Mein Freund hat Lungenkrebs - bin am Ende

[Adlumia]

Das ist wirklich sehr hart die Situation. Für seine Tochter stelle ich mir die derzeitige Situation auch sehr unerträglich vor.
Es tut mir sehr leid, dass die Situation derzeit so ist. Für deinen Mann ganz viel Kraft und ich freue mich mit dir dass er bald nach Hause kann.

[SweetieST]

Vielen Dank Safra für die ausführliche Antwort

Du hast recht... Als ich mal fix und fertig krank war hatte ich auch keine Lust


Er wird in einer Woche entlassen, gestern mal telefoniert
Er sich entschuldigt und gesagt dass er einfach und fix und fertig ist, schlapp und müde aber sich freut nächste Woche heim zu dürfen wenn in der einen Woche jetzt nix passiert

[Elisabethh.1900]

Liebe Sweetie, ehe die neue Woche beginnt möchte ich Dir einen lieben Gruss und ein großes Kraftpaket auf die Reise schicken.

Konnte er schon nach Hause entlassen werden?

Tschüß,
Elisabethh.

[anjin_san]

Zitat von SweetieST

Es fällt mir so ungemein schwer verstehen zu können dass man manchmal 24 Std keine Kraft hat und 24 Std durchpennt... das geht doch gar nicht.

Ich kann nur von meinen Hochdosis-Chemos berichten.
Meine Sympthome : 24h Überkeit, Unwohlsein, innere Leere - sprich man fühlt sich komplett ausgebrannt, nach 35 Jahren aktiver Sportler war ich nach einem 500m Spaziergang erledigt, ständige Abgespanntheit und Müdigkeit. Geschmack und Gefühl gab es nicht mehr. Hunger hatte ich eh nicht.

Dazu die Psyche. Die ständige Frage vor Augen, ob man zu denen gehört die es schaffen und wie eine Zukunft aussehen könnte. Mir ging es wie deinem Freund, vor der Krankheit sportlich und beruflich erfolgreich und plötzlich der Stop von 100 auf 0. Und dann kommt ständig das Umfeld und sagt wie zufrieden man doch sein soll, dass man mit 20 weiter fahren darf.

Mein Innenleben als Patient war und ist sehr komplex - oft nicht erklärbar für mein Umfeld. Deshalb plädiere ich einfach für Geduld. Auch wenn ich weiß, dass das wirklich nicht einfach ist. Nicht für den Betroffenen und nicht für die Angehörigen.

Halte den Kopf oben.

[SweetieST]

Wir hatten eine heftige Diskussion
Ich einfach nicht mehr konnte und alles ausgesprochen habe das es doch total Scheiße ist mich nicht einzubinden
Aber genauso wenig die Familie

Mit denen hatte ich auch ein Gespräch..

Naja dann sagte er nur ob man nicht verstehen kann dass er einfach Überleben will... Ich habe ihm gesagt nein das ich echt einfach nicht mehr kann
Seit 3,5 Monaten der Rückzug

Nachdem wir uns gestritten haben am Telefon meinte er nur dass er das doch alles gar nicht möchte aber einfach nicht mehr kann und unfassbar müde ist permanent auch müde ist vom Leben ubd Behandlungen

Ja das war das letzte Telefonat und jetzt versuche ich Geduld zu haben und lasse ihn in Ruhe ... Seit 4 Tagen Funkstille

[Adlumia]

Hallo Sweetie,

ist dein Mann denn wieder zuhause (also bei sich?).
Ich meine gelesen zu haben, dass er bald nach Hause kommt?
Wenn ja, wäre ja vielleicht eine Aussprache in aller Ruhe (nicht telefonisch) sinnvoller. Oder meinst du, dass er das nicht zulässt?
Es ist schon sehr hart für euch, auch für seine Tochter stelle ich mir ganz grausam vor, so lange keinen persönlichen Kontakt zu haben.
Sehr hart für dich, für euch, auch da noch weiterhin geduldig zu bleiben.
Ich wünsche es dir sehr, dass er sich meldet und ihr euch vielleicht langsam annähren könnt und irgendwie wieder in Einklang so gut es geht kommen könnt. so dass einerseits sein Bedürfnis nach Ruhe weitestgehend befriedigt wird aber auch umgekehrt dein Bedürfnis nach Nähe und Austausch nicht zu kurz kommt.

