zeit zu überstehen.
Ich mach mir so mehr sorgen um meinen Opa. Ich weiß nicht, ob er damit klar kommen wird. Wie geht es denn deiner Mutter damit? Schließlich verliert sie ihren Ehemann?

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und weinen ist okay, wird aber deinen Stiefvater nicht helfen...
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  #3  
Alt 15.02.2012, 10:32
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard AW: Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Liebe Dany,

es ist auch schwer einen geliebten Menschen zu verlieren und ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten. Und ich denke, jeder von uns geht anders damit um. Wichtig ist, dass wir akzeptieren, dass dieser Mensch gehen muss und dass wir ihn loslassen. Und wir müssen ihm signalisieren, dass er gehen darf. Sonst machen wir ihm alles noch schwerer.
Es ist schön, wenn du viel Zeit mit deinem Stiefvater verbringst und ihn besuchst, denn das gibt ihm Kraft. Du musst auch gar nicht viel reden oder tun. Vielleicht hältst du einfach seine Hand.
Was macht dir so große Angst? Der Tod? Oder die Krankheit, die nicht heilbar ist oder beides? Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen...ich habe ein Buch von Elisabeth Kübler-Ross gelesen und das hat mir persönlich sehr geholfen. Es handelt vom Sterben und dem Tod, der ihr zufolge nur ein Übergang ist. Dein Stiefvater wird seinen Körper verlassen wie ein Schmetterling seinen Kokon verlässt. Und dann ist dein Papa wieder heil, ganz und hat keine Schmerzen mehr. Schutzengel oder geliebte Menschen, die ihm bereits vorausgegangen sind, werden ihn begleiten zu dem Licht, das nur Liebe ist. Und dort wird auch dein Papa Licht, denn dann benötigt er keinen Körper mehr. Für mich war es am tröstlichsten anzunehmen, dass Papa nicht allein sein wird. Da ist ein Schutzengel oder Lichtwesen an seiner Seite und es werden ihn geliebte Menschen begleiten auf seinem Weg und ihm helfen. Und ich werde ihn eines Tages wieder sehen, wenn auch ich gehen muss und meine Zeit gekommen ist. Dann wird er sicherlich bereits auf mich warten und hat mir einen Platz bei sich freigehalten. Wenn du es schaffst, den Tod so zu betrachten, dann nimmt es vielleicht ein wenig die Furcht.
Für mich ist der Tod auch ein klein wenig wie die Geburt. Mein Papa wird immer weniger, er wird ganz klein und hilfsbedürftig. Er mag nicht mehr sprechen und ist sehr nach innen gewandt. Und er wird sich wohl noch einmal aufbäumen, wenn er seinen Körper hier verlassen muss. Aber dann hat er es geschafft und ist ein für alle mal seine Schmerzen los. Ich stelle mir dann vor, dass er mit seinem Großvater gemeinsam am Strand entlang zum Licht finden wird und es wird ihm gut tun. Ich werde ihn schrecklich doll vermissen und ich kann mir auch jetzt im Moment nicht vorstellen,wie es ohne Papa sein wird. Ich stelle es mir auch nicht vor. Noch genieße ich die Momente, die uns bleiben.
Ich wünsche dir, dass du auch einen Weg findest, mit dem Sterben umzugehen. Sprich vielleicht auch mal mit dem Personal auf der Palliativstation deines VAters.Das sind Menschen, die viele Erfahrungen haben und die eine spezielle Ausbildung genossen haben. Sie können dir sicherlich auch sehr gute Tipps geben.
Alles Liebe für dich,
Miriam
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  #4  
Alt 15.02.2012, 19:27
Jasofe Jasofe ist offline
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Registriert seit: 08.02.2012
Beiträge: 83
Standard AW: Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Liebe Dany,
ich kann dich gut verstehen. In der ganzen heutigen Zeit wird das Thema über den Tod leider totgeschwiegen. Diese Ängste, die du im Moment hast , hatte ich erstmals mit 28 Jahren. Damals starb meine geliebte Oma. Sie war sehr alt, aber nicht krank. Es war eigentlich ein ganz normaler Prozess. Sie wurde schwächer und schwächer und irgendwann starb sie. Nur wird und wurde dieses Thema in unserer Familie immer totgeschwiegen. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt und ich hatte Angst. Angst bei ihr zu sein, wenn sie stirbt. Angst vor meiner eigenen Hilflosigkeit. Meine Oma ist 89 Jahre alt geworden. Diese Ängste wollte ich an meine Kindern nicht weiter vererben. Bei uns wurde und wird über das Sterben gesprochen. Es tut trotzdem unendlich weh, weil es eine Trennung und ein Abschied für immer ist. Inzwischen mussten unsere Kinder 3 Tiere beerdigen, einen sehr guten Freund und ihren Opa. Beerdigungen sind nie schön, aber ich sehe an meinen Kindern, dass sie nicht so endlos verzweifelt sind, wie ich es damals war.

Inzwischen ist viel Zeit vergangen und leider hat nun mein PapaLungenkrebs im 4. Stadium. Die Zeit ist begrenzt und mir riss es den Fußboden unter den Füßen weg. Ich habe an dem Tag, wo ich es erfahren haben, stundenlang geheult und bin dann ins Krankenhaus gefahren. Mir war so mulmig, ich war so verzweifelt, ich kann es gar nicht beschreiben. Aber als ich endlich da war, seine Hand halten und mit ihm weinen konnte, ihm Mut zum Kämpfen machen konnte , ging es mir irgendwie besser. Ich kann es ganz schwer erklären. Am Schlimmsten war dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Das Gefühl, dass es doch immer alle anderen betrifft, aber nicht uns. Letztendlich musst du entscheiden, ob du es ertragen kannst, aber ich möchte dir Mut machen, gerade weil du ihn so lieb hast. Es ist in jedem Fall einen Versuch wert. Vielleicht kannst du ja um Unterstützung bei den Schwestern bitten. Die sind ja auch ein wenig für dich da. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Liebe.
Jasofe
__________________
Nachdem er viel von der Welt gesehen hat, erkundet er nun sein letztes Reiseziel - die Ewigkeit.
(mein Papa : gestorben am 31.3.2012 und ich hielt seine Hand)
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  #5  
Alt 16.02.2012, 14:26
Jaecky Jaecky ist offline
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Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 454
Standard AW: Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Liebe Dani,

ich denke, jeder verarbeitet bzw. geht anders damit um. Mein Papa ist nun seit 6 Jahren schwer krank und es geht ihm immer schlechter. Aber noch lebt er und ich versuche mit meinen Kindern viel Zeit bei ihm zu verbringen. Ich würde dir gern sagen, dass es leichter wird mit der Zeit aber so ist es nicht. Ich versuche damit zu leben, mal besser mal schlechter. Das ist Tagesabhängig. An manchen Tagen könnt ich nur heulen und dann gibt es wieder Tage, da kann ich normal drüber reden.

Ich versuche, die Hoffnung auf ein Wunder nicht aufzugeben obwohl ich auf der anderen Seite weiss, dass wir ihn nur noch beim Sterben begleiten können.

Seit einiger Zeit gehe ich auch zu einer Therapeutin und ich habe hier im Forum schon viel geschrieben. Das hilft mir, denn ich kann nicht immer meine Familie damit belasten. Mein Mann hat selbst genug Kummer mit seinen Eltern und meine Mama und meine Geschwister leiden ja genauso wie ich.

Ich kann dir nur den Rat geben, verbringe so viel Zeit wie du kannst mit ihm auch wenn es noch so schwer fällt. Und such dir Hilfe. Ich habe meines Erachtens zu lange damit gewartet, ich hätte das viel früher machen sollen.