Grüße
Adlumia

[SweetieST]

Er lässt Generell keine Nähe von niemandem zu, und das letzte Telefonat war erst meeeega zickig

Ob es nicht zu mir durchgedrungen ist ... Das er überleben will

Ehrlich gesagt, kann ich es nicht mehr hören so viel Verständnis ich auch habe

Danach entschuldigt er sich, sagt das ihm nix ferner liegt mich zu verletzen
Und erzähl wieder dass es gut aussieht und letzter Zyklus noch und heim darf

Ich resigniere langsam

[gilda2007]

Liebe Sweetie,

ich lese hier gelegentlich mit und nun möchte ich Dir doch auch meinen Eindruck sagen, der natürlich nur aus dem schöpft, was Du hier geschrieben hast. (Ich bin übrigens BK-Betroffene, aber auch Angehörige. In meiner Familie gibt es viele schwere Erkrankungen ...)

Ich denke, sowohl aus Angehöriger als auch als Betroffener kann man nicht alle Regeln des Zusammenlebens aushebeln. Auch einem Kranken kann (und muss) man ggf. Grenzen setzen. Kranksein gibt nicht das Recht, anderen auf den Nerven und Gefühlen herumzutrampeln. Rücksicht kann nicht bedeuten, dass ab Diagnose nur noch einer die Spielregeln vorgibt.

Wie sagte mein Neurologe, als ich im ein familiäres Problem schilderte: Auch von einem Kranken kann man verlangen, dass er seine Brötchen bezahlt.

Daher mein Rat, um im Bild zu bleiben: Man kann eine Weile die Brötchen billiger verkaufen, aber es hilft nicht, wenn die Bäckerei dabei pleite geht.

Alles Gute, lass Dich nicht unterkriegen.

[SweetieST]

Ja ich gebe Euch recht... Werde so schwer es mir auch fällt, ihn nicht kontaktieren!

Dann sollte ich mir Grenze setzen, wenn bis dahin kein Lebenszeichen dann muss er das halt selber durchstehen

[anjin_san]

Zitat von gilda2007

Kranksein gibt nicht das Recht, anderen auf den Nerven und Gefühlen herumzutrampeln. Rücksicht kann nicht bedeuten, dass ab Diagnose nur noch einer die Spielregeln vorgibt.

Es kann im Umkehrschluss jedoch auch nicht sein, dass wenn man das ganze erst einmal für sich verarbeiten muss, man ständig zu etwas gedrängt wird. Und wenn man eine Diagnose bekommt, bei der der Arzt von einer hinreichend geringen Überlebenschance spricht, laufen bei dem Betroffenen erst einmal ganz andere Gedanken im Kopf ab. Akzeptieren braucht Zeit. Bei den Angehörigen und erst recht bei dem Betroffenen.

[Adlumia]

Ein sehr schwieriges Thema.
Wir können hier ja nur beurteilen, was die Threaderstellerin schreibt. Auf mich wirkt sie nicht so, als würde sie ständig drängen sondern im Gegenteil, sie zeigt noch sehr viel Verständnis.
Natürlich muss man es einmal aus der Sicht des Betroffenen versuchen zu beurteilen, aber auch aus Sicht der Angehörigen.
Und was mir hier auffällt ist:
Er ist seit 08.01 wenig bis gar nicht für sie erreichbar, weit weg - für seine Tochter also auch nicht. Er hat in dieser Zeit viele Strapazen auf sich genommen, die ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, da ich nicht in der gleichen Lage bin. Dass er müde ist, zermürbt ist - gar keine Frage. Aber: kann man wirklich derartig Kommunikation so aus dem Weg gehen, wie er es gerade tut? 2 Monate lang? Nur Telefonate, die anscheinend nur weiter zermürben (weil klar man versteht sich oft falsch am Telefon) oder kurze Nachrichten?
Und was ist dann Sinn einer Partnerschaft? Wenn man sich schon in den schlechten Zeiten nicht stützen kann, alles mit sich alleine ausmacht?
Das ergibt für mich (und ich schreibe hier auch nur für mich und daher spiegelt es nur meine Meinung auf die Dinge wider) keinen Sinn.
Natürlich ist der Kranke nicht verpflichtet wie ein offenes Buch über die Krankheit zu sprechen, jeder muss da seinen Weg finden.
Aber Kooperation sollte doch möglich sein, der Kranke lebt genauso wenig auf einer Insel wie die Angehörigen. Nicht nur der Kranke muss verarbeiten, auch der Angehörige. Die nötige Sensibilität und das nötige Entgegenkommen muss bzw. sollte auf beiden Seiten vorhanden sein, zumindest in einer Partnerschaft.