Ich wünsch dir viel Kraft für euren schweren Weg.

Liebe Grüße
Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!!!
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  #6  
Alt 21.02.2012, 15:24
Danyhilflos Danyhilflos ist offline
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Registriert seit: 07.02.2012
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Beiträge: 3
Standard AW: Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Hallo Ihrlieben,

ich melde mich zurück. Mein Stiefpapa hat es leider nicht gepackt. Er ist am Donnerstag, 16.02.12 endlich eingeschlafen.
Es tut so weh und gleizeitig denke ich, gott sei dank ist er endlich erlöst. Die Chemo hatte noch gar nicht angefangen, man stellte fest, dass sein Darm durchlässig geworden ist und das war dann leider sein Weg. Man konnte nichts mehr tun. Das schlimme war, er hat alles gewusst, er hat gewusst dass es zu ende geht und hat gesagt Ich will nicht sterben.
Es sind Worte die ich nie vergessen werde, er hat mir dann noch gesagt, wie sehr lieb er mich hat und von da an hat er dann Morphium bekommen. Er hat bis zum Schluss gekämpft, bzw sein Körper war einfach nur noch müde. Nach 2 Tagen ist er dann eingeschlafen.
Sorry aber ich brauche erstmal Abstand und muss mich sammeln.

eine traurige Dany
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  #7  
Alt 21.02.2012, 17:16
Jasofe Jasofe ist offline
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Registriert seit: 08.02.2012
Beiträge: 83
Standard AW: Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Liebe Danyhilflos,

es ist sehr schwer die richtigen Worte zu finden. Ich bin darin weder geübt, noch kann ich mich gut ausdrücken.
Aber ich möchte dir sagen, dass ich, obwohl ich dich nicht kenne, irgendwie mit dir trauere. Wir haben hier alle die gleichen Probleme und die gleichen Ängste. Deswegen schafft man es vielleicht auch, sich in den anderen hineinzuversetzen.

Dein Schwiegerpapa konnte dir noch sagen, wie lieb er dich hat. Was für ein wertvolles Geschenk an dich.

Ich wünsche dir für die kommenden nächsten Tage und Wochen viel Kraft. Es ist bestimmt nicht einfach einen so nahestehenden Menschen zu verlieren.

Alles Liebe für dich und eine stille Umarmung
Jasofe
__________________
Nachdem er viel von der Welt gesehen hat, erkundet er nun sein letztes Reiseziel - die Ewigkeit.
(mein Papa : gestorben am 31.3.2012 und ich hielt seine Hand)
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  #8  
Alt 22.02.2012, 13:18
Jaecky Jaecky ist offline
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Beiträge: 454
Standard AW: Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Liebe Dani,

alles was ich sage kann deinen Schmerz nicht lindern. Ich kann nur sagen, es tut mir sehr leid.

Ich wünsch dir viel Kraft.

Liebe Grüße
Jäcky
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mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!!!
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  #9  
Alt 22.02.2012, 17:25
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard AW: Wie geht Ihr mit dem Sterben/Tod um?

Liebe Dany,

so traurig es für euch ist, so ist dein Vater doch von allen Schmerzen erlöst und muss nicht mehr kämpfen. Er wird jetzt seinen Frieden finden und es ist ein Geschenk, dass er dir noch sagen konnte,wie lieb er dich hat. Diese Momente kann dir niemand mehr nehmen, auch nicht der Tod.

Ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich jetzt fühlst. Auch mein Papa ist gerade gestorben (am 21.02.12) und nun organisiere ich die Trauerfeier... Trotz der Dankbarkeit, dass er es geschafft hat, bin ich unsagbar und unendlich traurig, denn er fehlt mir so sehr...

Hoffentlich können wir beide auch eines Tages wieder optimistisch in die Zukunft schauen und unser Leben leben. Momentan existiere ich nur...

Alles Liebe für dich
Miriam
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