Daher hoffe ich, liebe Sweetie, wie ich schon zuvor geschrieben habe, dass ihr euch entgegen kommen könnt, "auf halber Wegstrecke" (symbolisch gesprochen)

[Tinele]

Also nem Kranken Goldpuder hinterher zu werfen , daß nervt mich . Ich sehe es auch so , er hat als Kranker nicht jedes Recht menschen die ihn lieben vor den Kopf zu stossen . Besonders eine Partnerin nicht .

Ich lese das Spielchen jetzt hier schon die ganze Zeit mit und fasse es langsam nimmer . Entweder hat jemand eine Parterin , dann versucht er es mit ihr zusammmen durchzustehen . Oder er gibt sie frei und macht sein Ding lieber alleine .

Mit mir würde er so nen Hugendubel jedenfalls nicht treiben . Dann dürfte er , so wie er signalisiert ALLEINE durch den ganzen Morrast wandern , vielleicht gehts ihm dann besser . Wäre mir meine Lebenszeit zu schade für , zumal wir hier von keiner Ehe - sondern schon vorher schwierigen Partnerschaft reden .

[gilda2007]

Zitat von anjin_san

Es kann im Umkehrschluss jedoch auch nicht sein, dass wenn man das ganze erst einmal für sich verarbeiten muss, man ständig zu etwas gedrängt wird.

Wenn man innerhalb von 2 Monaten gelegentliche Telefonate als Bedrängen empfindet, dann sollte man auch als Kranker so ehrlich sein zu sagen, dass es vorbei ist. Gerade wenn wenig Zeit verbleibt, sind 2 Monate in einer liebenden Partnerschaft eine sehr -- sehr -- lange Zeit. Und wer sagt denn, dass man eine Diagnose nur in Klausur verarbeiten kann?

Das ist das erste, was einem beim Psychoonkologen "beigebracht" wird: Über Ängste zu sprechen, schweißt zusammen. Der andere hat auch Angst. Wenn man es zur gemeinsamen Angst macht, kann man daraus enorm viel Kraft schöpfen. Aber das kann man nur erfahren, wenn man sich getraut, es auszuprobieren.

[SweetieST]

Ich gebe euch vollkommen Recht

Bei dem Telefonat wo wir laut wurden hab ich ihm gesagt dass man das eigentlich persönlich macht aber dass es jetzt ein hin her ist und wir auch gerne am Telefon sagen können "es ist vorbei"

Er sagte dass dass er das nicht will aber einfach nicht weiter weiß und dass seine Tochter, seine Schwester und ich einzigen Menschen sind mit denen er überhaupt redet und die Erschöpfung nicht beschreiben kann...

Das ist es ja was ich nicht verstehe, ich mache es ihm ja schon einfach
Er könnte einfach sagen o. k. wir lassen es ... Tut es nicht

Ich werde jetzt einfach in Ruhe lassen...loslassen... So weh es auch tut

[anjin_san]

Zitat von gilda2007

Wenn man es zur gemeinsamen Angst macht, kann man daraus enorm viel Kraft schöpfen. Aber das kann man nur erfahren, wenn man sich getraut, es auszuprobieren.

Soweit zur Theorie. Ich weiß, wovon ich spreche.

Meine Aussage die du zitiert hast, bezog sich übrigens allein auf dein pauschales Statement, nicht auf die Situation von Sweetie.